XVLMII. Zahrgang.
Ar. 5.
H gmanng Lebn
Saarbrücken,
den 3. Februar 1888.
—8
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Vergleute.
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Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Erpedition in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen.
Preis für das Vierteljahr bei der Erpedition 30 Mpfg., durch die Poflanftalten oder durch die besondern Boten bezogen 40 Mupfsg.
Der Abonnementsvreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen.
Amtliches.
Der Obersteiger des Steinkohlenbergwerks Sulzbach Michael
Becker tritt in Ruhestand.
Mit der Wahrnehmung der Obersteigergeschäfte auf dem
Steinkohlenbergwerk Sulzbach ist der seitherige Fahrsteiger Rudolf
Broß von Heinitz betraäut worden.
Wie unser Geld gemacht wird.
Manchem Leser würde es höchst wahrscheinlich lieber
sein, wenn ihn die Ueberschrift hoffen ließ, eine Belehrung
darüber zu erhalten, wo und wie Geld zu gewinnen, auf
welche Weise das in seinem Besitz befindliche an ihn un—
rennbar zu fesseln wäre — das Recept möge er selber
‚usammeustellen und damit Handel treiben und er wird zu
ungezählten Reichtümern gelangen! —
Die Metalle, welche das deutsche Reich zur Herstellung
eines Geldes verwendet, sind bekanntlich: Gold, Silber,
Nickel und Kupfer. Zu Gold- und Silbermünzen verwen—
det man aber nicht die reinen Metalle, sondern setzt die—
elben, um der Münze größere Härte zu geben, mit Kupfer
usammen in einem durch Gesetz bestimmten Verhältnis.
Jede unserer Gold- und Silbermünzen enthält 2000 400 ihres
Bewichts edles Metall, 10017000 ist Kupfer. Jede Nickel-
münze enthält nur 26100 des Metalls, nachdem sie benaunt
ist, 18/100 ist Kupfer.
Ein silbernes 8 Markstück z. B. wiegt 27,77 g, hier—
anter sind 25 8 Silber, 2,77 g Kupfer; dasselbe Verhält—
aiß findet sich bei allen unseren Silber⸗ und Goldmünzen.
Die Aufgabe der Münzkunst ist es, Legirungen herzu—
stellen, welche genau das vom Gesettz festgestellte Verhaältnis
von Edelmetall und Zuschlag haben, daraus Stücke zu
sormen, welche genau das gleiche Gewicht und den gleichen
vehalt an Edelmetall besitzen und diese Stücke mit einer
Prägung zu versehen, weiche die Nachahmung durch Fäl—
cher in möglichst hohem Grade erschwert.
Verfolgen wir uun die einzelnen Wandelungen, welche
zas Rohmaterial durchzumachen hat, ehe es ais rundes,
8 Geld den Weg in die Taschen der Staatsbürger
indet.
Zunächst muß der Gehalt an Edelmetall der der Münz⸗
verkftätte überwiesenen Rohmaterialien festgestellt werden.
Diese sind Gold- oder Silberbarren, wie sie von den Fund⸗
lätten aus in den Handel gebracht werden, fremdigsdüche
oder einheimische wieder eingezogene Münzen oder auch
Beräte aus Edelmetall. Reines Gold und Silber gibt es
im Handel nicht; es sind denselben immer einige Tausend—
stel fremde Metalle, Silder, Blei, Kupfer u. s. w. beige⸗
mischt. Enthält ein Silberbarren Gold und wären es auch
nur zwei Taufendstel seines Gewichts, so wird er zunächst
der Scheide-Austalt übergeben, deren Aufgabe es ist, das
Bold zu gewinnen. Wenn der Feingehalt der Rohmate—
rialien durch die „Münzwardeine“ festgestellt ist, werden
aus denselben und Kupfer in dem vom Gesetz vorgeschrie—
denen Verhältniß sogenannte Schmelzen zusammengesiellt,
die, nachdem die Richtigkeit der Zusammenstellung mehrfach
zeprüft ist, in die Schmelzwerkstatt wandern.
Das Einschmelzen geschieht in Tiegeln von Graphit iu
Defen aus feuerfesten Steinen, welche mit Koks oder Kohlen
zeheizt werden. Nachdem das Schmelzgefäß glühend ge—
vorden, wird das Metall eingelegt und mit fortschreitender
Schmelzung solches nachgefüllt. Wenn die Schmeizung er⸗
olgt ist, wird die flüssige Masse mit eisernen Staͤben gut
zurch gearbeitet. Ist jetzt die Richtigkeit der Legirung an
iner Probe durch den Münzwardein nochmals festgesiellt,
vird zum Gießen der „Zaine“ geschritten. Dies sind 30
»is 60 em lange, 4 bis 5 um dicke Metallstreifen von
derjenigen Breite, welche dem Durchmesser der daraus zu
prägenden Münze entspricht. Diese in eisernen Formen
jergestellten ‚Zaine“ werden der Streckanstalt überantwortet,
ia welcher dieselben durch besondere Walzwerke bis zut
Dicke der betreffenden Münzsorte „gestreckt“ werden. Dies
Strecken der Zaine erfolgt erst, nachdem dieselben erkaltet
ind; nach je 2 bis 3 maligem Durchgehen durch die Wal—
zen müssen sie aber wieder ausgeglüht werden, sonst werden
sie zu hart und dehnen sich nicht mehr aus. Die auf die
zewünschte Dicke gewalzten Zaine werden in bestimmte
Längen geschnitten.
Aus den Zainen schneidet man mittelst Maschinenkraft
die runden Pliatten der herzustellenden Münzsorten heraus;
die hierbei übrig bleibenden durchlöcherten Metallstreifen
und alle Abfalle werden sorgfältig gesammelt, um später
vieder eingeschmolzen zu werden. Die runden Platten wan—
dern in den „Justirsaal,“ um hier auf das Gewicht geprüft
zu werden; zu schwere werden abgehobelt, die zu leichten
zum Wieder⸗-Einschmelzen zurückgelegt. Doch prüft man
nur die für große Münzen bestimmten Platten bis zum
50 Pfennigstück herab einzeln. die kleineren dagegen im