hin und wieder noch Steinkohlenlager, so in England, Ruß—
land u. s. w.; ihre größte Entwicklung scheinen dieselben
in Australien und Neuseeland erlangt zu haben.
An der obern Grenze der Juraformation erscheint noch—
mals eine für das Vorkommen von Steinkohlen wichtige
Schichtenbildung, nämlich das Wälderthongebirge.
In der mittlern Abtheilung dieses Gebirges sindet sich
wechselnd mit sandigen Mergelschiefern, Schieferthonen und
festen Sandsteinen eine Anzahl von Steinkohlenflötzen, die
in der Beschaffenheit ihrer Kohle den Flötzen der eigent—
lichen Steinkohlenformation kaum Etwas nachgeben. Ihre
hauptsächlichste Verbreitung hat die „Wälderkohle“ im
nordwestlichen Deutschland. Bei Minden an der Weser,
bei Obernkirchen in der Grafschaft Schaumburg, sowie an
verschiedenen Punkten der Provinz Hannover (am Deister,
am Osterwalde, bei Borgloh ꝛc.) sind gegen 6 abbauwürdige
Flötze mit einer Mächtigkeit von 1 bis zu 3122 Fuß im
Wälderthongebirge bekannt, auf denen ein sehr umfang—
reicher Abbau betrieben wird.
Das letzte Vorkommen von Stein- oder Schwarzkohle
hat endlich die auf die Juraformation folgende Kreide—
formation aufzuweisen. In ihren mittlern, mit dem Namen
Quadersandstein bezeichneten Schichten zeigen sich hin und
wieder vereinzelte, dünne Kohlenflötzchen, die aber meist
wegen ihrer lettigen, unreinen Beschaffenheit nicht abbau—
würdig sind. Von einiger, wenn auch nur gauz localer
Bedeutung sind höchstens die hierhin gehörigen Vorkommen
zwischen Bunzlau und Löwenberg in Schlesten, wo 3, von
10 Zoll bis zu 2 Fuß mächtige Flötze, und in den nord—
oͤstlichen Alpen (Schwarzenbachgraben bei St. Wolfgang),
wo ein bis zu 193 Fuß mächtiges Flötz abgebaut wird.
In den die Kreideformation noch überlagernden jüngern
Tertiär- und Diluvial-Schichten, sowie in den allerneuesten
Schichtenbildungen unserer Erdoberfläche ist eine eigentliche
Schwarzkohle nicht mehr vorhanden, wohl aber zeichnet sich
die Tertiärformalion durch einen großen Reichthum von
Braunkohlen und die noch jüngern und alierjüngsten Schichten
durch ausgedehnte Ablagerungen von Torf auͤs.
Die Nothhülfe bei plötzlichen Unfüllen und Gefahren.
VII.
Rettungsverfahren bei einem vom Blitze
Getroffenen. Ist Jemand so stark vom Blitze getroffen
worden, daß er leblos erscheint, so bringe man ihn — falls
er etwa in einem geschlossenen Raume war — schnell in die
frische Luft, begieße oder bespritze ihn häufig mit kaltem
Wasser, haite ihm scharfriechende Stoffe unter die Nase,
reibe ihm Arme, Brust und Beine mit einer nassen Bürste,
— doch hüte man sich, hierbei etwa vorhandene Brandstel⸗
len zu reiben — und verfahre im Uebrigen ganz nach den
für Erstickungsfälle gegebenen Vorschriften.
Das Vergraben eines vom Blitze Getroffenen in
frisch aufgegrabene Erde, oder das Bedecken eines solchen
Verunglückten mit Sand, Erde und dergleichen ist als
ichädlich zu verwerfen.
Rettungsverfahren beim Scheintode in
Folge von Schlagfluß, oder Betäubung durch
äußere Gewali.
