XVIII. Jahrgang.
Nr. 42.
Saarbrücken,
den 19. Oktober 1888.)
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Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute.
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Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expeditidn in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiestgen Gruben und
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen.
Preis für das Vierteljahr bei der Erpeditidn 80 Mpfg, durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 40 Mpfs.
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats au berichtigen.
Amtliches.
Versetzt sind:
der Steiger Peter David von dem Steinkohlenbergwerke
Tudweiler nach dem Steinkohlenbergwerke Friedrichsthal
and der Steiger Nikolaus Hellbrück von letzterem nach
ersterem Bergwerke.
neber die Pflege kleiner Kinder im gesunden und
kranken Zuflande.
2 Nachdrud verboten.
Infolge der großartigen Fortschritte der wissenschaft⸗
lichen Heiltunde ist man zur Ueberzeugung gelangt, daß die
Gesundheitspflege die beste Waffe ist, mit welcher man die
GBefahren belämpft, welche dem menschlichen Körper von
allen Seiten drohen.
Es wird durch Wort und Schrift vieles gethan, um
die Grundsätze der Gesundheitslehre (Hygieine) unter allen
Schichten des Volkes auszubreiten und man sollte glauben,
daß die Resultate hiervon besser seien. Jedoch trotz aller
Bemühungen, sowohl des Staates, als vieler Einzelner
zeigt die Statistik, daß die Prozentsätze der Erkranlungs-
ind Sterbefälle bei weitem höher sind, als man erwarten
tollte. Insbesondere ist die Sterblichkeit der Kinder in den
frühesten Lebensjahren noch immer sehr groß.
Welches aber ist die Ursache, daß trotz der über⸗
raschenden Fortschritte, welche die Wissenschaft von Tag zu
Tag macht, trotz der großen Opfer und Mühen, welche die
ttaatlichen und privaten Kräfte aufwenden, ein solches Miß—
oerhältnis besteht?
Hauptsächlich sind es von alten Zeiten überkommene
Gewohnheiten und Gebräuche, welche so festgewurzelt sind,
daß man trotz überzeugender Belehrung und in die Augen
springender Veweise nichts dagegen vermag; es sind Vor⸗
urteile, welche in der Phantasie der Mutter und Pflegerin
jegliche Vernunftgründe unterdrücken.
Wie viele Kinder gehen frühzeitig zu Grunde oder
entwickeln sich zu blutarmen, widerstandslosen Menschen,
weil schon vom ersten Augenblicke der Geburt an alles
mögliche gethan wird, aber nur nicht die allereinfachsten
Grundsätze der rationellen Gesundheitspflege befolgt werden.
Anstatt Reinlichkeit, Ordnung, gute Luft als die Haupt⸗
dinge zu betrachten, welche bei der Pflege des Kindes zu
berücksichtigen sind, bringt jede Nachbarin einen Rat, dessen
Befolgung gegen jene Punkte verstößt; anstatt der freien
Beweglichkeit des Neugeborenen Raum zu geben, wird das
arme Geschöpf sörmlich in Fesseln gelegt, so daß es kaum
zu atmen vermag; anftatt dem Kinde die ihm gebührende
Nahrung, die Mutterbrust alsbald zu reichen, werden dem⸗
selben süher Thee und Zuckerwasser eingeflößt, welches keinen
andern Erfolg hat, als daß der Magen des Kindes krank
wird, der Appelit sofort darnieder liegt und man alsdann
nicht begreift, warum das Kind nachher an der Brust nicht
jaugen will oder kann.
Die vernunftgemäße Behandlung und Pflege des Neu—
zeborenen kostet zwar viel Mühe und Aufmerksamkeit, allein
sie ist so einfach und leicht auszuführen, datz nur das
Nichtsthun, d. h. nichts unnötiges thun am Platze
ist. Je einfacher der Behandlungsapparat, desto besser,
und ich möchte behaupten, daß bei der Pflege der Neu—
Jeborenen mehr Thätigkeits- als Unterlafsungssünden be—
zangen werden.
Unter allen Geschöpfen ist der Mensch nach der Ge⸗
hurt das hülfebedürftigste. Nackt und ohne sich selbständig
bewegen und erhalten zu können wird das Kind aus dem
schützenden Leibe der Mutter in das rauhe Dasein gestoßen.
Die Mutterliebe ist es alsdann, welche sich des aller Fähig-
keit baren Geschöpfes sorglich annimmt und es mit auf—
opfernder Mühe und Vorsicht erzieht, damit es zu einem
zesunden und tauglichen Gliede der menschlichen Gesellschaft
Jeranwachse.
Dasjenige, welches die Pflege des eben geborenen
sindes etsorderlich macht, erkennt man aus dem plötzlichen
Mangel, welcher ihm durch sein Ausgestoßenwerden aus dem
Mutterleibe erwächst. Hier war es in gleichmäßige Wärme
zehüllt, genährt durch das mütterliche Blut, welches ihm
jurch innere Organe zugeführt und auch den zur Atmung
notwendigen Sauerstoff übermittelte.
Mit dem Momente der Geburt muß das Kind atmen
und dem Körper die notwendige Nahrung zugefühtt werden.
Der nackte Körper, welcher in die kühle Außentemperatur
zesetzt wird, muß gegen die ungewohnte Kälte geschützt
verden. Lautes Schreien zeigt der Umgebung sogleich die
geforderten Bedürfnisse an.
Sobald das Kind von der dazu berufenen sachverstän⸗
digen Person von dem mütterlichen Körper abgetrennt ist,
wird dasselbe zuerst gebadet. Ein Kind mag noch so ge⸗
sjund und gut entwickelt sein, eine käsige schmierige Masse
lagert nach der Gehurt auf der Obherfläche seines Körvers