52
Gewöhnliches, wie Schweineschlachten und Wurststopfen und
Wurstessen gleich neben die Feste der Hochzeiten und Kind—
taufen stelle — — für den armen Harzer, der lange sparen
mußte, ehe er sich auf dem Schweinemarkt ein sauberes
Schweinchen kaufen konnte — der dann monatelange für
dies liebe Thierchen sorgte, es hegte und pflegle und mit dem
Besten, was er hatte, mästete ... ja, für den Harzer ist
sein Schweinchen fast so wichtig wie ein Familienglied. Ein
Harzpfarrer erzählte mir einst: Einem Bergmann war seine
Frau gestorben und er kam zu mir, das Leichenbegängniß
zu bestellen. Ich wußte, daß er kleine, unmündige Kinder
zu Hause habe und daß die nun ganz verlassen seien, da
der Vater fast immer im Schacht arbeiten müsse. Ich sagte
ihm etwas Tröstliches in Bezug auf seine armen mutter—
losen Kleinen ... „Und, Herr Pfarrer“, unterbrach er mich
traurig und bekümmert in seinem treuherzigen harzer Dia—
lekt — „und, Herr Pfarrer, was soll jetzt aus dem Schwein—
chen werden, da die Rese es nicht mehr besorgen kann?“
Wer hat das Herz, über diese — Herzenseinfalt zu
lachen? ...
Und endlich — gewöhnlich kurz vor Weihnachten, mit
Rücksicht auf den Festbraten — ist die frohe Stunde ge—
kommen, wo das liebe Schweinchen alle Sorge und Pflege
belohnen will — wo es speckfett ist zum Metzeln. Nicht
nur das ganze Haus nimmt herzlich Theil an diesem frohen
Familienereigniß. .. nein, sogar die lieben und getreuen
Nachbarn, Freunde Gevattern und Verwandte im Dorf spre—
chen wochenlang vorher darüber, und präpariren sich und
ihre Messer darauf. Sie wissen, sie werden sicherlich zu
Gevatter Peter's Schweinemetzeln eingeladen, weil sie ja
auch Gevatter Peter zu ihrem Metzelfest gebeten haben.
Das erste Bild des Metzelfestes zeigt uns den wich—
tigen Moment, in dem das Schweinchen „gestochen wird“.
Das „Stechen“ ist ein sehr wichtiger Vertrauensposten, und
in jedem Dorfe gibt es meistens nur eine Persönlichkeit,
die wegen ihrer langjährigen blutigen Stechpraxis bei allen
Metzelfesten der Held des Tages ist. Sodann sehen wir
die emsige Thätigkeit der glücklichen Leutchen beim Fleisch—
hacken und Wurstmachen ... und endlich die Krone des
ganzen Festes: da wird die Metzelsuppe uund frische Wurst
so recht mit Herzenslust und allergesegnetstem Appetite ver—
speist und mit einem guten deutschen Trunk gewürzt, und
nebenbei wohl nach einer Zither oder Harmonika ein Tänz—
chen in Ehren gemacht. —
Die Zahl der Deutschen in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika.
Die Einwohnerzahl der Vereinigten Staaten von Nord—
amerika hat sich in den letzten 80 Jahren mehr als ver—
zehnfacht. Während dieselben 1790 noch nicht ganz 4
Millionen betrug, belief sie sich im Jahre 1872 auf 42
Millionen. Der Hauptsache nach ist diese großartige Ver—
mehrung der fremden Einwanderung aus den Ländern der
alten Welt zuzuschreiben. Zu der Zahl der Gesammt-Ein—
wanderer seit dem Jahre 1820 stellte allein Deutschland
über 212 Millionen.
