Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

128 
ner habe ich ins Elend gejagt, auf Arme und Kranke die 
Hunde gehetzt, und, Ihr wißt es ja selbst — wie meine Peit— 
sche auf ihre schöne Stirn fiel!“ 
„Peter! Du warst ein großer Sünder!“ sprach das 
Männlein. „Das Geld und der Müßiggang haben Dich 
verderbt, bis Dein Herz zu Stein wurde, nicht Freud', nicht 
Leid, keine Reue, kein Mitleid mehr kannte. Aber Reue ver⸗ 
söhnt, und wenn ich nur wüßte, daß Dir Dein Leben recht 
leid thut, so könnte ich schon noch was für Dich thun.“ 
„Will Nichts mehr,“ antwortete Peter und ließ traurig 
sein Haupt sinken. „Mit mir ist es aus; kann mich mein 
Lebtag nicht freuen; was soll ich so allein auf der Welt 
thun? Meine Mutter verzeiht mir nimmer, was ich ihr 
gethan, und vielleicht hab' ich sie unter den Boden gebracht, 
ich Ungeheuer! Und Lisbeth, meine Frau! Schlaget mich 
lieber auch todt, Herr Schatzhauser, dann hat mein elend 
Leben mit einmal ein Ende.“ 
„Gut,“ erwiderte das Männlein, „wenn Du nicht an—⸗ 
ders willst, so kannst Du es haben; meine Axt habe ich 
bei der Hand.“ Er nahm ganz ruhig sein Pfeiflein aus 
dem Mund, klopfte es aus und steckte es ein. Dann stand 
er langsam auf und ging hinter die Tannen. Peter aber setzte 
sich weinend ins Gras, sein Leben war ihm Nichts mehr 
und erwartete geduldig den Todesstreich. Nach eintger Zeit 
hörte er leise Tritte hinter sich und dachte: „Jetzt wird er 
kommen.“ 
„Schau Dich noch ein Mal um, Peter Munk!“ rief 
das Männlein. Er wischte sich die Thränen aus den Augen 
und schaute sich um, und sah — seine Mutter und Lisbeth, 
seine Frau, die ihn freundlich anblickten. Da sprang er 
freudig auf: „So bist Du nicht todt, Lisbeth? Und auch Ihr 
seid da, Mutter und habt mir vergeben?“ 
„Sie wollen Dir verzeiben,“ sprach das Glasmännlein, 
„weil Du wahre Reue fühlst, und Alles soll vergessen sein. 
Zieh jetzt heim in Deines Vaters Hütte und sei ein Köhler 
wie zuvor; bist Du brav und bieder, so wirst Du Dein 
Handwerk ehren, und Deine Nachbarn werden Dich mehr 
lieben und achten, als wenn Du zehn Tonnen Goldes hät— 
die So sprach das Glasmännlein und nahm Abschied von 
ihnen. 
Die Drei lobten und segneten ihn und gingen heim. 
Das prachtvolle Haus des reichen Peters stand nicht 
mehr; der Blitz hatte es angezündet und mit all seinen 
Schätzen niedergebrannt; aber nach der väterlichen Hütte 
war es nicht weit; dorthin ging jetzt ihr Weg und der 
große Verlust bekümmerte sie nicht. 
Aber wie staunten sie, als sie an die Hütte kamen! 
Sie war zu einem schönen Bauernhans geworden, und Alles 
darin war einfach, aber gut und reinlich. 
„Das hat das gute Glasmännlein gethan!“ rief Peter. 
„Wie schön!“ sagte Frau Lisbeth. „Und hier ist mir 
viel heimlicher als in dem großen Haus mit dem vielen 
Gesinde.“ 
Von jetzt an wurde Peter Munk ein fleißiger und 
wackerer Mann. Er war zufrieden mit Dem, was er hatte, 
trieb sein Handwerk unverdrossen, und so kam es, daß er 
durch eigene Kraft wohlhabend wurde und angesehen und 
beliebt im ganzen Wald. Er zankte nie mehr mit Frau 
Lisbeth, ehrte seine Mutter und gab den Armen, die an 
seine Thüre pochten. Als nach Jahr und Tag Frau Lis— 
beth von einem schönen Knaben genas, ging Peter nach dem 
Tannenbühl und sagte sein Sprüchlein. Aber das Glas— 
männlein zeigte sich nicht. „Herr Schatzhauser!“ rief er 
aut. „Hört mich doch; ich will ja nichts anderes, als Euch 
zu Gevaltter bitten bei meinem Söhnlein!“ Aber er gab 
keine Antwort; nur ein kurzer Windstoß sauste durch die 
Tannen und warf einige Tannnenzapfen herab ins Gras. 
