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ehemaligem Betriebe; häufig schlug man den „alten Mann“
an und traf in demselben die Gruben stets auf's Trefflichste
verbühnt.
Um das Jahr 1520 kamen Bergleute von St. Joachims⸗
thal in Böhmen nach dem Oberharze und schürften da, wo
jetzt St. Andreasberg steht, nach Erz. Als man gute
Anbrüche fand, wurden immer mehr Bergknappen angelockt.
Es entstanden eine große Anzahl von Stollen und Gruben,
die bald reiche Ausbeute lieferten und in denen oft die
edelsten Silbererze in großer Menge getroffen wurden. Be—
sonders in den Jahren 1536 bis 1538 wurde der Betrieb
auf nicht weniger als 116 Zechen sehr schwunghaft und mit
großem Erfolg geführt. Von 1542 bis 15850 schien der
Bergsegen zu St. Andreasberg erloschen, doch bald kehrte
das Glück wieder zurück, und von 15865 bis 1570 wurden
allein auf 2 Zechen über 30,000 Mark Silber gewonnen
und dabei auf diesen beiden Zechen in 12 Jahren gegen
216,000 Thaler Ausbeute gemacht. Gegen Ende des 16.
Jahrhunderis waren im Ganzen über 300 Zechen bei St.
Andreasberge im Gange.
Der Bergbau bei Zellerfeld und Wildemann
war ursprünglich schon weit früher begonnen, als der von
Andreasberg. Das uralte Kloster St. Mathias „ur Zelle“
hatte eine Reihe von Gruben betrieben. Als aber die obern
Erzmittel abgebaut waren und das Kloster nach der durch
zanz Deutschland 1348 verbreiteten schrecklichen Pest des
schwarzen Todes“, welche Tausende von Menschen weg—
raffte, ganz einging, fand bald der Betrieb der Gruben sein
Ende. Sie wurden erst 1624 durch den Herzog Heinrich
den Jüngern von Braunschweig wieder aufgenommen, welchet
in diesem Jahre den tiefen Wildemanner Stollen eröffnete.
Eine Reihe bedeutender Grubenanlagen wurden errichtet,
lange Stollen angelegt, Wasserkünste eingerichtet und Silber—
hütten erbaut. 1548 ließ Herzog Heinrich, weil bei Zeller—
seld die Grundwasser in den tiefen Bauen sehr hinderlich
vurden, auf eigene Kosten den Frankenscharrener Stollen
treiben, welcher in 14 Jahren mit 1300 Lachter Länge in
die Zechen einkam und viel reiches Erz erschloß.
Unter dem Sohne Heinrichs, dem Herzog Julius, der
sich überhaupt um das Berg- und Hüttenwesen am Harze
zroße Verdienste erworben hat, wurde der Zustand der
Gruben noch immer mehr verbessert, neue Künste und Trieb—
werke wurden angelegt und der Ertrag des Bergbaus auf's
Höchste gesteigert. Auf einer einzigen Zeche z. B. förderte
man um diese Zeit wöchentlich 2000 bis 6000 Centner
Erze, von welchen jeder 50—60 Pfund Blei und 8—9 Loth
Silber enthielt.
Wann die Gruben bei Clausthal angelegt wurden,
läßt sich nicht feststellen. Zuerst sollen fränkische Bergleute
vom Fichtelgebirge, welche durch Kaiser Otto II. herbeige—
zogen wurden, 1016 dort geschürft haben, wovon noch der
Name „Frankenscharren“ oder „Frankenscherven“ bei Claus—
thal herrühren mag. Es stand hier im Walde eine Ein—
siedlerklause, in deren Nähe ein erzführender Gang entblößt
wurde. Zum Theil die erwähnte schreckliche Pest 1348,
zum Theil auch ein großer Waldbrand 14738 hatte jeden—
falls auch hier den Bergbau völlig zum Erliegen gebracht.
Erst 1336 wurde er wieder durch 2 Bergleute aufgenommen
und seit 1554 mit Hülfe des Herzogs Heinrich schwunghaft
fortbetrieben. — Noch später sind die Bergwerke zu Altenau
und Lautenthal aufgekommen.
