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Kommissar, der befugt ist, allen Sitzungen des Vorstandes
beizuwohnen und jeden statutwidrigen Beschluß zu sus—
pendiren.
Dem Ober-Berg-Amte, wie dessen Kommissar ist ferner
die Einsicht der Verhandlungen des Vorstandes, der Kassen—
bücher, der gelegten Rechnungen, sowie die Revision der
Kasse zu gestatten.
Endlich liegt dem Königlichen Ober-Berg-Amte die
Bestätigung etwaiger Statutenänderungen ob.
Diese veränderten gesetzlichen Vorschriften veranlaßten
im Jahre 1867 eine nochmalige Umarbeitung des Statuts,
der eine weitere, umfassendere im Jahre 1872 gefolgt ist.
Während erstere lediglich den auf gesetzlicher Grund—
lage veränderten Beziehungen der Aufsichts-Behörde Rech—
nung trägt, nimmt jene eine sehr beträchtliche, aber zeitge—
mäße Erweiterung des Umfanges der Leistungen des Vereins
und die gleichmäßige Heranziehung des Werkseigenthümers
wie der Vereinsgenossen zur Beschaffung der hierzu erforder—
lichen Geldmittel als Aufgabe.
Jede dieser Aenderungen ist und konnte nur auf gesetz—
lichem Wege, nach reiflicher Prüfung, mit freier und voller
Zustimmung der Betheiligten, — der Vereinsgenossen und
des Werkseigenthümers — zu Stande kommen, und nur
auf diese Weise die gesetzlich vorbehaltene Bestätigung des
Königlichen Ober-Berq-Amtes erlangen.
Ursprung und Entwicklung des Bergbaues.
XVII.
Die Anzahl der Gruben hat sich am Oberharze nach
und nach sehr vermindert, dafür haben aber die Gruben,
welche im Betrieb geblieben oder zu spätern Zeiten wieder
aufgenommen sind, eine sehr viel größere Ausdehnung nach
der Tiefe erlangt. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts
waren im Ganzen bei den 7 Bergstädten von der großen
früheren Zahl nur mehr gegen 180 „gangbare“ Gruben in
Betrieb, im Jahre 1830 nur mehr 26. die jährliche Ge—
winnung von Melallen betrug im Durchschnitt der Jahre
1718 - 1724 an Silber 60,600 Mark, an Blei und Blei—
glätte 42,000 (alte) Ctr. an Kupfer 3400 (alte) Etr., da⸗
gegen 1801 nur mehr 32,000 Mark Silber, während die
Blei-Produktion gestiegen war. Von sämmtlichen Gruben
haben gleichzeitig immer nur höchstens je 19 einen Reiner-
frag und Ausbeute geliefert. Das günstigste Bergbaujahr
in dieser Beziehung war 1725, in welchem die Gesammt
Ausbeute der Gruben sich auf etwa 146,000 Thlr. belief;
seitdem ist der Gewinn aus den Gruben immer geringer
geworden, 1830 betrug die ganze Ausbeute 50,000 Thlr.
erst in neuerer Zeit sind die Erträge wieder gewaltig ge—
wachsen. Die ganze Ausbeute der Oberharzischen Gruben
vom Jahre 1643 an bis 1830, also in 187 Jahren, er⸗
reichte 16*4 Millionen Thaler, immerhin ein hoͤchst be—
trächtlicher Ertrag, welcher fast ausschließlich dem Wohl⸗
stande des Landes zu Gute gekommen ist. Am Nachhaltigsten
im Gewinn ist die Grube Dorothea bei Clausthal gewesen,
die seit 1709 bis 1830 im Ganzen 8,850,000 Thlr. und
darunter in den Jahren 1721-1739 jährlich gegen 100. 000
Thlr. Ausbeute gegeben hat.
In Folge der sinkenden Ergebnisse des Oberharzischen
Bergbaues hatten sich schon im vorigen Jahrhundert eine
größere Anzahl Gewerken nach und nach ganz von demselben
zurückgezogen. Die wachsenden Zubußen, welche für die
meisten Gruben aus der Bergbauftasse und als Vorschüsse
aus andern Kassen gezahlt werden mußten, veranlaßten bald,
daß die herrschaftlichen Antheile immer größere wurden.
