Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

in. Jahrgang. 
Ar. 7. 
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* 
Wotchenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Berglente. 
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Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedition in Saarbrüden, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und 
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen. 
Breis für das Vierteljahr bei der Expedition 83 Sgr., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 4à Sgr. 
Dder Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen. 
* 
Amtliches. 
Der Berggeschworne Karl Menke zu Fraulautern, ist zum Berg— 
werks-Director und Dirigenten der Grube Kronprinz Friedrich Wilhelm— 
Geislautern ernannt. 
Der Grubensteiger Wallraf von Grube Heinitz ist auf seinen An— 
rag aus dem Kgl. Grubendienste entlassen. 
Ein Nückblick über die Verwaltung des 
Saarbrücker Knappsfchafts-Vereins 
und deren Ergebnisse, 
mit besonderer Berücksichtigung der letzten 20 Jahre. 
Vom Knappfschafts⸗Direktor Barthold. 
Das knappschaftliche Schul wesen mit seinen mannig— 
fach verzweigten Anstalten ist zunächst eine Frucht der speci— 
fisch preußischen Verwaltung des Vereins. 
Von der Grundanschauung geleitet, daß Nichts so sehr 
die Aufgabe, den materiellen Wohlstand der Bevölkerung 
zu heben, unterstütze und für diesen selbst erst befähige, als 
die Verbreitung nützlicher Kenntnisse, ließ sie es sich an— 
gelegen sein, die Betheiligung der bergmännischen Jugend 
am Elementarunterricht möglichst zu erleichtern, und die 
weitere Fortbildung derselben durch Errichtung von Sonn— 
tagsschulen für die jungen Bergleute, und von Industrie— 
schulen für die der Elementarschule entlassenen Bergmanns— 
töchter nach Kräften zu fördern. 
Seit 1817 bestreitet daher der Verein die Kosten des 
Elementarunterrichts für die Kinder ständiger Genossen, In— 
—— 
forderlichen, von der Schulverwaltung vorgeschriebenen Bücher. 
Ebenso alten Ursprungs sind die Sonntags- und In— 
dustrieschulen. 
Während nun von jeher die Vereinsgenossen mit seltener 
Zähigkeit an der überkommenen Berechtigung ,freien Schul— 
Unterrichts“ festgehalten haben, hat doch immer nur ein 
kleiner Theil derselben an den sonstigen Anstalten ein wirk— 
liches Inieresse bethätigt, und dieser Umstand allein schon 
würde genügen, die — mit Bedauern constatiren wir es — 
bereits angebahnte, allmählige Auflösung dieser Anstalten 
herbeizuführen, wenn nicht so wie so die ganze Entwicklung 
des Vereins dahin drängte, das gesammte Schulwesen zu 
beseitigen und in voraussichtlich nicht ferner Zeit bei den 
stetig wachsenden Anforderungen und bei der überaus raschen 
Vermehruug der Unterstützungsberechtigten jeder Art alle 
Mittel des Vereins ausschließlich den gesetzlichen Leistungen 
zuzuwenden und in lediglich materiellen Uuterstützungen zu 
erschöpfen. * 
So können wir von den Sonuntagsschulen als einer 
bereits der Vergangenheit angehörigen Einrichtung sprechen. 
Als der Saarbrücker Bergbau sich noch auf einige 
Hauptförderpunkte beschränkte, und um diese sich die berg— 
männische Bevölkerung gruppirte, wurden diese Anstalten 
in den Hauptorten, welche, wie Dudweiler, Nennkirchen, 
Schwalbach, Geislautern, den Mittelpunkt des bergmännischen 
Lebens bildeten, errichtet, und mit gutem Erfolge um so 
mehr unterhalten, als eine Beaufsichtigung derselben durch 
die Revierbeamten leicht auszuüben, und die Theilnahme 
der bergmännischen Ingend an denselben, wenn nöthig, durch 
amtliche Einwirkung hinlänglich gesichert war. 
Der Unterricht in denselben wurde von Elementar— 
lehrern in einigen Stunden vor oder nach dem Gottesdienste 
ertheilt, und hatte die doppelte Aufgabe, einmal strebsame 
junge Bergleute fortzubilden, dann aber auch den im Lernen 
Zurückgebliebenen Gelegenheit zu bieten, das Versäumte nach— 
zuholen. 
Die Erweiterung des Vereinsbezirks hat eine allmählige 
Vermehrung dieser Änstalten bis auf 30, damit aber auch 
deren endliche Auflösung herbeigeführt. 
Mit der Ausdehnung des Betriebes, mit der nothwendig 
gewordenen Heranziehung von Arbeitern aus immer größerem 
Umkreise, entstand neben dem eigentlichen inneren Kerne der 
Belegschaft eine, gewissermaßen auswärtige, Knappschaft. 
Vor dem Statute gleichberechtigt mit jener, brachte diese 
aindere Anschauungen, Bedürfnisse und Lebensbedingungen 
zur Geltung. 
Meist fleißig, sparsam und deshalb von der Werksver— 
waltung wohlgeschätzt, beherrscht diese Mitglieder vor Allem 
das energische Streben, aus der Arbeit in der Grube und 
der Betheiligung an der Knappschaft den möglichst hohen 
materiellen Gewinn in die entlegene Heimath mitzubringen. 
Mit solchen, einer gewissen Berechtigung nicht entbeh— 
renden Anschauungen ist die Pflege des Schulwesens Seitens 
der knappschaftlichen Verwaltung, sobald diese über die, je— 
dem Mitgliede noch immer willkommene, baare Erstattung 
8 Kosten des Elementarunterrichts hinausgeht, unverein— 
ar. 
Diesen Verhältnissen sind die Sonntagsschulen zum 
Opfer gefallen, und einem gleichen Geschicke werden an— 
scheinend die Industrieschulen unferliegen
	        
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