Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

Ganzen. Es werden soviel Stücke, als zusammen ein ge⸗ 
wisses Gewicht haben sollen, auf die Wage gezählt; haben 
diese das richtige Gewicht, so kümmert man sich um die 
Schwere der einzelnen Stücke nicht. 
Die „justen“ d. h. richtigen Platten müssen jetzt einem 
reinigenden, verschönernden Vade übergeben werden, denn 
durch die mannigfache Bearbeitung, namentlich durch das 
wiederholte Ausglühen hat sich eine Oxydhaut auf ihrer 
Obeifläche gebildet, die ihnen ein schwärzliches Aussehen 
zibt. Ein Bad in sehr verdünnter Schwefelsäure befreit 
sie von dieser Verunstaltung. Goldplatten werden noch 
durch Absiedung in einer Auflösung von Salpeter, Kochsalz 
und Alaun schöner gefärbt. Nach dem Baden müssen die 
Platten noch einen Scheuer- und einen Trocknungs-Prozeß 
durchmachen, was in Drehtrommeln mit Hilfe von Kohlen— 
pulver oder Sägespänen geschieht. Nach nochmaligem „Ju⸗ 
stiren“ sind die Platten endlich zum, Prägen“ fertig. 
Alle bisher beschriebenen Arbeiten werden von den 
deutschen Münzstätten nur mit den Gold- und Silbermünzen 
vorgenommen; die Platten für die Nickel- und Kupfer⸗ 
munzen werden in prägfertigem Zustande von Unternehmern 
geliefert und erhalten diese also nur die Prägung in den 
staatlichen Anstalten. 
Das „Prägen“ umfaßt die Arbeiten des „Rändelns“ 
und des eigentlichen Prägens, d. h. dem Aufdrücken der 
Vorder⸗ und Rückseite, des Avers und Revers, wie es in 
der Münzsprache heißt. Geringwertige Münzen bekommen 
einen glatten, hochwertige einen gekerbten oder verzierten 
Rand oder auch, namentlich die größeren Stücke, eine Um— 
schrift. Zweck des „Rändels“ ist, etwaiges Beschneiden 
der Vünzen leichter erkennbar zu machen. Das Rändeln 
sowohl als auch das darauf folgende „Prägen“ wird mit 
Hilfe von Stempeln aus gehärtetem Stahl, in welche die 
herzustellenden Formen vertieft eingraviert sind, besorgt. 
Vorder- und Rückseite werden gleichzeitig hergestellt, indem 
die gerändelte Platte einem einmaligen augenblicklichen 
Stoße zwischen zwei Stempeln ausgesetzt wird. Die Lei— 
stungsfähigkeit einer diese Stempel bewegenden „Präge— 
maschine“ beträgt pro Minute 60 —70 Stück. 
Damit zu erkennen ist, welche Ursprungsstätte jede 
einzelne Münze hat, prägt jede der deutschen Münzwerk— 
stätten ein besonderes Zeichen mit auf. Als solche Zeichen 
werden die Buchstaben Abbis J benutzt und zwar in ihrer 
alphabetischen Reihenfolge von den nachstehend aufgezähiten 
Dtünzorten in der aufgezählten Ordnung: Berlin, Hannover, 
Frankfurt a / M., Vünchen, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, 
Darmstadt, Hamburg. 
Ernste Augenblicke. 
Wir stiegen, so erzählt ein Teilnehmer des Kampfes 
von Beaumont, von einer ansehnlichen Höhe herab, auf 
der wir im Verein mit Angehörigen des 93. Regiments 
eine Batterie im Feuer genommen hatten, um uns weiter 
gegen den Feind, der eine nene Auffstellung bei der Vor— 
stadt von Mouzon genommen hatte, zu wenden. Mein 
Bataillon, die Füsiliere des 27. Regiments, bewegte sich, 
zum größten Teile in Schützenlinie aufgelöst, nur schwacht 
zeschlossene Trupps hinter sich, zu beiden Seiten der Straße 
vor, die in grader Linie auf die genannte Vorstadt zu— 
führte. Unaufhaltsam vorwärts schreitend erreichten wir 
das Thal, rechts von uns, der 10. Compagnie die 9. links 
etwas zurück, die beiden andere Compagnien des Batallions. 
