Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

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ehemaligem Betriebe; häufig schlug man den „alten Mann“ 
an und traf in demselben die Gruben stets auf's Trefflichste 
verbühnt. 
Um das Jahr 1520 kamen Bergleute von St. Joachims⸗ 
thal in Böhmen nach dem Oberharze und schürften da, wo 
jetzt St. Andreasberg steht, nach Erz. Als man gute 
Anbrüche fand, wurden immer mehr Bergknappen angelockt. 
Es entstanden eine große Anzahl von Stollen und Gruben, 
die bald reiche Ausbeute lieferten und in denen oft die 
edelsten Silbererze in großer Menge getroffen wurden. Be— 
sonders in den Jahren 1536 bis 1538 wurde der Betrieb 
auf nicht weniger als 116 Zechen sehr schwunghaft und mit 
großem Erfolg geführt. Von 1542 bis 15850 schien der 
Bergsegen zu St. Andreasberg erloschen, doch bald kehrte 
das Glück wieder zurück, und von 15865 bis 1570 wurden 
allein auf 2 Zechen über 30,000 Mark Silber gewonnen 
und dabei auf diesen beiden Zechen in 12 Jahren gegen 
216,000 Thaler Ausbeute gemacht. Gegen Ende des 16. 
Jahrhunderis waren im Ganzen über 300 Zechen bei St. 
Andreasberge im Gange. 
Der Bergbau bei Zellerfeld und Wildemann 
war ursprünglich schon weit früher begonnen, als der von 
Andreasberg. Das uralte Kloster St. Mathias „ur Zelle“ 
hatte eine Reihe von Gruben betrieben. Als aber die obern 
Erzmittel abgebaut waren und das Kloster nach der durch 
zanz Deutschland 1348 verbreiteten schrecklichen Pest des 
schwarzen Todes“, welche Tausende von Menschen weg— 
raffte, ganz einging, fand bald der Betrieb der Gruben sein 
Ende. Sie wurden erst 1624 durch den Herzog Heinrich 
den Jüngern von Braunschweig wieder aufgenommen, welchet 
in diesem Jahre den tiefen Wildemanner Stollen eröffnete. 
Eine Reihe bedeutender Grubenanlagen wurden errichtet, 
lange Stollen angelegt, Wasserkünste eingerichtet und Silber— 
hütten erbaut. 1548 ließ Herzog Heinrich, weil bei Zeller— 
seld die Grundwasser in den tiefen Bauen sehr hinderlich 
vurden, auf eigene Kosten den Frankenscharrener Stollen 
treiben, welcher in 14 Jahren mit 1300 Lachter Länge in 
die Zechen einkam und viel reiches Erz erschloß. 
Unter dem Sohne Heinrichs, dem Herzog Julius, der 
sich überhaupt um das Berg- und Hüttenwesen am Harze 
zroße Verdienste erworben hat, wurde der Zustand der 
Gruben noch immer mehr verbessert, neue Künste und Trieb— 
werke wurden angelegt und der Ertrag des Bergbaus auf's 
Höchste gesteigert. Auf einer einzigen Zeche z. B. förderte 
man um diese Zeit wöchentlich 2000 bis 6000 Centner 
Erze, von welchen jeder 50—60 Pfund Blei und 8—9 Loth 
Silber enthielt. 
Wann die Gruben bei Clausthal angelegt wurden, 
läßt sich nicht feststellen. Zuerst sollen fränkische Bergleute 
vom Fichtelgebirge, welche durch Kaiser Otto II. herbeige— 
zogen wurden, 1016 dort geschürft haben, wovon noch der 
Name „Frankenscharren“ oder „Frankenscherven“ bei Claus— 
thal herrühren mag. Es stand hier im Walde eine Ein— 
siedlerklause, in deren Nähe ein erzführender Gang entblößt 
wurde. Zum Theil die erwähnte schreckliche Pest 1348, 
zum Theil auch ein großer Waldbrand 14738 hatte jeden— 
falls auch hier den Bergbau völlig zum Erliegen gebracht. 
Erst 1336 wurde er wieder durch 2 Bergleute aufgenommen 
und seit 1554 mit Hülfe des Herzogs Heinrich schwunghaft 
fortbetrieben. — Noch später sind die Bergwerke zu Altenau 
und Lautenthal aufgekommen. 
