Aus den Milchkuranstalten erhält in an die Milch in
eigens zu diesem Zwecke hergestellten verschlossenen Glas—
Jaschen, welche allen andern Gefäßen vorzuziehen sind.
. Vor der Verabreichung ist die Much in ebenfalls
sorgfältig gereinigten Gefäßen abzukochen. Um etwaige
ranke Keime in derselben abzutödten, genügt es nicht, die
Milch nur einmal aufkochen zu lassen, sondern sie muß
längere Zeit hindurch (mindestens eine halbe Stunde lang)
ohne daß sie überschäumt, kochen. — Derjenige, welchem es
die Geldverhältnisse gestatten, verschaffe sich einen eigens
zu diesem Zwecke hergestellten Milchkoch-Apparat, wie sie in
allen Städten jetzt kaͤuflich sind.
Es versteht sich von selbst, daß bei der Verabfolgung
auch dieser Nahrung ebenfalls, ja wo möglich noch strenger,
die peinlichste Ordnung in der Reihenfolge der WMahlzeiten
ringehalten werde.
(Fortsetzung folgt.)
Als Schreibstoff zu Briefen
wird in der Jetztzeit fast allgemein das Papier verwendet.
Nur in einigen Gegenden ist daneben noch heute die Be—
nutzung anderer Schreibstoffe gebräuchlich. So wird bei⸗
spieleweise im Innern des Britisch-Indischen Kaiserreichs
nach vielfach das Palmblatt an Stelle des Schreibpapieres
in Verwendung genommen, und die Indische Postverwaltung
hat sich sogar genötigt gesehen, auf Palmblätter geschriebene
Briefe zur Beförderung zuzulassen. Weniger bekannt als
die Benutzung des Palmbolattes als Briesschreibstoff ist die
gleichartige Verwendung des Bambusrohrs, wie sie sich bei
den Eingeborenen der Sunda-Inseln findet. Einige Exem—
plare von Bambusrohrbriefen, welche von der Insel Su—
matra stammen, befinden sich seit kurzem in den Samm⸗
lungen des Reichs-Postmuseums in Berlin; dieselben sind
das Geschenk eines Deutschen, welcher seit Jahren als Ver—
walter einer Plantage bei Delhi an der Nordostküste von
Sumatra ansässig ist. Die Schrift auf dem Bambusrohr
ist, wie wir dem neuesten ‚Archiv für Post und Telegraphie“
entnehmen, in der Weise hergestellt, daß die Buchstaben mit
einem spitzen Instrument, einer Urt Griffel, in die äußere
Rohrschicht des Rohres eingeritzt sind. Da das Bambus—
rohr durch Trocknen hart wie Stein wird, und die Schale
desselben sich nicht leicht ablöst, so ist die Schrift auf dem
Rohr ziemlich haltbar. Zwei der im Post-Museum befind⸗
lichen Exemplare dieser Briefgattung sind sogenannte Droh—
briefe. Die Eingeborenen auf Sumatra sind besonders
zegen fremde Ansiedler äußerst mißtrauisch. Wenn sie sich
von denselben im Handel, bei geleisteten Diensten ꝛc. über—
dorteilt wähnen, so nimmt der Benachteiligte zumeist seine
Zuflucht zu Gewaltmitteln, zu feindlichen Ungriffen, Ueber⸗
fallen und Brandstiftung. Bevor jedoch die Eingeborenen
zu solchen Gewaltmitteln schreiten, pflegen sie dem Be—
drohten einige Toge vorher einen Drohbrief, in der Landes⸗
prache „Mussabringan“ genannt, zuzufertigen, den sie nachts
an einer in die Augen fallenden Stelle des Besitztums des
Bedrohten aufbängen, und in welchem sie ihre Forderungen
auseinandersetzen und bei Nichtbezahlung binnen dreier
Cage Mord und Sengen in Aussicht stellen. Interessant
ist die Fassung der beiden vorerwähnten Drohbriefe, welche
ein Streiflicht auf den Charakter und Kulturzustand jener
Stämme wirft. Der im Dialekt der Toha-Battaks, einem
auf der Hochebene der Insel Sumatra wohnenden Stamme,
geschriebene Drohbrief lautet in deutscher Uebersetzung wie
folgt: „Wenn der Herr mir nicht die Dollars für Reis,
die Dollars für Scheuernbauen. die Doslars fürs Wald—⸗
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roden zahlt, so werde ich morden und brennen. Fünf
Jahre sind verflossen und ich habe meinen Lohn nicht em—
ofangen. Wenn ich jetzt nicht alles erhalte, werde ich
morden und brennen, auch bei dem Fürsten der Berge mich
deklagen, und im Walde und im hohen Grase verbergen.
