1
III. Jahrgang.
Nr. 20.
v
Hergma nu
Glück J
auf!
—2535
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Vergleute.
Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedition in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen.
Preis für das Vierteljahr bei der Expedition 3 Sgr., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 4 Sgr.
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen.
Arbeiterverhültnisse anf den Königl. Steinkohlen⸗
gruben bei Saarbrütden im Jahre 1872.
VIII.
Schulwesen und sonstige Bildungseinrichtungen.
Die Saarbrücker Bergschule wurde von 26 jungen
Bergleuten besucht. Der seit dem 8. August 1871 im Gange
Abefindliche Schulkursus ist am 5. April 1873 geschlossen
zworden, und wurde sämmtlichen 26 Bergschülern die Be—
fähigung zur Uebernahme vvon Grubenbeamtenstellen zuge—
isprochen. An den 3 Vorschulen in Völklingen, Dudweiler
uud Neunkirchen wurden im Jahre 1872 im Ganzen gegen
70 Schüler an den Mittwoch- und Samstag-Nachmittagen
unterrichtet und für den spätern Besuch einer Bergschule
vorbereitet.
Die bereits seit dem Jahre 1866 und 1868 auf den
verschiedenen Gruben des Bezirks oder in den benachbar—
ten Ortschaften eingerichteten 10 bergmännischen Werks—
und Fortbildungsschulen erfreuten sich auch in 1872
recht günstiger Resultate. Im Ganzen wurden dieselben
durchschnittlich von 345 Schülern besucht. Etwa 300 der
etztern gehörten den eigentlichen jugendlichen Arbeitern im
Alter von 14216 Jahren an, die zum Besuch der Werks—
schule verpflichtet sind, während die übrigen im Alter über
16 Jahre standen und freiwillig am Unterrichte theilnahmen.
Die Werks- und Fortbildungsschulen haben den Zweck,
bei den angehenden jungen Bergleuten das in der Elemen—
arschule Erlernte zu befestigen und theilweise zu erweitern.
Es ist bekannt, daß nach dem Verlassen der Elementarschule
die in letzterer erworbenen Kenntnisse selbst bei gut ausge—
bildeten Schülern sehr leicht wieder verloren gehen, wenn
auf die Schule unmittelbar die Arbeit folgt. Je mehr kör—
perliche Anstrengung mit dieser verbunden ist, desto mehr
ind rascher schwindet das in der Schule Erlernte. Daher
erklärt sich denn auch die traurige Thatsache, daß häusig
unge Leute aus dem Arbeiterstande schon bei der Aushe—
hung zum Militär nicht mehr lesen und schreiben können,
obwohl sie es doch mit vieler Mühe in der Schule gelernt
jatten. — Aufgabe der Werks- und Fortbildungsschulen
st es, solchen Verlusten vorzubeugen, die der Elemenarschule
entwachsenen jugendlichen Arbeiter in der Uebung des Er—
ernten zu erhalten und sie noch weiter fortzubilden. Wie
weit dies Ziel erreicht wird, hängt zwar hauptsächlich vom
eigenen Eifer des jungen Arbeilers selbst ab, aber ohne
einen gewissen Zwang zum Schulbesuche geht's einmal doch
nicht, da bedauerlicher Weise in den meisten Fällen unter
der heranwachsenden bergmännischen Jugend mehr Sinn
zu vorzeitigem Wirthshausbesuch, als Streben zum Lernen
sich zeigt. Erst in spätern Jahren, wenn die bessere Ein—
sicht kommt, wird Mancher den Zwang segnen, der ihn
nöthigte — wenn auch oft mit großem Widerwillen —
die Fortbildungsschule zu besuchen und seine Kenntnisse zu
erweitern.
Der Schulunterricht wird meist an 2—3 Wochenabenden,
bei einigen Schnlen außerdem auch Sonntags ertheilt. Wo
eine größere Schülerzahl vorhanden ist, sind 2 Klassen ein—
gerichtet, eine obere für die bessern und ältern Schüler und
eine untere für die jüngern und diejenigen, die in ihren
Kenntnissen noch weiter zurück sind. — In der ersten Hälfte
des Jahres 1872 wurden die Kosten der Schulen noch vom
Knappschaftsverein bestritten, seitdem werden dieselben von
den Grubenkassen getragen. — Neben den eigentlichen Fort—
bildungsschulen sind an einzelnen Orten auch noch besondere
Gesangschulen für junge Bergleute vorhanden.
Die auf den Gruben eingerichteten Lesezimmer und
Bibliotheken erfreuen sich einer immer zunehmenden Benutz-
ung Seitens der Bergleute. Zwar sind die eigentlichen
Leseabende höchstens während der Wintermonate besucht, in—
dessen ist es gestattet, die Bücher auch in die Wohnungen
und Schlafhäuser mitzunehmen, und gerade diese Einrich—
ung findet lebhaften Anklang. Die Nachfrage nach Büchern
hat sich seit Einführung der letztern Einrichtung überall ver—
mehrt, so daß meist die vorhandenen Bücher nicht mehr ge—
rügten, um dem verstärkten Begehr zu entsprechen. Es
kann übrigens hierbei lobend anerkannt werden, daß die aus—
zeliehenen Bücher durch gängig von den Lesern gut bewahrt
und behandelt werden, gröbere Beschädigungen sind bisher
kaum je vorgekommen.
Zwei Unglücksfälle in Folge Entzündung schlagender
Wetter durch einen Schuß. III. (Schluß)
In beiden beschriebenen Uunglücksfällen hätten die Folgen
noch unheilvoller werden, können. Denn in beiden hat sich
die Explosion nur auf ein geringeres Quantum schlagender
Wetter erstreckt; es war keine zahlreiche Belegschaft im Be—
reiche derselben beschäftigt; die Ventilation der Grube im
Ganzen war ausreichend und kräftig und wurde durch die
nur unbedeutende Exrplosion nicht berührt. So gelang es
im ersten Falle, die 12 Betäubten zu retten, ohne weitere
Opfer an Menschenleben zu bringen.