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Begleitung, die mir nicht gefiel. Ist das vielleicht deine
Quelle?“ Heinrich schwieg hartnäckig. Ich will dir was
sagen“, sprach Dr. Samuel nachdrücklich, vor dem Maune
hzüte dich!“
Es ist doch einer von euren Leuten“, murmelte Heinrich.
„Umso eher solltest du auf mich hören. Muß ich dir
erst sagen, daß es bei uns auch schlechte Kerle gibt?
Du hättest freilich nicht zu uns zu kommen brauchen, sondern
unter deinen eigenen Glaubensgenossen einen finden können,
der diesem kein Haar breit nachgiebt, wenn du z. B. an
den lahmen Krott geraten wärest. Laß dich warnen! Bleib'
von ihnen. Lumpe nicht mehr. Folg' deinem Vater. Nein,
laß dein Geld nur stecken; von dem Gelde will ich nichts.
Du kannst mich später bezahlen, von rechtschaffen verdientem.
Und nun geh', es ist Zeit. Kühle fleißig.“
Daß die Kopfwunde von einem Fall herrühre, glaubte
der alte Winkler vielleicht nicht recht, begnügte sich aber mit
dieser Ausrede.
Zwei Wochen später rückten die jungen Burschen des
Dorfes, lustig blasende Musikanten an ihrer Spitze, in aller
Frühe aus, der Kreisstadt zu, wo die Aushebung stattfand.
Mit dem Zehrgelde, das der Vater ihm seufzend eingehän⸗
digt, hätte Heinrich freilich nicht viel anstellen können, allein
er wußte ja nun schon, wie man's machte, und fand deu
gefälligen und verschwiegenen Freund auch daheim. So
onnte er sehr anständig auftreten, sang und trank nicht
schlecht, schwang jubelnd den neuen Stock und trug bunie
Seidenbänder an der Mütze, so reich und lang wie der
Beste. Denn er war tauglich befunden worden, und das
ihn und sogar das treue Lorchen mehr, als den
Vater.
Als die Zeit des Eintritts heranrückte, bemerkte der
alte Winkler einmal bei Tisch: „Ein paar Jahre geh' ich
wohl noch mit, obgleich ich täglich steifer werde Aber
wenn du wieder los kommst, so wär's am besten. dich bald
uu verheiraten.“
„Jawohl“, rief Heinrich mit ungewohnter Lebhaftig—
keit, das hab' ich auch schon gedacht.“ Stina wurde rot.
zanz unnötiger Weise.
Der Abschied von ihr und vom Vater fiel ihm nicht
schwer. Anders war's bei Lorchen. Sie weinte, und auch
ihm wurden die Augen feucht. Dann trösteten sie einander
wieder und versprachen sich Treue und Standhaftigkeit.
Endlich rissen sie sich notgedrungen los. In ernster Stim—
mung schritt er davon. Als er eine Weile später in seine
Westentasche griff, fand er, sorgfältig in Papier eingewickelt
eine glänzende Doppelkrone darin; die hatte ihm das treue
Mädchen unvermerkt bei der letzten Umarmung zugesteckt.
Zum Zurückgeben war's nun zu spät. „Aber es soll ihr
nicht unvergolten bleiben“, gelobte er sich.
SGanz mit leeren Händen war er auch von Hause nicht
weggegangen, so daß er für die nächste Zeit keine fremde
Beihilfe nötig hatte. Aber drei Jahre sind lang — er
nahm doch noch mehrmals seine Zuflucht zu der verborgenen
Quelle. Der Dienst bekam ihm wohl. Er gehörte eben
zu den vielen Leuten, die sich nicht besser befinden, als
unter strenger Leitung, wenn dieselbe nur zugieich weise.
zerecht und wohlwollend ist.
