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die Krankheit des Kindes eine länger dauernde, so ist selbst-
verständlich eine einzelne Person nicht im Stande, allen
Anforderungen, welche an sie herantreten werden, auf längere
Zeit zu genügen: es muß deshalb baldigst dafür Sorge
getragen werden, daß eine zweite Pflegerin vorhanden sei,
welche in bestimmter Ordnung mit der ersteren wechselt.
Das Krankenzimmer muß hell und geräumig, leicht
heizbar und bequem zu lüften sein. Es darf nur die aller—
notwendigsten Gegenstände enthalten, da überflüssige Kleider
und Möbel nur die Träger von Staub und giftigen Keimen
sind. Außer der Pflegerin, welche nur wachend am
Krankenbette sitzen soll, darf niemand anderes in dem
Krankenzimmer sich dauernd aufhalten, am allerwenigsten
darin schlafen. Das so beliebte Anfwaschen des Zimmer—
bodens ist durchaus verwerflich, es genügt vollkommen, mit
einem angefeuchteten Lappen den Staub auf dem Boden
täglich einmal aufzunehmen.
Die Stellung des Krankenbettes muß derart sein, daß
das Gesicht des Kindes nicht dauernd dem hellen Lichte
zugewandt ist, daß es nicht von der Zugluft getroffen wird,
welche durch Fenster und Thüren einströmt; auch muß es
möglich sein, von allen Seiten bequem den kleinen Patienten
erreichen zu können.
Die Medikamente und die Krankenkost sind nur nach
den Vorschriften des Arztes zu reichen, dessen Anordnungen
auch in allen anderen Dingen, auf das gewissenhafteste Folge
zu leisten ist.
Des Waldes Unterhaltung.
Von F. Schenk?
— Nachdrud verboten.
Sei gegrüßt du lauschiger Wald mit deinem kühlenden
Schatten, dem erquickenden harzigen Dufte deiner Nadel—
häume, dem geheimnisvollen Rauschen der Blätter! Wie
gerne suche ich deine Einsamkeit auf, zu ruhen im weichen
Meoose und zu lauschen dem Geflüster der Bäume. Ja,
wer deine Sprache versteht, du schöner Wald, der vernimmt
gar manches Lehrreiche; drum zieht es mich oft hinaus in
den Wald, der hoch hinansteigt und sich dann wieder sanft
senkt zum rauschenden Bergbach, welcher in der Ebene seinen
Berglermut abkühlt und — mir kommt es wie Heimweh
vor — traurig dahinfließt, bis ein mächtigerer Bruder ihn
aufnirimt, wie so viele seiner Gefährten aus den schönen
Bergen.
Da wandle ich im Schatten altersgrauer Eichen, stäm—
miger Buchen, statilicher Ahornbäume, rotschaftiger Fichten,
schlanker Tannen, zitternder Birken und bdiegsamer Weiden.
Auf einem moosgepolsterten Baumstrunk sitzend, vernehme
ich bald das Gepiauder der Bäume, ich verstehe ihre Sprache
und will dir nun erzählen, lieber Leser, was ich jüngst
»ernommen habe:
Eine Eiche, deren Stamm von der Fäulnis des Kerns
schon stark ausgehöhlt war, deren Aeste jene ihrer Nach—
darin, einer stattlichen Buche, seitwärts gedrängt hatten
ind welche sich bewußt war, daß sich die Augen menschlicher
Holzwürmer mit keinem besonderen Interesse auf sie rich—
keten, — blähte sich auf und sprach zur Buche:
„Also, dein Todesurteil hat der Waldaufseher gesprochen.
Es thut mir wahrlich leid, wenn ich sehen muß, wie man
die Säge an deinen Stamm ansetzt und wenn du kraftlos
zusammenstürzen wirst. Ich bitte mir nur Schonung meiner
Aeste aus, denn von diesen hat der schwächste mehr Wert,
als du mit Stamm und Zugehör.“
„O,“ rief die Buche beleidigt. „Nur nicht gar so
hochmütig, alte Matrone mit dem faulen Leibe! Vor hun⸗
dert Jahren hättest du eine solche Sprache führen können,
als ich noch gar jung war; doch jetzt ist Uebermut nicht
mehr am Platze, wo nur deine Rinde noch zu Gerberlohe
paßt, die Aeste aber höchstens zu gewöhnlichem Werkholze
brauchbar sind. Als Brennholz mag dich niemand, du
brennst ja zu schlecht und erlischt gar bald.“
„Brr!“ knuurte einer der dickeren Eichenäste, fiel aber
gleich darauf, weil er auch kernfaul war, nieder auf einige
größere Wurzeln der Buche.
