Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

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weite des Försters waren, blieb Knopf stehen und flüsterte 
leise seinem Genossen zu: 
„Was mag den verfluchten Grünrock zu so früher 
Stunde in den Wald locken? Ob er auch wohl von der 
Beschichte wissen wird? Was meinst Du, Gregor?“ 
„Das glaube ich nicht“, entgegnete dieser, „er ist mir 
schon öfters zu dieser Stunde in die Quere gekommen.“ 
„Der Kuckuck hole alle diese Kerle“, fuhr indessen Knopf 
fort, ohne auf die Antwort seines Kameraden zu achten. 
„Wie leicht kann es sein, daß er auch dem Freitag begegnet!“ 
„O, für den habe ich keine Sorge“, lachte Knopf, 
,der ist schlauer als die ganze Bande zusammen.“ 
„Hast Recht““ meinte Gregor, „aber es fuchst mich doch, 
daß unser Schlupfwinkel verraten ist.“ 
„Mich auch“, sprach Knopf, „und ich gäbe etwas drum, 
wenn wir dem Grafensteiner zu guterletzt noch einen Streich 
spielen könnten.“ 
„Bin auch dabei;“ meinte Gregor, „was aber soll 
geschehen?“ 
„Ich hab's“, sagte plötzlich Knopf, „ich hab's! 
Romm mit.“ 
Wohin?“ 
„Ins Arsenal zurück!“ antwortete Knopf. 
Gregor war gewöhnt, sich stets dem überlegeneren 
Nameraden zu fügen und bald standen die beiden wieder 
an dem verborgenen Eingang der Höhle. Als Knopf den 
Stein zur Seite gelegt hatte, krochen sie in den Raum, wie 
sie es schon seit Jahren gethan hatten; sie verschlossen mit 
dem Gegenstein das Loch von innen und traten in den 
breiteren Raum, in welchem sie die kleinen Handlaternen 
auf den Boden stellten. „So,“ sprach Knopf, „hier wären 
wir vor dem Teufel sicher, wenn es keine Verräter gäbe. 
Aber wartet nur, ihr Lumpen, ich will Euch zuletzt noch 
eine Freude bereiten“ Mit diesen Worten reichte er 
Bregor eine Schachtel mit Zündhölzer und sagte: „Schneide 
porsichtig die Zündmasse ab.“ Dieser that, wie ihm ge— 
heißen wurde, und sah neugierig dem Beginnen des Ge⸗ 
nossen zu. Der öffnet mit der Klinge seines Messers einen 
Behälter in der Felswand, der nur für Eingeweihte kaum 
demerkbar sein konnte und hob einen Kasten heraus, der 
teils mit bloßem Pulver und teils mit fertigen Patronen 
aller Art gefüllt war. Mit diesem Kasten trat Knopf in 
die zweite, die Hauptabteilung des UArsenals und streute 
dessen ganzen Inhalt rings umher, nachdem er die festen 
Patronen zu einem Klumpen in einem Felsvorsprung unter⸗ 
gebracht und eine bei der Sprengarbeit gestohlene Dynamit⸗ 
datrone hingefügt hatte. 
„Wie weit bist Du mit Deiner Kopfabschneiderei?“ 
frug er nun den erstaunt zuschauenden Genossen und dieser 
deuteise auf ein Häufchen abgeschnittener Zündholzköpfe. 
Enopf nahm dieselben und streute sie über das ausgebreitete 
Pulver aus, bis der ganze Vorrat erschöpft war. 
‚„Jetzt können wir gehen, Gregor“, sprach Knopf mit 
voller Befriedigung, und wenn unsere Gegner nicht auf 
Kuchenteig in die „Gute Stube“ kommen, dann holt sie der 
Tenfel allegar! Nun fort zum letzten mal!“ Wie die 
Schmuggler gekommen, so gingen sie auch wieder gemeinsam 
ihre dunklen Wege, ohne irgend jemand zu begegnen. 
