Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

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Aus der Masse der Kohlen hat man wohl mit Recht 
auf einen größeren Gehalt der damaligen Atmosphäre an 
Kohlensäure geschlossen, seitdem man weiß, daß der Kohlen— 
stoff der Pflanzen aus der Kohlensäure der Atmoösphäre 
stammt. Jetzt liefern 10,000 Raumtheile Luft nur 3 bis 4 
Raumtheile Kohlensäure. Um wieviel nun der Kohlensäure— 
gehalt der Atmosphäre steigen würde, wenn man derselben 
den jetzt fest gebundenen Kohlenstoff der Kohlenlager 
sämmtlich in Gestalt von Kohlensäure wieder zuführen könnte, 
ist begreiflicher Weise nicht zu sagen. Allein er könnte sehr 
hoch steigen, ohne dem Wachsthum der Steinkohlenpflanzen 
wesentlich zu schaden, die nach mehrern Versuchen sogar 
noch 500 Raumtheile Kohlensäure in 10,000 Raumtheilen 
Luft vertragen. 
Ob in dieser feuchtwarmen und an Kohlensäure reichen 
Atmosphäre, die in Folge dessen schwerer und weniger leicht 
beweglich war, die Pflanzen der Kohlenformation schneller 
wuchsen, als unsere Pflanzen wachsen, läßt sich nicht ent— 
scheiden. Man hat zwar dire Dicke der Jahresringe des 
Holzes von Baumstämmen der Kohlenzeit mit denen der 
Jetztzeit verglichen, allein da die Arten nicht übereinstimmen, 
so darf mau aus der Gleichheit der Dicke keinen Schluß 
ziehen. Wuchsen aber selbst die Pflanzen schneller als jetzt, 
so bleibt doch ein ungeheuer großer Zeitraum nöthig, um 
die Kohlenflötze herzustellen, von denen man solche bis zu 
40 und mehr Fuß Mächtigkeit kennt, während meist in 
einem Kohlenbecken die gesammte Mächtigkeit aller Flötze 
zusammengerechnet noch weit bedeutender ist. 
Wie weit die Zeit der Steinkohlen-Entstehung hinter 
uns zurückliegt, hat ein berühmier Gelebrter (G. Bischof) 
aus den Gesetzen der Abkühlung unserer Erde berechnet. 
Er hat dabei die ungeheure Zahl von 9 Millionen Jahren 
gefunden, die allerdings wohl nur als eine ganz ungefähre 
anzusehen ist. 
Die Nothhülfe bei plötzlichen Unfüllen und Gefahren. 
II. 
Während der Verletzte auf den Verbandplatz über— 
tragen wird, muß inzwischen dort für eine geeignete Lager— 
stätte vorgesorgt werden. Sollte kein Bett vorhanden sein, 
so macht man eine dicke Streu von Heu, Laub oder Säge— 
spähnen auf den Fußboden und bedeckt diese mit Decken, 
Leintüchern oder Kleidern, wobei man in Ermangelung eines 
Kopfkissens zu gleicher Zeit auch dem Kopfe auf ähnliche 
Weise eine erhöhte Lage bereite. 
Hierauf erst kann zur genauen Besichtigung der Ver—⸗ 
letzungen geschritten werden. Verletzte, welche bei Bewußt— 
sein sind, geben meist selbst genau die schmerzhaften oder 
beschädigten Stellen an. Ist jedoch der Kranke bewußtlos, 
so ist vor Allem der Kopf ganz genau zu besichtigen, dann 
muß man Arme und Füße nach den verschiedenen Rich— 
tungen hin untersuchen, sie beugen und bewegen, ferner 
aber auch alle Blutspuren und Risse an den Kleidern be— 
achten, um durch diese die unter ihnen etwa verborgenen 
Verwundungen aufzufinden. Befinden sich die Verletzungen 
an Körperstellen, die von Kleidern bedeckt sind, so müssen 
diese sorgfältig und zwar stets zuerst von der gesunden 
Seite aus entfernt werden. Kann das Ausziehen der Klei— 
der nicht, ohne Schmerz zu verursachen, geschehen, so müs— 
sen die Kleider oder Stiefeln aufgeschnitten und die leiden— 
den Theile so von den Kleidern befreit werden. Die Wun— 
den werden hierauf gereinigt, indem man mittelst einer 
Wund⸗ oder Klystirspritze, oder eines in kaltes Wasser ge— 
tauchten Schwammes oder Leinwandlappens einen Strähl 
von kaltem Wasser einige Minuten lang auf die Wund— 
läche fallen läßt. — Bei Verletzungen des Kopfes oder 
sonstiger behaarter Körperstellen sind jedoch vorher jedes— 
mal erst die Haare um die Wunde mittelst einer Scheere 
zu entfernen. 
