III. Jahrgang.
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Ar. 35.
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Her gmanngn.
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Glück
auf!
Wochenblatt zur Unterzaltung und Velehrung für Verglente.
— — inene
FErscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedition in Saarbrücen, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen.
Vreis sur das Vierteljabr bei der Expedition 3 Sgr., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 4 Sgr.
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen.
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Die Bolksküchen und ihre Einführung auf den
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Saarbrücker Gruben.
IV.
Um eine Neubelebung zu versuchen und zugleich auch
den Wünschen zahlreicher Ärbeiter entgegen zukommen, wurde
im November 1872 begonnen, statt der bisherigen Portionen,
welche in Gemüse mit Fleissch zu 212 Sgr. bestanden,
nunmehr getrennt einestheils Portionen Suppe und Gemüse
zu 1 Sgr. und anderntheils besondere Fleischportionen zu
Sgr. zu verabfolgen. Diese Einrichtung hat derartigen
Anklang gefunden, daß sich die Anzahl der täglich an der
Menagelüche sich Betheiligenden sehr bald auf die frühere
döhe vor dem Kriege) wieder erhob und auch seitdem an⸗
saltend auf dieser Höhe verblieben ist, ja dieselbe sogar
zoch überschritten hat. Durchschnittlich nehmen täglich etwa
200 Personen (Bergleute aus den Schlafhäusfern, Koks⸗
arbeiter und Taͤgelöhner) Theil, von denen etwa der dritte
Theil Fleisch- und Gemüseportionen nimmt, während die
ibrigen sich nur mit letztern begnügen und sich zum
Theu Fleisch und Brod selbst mitbringen. Selbstverständ⸗
ich ist die Wahl einer Portion mit oder ohne Fleisch voll⸗
andig dem täglichen Belieben jedes Einzelnen überlassen.
ẽcr kaun sich die betreffenden Marken, gegen welche die
Portionen verabfolgt werden, jederzeit und in jeder be⸗
sebigen Anzahl beim Schlafhausmeister kaufen.
Die Kuͤche hat mit dem Heinitzer Consumverein eine
Verbindung eingegangen derart, daß sie selbst gar keine
Vorräthe zu halten braucht, vielmehr ihren ganzen täglichen
Bedarf jeden Morgen direct aus dem Lager des erstern
zu billigen Preisen bezieht. Die Besorgung der eigentlichen
Küche ist 2 bezahlten Bergmannswittwen übertragen. Da
für Verwaltung keine Kosten erwachsen, so kann trotz des
niedrigen Portionspreises doch ein vorzügliches und reich⸗
liches Essen geboten werden, wie die Arbeiter nicht in der
dage wären, es sich zu gleichem Preise selbst zu bereiten
oder anderweitig zu beschaffen.
Die allgemeine Zufried enheit der Leute, welche an der
Menageküche theilnehmen, und der täglich noch wachsende
Zuspruch zeigen zur Genüge, daß die, Küche ihren Zweck
Jollständig erfüllt. Geringe Ueberschüsse werden dazu ver—
wandt, bei besondern festuchen Veranlassungen reichlichere
Portionen oder Extra-Fleischzulagen zu gewähren. Im
ebrigen wird selbstverstän dig die Erzielung eines Ueber—
schusses nicht bezweckt.
Vorfichtsmaßregeln zum Schutze gegen die Cholera.
II.
2. Maßregeln zur Verhinderung der Ver—
Daß die ganze Einrichtung der im Jahre 1870 auf
Grube Heinitz nach dem Muster der berliner Volksküchen
eingeführten Menage für die Schlafhausbewohner der Grube
eine große Bequemlichkeit war und einem wirklichen Be⸗
dürfmß abhalf, zeigte die von Monat zu Monat wachsende
Zahl der Theilnehmer. Lediglich die geforderte unbedingte
Baarbezahlung der Marken für die Portionen war das Hin—
derniß, daß sich nicht fast sämmtliche Schlafhausbewohner
betheiligten. Es muß übrigens dabei ausdrücklich bemerkt
werden, daß irgend ein Zwang oder eine Nöthigung, der
Menage beizutteten, nicht im Eurtferntesten stattfand, es
vielmehr nach wie vor jedem Schlafhausbewohner vollkommen
frei blieb, sich sein Essen in den besondern Kochräumen
der Schlafhäuser selbst zu bereiten.
Auch die Lebensfähigkeit der Einrichtung in finanzieller
Beziehung hat sich gläuzend bewährt. Bereits nach drei—
monatlichem Bestehen waren nicht nur die ersten Vorschüsse
getilgt, sondern man hatte auch schon einen als Betriebs⸗
kapital und Reservefonds für theuere Zeiten dienenden
kleinen Ueberschuß erzielt und konnte bei der fortwährenden
Zunahme der Betheiligung daran denken, für die Folge die
Fleischportionen noch zu vergrößern oder die Vortions—
preise herabzusetzen.
Der Ausbruch des Krieges im Juli 1870 und die
damit verbundene Räumung der Schlafhäuser zur Aufnahme
von Verwundeten nöthigten leider dazu, die in schönster
Blüthe befindliche Heinitzer Menageküche nach fünfmonat—
lichem Bestehen vorläufig zu schließen. Die getroffenen
Eiurichtungen thaten übrigens auch insofern noch nützliche
Dienste, ais sie ohne Weiteres zur Speisung der in die
Heinitzer Schlashäuser aufgenommenen Verwundeten benutzt
werden konnten.
Schon am 1. März 1871 wurde die Küche wieder
eröffnet. Im Wesentlichen blieben die frühern Einrichtungen
bestehen. Wegen der bedeutenden Theuerung der Lebens—
mittel mußte jedoch der Preis für eine Portion (Gemüse
mit Fleisch) auf 212 Sgr. erhöht werden. Dieser, den
meisten Arbeitern zu theuere Preis ließ die Betheiligung
nicht wieder zu der früheren Höhe gelangen, die Küche er—
d gich zwar fort, aber nur in ziemlich eingeschränktem
aaße.