des älteren Mannes hatte sie aus ihren Träumereien auf⸗—
geschreckt. Der alte Mann hatte kaum das junge Paar er—
hlickt, als ein finsteres, fast unheimliches Lächeln über sein
Antlitz zuckte. Es war ein mittelgroßer, hagerer Mann, das
schon etwas ergraute, aschfarbene Haar hing ihm tief in die
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stige Beschränktheit schließende Gesicht noch ausdrucksloser.
Die kleinen Augen ruhten müde und schläfrig in ihren
Höhlen und der vorn übergebeugte Kopf, die schlaffen her⸗
anterhängenden Lippen ließen auf einen Charakter schließen,
dem alle Willenskraft fehle. Und doch, als er jetzt seinem
Begleiter krampfhaft die Hand drückte, als müsse er Jemand
haben, an dem er sich festhalten könne, war dieser Griff
so kräftig, daß der Begleiter kaum einen lauten Aufschrei
zu unterdrücken vermochte. Der alte Mann trat jetzt hastig
näher und legte leicht die Hand auf Mariens Schulter.
„Ich will doch versuchen, Deiner Liebe ein Ende zu
machen!“ sagte er höhnisch. Obwohl der alte Mann die
Hand nur leise auf die Schulter Mariens gelegt hatte, schien
sie von dem eisernen Druck dieser Hand beinahe zusammen—
zuknicken und erbleichend rief sie: „Vater, zürnt mir nicht!“
„So machst Du meine Pläne zu Schanden, und so
gehorchst Du Deinem Vater?“ unterbrach sie der alte Mann.
Alle Schläfrigkeit war aus seinem Gesicht verschwunden; er
hatte die Arme untergestemmt und während seine grünen
Augen verächtlich über Georg hinwegstreiften, fuhr er spöttisch
fort: „Ich hab's gern gesehen, daß der Bursch von Dir ge—
födert wurd', aber Du darfst noch nicht den Spaß für Ernst
nehmen und mein jahrelanges Ermahnen in den Wind
schlagen? Nein, so hatten wir nicht gewettet! Fort, Bursche,
da es noch Zeit und laß Dich nie wieder bei meiner Tochter
dlicken, wenn Dir Dein Leben lieb ist!“
Georg hatte ruhig den Zornausbruch des alten Mannes
angehört, stand jetzt auf und dicht an den Vater Mariens
herantretend, so daß seine stattliche, große Gestalt denselben
im einen ganzen Kopf überragte, entgegnete er in freund⸗
lichem, aber festem Tone: „Hört, Weber, ich verstehe Euer
Reden nicht, mag's auch nicht verstehen, nur nehmt Ver—
nunft an, laßt all das Vergangene ruhen, und wenn Euch
mein Vater zu nahe getreten ist und Euch bitter gekränkt
hat, so will ich's wieder gut machen. Ich liebe Eure Ma—
rie wahr und innig, ich hab' mir's geschworen, daß ich
niemand anders zum Weib nehme, als sie, aber auch Ma⸗
eie liebt mich und Weber — sie ist Euer einzig Kind!“
Noch ehe der alte Mann antworten konnte, war auch
Marie aufgesprungen, und die schönen blauen Augen auf
ihren Vater richtend, bat sie leise: „Vater ich lieb' ihn mit
meiner ganzen Seele und laß nimmer von ihm!“
Das Gesicht des alten Mannes wurde noch bleicher
um die sonst herunterhängenden Lippen spielte jetzt ein
energischer Zug. Hastiger holte er Atem. aber er schwieq,
noch immer.
„Gebt mir die Hand Eurer Tochter, Weber!“ bat
Georg von Neuem, „laßt es Frieden werden zwischen uns,
und wenn Ihr der Erste seid, der unsern Bund segnet, dann
wird auch mein Vater und meine Mutter endlich nachgeben
müssen und ich will Euer Kind auf den Händen tragen.“
Endlich fand der alte Mann Worte für seinen Zorn
und in kurzen, abgebrochenen Sätzen stieß er hervor, „Und
wenn Du auf den Knieen vor mir lägst — Dein Prahlhans
von Vater und Deine starrköpfige Mutter dazu, so bekämft
Du meine Marie doch nicht — nur fort von hier — fort
von dem Grabe meiner Frau — hier soll nicht der Sohn
des Schurken stehen, der sie in den Tod gejagt!“
„Aber so hört doch, macht mich nicht rasend, Weber!“
rief Georg schmerzlich ergriffen aus und auch Marie wagte
die herzlichste Bitte hervorzustammeln.
„Fort, sag' ich!“ wiederholte Weber zornig.
„Ja, packe Dich und laß Dir den Gedanken an mein
zübsches Bäschen vergehen,“ ließ sich auch der Begleiter
des Ulten vernehmen. Es war ein noch junger Mensch,
nur sah er bereits etwas abgelebt aus und das blasse auf—
zedunsene Gesicht erzählte von vielen durchwachten Nächten.
Freilich war es sein Beruf, der ihn zu diesem wüsten Leben
wang, denn er war Musikant und hieß im ganzen Dorf
vegen seiner guten Laune der lustige Franz. Die breite,
yolle Brust machte ihn für Blasinstrumente ganz besonders
jeschickt und der stets zugespitzte Mund verriet, daß die
Llarinette ihm zugefallen war.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
Aerztliche Praxis. Ein Arzt erhält spät am
Abend eine Karte zweier Kollegen: „Komm' doch noch ein
»ischen in die Kneipe — uns fehlt der dritte Mann zum
Skat!“ — „Liebe Emilie,“ sagte er nun zu seiner Frau,
‚ich werde nochmal fortgerufen; es scheint ein sehr schwie—
riger Fall — es sind schon zwei Aerzte dort!“
Aus einem Sensationsroman. „— — Der
Braf war von jeher ein starker Raucher gewesen, das kam
ihm jetzt zu statten: er steckte sechs seiner echten Virginier
in den Mund, dampfte los, nahm die Komtesse unter den
Arm und beide entkamen in der Wolke von Rauch glücklich
den nacheilenden Verfolgern.“
Im Theater. Ritter Kuno von Raubhausen: „Ha!
serümmt sich nicht der Tritt, wenn man ihn wurmt! (Sich
derbessernd): Ha! Tritt sich nicht der Wurm, wenn man
hn krümmt ... wurmt sich nicht der Krümmt, wenn man
hn tritt ... krummt sich nicht der Wörm ... worm..
Stürzt ab.)
Charade.
Gerne treibet das Erste sein Zweites in Wäldern und
Büschen,
Und in Garten und Feld, auch im Hofe und Haus;
Aber das Ganze, so flink wie das Erste, weiß schlau zu
entwischen,
Rückest Du ihm auf's Fell bei gestohlenem Schmaus.
(Auflösung der Charade folgt in nächster Nummer.)
Marktpreise am 7. Januar 1888.
zu Saarbrücken. zu St. Johaun
Mark Plg. Mark Pfg.
von 5 10 5 40
bis 6 60 6 660
von 2 — 2 —
bis 2 40 2 40
von — 90 — 980
bis—
100 Kilo Kartoffeln.
1 Kilo Butter.
1 Dutzend Fier.
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Drucker und Verleger: Gebrüder Hofer in Saarbrücken. (Expedition der Saarbrücker Zeitung)
Iranfwöortsicher PerreteurIJ Maanor in Saarhrücken