Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

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Gewöhnliches, wie Schweineschlachten und Wurststopfen und 
Wurstessen gleich neben die Feste der Hochzeiten und Kind— 
taufen stelle — — für den armen Harzer, der lange sparen 
mußte, ehe er sich auf dem Schweinemarkt ein sauberes 
Schweinchen kaufen konnte — der dann monatelange für 
dies liebe Thierchen sorgte, es hegte und pflegle und mit dem 
Besten, was er hatte, mästete ... ja, für den Harzer ist 
sein Schweinchen fast so wichtig wie ein Familienglied. Ein 
Harzpfarrer erzählte mir einst: Einem Bergmann war seine 
Frau gestorben und er kam zu mir, das Leichenbegängniß 
zu bestellen. Ich wußte, daß er kleine, unmündige Kinder 
zu Hause habe und daß die nun ganz verlassen seien, da 
der Vater fast immer im Schacht arbeiten müsse. Ich sagte 
ihm etwas Tröstliches in Bezug auf seine armen mutter— 
losen Kleinen ... „Und, Herr Pfarrer“, unterbrach er mich 
traurig und bekümmert in seinem treuherzigen harzer Dia— 
lekt — „und, Herr Pfarrer, was soll jetzt aus dem Schwein— 
chen werden, da die Rese es nicht mehr besorgen kann?“ 
Wer hat das Herz, über diese — Herzenseinfalt zu 
lachen? ... 
Und endlich — gewöhnlich kurz vor Weihnachten, mit 
Rücksicht auf den Festbraten — ist die frohe Stunde ge— 
kommen, wo das liebe Schweinchen alle Sorge und Pflege 
belohnen will — wo es speckfett ist zum Metzeln. Nicht 
nur das ganze Haus nimmt herzlich Theil an diesem frohen 
Familienereigniß. .. nein, sogar die lieben und getreuen 
Nachbarn, Freunde Gevattern und Verwandte im Dorf spre— 
chen wochenlang vorher darüber, und präpariren sich und 
ihre Messer darauf. Sie wissen, sie werden sicherlich zu 
Gevatter Peter's Schweinemetzeln eingeladen, weil sie ja 
auch Gevatter Peter zu ihrem Metzelfest gebeten haben. 
Das erste Bild des Metzelfestes zeigt uns den wich— 
tigen Moment, in dem das Schweinchen „gestochen wird“. 
Das „Stechen“ ist ein sehr wichtiger Vertrauensposten, und 
in jedem Dorfe gibt es meistens nur eine Persönlichkeit, 
die wegen ihrer langjährigen blutigen Stechpraxis bei allen 
Metzelfesten der Held des Tages ist. Sodann sehen wir 
die emsige Thätigkeit der glücklichen Leutchen beim Fleisch— 
hacken und Wurstmachen ... und endlich die Krone des 
ganzen Festes: da wird die Metzelsuppe uund frische Wurst 
so recht mit Herzenslust und allergesegnetstem Appetite ver— 
speist und mit einem guten deutschen Trunk gewürzt, und 
nebenbei wohl nach einer Zither oder Harmonika ein Tänz— 
chen in Ehren gemacht. — 
Die Zahl der Deutschen in den Vereinigten 
Staaten von Nordamerika. 
Die Einwohnerzahl der Vereinigten Staaten von Nord— 
amerika hat sich in den letzten 80 Jahren mehr als ver— 
zehnfacht. Während dieselben 1790 noch nicht ganz 4 
Millionen betrug, belief sie sich im Jahre 1872 auf 42 
Millionen. Der Hauptsache nach ist diese großartige Ver— 
mehrung der fremden Einwanderung aus den Ländern der 
alten Welt zuzuschreiben. Zu der Zahl der Gesammt-Ein— 
wanderer seit dem Jahre 1820 stellte allein Deutschland 
über 212 Millionen. 