„Flegel!“ rief diese. „Da siehst du, daß ich recht habe,
alles ist faul an dir und ich fürchte beim Umstürzen werde
ich alle deine Aeste mitnehmen, dann kannst du dich brüsten!“
„Ruhig, nicht gestritten!“ rief die Nachbarin eine
schlanke Rottanne von nahezu 80 Jahren. ‚Bedenke, liebe
Buche, wenn wir schon so alt wären, wie die Eiche, dann
ginge es uns auch nicht besser.“
„Von dem ist nicht die Rede,“ meinte die Buche, „sie
soll nur nicht mehr hochmütig auf uns herübersehen und
sich brüsten.“
„Das darfst du den Eichen nicht verübeln,“ beruhigte
eine andere Nachbarin, eine kerzengerade, siebzigjährige
Weißtanne. „Man nennt ja die Eiche „den deutschen
Baum“ und sagt stolz: der deutsche Eichenwald. Dazu
sommt, daß die Wiege des großen Kaisers Karolus aus
Eichenholz gezimmert war, daß die Germanen unter Eichen⸗
bäumen Gericht hielten und daß das Holz jüngerer Eichen
von altersher zu Hausmöbeln sehr beliebt ist.“
„Das kann ich von mir auch sagen!“ schrie ein kräf—
tiger Ahornbaum in der Nähe. „Mein Holz, das so aus⸗
gezeichnet schön und weiß ist, findet ihr im Palaste, wie
in der Bauernhütte. Auf keinem Tische mundet das Mahl
so köstlich, als auf dem reinlichen Ahorntische.“
„Vergeßt nur die Linde nicht!“ rief eine solche von
der Höhe herab. „Ich bin ein geweihter Baum, denn aus
meinem Holze schnitzt der Künstler die Heiligen-Figuren in
den Kirchen.“
„O!“ schrieen Eiche und Fichte, Tanne und Ahorn.
„Da sind wir auch dabei. Jede von uns wird bei Aus—⸗
schmückung der Gotteshäuser verwendet.“
„Und ich bin eigentlich die Hauptsache,“ rief die Fichte.
„Aus mir fertigt man in der Regel die Gestelle, ihr werdet
nur als Furnieren aufgeleimt!“
„Das ist wahr!“ polterte die Eiche und ein paar
Aeste fielen zu Füßen der Buche. ‚Von ganzem Eichen⸗
holze wurden und werden noch Altäre, Kanzeln, Beicht⸗
stühle, Schränke u. d. gl. hergestellt. Ich habe ewige Dauer.“
„Wenn dich nicht der Wurm zerstört!“ spöttelte eine
in der Nähe des Baches stehende junge Esche und schüttelte
vor Lachen ihr frisches Laub.
‚Junger Naseweiß da drunten,“ rief entrüstet die
Eiche, „mische dich nicht in die Unterhaltung alter Bäume.“
Darauf warf sie einen ihrer faulen Aeste auf die Esche
hinab, daß die Blätter auseinander stoben und die jungen
Aeste brachen. — Die Esche weinte vor Schmerz, denn
auch ihre Rinde war etwas beschädigt worden und sie fürch—
tete nun ratlos zu werden. Hatte sie ja doch von Vorüber⸗
gehenden gehört, daß ihr Stamm für einen Hofwagenfa—
brikanten aufbewahrt werden sollte.
„Weine nicht, Nachbarin!“ beruhigte eine schöne Maser⸗
birke. „Die Alte da droben bläst schon auf dem letzten
Ldoche. Lasse nur die Herbststürme kommen, die machen ihr
schon den Garaus, dann haben wir Ruhe. Nur soll sie
beim Umstürzen uns nicht beschädigen, denn auch mein
Holz hat Wert für Tischler, Wagner und Drechsler.“