Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

des älteren Mannes hatte sie aus ihren Träumereien auf⸗— 
geschreckt. Der alte Mann hatte kaum das junge Paar er— 
hlickt, als ein finsteres, fast unheimliches Lächeln über sein 
Antlitz zuckte. Es war ein mittelgroßer, hagerer Mann, das 
schon etwas ergraute, aschfarbene Haar hing ihm tief in die 
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stige Beschränktheit schließende Gesicht noch ausdrucksloser. 
Die kleinen Augen ruhten müde und schläfrig in ihren 
Höhlen und der vorn übergebeugte Kopf, die schlaffen her⸗ 
anterhängenden Lippen ließen auf einen Charakter schließen, 
dem alle Willenskraft fehle. Und doch, als er jetzt seinem 
Begleiter krampfhaft die Hand drückte, als müsse er Jemand 
haben, an dem er sich festhalten könne, war dieser Griff 
so kräftig, daß der Begleiter kaum einen lauten Aufschrei 
zu unterdrücken vermochte. Der alte Mann trat jetzt hastig 
näher und legte leicht die Hand auf Mariens Schulter. 
„Ich will doch versuchen, Deiner Liebe ein Ende zu 
machen!“ sagte er höhnisch. Obwohl der alte Mann die 
Hand nur leise auf die Schulter Mariens gelegt hatte, schien 
sie von dem eisernen Druck dieser Hand beinahe zusammen— 
zuknicken und erbleichend rief sie: „Vater, zürnt mir nicht!“ 
„So machst Du meine Pläne zu Schanden, und so 
gehorchst Du Deinem Vater?“ unterbrach sie der alte Mann. 
Alle Schläfrigkeit war aus seinem Gesicht verschwunden; er 
hatte die Arme untergestemmt und während seine grünen 
Augen verächtlich über Georg hinwegstreiften, fuhr er spöttisch 
fort: „Ich hab's gern gesehen, daß der Bursch von Dir ge— 
födert wurd', aber Du darfst noch nicht den Spaß für Ernst 
nehmen und mein jahrelanges Ermahnen in den Wind 
schlagen? Nein, so hatten wir nicht gewettet! Fort, Bursche, 
da es noch Zeit und laß Dich nie wieder bei meiner Tochter 
dlicken, wenn Dir Dein Leben lieb ist!“ 
Georg hatte ruhig den Zornausbruch des alten Mannes 
angehört, stand jetzt auf und dicht an den Vater Mariens 
herantretend, so daß seine stattliche, große Gestalt denselben 
im einen ganzen Kopf überragte, entgegnete er in freund⸗ 
lichem, aber festem Tone: „Hört, Weber, ich verstehe Euer 
Reden nicht, mag's auch nicht verstehen, nur nehmt Ver— 
nunft an, laßt all das Vergangene ruhen, und wenn Euch 
mein Vater zu nahe getreten ist und Euch bitter gekränkt 
hat, so will ich's wieder gut machen. Ich liebe Eure Ma— 
rie wahr und innig, ich hab' mir's geschworen, daß ich 
niemand anders zum Weib nehme, als sie, aber auch Ma⸗ 
eie liebt mich und Weber — sie ist Euer einzig Kind!“ 
Noch ehe der alte Mann antworten konnte, war auch 
Marie aufgesprungen, und die schönen blauen Augen auf 
ihren Vater richtend, bat sie leise: „Vater ich lieb' ihn mit 
meiner ganzen Seele und laß nimmer von ihm!“ 
Das Gesicht des alten Mannes wurde noch bleicher 
um die sonst herunterhängenden Lippen spielte jetzt ein 
energischer Zug. Hastiger holte er Atem. aber er schwieq, 
noch immer. 