Als er zum erstenmal, schlank und stattlich und mit
dlühenden Wangen, auf Urlaub kam, fand er einen Stein
des Anstoßes aus dem Wege geräumt. Der Notariats-
BGehilfe, wieder im Gehalt erhöht, hatte Lorchen in aller
Form einen Heiratsantrag gemacht, und als sie ihm ebenso
entschlossen einen Korb gegeben, Knall und Fall um ihre
beste Freundin angehalten, die nicht nein sagte, und sich
wohl dabei stand. Darüber freute sich Heinrich sehr, wie
Lorchen sich ihrerseits über sein vortreffliches Aussehen und
und seine straffe Haltung freute. Er kam ihr stattlicher
und selbstbewußter, mit einem Worte männlicher vor. Nur
zu schnell gingen die schönen Tage vorüber.
Aber auch die Jahre gingen vorüber, für Heinrich
in den Abwechselungen des Soldatenlebens noch verhält—
nismäßig rasch, langsamer für Lorchen, die fortwährend in
demselben ruhigen Hause blieb. Sie lebte noch stiller und
eingezogener, als früher; sie ging zum bloßen Vergnügen
ast niemals aus; sie arbeitete und sparte, sie hoffte und
harrte in treuer Geduld. Und endlich kehrte ihr Geliebter
mit guten Zeugnissen und unveränderten Gesinnungen in
die Heimat zurück.
Er war seinen Vorsätzen treu geblieben und trotz aller
Versuchung in seinen Ausgaben mäßig gewesen. Ulles in
allem hatte er nur vierhundert Mark nach und nach von
Marum entnommen und ihm darüber, nach erreichter Voll⸗
ährigkeit, bereitwillig eine bindende Schuldverschreibung
nusgestellt, ‚„um Lebens und Sterbens willen — sonst wär's
ja unter Ehrenmännern nicht nötig, he?“ Und der Ehren⸗
mann drängte ihn durchaus nicht. Im Gegenteil. Er
hzätte ihm mit Vergnügen noch mehr geliehen.
So konnte Heinrich mit sich selbst und seiner Lage, und
nehr noch mit dem Empfange daheim zufrieden sein, wo
man freilich von seiner Schuld nichts wußte. Lorchen weinte
vor Rührung und Freude beim Wiedersehen. Uber auch
der Vater war ziemlich gnädig. Stina kochte dem heim—
zekehrten Krieger zu Ehren etwas besser als gewöhnlich,
und die ersten Tage verliefen friedlich und freundlich.
Das änderte sich, als der Alte wieder von den Hei—
ratsplänen, und Heinrich, mit ungewohnter Entschiedenheit,
von Lorchen begann. Der alte Winkler starrte ihn an,
als ob er seinen Ohren nicht traue, und brach dann, auch
zanz wieder Gewohnheit, in polterndes Schimpfen aus:
„Das Waisenlind? Die Tochter des verlumpten Tagelöhners,
der sich zu Tode gesoffen hat! Ich hab' ihrer Mutter
manches Brot geborgt, das nicht bezohlt ist, manches Al—
nosen gegeben, als sie mit ihren arnen Würmern im Elend
saß, und die Letzte aus dieser sauberen Familie wolltest
du mir ins Haus führen? Das Bettelm ensch? Es kann dein
Ernst nicht sein!“
Er war selbst weder vornehm noch reich, und blickte
doch mit unendlicher Verachtung auf Lorchen und ihre El—
ern herab. Es ist merkwürdig, wie hochmütig ein paar
—— gewisse Leute den ganz Besitzlosen gegenuͤber machen
önnen.
„Das verdient sie nicht!“ erwiderte Heinrich, rot vor
Zorn. Stina hatte den Tisch verlassen und sich in die
nüche begeben, die Zwischenthür aber nur angelehnt.
Lorchen ist kein Bettelmensch, sondern das beste und lieöste
Peädchen im ganzen Ort. Schreib' die Rechnung für ihre
Mutter, wenn du noch was zu fordern hast; sie bezahlt's!
Sie hat Geld genug auf der Sparkasse, ehrlich verdient.“
Der Vater merkte, daß er zu weit gegangen war, und
fuhr rubiger fort: „Freut mich zu hören. Dann wär' sie
eine paßßende Frau für unseren Gesellen, aber noch lange
aicht für dich. Sei verständig. Du kannst eine bekommen,
die doppelt so viel Thaler hat, als die arme Magd Mark.
a man erweibt, braucht man nicht zu erhansen. Nimm
die Stina —“*