Bei jeder Wunde ist hauptsächlich darauf zu achten, 
daß der Verwundete nicht zu viel Blut verliere. Es ist da— 
her bei Verwundungen jeder Art (Schnitt-, Stich-, Schuß-, 
oder Quetschwunden) vorzüglich auf Stillung der Blutung 
hinzuwirken. Als vorzüglichstes Mittel gilt hierbei vor Al— 
em das kalte Wasser, welches in Form von kalten Um— 
schlägen, die alle 5 Minuten gewechselt werden müssen, auf 
die blutende Stelle gebracht wird. Dem kalten Wasser 
kann auch etwa ein Drittheil Essig oder Branntwein beige— 
nengt sein, da auch diese vortheilhaft auf die Stillung der 
Blutung einwirken. Ehe man jedoch die kalten Umschläge 
n Anwendung bringt, bemühe man sich, die Ränder der 
Wunde, nachdem sie auf die oben beschriebene Art gereinigt 
wurden, so nahe als möglich an einander zu ziehen und sie 
nit Streifen von Heftpflaster oder englischem Pflaster mit 
einander zu vereinigen. 
Ist die Blutung sehr stark und spritzt namentlich das 
Blut stoßweise aus der Wunde, so drücke man schnell und 
möglichst fest einen oder zwei Finger auf den Punkt, von 
wo das Blut herausspritzt, und setze diesen Druck so lange 
fort, bis entweder der Arzt kommt, oder man bemerkt, daß 
beim Aufheben des Fingers und Nachlaß des Druckes kein 
Blut mehr aus der Wunde kommt. 
Bei stärkeren, in solcher Art stoßweise hervorquellen— 
den Blutungen an den Armen oder Füßen ist statt des 
Fingerdruckes eine Umschnürung des Gliedes vorzunehmen, 
welche in der Weise ausgeführt wird, daß man ein zusam— 
mengelegtes Handtuch oder Taschentuch oberhalb der blu— 
tenden Stelle um das Glied herumwickelt und es dann mit 
einem Band, Riemen oder sonst dergleichen so fest als mög— 
lich zusammenschnürt. 
Bei nicht stoßweise spritzenden, sondern langsam aus 
der Wunde fließenden Blutungen kann, wenn nach Verlauf 
von bis sz Stunde die Blutung nicht nachläßt, die 
Wunde mit einer dicken Lage von gestoßenem Alaun, oder 
Feuerschwamm oder mit einem Bausch Charpie, bedeckt wer— 
den; diese drückt man ziemlich fest auf die Wunde, worauf 
in der Regel die Blutung bald aufhört. 
Findet man bei der Untersuchung eines Verunglückten, 
daß ein Glied gebrochen oder zermalmt ist, so bringe man 
dieses bei der Lagerung des Kranken gleich in eine ruhige 
sichere Lage, und zwar wenn wöglich auf ein Polster, mache 
dis zur Ankunft des Arztes von 5 zu 5 Minuten erneuerte 
kalte Umschläge, hüte sich jedoch, viel an demselben zu zer— 
ren oder zu rütteln oder gar Einrichtungsversuche zu machen. 
Ist ein Glied ganz vom Körper losgerissen, so ist 
das Blut auf die angegebene Weise zu stillen, der am Kör— 
per gebliebene-Stumpf in eine ruhige, erhöhte Lage zu bringen, 
und, sind fortwährend kalte Umschläge auf denselben zu 
machen. Dabei verdecke man den losgerissenen Theil mit 
einem Tuche und entziehe so möglichst dem Verunglückten 
und seiner Umgebung den traurigen Anblick, bis der herbei— 
gerufene Arzt darüber entscheidet, was mit demselben zu 
geschehen habe. 
Bis zur Ankunft des Arztes hat eine verläßliche Per— 
son fortwährend bei dem Kranken zu weilen, welche die er— 
forderlichen Labungen und kalten Umschläge besorgt, 
zugleich aber auch dem Verunglückten und seiner Umgebung 
Trost, Muth und Hoffnung einzuflößen bemüht sein soll. 
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