15 —
Seit 1833 war schon der größte Theil der Gruben an den
Staat gefallen, und durch allmähligen Ankauf der übrigen
ist nunmehr der ganze Blei- und Silbererzbergbau des Ober—
harzes in der alleinigen Hand des Staates.
Obwohl die bergbauliche Ausbeute am Harze seit 1725
sehr gewaltig abgenommen hatte, so hat sich der Bergbau
selbst trotzdem doch weit ausgedehnt und steht namentlich
in neuerer Zeit an Großartigkeit keinem andern nach. Jahr⸗
hunderte hindurch haben die Harzer Bergwerke den Nationen
der Erde als Musteranstalten gedient, ebenso ausgezeichnet
durch die großartigen Blei-, Silber- und Kupfererz-Lager⸗
stätten, auf denen er sich bewegt, wie durch die Anwendung
der besten, den Fortschritten der Bergbaukunst und der
Wissenschaft entsprechenden Verfahrungsweisen und Maschinen.
Lange Stollen und Feldörter, tiefe Schächte durchschneiden
das Gebirge. Sinnreich ausgesonnene Maschinen, fasi
ausschließlich durch Wasser getrieben, schaffen in den Schächten
die gewonnenen Erze zu Tage, heben die Wasser und för⸗
dern die Bergleute hinab zu ihren sogar schon unter den
Meeresspiegel niedergehenden Arbeitspunkten und befördern
sie auch wieder nach gethaner Arbeit zu Tage. In einzelnen
der meilenlangen Siollen vermitteln unterirdisch selbst Schiffe
die Förderung. In den Thälern des Gebirges liegen die
zahlreichen Wäschen und Aufbereitungsanstalten, in denen
die geförderten Erze von den Bergen befreit, angereichert
und zur Verschmelzung tauglich gemacht werden, um dann
auf den ausgedehnten Hüttenwerken in der Gluth der
Schmelzöfen das edle Silber und Gold, Blei, Kupfer und
Zink zu ergeben. Ueberall Leben auf den Gruben, den
Wäschen und Hütten; im Walde das rührige Treiben der
Holzhauer und Köhler, und über das ganze Gebirge hin
das Rauschen des Wassers, das in großartigen Teich- und
Wasserleitungsanlagen gesammelt wird, um als treibende
Kraft die zahlosen Räder und Maschinen der Gruben,
Wäschen und Hütten in Bewegung zu setzen.
Das Bergmannsvolk des Oberharzes unterscheidet sich
durch sein Aeußeres, seine Sitte und Sprache vollständig
von den umliegenden Bewohnern des Flachlandes. Es
liebt Gesang und Musik, namentlich die Harfe, und hält
fest an seinen bergmännischen Einrichtungen und Gewohn⸗
heiten. Der Oberharzer Bergmann liebt seinen Beruf aus
vollem Herzen und hat die entschiedenste Abneigung gegen
jede andere Art von Broderwerb. Es ist sein Stolz, dem
Bergwesen seine Kräste zu widmen und er hält es unter
seiner Würde, andere Arbeiten zu treiben. Schlegel und
Eisen als Zeichen seines Standes ist ihm in Wabhrbheit ein
Ehrenzeichen.
Seit im Jahre 1866 das Königreich Hannover an
Preußen gekommen ist, gehören auch die oberharzischen
Berg⸗- und Hüttenwerke dem Staate Preußen. Ein neuer
großartiger Aufschwung ist seitdem für dieselben in's Leben
gerufen, die Werke liefern jetzt Ergebnisse, wie sie früher
nicht geahnt worden sind.
Im Jahre 1871 wurden im Ganzen auf den zu 8
Berginspektionen vereinigten Kgl. Gruben des Oberharzes
364,151 Etr. schmelzbare Blei-, Silber⸗, Kupfer- und
Zinkerze im Werthe von etwa 19 Millionen Thalern ge—
wonnen, aus denen (mit Ausnahme der Zinkerze, welche
verkauft und anderwärts verhöttet werden) auf den 4 großen
Blei- und Silberhütten 3923 Pfund Gold, 34,112 Pfund
Silber, 159,558 CEtr. Blei, 1204 CEtr. Kupfer und 10,264
Etr. Kupfervitriol, zum Gesammtwerthe von über 2 Millionen
Thaler, dargestellt wurden. Dabei beschäftigten die Gruben
im Ganzen 4179 Bergleute und die Hüttenwerke 708
Hüttenarbeiter Lählt man hierzu die 8872 Frauen und