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schrieb und allabendlich im Herrenstübchen im „Adler“ saß.
Die Adlerwirthin meinte oft, sie sei doch eine ersahrene
Frau, aber daß der Herr Förster noch immer so seinen ge—
raden Gang hab' heimwärts, das nehm' fie Wunder!
Und die Andern, die im Herrenstübchen saßen? der
Chirurgus? der Faktor von der Papiermühle? der Geo—
meter? — die hatten alle schon ihre Weiber, und der Herr
Pfarrer gar die Zweite. Nein, das war Nichts. Der, wel⸗
cher kommen sollte, der mußte noch kommen, die Lisbeth
wollte sein warten und müßt' sie — was? — sie wußt' es
nicht recht, die alte Uhr hatte sie unterbrochen:
Tick, tack im Pendelschwung!
Mädchen, bleibst nicht immer jung,
Mädchen, mußt dich sputen!
Tick, tack, früh und spät
Ruhelos die Zeit vergeht,
Jahre wie Minuten!
Das war eine erste Mahnung und ein Wort zu seiner
Zeit; die Lisbeth verstands wohl. „Ja, ja, die Zeit ver—
geht!“ sprach sie vor sich hin, und wie bäumend berührte
ihr Fuß das Trittbrett des Rades, griff ihre Hand nach
dem Faden, da schnurrte und sauste das Rädchen und sang
„Dreh mich lustig, dreh mich rund,
Faden zieh und Fädchen,
Gute Laune schaff ich und
Haus und Hof, mein Mädchen!
Schnurr, schnurr, gelber Flachs,
Grauer Hanf in Flocken,
Daß des Hauses Giebel wachs',
Sitzt die Frau am Rocken.“
Und vom Fenstersims her kam es wie süße Kinder—
stimmen, das waren die Vergißmeinnicht, die der Conrad
hingelegt hatte. Ach, wie klang das so innig, so flehend,
so liebevoll!
Vergiß mein nicht im bunten Schimmer
Des Wahngebilds, das dich umflicht!
So wie ich liebe, liebt dich nimmer
Ein Herz — ach Lieb', vergiß mein nicht!
Jetzt schossen der Lisbeth Thränen in die Augen, und
es drang ihr so warm zum Herzen. „Kommt, arme
Blümlein,“ sagte sie, „ihr könntet frieren draußen,“ und
steckte sie in's Mieder.
Und was ward noch für eine Mahnstimme laut?
War es die Stimme der Fee, die segnend an ihrer Wiege
gestanden? war es der Giebel des Hauses, der es herab—
sang? was es auch war, es war ein guter Spruch und
werth, über eines Hauses Eingang und in eines Weibes
Herzen geschrieben zu sein. — Es klang —
Seines Hauses Mißgeschick
Wehrt des Maunes Schweiß.
Eine Burg dem Erdenglück
Baut der Frauen Fleiß!
Daß die Burg gefestet sei
Wie mit Thurm und Wall,
Soll die Liebe frisch und frei
Walten überall!
„Gott segne die Arbeit!“ pflegte die Mutter zu sagen,
und das unverstandene Wort kam dem Mädchen jetzt auf
die Lippen, und mit einem Male verstand sie's. War nicht
der Mann, der im Schweiße seines Angesichts des Hauses
Mißgeschick abwehrte, ein ritterlicher Kämpfer, ein Drachen—
sieger? War nicht in dem geordneten Hause die sorgende
Frau eine Königin? Schlang nicht die Liebe um Mann
und Weib ihre Purpurgewänder, ihre blühenden Kränze?
Nein. die Wunder sind nicht vorbei. alle Tage, alle Stun—
den geschehen Wunder, schöner, als je ein Märchen oder
Sage sie geträumt.
Die Lisbeth stand auf, ihr war so leicht und fröh—
lich, sie hätt mögen ein Vogel sein, und doch auch wieder
herzinnig weh war's ihr, wenn sie dachte, wie schnöd sie
den Conrad behandelt.
Draußen verglühte das Abendroth, blasses Dämmer—
licht hing um die Büsche, nur die Kuppen der Berge strahlten
noch röthlich, und der Kirchthumknopf mit dem Wetterhahne
zlühte wie ein Karfunkel durch den bläulichen Rauch der
Schlote, denn es war Nachtessenszeit, und jetzt klang auch
die Abendglocke und läutete Pfingsten an. Die Lisbeth
zing vor's Haus, sie mußte doch sehen, ob Eltern und
Beschwister heim kamen vom Markte und das Gesinde
vom Feld.
Es war noch still draußen auf dem Weg, nur die
Glocke läutete und tönte über das stille Dorf.
Pfingsten will kommen,
habt ihr's vernommen,
Ihr Gottesgeweihte,
Den Ruf der Freude?
Geistes Weben
Und ewiges Leben,
dimmlische Freude künd' ich euch an.
pfingsten will nah'n.
So klang es über Berg und Thal, und wer stand dort am
Bartenzaun? wen rief's mit dem Ruf der Freude? Der
Lonrad war's, der die Liebste kommen sah mit seinem
Strauße vor der Brust.
Ob sie ihn auch sah? — ob sie davonlief? — Wir
glaubens nicht, denn Pfingsten, das Fest der Freude, ging
noch oft mit Glockenklang und Blüthenschmuck über der
Mühle am Bach auf, darinnen ein fleißiges, heiteres Weib
dem Glück eine Burg gebaut hatte, und ein tüchtiger Mann
chaffte und sorgte als seines Hauses rechter Fürst. Und
nuis der Mühle heraus sprang eine gesunde Schaar Knaben
und Mädchen — wie sahen sie nicht dem Conrad ähnlich
and der Lisbeth! Und da und dort nach allen vier Winden,
wohin eines seinen Stab trug und sein Gezelt aufschlug,
nahm es einen Stein mit fort aus der Burg des Glückes
und der Arbeit, daß es seines Hauses Eckstein werde und
Giebelschmuck. — Das war der ersten Fee Geschenk. —
Aber auch die Zweite sei nicht geschmähet im schimmernden,
dielfarbigen Glanze, wenn sie zu der Ersten dienend sich
gesellt.
Deutsche Sprũche.
Wer Gott vertraut, mit regem Fleiß
Des Lebens Stunden nützt:
Der ärntet Segen für den Schweiß
Und ist von Gott beschützt.
Der Eine macht's, der Andre betracht's.
Der Dritte veracht's, was macht's!
Auflösung des Räthsels in voriger Nummer:
Heuschreck
Marktpreise am 6 Dezember 1873.
zu St. Johaun.
—
1 2 —
— 18 6
— 10
Centner Kartoffeln
Pfund Butter
Dutzend Gier
Seouder und Nerlecier: Hlbürstder Rear in Saarteen rrdeign der Scdarhracer Zeibnan.*