Ich wollte“ sagte Gregor, „ich hätte keinen Teil an 
Deinem Unternehmen genommen, die Geschichte kann am 
Ende doch gefährlich werden.“ 
„Sei keine Memme, Pfropfenzieher“, erwiderte Knopf, 
‚was liegt daran, wenn ein Paar Grünröcke etwas früher 
zur Hölle fahren!“ 
Während dies in und bei der Höhle sich zutrug, fuhr 
Freitag ruhig auf der Hauptstraße durch den Wald weiter. 
Plötzlich hörte er Pferdegetrapp hinter sich und sah einen 
mit zwei Laternen versehenen Wagen herankommen. Der 
Kutscher knallte und als sich die beiden gegenüber waren, 
erkannten sich beim hellen Lichtschein Vater und Sohn; 
der Herangekommene war niemand anders, als Anton, der 
Kutscher des Barons mit einem leeren Jagdwagen. 
„Wohin, Anton?“ frug Freitag. 
Nach dem Sandhof, auf dem heute großes Rendezvous 
bieler geladenen Gäste ist“, antwortete Anton. 
„So, so“, entgegnete Freitag nachdenklich, „also viele 
Eingeladenen treffen da heute zusammen. Union, soll das 
vielleicht mit dem verratenen Arsenal zusammenhängen?“ 
„Weiß es nicht, möglich wäre es aber doch“, entgeg⸗ 
nete der Sohn. 
„Anton“, sprach hierauf der alte Freitag, „die Sache 
kann am Ende doch noch bedenklich werden. meinst Du 
nicht auch ꝰ“ 
„Wie so bedenklich? Laß sie nur in die Höhle gehen; 
die Schwarzen werden schon ein anderes Versteck finden! 
Ihre Waffen müssen sie allerdings im Stich lassen.“ 
„Mit nichten Anton“, entgegnete lachend der alte 
Freitag, „ich habe sie hier auf dem Wagen versteckt, um sie 
dem Wackenmüller zuzuführen.“ 
„Was sagst Du, Vater?“ frug Anton überrascht. Und 
der erstere erzählte kurz dem Sohn, wie es sich zugetragen. 
„Vater, Du kannst dadurch leicht in Mißlichkeiten 
kommen. Ich hätte das nicht gethan“, sagte Anton. Ist 
es viel Zeug, was Du auf dem Wagen hast?“ 
„Nein, ein Leinenbündel, in dem sich mehrere zer— 
legte kurze Flinten befinden.“ 
„Wenn sie leicht von Deinem Wagen abzuladen sind, so 
gib mir den Plunder her; ich fahre an der Mühle an und 
gebe ihn dem Müller. Im Wagen des Barons Greifen⸗ 
stein ahnt niemand die Schmugglerwaffen.“ 
Dem Alten leuchtete das ein und in wenigen Minuten 
war die Sache gemacht. Dem Einen war die Brust von 
einer Sorge befreit und der Andere fuhr sorgenlos weiter. 
Daß Anton Recht gehabt hat, daß für seinen Vater Ge— 
fahr bei dem Unternehmen verbunden war, das werden wir 
bald erfahren. (Fortsetzung folgt.) 
Allerlei. 
Abgeführt. Stutzer (zum andern): „Sieh man 
was das Mädel für einen feuerroten Rock anhat. Wenn 
die ein Ochse sieht, dann wird er wild.“ — Spreewälderin. 
(sich umwendend): „Und das sagen Sie io ruhig!“ 
Auflösung des Rätsels in voriger Nummer: 
Ton — Noft. 
Marktpreise am 20. Oktober 1888. 
zu Saarbrücken. zu St. Johaun— 
Mark Pig. Mark Pfæ. 
50 nk 40 
7 80 
2 — 
2 40 
— 80 
— 50 
100 Kilo Kartoffeln .. 
1 Kilo Butter 
1 Dutzend Cier 
von 
bis 
von 
bis 2 
von 
his 
Drucker und Verleger: Gebrüder Ho fer in Saarbrücken. (Expedition der Saarbrücker Zeitung) 
Nerantwmortlicher Redaefteur Waaoner in Saarbrücken
	        
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