Die Gesammtzahl der heute in Amerika lebenden 
Deutschen von deutscher Geburt, d. h. die in Deutschland 
selbst geboren und später ausgewandert sind, kann auf 2 
Millionen und etwas darüber veranschlagt werden. Wenn 
man voraussetzen darf, daß die Kinder der Einwanderer 
und in vielen Gegenden auch noch die Enkel derselben meist 
die heimathliche Sitte und Sprache bewahren, so dürfte 
man das eigentlich deutsche Element in Nordamerika 
auf über 5 Millionen Menschen schätzen. Dieselbe Zahl 
beanspruchen auch die Irländer für sich. 29. Millionen 
stammen von England und allen möglichen andern Gegen— 
den der Erde her. Farbige (Neger, Indianer ꝛc.) leben in 
den Vereinigten Staaten ungefähr 5 Millonen. Vie eigent— 
liche ächt-amerikanische Bevölkerung beträgt daher nicht viel 
mehr als die Hälfte der Gesammteinwohnerzahl. 
Die eingewanderten Deutschen sind in Nordamerika 
über das ganze Land zerstreut. Am dichtesten und zahl— 
reichsten wohnen sie in den westlichen und nordwestlichen 
Staaten. Die größte Stadt New-York zählt fast ein Dritt— 
theil ihrer Bewohner zu den Deutschen. 
Was die einzelnen deutschen Landsmannschaften anlangt, 
so sind verhältnißmäßig die Meklenburger im stärksten 
Maaße aus ihrer Heimath ausgewandert. Nordamerika 
zählt jetzt 95, 000 Meklenburger, so daß es im Durchschnitt 
jeder achte Meklenburger vorgezogen hat, den heimathlichen 
deutschen Boden mit dem amierikanischen zu vertauschen. 
Das Königreich Baiern zählt 5 Millionen Einwohner, 
während 225,000 Baiern, also etwa 20, und zwar meist 
Pfälzer, nach Nordamerika ausgewandert sind. Von den 
25 Millionen Preußen haben sich 900,000, vorwiegend Ost⸗ 
preußen und Schlesier, jenseits des Oceans eine neue Hei— 
math gegründet, mithin der 22. Mensch von der Gesammt— 
zahl; ehemalige Hannoveraner befinden sich 104,000 darunter, 
etwa 20 der Bewohner des gewesenen Königreichs. Was 
die Schwaben anbetrifft, so sind von 1,800,000 Würtem-— 
bergern 130,000 in den Vereinigten Staaten zu finden, mit— 
hin immer der 18. Mensch. Von Badensern birgt Nord— 
amerika wenigstens 160,000 in seinen Grenzen, also mehr 
als den 10. Mann der im Großherzogthum gebliebenen 14 
Millionen. Die Sachsen scheinen am Festesten am Sprüch— 
worte: „Bleibe im Lande und nähre dich redlich“ festzu— 
halten; denn während das Königreich fast 212 Wiillionen 
Einwohner hat, gibt es nur 45,000 Sachsen in den Ver—⸗ 
einigten Staaten, mithin kommen auf jeden amerikanischen 
immer mehr als 50 „sächsische“ Sachsen. 
Allerluei. 
Der h. Petrus und die Bergknappen. In 
Stöbers Elsässischem Sagenbuch finden wir eine Reihe von 
Volkssagen aufgezeichnet, unter welchen auch die folgende. 
Einst treibt den heiligen Petrus das Gelüste, in einer 
Schenke elsässischer Bergknappen neuen Wein zu trinken, und 
der Herr entläßt ihn mit wohlmeinender Warnung. In 
der Schenke geht es lustig her, und einer der Gäste sagt: 
„Du mit deinem langen Bart, mach' uns doch eins auf, 
damit wir tanzen koͤnnen.“ Petrus, der gerade seinen 
witzigen Tag hat, antwortet: „Wartet, ich will euch eins 
ausmachen!“ — und macht die Thüre auf, findet aber bei 
den Bergknappen so wenig Verständniß für seine geselligen 
Talente, daß sie ihn durchprügeln und hinauswerfen. 
Jammernd kommt er zum Herrn und fordert Strafe für die 
groben Gesellen. „Nun“, sagt der milde Herr, „bis sie 
höflicher werden, soll ihre Strafe sein, Sonntags zu ver—⸗ 
rinken, was sie in der Woche mit saurem Schweiß ver—⸗ 
dient haben.“ 
Marktpreise am 22. März 1078. 
⸗t Soerhrücken. » St. Johann. 
— * 
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7 — 
Cenmer Kartoffeln 
Pfund Butter 
1 Dutzend Eier 
Drucer ud Verleger Gebruder Hoser in SacIcken. sErpedition der Socrebrucker ettung.
	        
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