Wird Jemand vom Schlage getroffen, oder in Folge
von Gemüthserregung — Freude, Schrecken, Angst — oder
Angewirkter äußerer Gewalt, wie Schlag oder Fall auf
den Kopf u. s. w., besinnungslos, oder an der Zunge und
den Gliedmaßen gelähmt, so lege man ihn mit erhöhtem
Kopfe auf ein Bett oder sonstiges Lager, lüfte die anliegen—
191 —
den Kleider, insbesondere das Halstuch, den Hemdkragen
und den Leibgurt, lasse frische Luft zuströmen, bespritze
oder begieße den Bewußtlosen wiederholt mit kaltem Wasser,
halte ihm Essig oder sonstige scharfe Riechmittel unter die
Nase, wasche auch sein Gesicht und seine Schläfe mit Essig,
und reibe seine Hände, Füße und Brust mit einer nassen
Bürste. Dauert die Ohnmacht trotz dieser Maßregeln noch
mmer fort, so lege man erwärmte Ziegel zu seinen Füßen,
und bringe, falls kein Athem wahrnehmbar, ohne Verzug
die künstliche Athmung in Anwendung.
3. Anfälle von Krampf soder fallender
Krankheit (Convulsionen oder Epilepsie).
Es kommt zuweilen vor, daß scheinbar ganz gesunde
Personen plötzlich, auch inmitten ihrer Beschaͤftigung, von
krampfhaften Zuckungen oder epileptischen Zufällen betroffen
werden. In solchen Fällen hat man den Kranken mög—
lichst ruhig und langsam auf den Rücken zu legen, den
Kopf durch ein unterschobenes Kissen etwas zu erhöhen
und auf den Kopf wiederholt kalte Umschläge zu mächen.
Wenn es auch im Allgemeinen gut ist, die Hände und
Füße des Kranken während eines solchen Anfalles festzu—
halten, damit er durch seine unwillkührlichen Bewegungen
sich nirgends anschlage und verletze, so muß doch auch jede
Anwendung von Gewalt vermieden werden, weil hierduürch
dem Kranken leicht größerer Schaden zugefügt werden kann;
und ist auch sonst das Aufhören der Zuckungen ruhig,
abzuwarten.
Die Wunderpillen.
Zwei Tagediebe, die schon lange in der Welt mit ein—
ander herumgezogen, weil sie zum Arbeiten zu träg oder,
zu ungeschickt waren, kamen doch zuletzt in große Noth, weil
sie wenig Geld mehr übrig hatten, und nicht geschwind wußten,
vo nehmen. Da geriethen sie auf folgenden Einfall. Sie bet—
elten vor einigen Hausthüren Brod zusammen, das sie⸗
nicht zur Stillung des Hungers genießen, sondern zum Be⸗
trug mißbrauchen wollten. Sie kneteten nämlich und dreh—
ten aus demselben lauter kleine Kügelein oder Pillen, und
hestreuten sie mit Wurmmehl aus zerfressenem Holz,. da⸗
uuit sie völlig aussahen wie die gelben Arzneipillen. Hier⸗
auf kauften sie für ein paar Baßen einige Bogen roth get,
färbtes Papier bei dem Buchbinder (denn eine schöne Farbe
nuß gewöhnlich bei dem Betrug mithelfen, Das Papiet
zerschnitten sie alsdann und wickelten die Pillen darein
je 6 bis 8 Stück in ein Päcklein. 8
Nun ging der Eine voraus in einen Flecken, wo ebeg
Jahrmacrkt war, und in den „rothen Löwen,“ wo er viele!
Gäste anzutreffen hoffte. Er forderte ein Glas Wein, trank
aber nicht, sondern saß ganz wehmüthig in einem Winkel,
hielt die Hand an den Backen, winselte halb laut für sich,
und kehrte sich unruhig bald so her, bald so hin. Die ehr—
lichen Landleute und Bürger, die im Wirthshaus wareu,
bildeten sich wohl ein, daß der arme Mensch ganz entsetz
lich Zahnweh haben müsse. Aber was war zu thun?
Man bedauerte ihn, man tröstete ihn, daß es schon wieder
vergehen werde, trank sein Gläslein fort, und machte seine
Markt-Geschäfte.
Indessen kam der andere Tagedieb auch nach. 3
stellten sich die beiden Schelme, als ob noch keiner den au
dern in seinem Leben gesehen hätte. Keiner sah den andern
an, bis der zweite durch das Winseln des erstern, der im
Winkel saß, aufmerksam zu werden schien. „Guter Freund,“
sprach er, „Ihr scheint wohl Zahnschmerzen zu haben 2“*
und ging mit großen und langsamen Schritten auf ihn zu.