In der Gegend der nachherigen freien Bergstadt 
Grund war ein sehr alter Eisensteinbergbau in Betrieb 
gewesen. Die Herzogin Elisabeth von Braunschweig ließ 
zensesben zꝛu Anfang des 16. Zahrhunderts durch Beraleute 
uus der Grafschaft Stollberg, wo schon seit Jahrhunderten 
Fisen gewonnen wurde, wieder in Angriff nehmen. Auch 
og sie Stahlschmiede herbei, und so entstand zu Grund und 
Bittelde ein blühender Bergbau auf Eisenerze. Die meisten 
Bruben lagen am Iberge. Die Eisenerze schmolz man im 
dochofen zu Gittelde, aus dem gewonnenen Eisen machte 
nan einen guten Stahl. — Bald fanden sich auch Kupfer— 
ind Silbererze, und schon 1548 soll bei Grund mehr Silber 
zewonnen worden sein, als zu Wildemanu und Zellerfeld. 
Nicht viel später als die Eisensteingruben am Iberge 
vurden deren zahlreiche andere im Oberharze erschürft, so 
namentlich bei Elbingrode, Zorge, Rübeland und Wer— 
nigerode. 
Georg Stephenson, der Erfinder der heutigen 
Lokomotive. 
Wohl selten denkt man heute beim Fahren auf der 
kisenbahn an den Mann zurück, der durch seine geistreiche 
Erfindung der heutigen Lokomotive allein das jetzige schnelle 
ind bequeme Reisen möglich gemacht hat. Und namentlich 
jätte auch der Bergmann Veranlassung, noch ganz besonders 
hankbar dieses Mannes zu gedenken, da derselbe außerdem, 
»aß er durch die Lokomotive sich um die ganze Menschheit 
yerdient gemacht hat, zugleich auch daneben durch Erfindung 
der Sicherheitslampeund durch zahlreiche wichtige Verbesserun— 
gen der Pumpmaschinen ein besonderer Wohlthäter der Berg— 
eute geworden ist, aus deren Mitte er auch selbst hervor— 
zegangen. Dieser Mann aber ist der Engländer Georg 
Stephenson. 
Unweit Newcastle in England, bei dem Dorfe Wylam 
tand zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein ärmliches Haus, 
»ewohnt von vier Arbeiterfamilien. Zu ihnen gehörte der 
deizer der Wylamer Pumpmaschine, der „alte Bob“ mit 
einen sechs Kindern, deren zweitgebornes (9. Juni 1781) 
Beorg Stephenson war. 
Georg's Hauptbeschäftigung während seiner ersten 
dinderzeit bestand darin, auf seine kleineren Geschwister zu 
ichten, sie von den Kohlenwagen fern zu halten, welche auf 
einem Holzschienenwege dicht an ihrer Wohnung vorbei ge— 
zogen wurden. Bei diesem Amte kam ihm sein Hang, Vogel— 
— 
ergriff der achtjährige Junge die Gelegenheit, als Viehhüter 
auuf einem nahe gelegenen Gute sich Geld zu verdienen. 
Schon hier fing das in ihm schlummernde Talent an, 
ich zu offenbaren. Die freie Zeit, die ihm die Aufsicht 
iber seine Schutzbefohlenen reichlich gab, vertrieb er sich 
durch Nachbildungen von Bergwerken und Maschinen mittelst 
Lehm. All sein Denken und Trachten war hierauf gerichtet 
ind er sehnte sich nach wirklichen Bergwerken und Maschinen. 
Bald fand er denn auch Beschäftigung auf einer 1 Stunde 
»om elterlichen Hause gelegenen Grube, und das „leichte, 
»aarfüßige Bürschchen“ mußte diesen Weg täglich zweimal 
zurücklegen. Kurze Zeit darauf ward er seinem Vater als 
Behülfe beigegeben, als zweiter Heizer, mit einem Taglohne 
»on 1 Schilling (10 Sgr.); für wie wichtig er diesen 
Posten ansah, geht daraus hervor, daß er bei dem Er— 
scheinen des Besitzers sich jedesmal unsichtbar zu machen 
vußte, aus Furcht, derselbe möge ihn als zu jung von 
diesem einträglichen Posten entfernen. Außer dem Lohne 
hatte das Amt des Heizers noch eine andere Bedeutung für 
hn, es war die nächste Stufe zum Maschinenwärter, ein 
Jies. nach welchem er mit allem Ehrgeiz strebte. Er sah
	        
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