In der Gegend der nachherigen freien Bergstadt
Grund war ein sehr alter Eisensteinbergbau in Betrieb
gewesen. Die Herzogin Elisabeth von Braunschweig ließ
zensesben zꝛu Anfang des 16. Zahrhunderts durch Beraleute
uus der Grafschaft Stollberg, wo schon seit Jahrhunderten
Fisen gewonnen wurde, wieder in Angriff nehmen. Auch
og sie Stahlschmiede herbei, und so entstand zu Grund und
Bittelde ein blühender Bergbau auf Eisenerze. Die meisten
Bruben lagen am Iberge. Die Eisenerze schmolz man im
dochofen zu Gittelde, aus dem gewonnenen Eisen machte
nan einen guten Stahl. — Bald fanden sich auch Kupfer—
ind Silbererze, und schon 1548 soll bei Grund mehr Silber
zewonnen worden sein, als zu Wildemanu und Zellerfeld.
Nicht viel später als die Eisensteingruben am Iberge
vurden deren zahlreiche andere im Oberharze erschürft, so
namentlich bei Elbingrode, Zorge, Rübeland und Wer—
nigerode.
Georg Stephenson, der Erfinder der heutigen
Lokomotive.
Wohl selten denkt man heute beim Fahren auf der
kisenbahn an den Mann zurück, der durch seine geistreiche
Erfindung der heutigen Lokomotive allein das jetzige schnelle
ind bequeme Reisen möglich gemacht hat. Und namentlich
jätte auch der Bergmann Veranlassung, noch ganz besonders
hankbar dieses Mannes zu gedenken, da derselbe außerdem,
»aß er durch die Lokomotive sich um die ganze Menschheit
yerdient gemacht hat, zugleich auch daneben durch Erfindung
der Sicherheitslampeund durch zahlreiche wichtige Verbesserun—
gen der Pumpmaschinen ein besonderer Wohlthäter der Berg—
eute geworden ist, aus deren Mitte er auch selbst hervor—
zegangen. Dieser Mann aber ist der Engländer Georg
Stephenson.
Unweit Newcastle in England, bei dem Dorfe Wylam
tand zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein ärmliches Haus,
»ewohnt von vier Arbeiterfamilien. Zu ihnen gehörte der
deizer der Wylamer Pumpmaschine, der „alte Bob“ mit
einen sechs Kindern, deren zweitgebornes (9. Juni 1781)
Beorg Stephenson war.
Georg's Hauptbeschäftigung während seiner ersten
dinderzeit bestand darin, auf seine kleineren Geschwister zu
ichten, sie von den Kohlenwagen fern zu halten, welche auf
einem Holzschienenwege dicht an ihrer Wohnung vorbei ge—
zogen wurden. Bei diesem Amte kam ihm sein Hang, Vogel—
—
ergriff der achtjährige Junge die Gelegenheit, als Viehhüter
auuf einem nahe gelegenen Gute sich Geld zu verdienen.
Schon hier fing das in ihm schlummernde Talent an,
ich zu offenbaren. Die freie Zeit, die ihm die Aufsicht
iber seine Schutzbefohlenen reichlich gab, vertrieb er sich
durch Nachbildungen von Bergwerken und Maschinen mittelst
Lehm. All sein Denken und Trachten war hierauf gerichtet
ind er sehnte sich nach wirklichen Bergwerken und Maschinen.
Bald fand er denn auch Beschäftigung auf einer 1 Stunde
»om elterlichen Hause gelegenen Grube, und das „leichte,
»aarfüßige Bürschchen“ mußte diesen Weg täglich zweimal
zurücklegen. Kurze Zeit darauf ward er seinem Vater als
Behülfe beigegeben, als zweiter Heizer, mit einem Taglohne
»on 1 Schilling (10 Sgr.); für wie wichtig er diesen
Posten ansah, geht daraus hervor, daß er bei dem Er—
scheinen des Besitzers sich jedesmal unsichtbar zu machen
vußte, aus Furcht, derselbe möge ihn als zu jung von
diesem einträglichen Posten entfernen. Außer dem Lohne
hatte das Amt des Heizers noch eine andere Bedeutung für
hn, es war die nächste Stufe zum Maschinenwärter, ein
Jies. nach welchem er mit allem Ehrgeiz strebte. Er sah