„So will ich dies zum Andenken mitnehmen, weil Ihr Euch 
doch nicht sehen lassen wollet,“ rief Peter, steckte die Zap— 
fen in die Tasche und ging nach Hause; aber als er zu 
Hause das Sonntagswamms auszog und seine Mutter die 
Taschen umwandte und das Wamms in den Kasten legen 
wollte, da fielen vier staatliche Geldrollen heraus, und als 
man sie öffnete, waren es lauter gute, neue badische Thaler, 
und kein einziger falscher darunter. Und das war das 
Pathengeschenk des Männleins im Tannenwald für den klei— 
nen Peter. 
So lebten sie still und unverdrossen fort, und noch 
nachher, als Peter Munk schon graue Haare hatte, sagte 
er: „Es ist doch besser, zufrieden zu sein mit Wenigem, als 
Gold und Güter haben, und ein kaltes Herz.“ 
Allerlei. 
Zwei Gutsbesitzer saßen eines Abends, gemüthlich 
plaudernd, beim Glase. Von der Kartoffelkrankheit kommen 
sie auf Pferde zu sprechen, von diesen auf den Kutscher. — 
„Denken Sie sich,“ sagte der Eine, „was mein Johann für 
ein famoser Kerl ist! Neulich bricht mir unterwegs ein Rad 
am Wagen, aber was thut mein Kutscher! Flugs ist er vom 
Bocke herunter, nimmt die Axe in die Hand und läuft so 
zwei Meilen neben her, bis wir zu Hause sind.“ — „Das 
ist noch Nichts, liebster Freund,“ meinte der Andere. „Da 
hätten Sie meinen Joseph sehen sollen. Wir waren noch 
bier Meilen von meinem Gute, als ein Rad brach. Ich 
hemerke Nichts davon, da sehe ich zufällig zum vorderen 
Wagenfenster hinaus: mein Joseph ist nicht auf dem Bocke; 
ich rufe nach ihm, da höre ich seine Stimme ganz in der 
Nähe, und was sehe ich? — Die Axe hat er im Munde 
und schlägt fortwährend Rad mit Händen und Füßen, so 
lange, bis wir zu Hause sind.“ 
Im Kreise X. ist die Hundesperre auf 5 Wochen an⸗— 
geordnet. Dies wurde in der Gemeinde W. folgendermaßen 
durch die Schelle publicirt: „Auf Verfügungek. Amts 
xX. ist dahier die Hundswuth ausgebrochen; es 
wird Jedermann gewarnt, bei der gesetzliche Straf sein 
Hund innerhalb sechs Woche anzubenne.“ 
Ein Fürst bemerkt, als er nach einem Spazierritte 
unerwartet rasch in sein Palais zurückgekehrt, daß der Por— 
tier seinen Posten verlassen hat. „Portier ist abgesetzt,“ 
spricht der Monarch. Jede, auch die einflußreichste Fürbitte 
würde gegen die bekannte Consequenz und Unumstößlichkeit 
seiner einmal erlassenen Befehle nichts vermocht haben. Als 
am nächsten Morgen der dienstthuende Flügeladjutant zu 
dem gebietenden Herrn kommt, ist sein erstes Wort die Frage: 
„Majestät, ist der Portier auf einen oder auf zwei Tage 
ibgesetzt?“ „Auf einen,“ lautet die gnädige Antwort. 
Marktpreise amn Angzust 1873. 
au St. Johaun. 
2* — 4 
15 — 
13 — 
7 3 
Centner Kartoffeln 
Pfund Butter 
Dußtkend Fier 
druder und Verieger Gebruder Soer in seccbticen. Cpediion der arbrucet veitung.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.