„Gebt mir die Hand Eurer Tochter, Weber!“ bat 
Georg von Neuem, „laßt es Frieden werden zwischen uns, 
und wenn Ihr der Erste seid, der unsern Bund segnet, dann 
wird auch mein Vater und meine Mutter endlich nachgeben 
müssen und ich will Euer Kind auf den Händen tragen.“ 
Endlich fand der alte Mann Worte für seinen Zorn 
und in kurzen, abgebrochenen Sätzen stieß er hervor, „Und 
wenn Du auf den Knieen vor mir lägst — Dein Prahlhans 
von Vater und Deine starrköpfige Mutter dazu, so bekämft 
Du meine Marie doch nicht — nur fort von hier — fort 
von dem Grabe meiner Frau — hier soll nicht der Sohn 
des Schurken stehen, der sie in den Tod gejagt!“ 
„Aber so hört doch, macht mich nicht rasend, Weber!“ 
rief Georg schmerzlich ergriffen aus und auch Marie wagte 
die herzlichste Bitte hervorzustammeln. 
„Fort, sag' ich!“ wiederholte Weber zornig. 
„Ja, packe Dich und laß Dir den Gedanken an mein 
zübsches Bäschen vergehen,“ ließ sich auch der Begleiter 
des Ulten vernehmen. Es war ein noch junger Mensch, 
nur sah er bereits etwas abgelebt aus und das blasse auf— 
zedunsene Gesicht erzählte von vielen durchwachten Nächten. 
Freilich war es sein Beruf, der ihn zu diesem wüsten Leben 
wang, denn er war Musikant und hieß im ganzen Dorf 
vegen seiner guten Laune der lustige Franz. Die breite, 
yolle Brust machte ihn für Blasinstrumente ganz besonders 
jeschickt und der stets zugespitzte Mund verriet, daß die 
Llarinette ihm zugefallen war. 
(Fortsetzung folgt.) 
Allerlei. 
Aerztliche Praxis. Ein Arzt erhält spät am 
Abend eine Karte zweier Kollegen: „Komm' doch noch ein 
»ischen in die Kneipe — uns fehlt der dritte Mann zum 
Skat!“ — „Liebe Emilie,“ sagte er nun zu seiner Frau, 
‚ich werde nochmal fortgerufen; es scheint ein sehr schwie— 
riger Fall — es sind schon zwei Aerzte dort!“ 
Aus einem Sensationsroman. „— — Der 
Braf war von jeher ein starker Raucher gewesen, das kam 
ihm jetzt zu statten: er steckte sechs seiner echten Virginier 
in den Mund, dampfte los, nahm die Komtesse unter den 
Arm und beide entkamen in der Wolke von Rauch glücklich 
den nacheilenden Verfolgern.“ 
Im Theater. Ritter Kuno von Raubhausen: „Ha! 
serümmt sich nicht der Tritt, wenn man ihn wurmt! (Sich 
derbessernd): Ha! Tritt sich nicht der Wurm, wenn man 
hn krümmt ... wurmt sich nicht der Krümmt, wenn man 
hn tritt ... krummt sich nicht der Wörm ... worm.. 
Stürzt ab.) 
Charade. 
Gerne treibet das Erste sein Zweites in Wäldern und 
Büschen, 
Und in Garten und Feld, auch im Hofe und Haus; 
Aber das Ganze, so flink wie das Erste, weiß schlau zu 
entwischen, 
Rückest Du ihm auf's Fell bei gestohlenem Schmaus. 
(Auflösung der Charade folgt in nächster Nummer.) 
Marktpreise am 7. Januar 1888. 
zu Saarbrücken. zu St. Johaun 
Mark Plg. Mark Pfg. 
von 5 10 5 40 
bis 6 60 6 660 
von 2 — 2 — 
bis 2 40 2 40 
von — 90 — 980 
bis— 
100 Kilo Kartoffeln. 
1 Kilo Butter. 
1 Dutzend Fier. 
* 
Drucker und Verleger: Gebrüder Hofer in Saarbrücken. (Expedition der Saarbrücker Zeitung) 
Iranfwöortsicher PerreteurIJ Maanor in Saarhrücken
	        
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