III. Jahrgang. Saarbrücken,
9 den 12 Dezember 1873.
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Glück
auf!
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MWochenblütt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute.
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Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nebhmen die Expedition in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen.
Freis für das Vierteljahr bei der Expedition 3 Sgr., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 4 Sgr.
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen.
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Die Steiunkohlen, ihre Eutstehung, ihr Vorkommen
und ihre Verwerthung.
die Gase unbenutzt entweichen läßt. In beiden Fällen
wird die Kohle unter Abschluß der Luft stark erhitzt, ge—
räth in's Glühen, kann aber nicht in Flammen ausbrechen
und vollständig verbrennen. Dabei verflüchtigen sich dann
die in der Kohle enthaltenen Gasarten und harzigen Be—
standtheile, während der feste Kohlenstoff als Koks zurück—
oleibt. Fängt man die entweichenden Gase auf — wie
dies im Großen bei der Gasfabrikation geschieht — so
schlägt sich aus denselben beim Erkalten ammoniathaltiges
Wasser und der (aus schweren Kohlenwasserstoffen be—
tehende) Theer nieder, während das verblibende Gas der
Hauptsache nach aus dem als Leuchtgas benutzten leichten
Kohlenwasserstoffgas besteht, daneben aber auch noch eine,
je nach Beschaffenheit der Kohle wechselnde Menge anderer.
nicht brennender Gase enthäli.
Daß der Gasgehalt in den verschiedenen Steinkohlen
stärker oder geringer ist, rührt im Allgemeinen von der
mehr oder weniger weit vorgeschrittenen Umänderung oder
Zersetzung der Kohle her. Die Gase entwickeln sich näm—
lich aus der Kohle zum Theil schon bei gewöhnlicher Tem—
peratur an der Lust, wie dies die „schlagenden Wetter“
in den Gruben zur Genüge darthun, und wie dies andern⸗
heils auch die bekannte Thatsache beweist, daß gute Felt—
kohle bei längerm Lagern an der Luft ihren Gasgehalt
und ihre Backfähigkeit vollständig verliert.
Aus diesem Grunde ist es zu erklären, daß die ihrer
Entstehung nach ältesten Steinkohlenflötze (Anthrazit und
anthrazitische Kohle) fast vollkommen gasleer sind, und in
der Regel mit der tiefern Lagerung der Flöze auch der
brennbare Gasgehalt der Kohle verhältnißmäßig abnimmt.
Gleichwohl liefern in einzelnen Koͤhlenmulden auch die
intern Flötze Fettkohlen, oder umgekehrt die obern magere
Kohlen, indessen hängen solche Ausnahmen von der Regel
mit ganz besondern Lagerungsverhältnissen zusammen: dei
ungestörter Lagerung und Ueberdeckung des Kohlengebirges
durch jüngere Schichten hat sich der Gasgehalt und die
Backfähigkeit der Kohle erhalten, während andererseits starke
Faltungen der Schichten und das directe Zutagetreten des
Kohlengebirges die Zersetzung und Entgasung der Kohle
wesentlich begünstigt haben.
Nach dem Gasgehalte der Kohle richtet sich meist auch
ihre Eigenschaft, mehr oder weniger mit Flamme zu
brennen. Gasleere Sandkohle und anthraziüsche Kohle
lammt gar nicht, sondern glüht nur, grade wie künstlicher
Koks. Gashaltige Sinterkohle gibt die lebhafteste, längfte
X.
Von viel größerer Wichtigkeit als die im Vorigen be—
sprochenen äußern Unterscheidungsmerkmale der Steinkohlen
sind die Verschiedenheiten, welche letztere bei ihrer praktischen
Verwerthung, zeigen. Es kommt hierbei nameuntlich das
Verhalten der Kohle beim Verbrennen in Betracht.
Im großen Ganzen unterscheidet man in Bezug hie—
rauf 3 Hauptarten von Steinkohle, nämlich:
1. Backkohle, welche beim Verbrennen weich wird,
fich aufbläht und zu einer gleichmäßig geflossenen, schwamm—
artigen Masse (Koks) zusammenbackt.
2. Sinterkohle, gibt keine gleichförmig gebackene
Koksmasse, quillt auch nicht auf, sondern erweicht nur schwach
an den äußern Rändern der einzelnen Stücke, und diese
sintern dann lose zusammen.
3. Sandkohle, zerberstet beim Brennen in kleine
Stückchen, die weder zusammen backen, noch an einander
sintern, sondern lediglich zu „Sand“ zerfallen.
Die Backkohle wird im Gewöhnlichen auch Fettkohle
genannt, während die beiden andern Arten als magere
Kohle bezeichnet werden.
Die angegebenen Verschiedenheiten beim Verbrennen
der Kohle haängen wesentlich von der Menge und Beschaffen-
heit der flüchtigen Bestandtheile (Bitumen, Erdharz) ab.
Während nämlich der Haupttheil der Steinkohle aus dem
eigentlichen festen Kohlenstoff besteht, gibt dieselbe daneben
als weiteres Product ihrer allmähligen Umänderung aus
Pflanzensubstanzen noch brennbare Kohlenwasserstoff Gase.
Je nach der Staͤrke dieses Gasgehaltes und je nach der Ge⸗
schwindigkeit, mit welcher sich die Gase aus der erhitzlen
Kohle entwickeln, hat letztere eine mehr oder minder große
Backfähigkeit. Man erfährt den Gehalt einer Kohle an
flüchtigen Bestandtheilen neben ihrem Gehalte an Kohlen—
stoff durch Vergasen oder Verkoken derfelben. Es sind
dies beides unvollständige Verbrennungen in geschlossenen
Räumen ohne Luftzutritt, sogenannte trockene Destillationen,
wie sie in gleicher Weise auch beim Verkohlen des Holzes
in Meilern oder geschlossenen Behältern angewandt werden.
Beim Vergasen kömmt es hauptsachlich auf die Gewinnung
des brennbaren Gasgehaltes an, der als Leuchtgas ver
werthet wird, beim Verkoken auf die Gewinnung des festen
Kohlenstoffs in Gestalt von Koks, wobei man dann meift