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zum Theil als Speisekammer benutzt werden kann. Der
Stall hat 2 Abtheilungen, für ein Schwein und eine Ziege,
und oben Raum für Futtervorräthe. — Zu jeder Woh—
nung gehört ein Garten von 15—20 Quadrat-Rutheun,
der sich unmittelbar dem Hause anschließt. — Die Woh—
nungen sind massiv von Schlackensteinen erbaut. Die Um—
fassungsmauern sind hohl, mit einem Luft-Zwischenraum
bon 210 Zoll, aufgeführt und in Folge dessen die Wohnungen
selbst an der Westseite vollständig trocken.
Für die Bequemlichkeit der Wohnungen spricht die
rege Nachfrage, die unter den Arbeitern nach denselben ist, so
daß das Ueberweisen einer solcheu Wohnung als eine Art
Belohnung angesehen wird, wie denn in der That auch
nur denjenigen Arbeitern solche Wohnungen überlassen wer—
den, die seit längerer Zeit auf dem Werke beschäftigt wor⸗
den sind.
Acke rland. Der große Grundbesitz des Werkes hat
es möglich gemacht, fast sämmtlichen Arbeiterfamilien außer
dem Gartenlande noch ein kleines Ackerstück zu verpachten.
Soweit dazu der eigene Grundbesitz nicht ausreicht, sind
Ackerländereien benachbarter Grundbesitzer zum Zwecke der
Afterverpachtung von dem Werke in Pacht genommen.
Bemerkenswerth ist, daß etwa 80 Morgen bisherigen
Oedlandes von den Arbeitern urbar gemacht oder zu Bau—
plätzen verwerthet wurden.
Die Abgabe der Ländereien findet in der Weise statt,
daß dieselben mit einem festen Pachtbetrag eingesetzt und so—
dann unter die sich Meldenden verloost werden. Eine Stei⸗
gerung der Pacht findet nicht statt. — Eine Ausnahme
hiervon machen diejenigen Ländereien, die wegen ihrer größeren
Eutfernung vom Werke verhältnißmäßig weniger Liebhaber
finden. Hier tritt eine öffentliche Verpachtung ein, bei der
in erster Linie nur die Arbeiter des Werkes theilnehmen.
Die Steinkohlen, ihre Entstehnng, ihr Vorkommen
und ihre Verwerthung.
VI.
Es ist kaum zu bezweifeln, daß die Steinkohlenflötze
ursprünglich sehr mächtige Gebilde waren, horizontal oder
wenigstens in ganz flachen Mulden abgelagert an den da—
maligen Meeresbuchten oder im Innern der damaligen
Continente in sogenannten Binnenmulden. Durch ab—
wechselnde Senkungen und Hebungen sind sie wiederholt
unter den Meeresspiegel gekommen und von Schlamm,
Sand und Geröll überdeckt worden, aus welchem sich dann
unter Beihülfe des auflastenden Druckes und mit der Zeit
die Schieferthon⸗, Sandstein- und Conglomeratschichten bildeten,
während jene Ablagerungen pflanzlicher Gebilde allmählig
verkohlt und zu den heutigen Kohlenflötzen zusammenge—
drückt wurden.
Auf dem wieder ertrockneten Boden hat sich eine neue
üppige Vegetation entwickelt, die abermals vom Meere
überfluthet und mit neuen Schlammassen überdeckt wurde.
— Die Periode der Steinkohlenformation hat unverkennbar
eine ganz ungeheuere Zeitdauer beansprucht, und offenbar
hat die üppige Pflanzenvegetation jener Periode an den
meisten Stellen der heutigen Steinkohlenbecken unzähligen
der geschilderten Schwankungen des Meeresspiegels mit ab—
wechselnden Hebungen und Senkungen des festen Landes
unterlegen, wodurch allein sich die vielfachen Zwischen—
schichtungen von Steinkohlenflötzen erklären lassen.
Nur in den seltensten Fällen finden sich die Schichten
des Steinkohlengebirges — und mit ihnen die Kohlenflötze
— noch in ihrer ursprünglichen horizontalen oder flach
muldigen Lage. Meist sind dieselben durch Bodenschwank—
ingen, sowie durch sonstige Erdrevolutjonen aller Art in
ihrer ursprünglichen Lagerung mehr oder weniger gestört.