Jetzt unternimmt die feindliche Infanterie einen kräftigen 
Vorstoß; die 9. Compagnie macht Halt, der rechte Flügel— 
zjug der meinigen, in welchem ich mich befinde, schwenkt 
rechts gegen den Feind. Als wir noch kräftig auf ihn los— 
euern und ihn zum Stehen und zum Weichen bringen, er⸗ 
challt der Ruf: Kavallerie kommt! Wir machen Kehrt, 
zenn wir boten diesem neuen Feinde den Rücken — ich 
zlaube nicht, daß wir das Commando dazu abgewartet 
sJaber. — Es ist ein stattliches Regiment, welches gegen 
insere Linien ansprengt, zuerst in einer Richtung, welche 
s auf die Linien der 11. und 12. Compagnie geführt haben 
vürde, dann aber mit einer Linksschwenkung geradewegs 
uuf die meinige los. Wir stehen nicht in einer Linie, unsere 
Front ist in Folge der vorher gemachten Rechtsschwenkung 
rine hackenförmige, die Oeffnung dem herannahenden Feinde 
zugekehrt. — Wir wollen zusammenlaufen, wollen Gruppen 
zilden, denn das erschien jedem von uns als das beste, 
var es uns doch in mancher Jastruktionsstunde so gelehrt 
vorden. Doch da ertönt die Stimme unseres Hauptuanns: 
Nicht zusammenlaufen, stehen bleiben, Schießen nur auf 
Fommando! Und wie befohlen, so geschah es. Jeder von 
uns blieb festen Fußes stehen, kein Gewehr hat geknallt, 
bis das gebieterische „Feuer“ aus dem Munde des Haupi⸗ 
manus ertönte. — Als im Kreise der Kameraden nach 
beendeter Schlacht davon die Rede war, daß wir in diesen 
zefährlichen Sekunden den Besehlen unseres Vorgesetzten 
willig Folge leisteten, da kamen wir zu der Ueberzeugung, 
daß es doch nicht blos der uns eingeimpfte Gehotsam ge⸗ 
vesen war, der uns die Flinte nicht vorzeitig an die Backe 
reißen ließ, sondern auch das Vertrauen zu unserm Führer, 
der fest und ohne eine Spur von Erregung bei uns hielt. 
Der Feind stürmte, den Commandeur an der Spitze, 
mit großer Wucht auf uns los. Erst als er in größter 
Nähe war, in einer Entfernung, bei der jeder Schuß triftt, 
erscholl das Commando: „Feuer!“ Ein verheerendes Schnell- 
seuer prasselte in die Reihen der anstürmenden Kürassiere, 
denn solche waren es; ihre Reihen wurden gelichtet, ihr 
Tommandeur stürzte 15 Schritte vor unserer Front mit dem 
Pferde zusammen. Die Ueberreste der kühnen Schaar setzten 
den Anlauf fort; sie drangen in unsere Reihen, mein Haupt- 
nann mußte sich in persönlichem Zweikampf der Hiebe und 
Stiche eines Kürassier⸗Unteroffiziers erwehren, bis Schuß 
und Stich ihn von seinem Bedränger befreite. Mancher 
von uns ist überritten, mancher auch von den Pferden auf 
die Seite geworfen worden; doch hielten wir wacker Stand 
und bald sahen die Ueberreste der kühnen Reiterschaar ihr 
Heil nur in der Flucht. Wir waren von unsern Bedrängern 
befreit; das Feld vor uns und zwischen unsern Reihen war 
bedeckt mit toten und verwundeten feindlichen Reitern, an— 
dere itrten ohne Pferde auf dem Kampfplatz umher. Der 
ebenso kühne als entschlossen durchgeführte Angriff hatte 
dem Feinde 11 Oifiziere, über 100 Mann und seine noch 
Irößere Anzahl Pferde gekostet. Meine Compagnie hatte 
derhältnismäßig wenig gelitten, es hatten wohl viele von 
uns Schrammen und Beulen davongetragen, doch waren 
nur wenige derart veiletzt, daß sie für den ferneren Kampf 
infähig geworden. 
Den armen Käürassieren, deren Angriff an der Kalt— 
blütigkeit unsers Hauptmanns und an unserm Schnellfeuer 
zescheitert war, hat es auf der Flucht noch schlecht ergangen, 
was ich allerdings erst später ersuhr, — Ihr Rückzug führte 
sie an die Maas; sie wollten dieselbe auf der Brücke bei 
Mouzon überschreiten, doch war diese und der zu ihr füh— 
rende Weg mit Geschützen und Wagen verstopft, so daß 
aur wenige auf diesem Wege in Sicherheit gelangen konnten. 
Andere warfen sich mit ihren Pferden in den Fluß, um das 
jenseitige Ufer zu erreichen, wobei aber viele den Tod fanden
	        
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