So spricht Simuteh. Der im Dialekt der Karru⸗Battaks
zeschriebene Drohbrief lautet zu deutsch folgendermaßen:
„Wenn Siblang mir nicht meinen Lohn für den Reis be—
zahlt, so spricht Sigombang zu Sieblang, so werde ich seine
Scheuern in Brand setzen, spricht Sigombang.“ Der ietzte
Brief namentlich ist in der That kurz und bündig, und es
ist bezeichnend, in welch' unzweideutiger Weise auch die
iußere Form der Drohbriefe, welche mit Abbildungen von
Lunten und Spießen versehen sind, schon auf ihren recht
ernst gemeinten Inhalt schließen läßt. (Berl. Börsen⸗Ztg.)
Bilder aus Berlins Umgegend.
— Nachdruck verboten.
Schluß.)
Wie bedeutend der Ertrag an Obst auf Werder ist,
geht daraus hervor, daß sich die Werderaner veranlaßt ge⸗
ehen haben, einen eigenen Dampfer auf gemeinschaftliche
Kosten anzuschaffen, um durch ihn meist dreimal in jeder
Woche der Erntezeit auf zwei Schleppkähnen die Erträg⸗
nisse ihres Bodens und ihres Fleißes auf der Havel nach
Berlin schleppen zu lassen. Lebhafte Bewegung entwickelt
sich im Ort, wenn ein Böllerschuß das in Sicht⸗-kommen
des Obstdampfers verkündet. Auf Karren und Wagen,
mit Pferden, Kühen, Hunden oder Menschen bespannt, wird
das in kleine hölzerne Gefäße verpackte Obst herbeige—
chleppt; alles strebt nach der Sandungsbrücke, wo viele
Hände emsig beschäftigt sind, die herangebrachten Schätze
— bei guten Ernten sind es mehrere Tausend Tienen —
zu verladen und die Anteile jedes einzelnen Lieferanten
sorgfältig zu verbuchen. Eile thut not, denn soll der
Dampfer des anderen Morgens bei Zeiten in Berlin sein,
nuß vor Eintritt der Dunkelheit von Werder abgefahren
verden. Die Frauen der Werderaner begleiten die auf⸗
gjestapelten Schätze nach Berlin; mit Mundvorrat und einem
Stück Bettzeng für die Nachtruhe versehen, quartieren sie
ich auf dem Dampfer ein, bei gutem Wetter auf Deck, bei
schlechtem in der Kajüte. In den frühen Morgensiunden
des andern Tages langt der Dampfer in Berlin au; an
der Friedrichsbrücke, dem Börsenplatz für den Obsthandel,
entwickelt sich lebhaftes Geschäft; bald sind die duftenden
Erzeugnisse Werders von den Berliner Händlern nach allen
Teilen der Stadt entführt und noch ehe die große Mehr—⸗
zahl der Berliner sich aus den Federn geschält, kehren die
Werderanerinnen mit wohlgefüllten Taschen nach ihrer lieb—
ichen Insel⸗Heimat zurück.
Nicht uninteressant ist ein Blick auf die Vergangenheit
dieser Obstkammer Berlins. Bis ins achtzehnte Jahrhundert
hinein war Werder ein unbedeutender Flecken, bewohnt von
venigen, meist in recht ärmlichen Verhältnissen lebenden
Ackerbürgern, die von dem Geeignetsein ihres Grund und
Bodens für die Opbstkultur keinerlei Ahnung hatten. Der
Ort kam erst zu einigem Wohlstand, als in den zwanziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts König Friedrich Wilhelm J.
eine Erweiterung und Neugestaltung seiner zweiten Residenz
Petsdam vornahm. Bei dem großen Bedarf an Bau—
material entstanden auf der Werderschen Feldmark die ersten
Ziegelbrennereien; hierdurch wurde der Grundstein zu einer
Industrie gelegt, die sich nicht blos bis heute erhalten,
sondern sich auch infolge der gewaltigen Bauthätigkeit Berliné