Die Gesammtzahl der heute in Amerika lebenden
Deutschen von deutscher Geburt, d. h. die in Deutschland
selbst geboren und später ausgewandert sind, kann auf 2
Millionen und etwas darüber veranschlagt werden. Wenn
man voraussetzen darf, daß die Kinder der Einwanderer
und in vielen Gegenden auch noch die Enkel derselben meist
die heimathliche Sitte und Sprache bewahren, so dürfte
man das eigentlich deutsche Element in Nordamerika
auf über 5 Millionen Menschen schätzen. Dieselbe Zahl
beanspruchen auch die Irländer für sich. 29. Millionen
stammen von England und allen möglichen andern Gegen—
den der Erde her. Farbige (Neger, Indianer ꝛc.) leben in
den Vereinigten Staaten ungefähr 5 Millonen. Vie eigent—
liche ächt-amerikanische Bevölkerung beträgt daher nicht viel
mehr als die Hälfte der Gesammteinwohnerzahl.
Die eingewanderten Deutschen sind in Nordamerika
über das ganze Land zerstreut. Am dichtesten und zahl—
reichsten wohnen sie in den westlichen und nordwestlichen
Staaten. Die größte Stadt New-York zählt fast ein Dritt—
theil ihrer Bewohner zu den Deutschen.
Was die einzelnen deutschen Landsmannschaften anlangt,
so sind verhältnißmäßig die Meklenburger im stärksten
Maaße aus ihrer Heimath ausgewandert. Nordamerika
zählt jetzt 95, 000 Meklenburger, so daß es im Durchschnitt
jeder achte Meklenburger vorgezogen hat, den heimathlichen
deutschen Boden mit dem amierikanischen zu vertauschen.
Das Königreich Baiern zählt 5 Millionen Einwohner,
während 225,000 Baiern, also etwa 20, und zwar meist
Pfälzer, nach Nordamerika ausgewandert sind. Von den
25 Millionen Preußen haben sich 900,000, vorwiegend Ost⸗
preußen und Schlesier, jenseits des Oceans eine neue Hei—
math gegründet, mithin der 22. Mensch von der Gesammt—
zahl; ehemalige Hannoveraner befinden sich 104,000 darunter,
etwa 20 der Bewohner des gewesenen Königreichs. Was
die Schwaben anbetrifft, so sind von 1,800,000 Würtem-—
bergern 130,000 in den Vereinigten Staaten zu finden, mit—
hin immer der 18. Mensch. Von Badensern birgt Nord—
amerika wenigstens 160,000 in seinen Grenzen, also mehr
als den 10. Mann der im Großherzogthum gebliebenen 14
Millionen. Die Sachsen scheinen am Festesten am Sprüch—
worte: „Bleibe im Lande und nähre dich redlich“ festzu—
halten; denn während das Königreich fast 212 Wiillionen
Einwohner hat, gibt es nur 45,000 Sachsen in den Ver—⸗
einigten Staaten, mithin kommen auf jeden amerikanischen
immer mehr als 50 „sächsische“ Sachsen.
Allerluei.
Der h. Petrus und die Bergknappen. In
Stöbers Elsässischem Sagenbuch finden wir eine Reihe von
Volkssagen aufgezeichnet, unter welchen auch die folgende.
Einst treibt den heiligen Petrus das Gelüste, in einer
Schenke elsässischer Bergknappen neuen Wein zu trinken, und
der Herr entläßt ihn mit wohlmeinender Warnung. In
der Schenke geht es lustig her, und einer der Gäste sagt:
„Du mit deinem langen Bart, mach' uns doch eins auf,
damit wir tanzen koͤnnen.“ Petrus, der gerade seinen
witzigen Tag hat, antwortet: „Wartet, ich will euch eins
ausmachen!“ — und macht die Thüre auf, findet aber bei
den Bergknappen so wenig Verständniß für seine geselligen
Talente, daß sie ihn durchprügeln und hinauswerfen.
Jammernd kommt er zum Herrn und fordert Strafe für die
groben Gesellen. „Nun“, sagt der milde Herr, „bis sie
höflicher werden, soll ihre Strafe sein, Sonntags zu ver—⸗
rinken, was sie in der Woche mit saurem Schweiß ver—⸗
dient haben.“
Marktpreise am 22. März 1078.
⸗t Soerhrücken. » St. Johann.
— *
336
7 —
Cenmer Kartoffeln
Pfund Butter
1 Dutzend Eier
Drucer ud Verleger Gebruder Hoser in SacIcken. sErpedition der Socrebrucker ettung.