Vornehmlich waren es aus dem Erdinnern durchgebrochene
feurig-flüssige Massen, Porphyre, Diorite, Basalte, welche
die Störungen veranlaßten. Entweder haben sie unmittel—
bar das Kohlengebirge durchsetzt und zerrissen, oder seitlich
einen Druck auf dasselbe ausgeübt, welcher die Schichten
in mehr oder weniger großartigem und ausgedehntem Maaße
bdald gehoben und verschoben, bald gebogen, geknickt, manch—
fach gefaltet oder zickzackförmig gewunden hat.
Die Steinkohlenbecken zeigen daher in ihrer heutigen
Bestalt die manchfachsten Biegungen. Mulden und Sättel,
zrößere und kleinere, treten zahlreich mit einander verbun—
den auf. Sie sind meist in die Länge gezogen und neigen
sich gewöhnlich mit ihrer Mulden- und Sattellinie nach
ziner und derselben Richtung hin. Man unterscheidet
Hauptmulden und Partialmulden; erstere gehen durch das
gjanze Becken durch, letztere erstrecken sich nur auf einen
Theil desselben oder zweigen sich erst aus einer Haupt—
mulde oder einem Hauptsattel ab.
Die Sattel- und Muldenflügel haben sehr verschiedenes
Einfallen. Häufig ist die Erscheinung zu beobachten, daß
der eine Flügel eines Sattels nur mäßige, flache Neigung
hat, während der andere steil aufgerichtet oder fast senkrecht
teht. Die Biegungen der Mulden und Sättel sind auch
aicht immer weit gerundet, es kommen vielmehr Uebergänge
bdon nur ganz flach wellenförmigen Biegungen bis zu wirk—
lichen Faltungen und Knickungen der Schichten vor, derart
daß dieselben in den Mulden und Sätteln scharfe, spitze
Winkel bilden. In einzelnen Kohlenbecken wiederholt sich
eine solche Falten- und Zickzackbildung der Schichten und
Flötze ziemlich gleichmäßig bei allen Sätteln und Mulden,
so z. B. im Wurmrevier bei Aachen und in Belgien, wo
dabei stets die Sattelflügel der einenRichtung steil aufge—
richtet („Rechte“), die der andern Richtung ganz flach ge—
lagert („Platte“) erscheinen.“
Die Tiefe der Mulden oder die Höhe der Sättel kann
ungemein verschieden sein. Ein Beispiel von sehr tiefer
Niedersetzung der Steinkohlenflötze unter die heutige Erd—
oberfläche bietet das Saarbrücker Kohlenbecken. Von der
großen Hauptmulde desselben wird bekanntlich nur der süd—
liche Fluügel bebaut, während der nördliche Gegenflügel
inter dem aufgelagerten jüngern Gebirge verdeckt und zur
Zeit noch völlig unbekaunt ist. Nach wiederholten Auf—⸗
aahmen und Berechnungen ist gefunden, daß das unterste
Saarbrücker Steinkohlenflötz, welches auf dem Südflügel
hei Dudweiler bekannt ist, gegen Norden, bei Bettingen
nordöstlich von Saarlouis), bis zu 19,406 und 20,656
Fuß (*10 geogr. Meilen) unter den Meeresspiegel herab⸗
geht. Die Steinkohlenflötze liegen also hier so tief unter
dem Niveau des Meeres, als die höchsten Berge der Erde
sich über dasselben erheben; von den höchsten Gipfeln dieser
Berge bis zum Tiefsten der Saarbrücker Steinkohlenmulde
ist ein senktechter Abstand von 45,000 Fuß.
Wo die Bildung von Sätteln und Mulden in ausge—
dehnterem Maaße stattgefunden hat, sind die Sättel an der
heutigen Erd-Oberfläche oft nur theilweise mehr vorhanden.
Während der langen Perioden, die seit ihrer Entstehung
verflossen sind, haben mächtige Wasserfluthen zerstörend auf
der Oberfläche gewirkt und mehr oder weniger die hervor—
ragenden Sättel und Berge eingeebnet. Die auf diese
Weise häufig ganz von der Oberfläche weggewaschenen
Sättel lassen sich gewöhnlich nach Lage der übriggebliebenen