Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

einstiger Pensionirung ꝛc. erlangien Rechte durch Zahlung 
der Recognitionsgebühr von 5 Sgr. pro Monat einstweilen 
zu wahren, und eintretenden Falles zur Geltung zu bringen. 
Wer von diesem, lediglich das Verhaͤltniß zum Knappschafts⸗ 
dereine betreffenden Vorbehalte Gebrauch machen will, hat 
innerhalb 4 Wochen, vom Tage des Ausscheidens gerechnet, 
unter Vorlegung seines Knappschaftsbuches mündlich oder 
schriftlich eine dies aussprechende Erklärung beim Knapp⸗ 
schaftsvorstande abzugeben. Das vorzulegende Knapp— 
schaftsbuch muß den Nachweis amtlich enthalten, 
an welchem Tage der Inhaber freiwillig, un— 
freiwillig, mit oder ohne Kuindigung ausge— 
schieden ist. 
Saarbrücken, den 9. Januar 1873. 
Der Knappschafts-Vorstand. 
Ursprung und Entwicklung des Bergbaues. 
XVI. 
Zur Aufnahme der Bergwerke am Oberharze waren zu 
verschiedenen Zeiten Bergleute aus andern Gegenden Deutsch⸗ 
lands herangezogen, namentlich aus Böhmen, Franken und 
Sachsen. Um sie festzuhalten und zur Förderung des Berg— 
haues die entstehenden Ansiedelungen der Bergleute noch 
stets durch frischen Zuzug zu vergrößern, wurden diesen 
Ansiedelungen und den Bergleuten von Seiten der Landes— 
herren bedeutende Freiheiten und Vorrechte bewilligt. Auf 
solche Weise entstanden allmählich die sogenannten 7 freien 
Bergstädte des Oberharzes, in deren Nähe der Bergbau 
hauptsächlich betrieben wurde. Durch besondere Bergfrei— 
heitspatente und Bergordnungen, namentlich diejenigen der 
Grafen Hohenstein 1521, des Herzogs Heinrich von Braun— 
jchweig 1555 und des Herzogs Wolsgang von Grubenhagen 
1593, war der Bergbau überall auf —* Harze für frei 
erklärt. Einem Jeden war es gestattet, zu eigenem Gewinn 
nach Erzen zu suchen oder zu schürfen und Bergbau zu 
kreiben, jedoch unter der Bedingung, daß er dem Landes— 
herrn davon den Zehnten geben und die gewonnenen Me— 
lalle zu festgesetzten Preisen überlassen mußte. Daneben 
wurden ausgedehnte Privilegien bewilligt, besonders freies 
Holz aus den herrschaftlichen Waldungen zum Bergbau, 
den Hüttenwerken und Wohnhäusern, Freiheit von Abgaben 
und Dienstbarkeiten, eigene Gerichtsbarkeit und dergleichen. 
Auf Grundlage jener Bergordnungen hatte sich der 
Bergbau des Oberharzes schon im Laufe des 16. Jahrbun— 
derts zu einem außerordentlich blühenden entwickelt. Nicht 
blos die Landesherren und einheimische Gewerken, sondern 
auch auswärtige Städte und reiche Kaufleute betheiligten 
sich auf's Lebhafteste an demselben. Besonders Magde— 
hurger Kaufleute, die Hansestädte Hamburg, Bremen und 
dübeck, zahlreiche Grafen und Herren gaben großartige 
Summen zur Eröffnung und Erweiterung der Gruben hin, 
empfingen aber auch bald reiche Ausbeute aus den gewonnenen 
Metallen. 
Anders wurde es indeß in Folge des dreißigjährigen 
Krieges (1618 - 1648). Nach der rstchin Magdeburgs 
traten die Magdeburger Gewerken ganz vom Harzer Silber—⸗ 
bergbau zurück. Der beim Handel mit den Kuxen (Gru—⸗ 
benantheilen) entstandene Schwindel schreckte überhaupt die 
auswärtigen Theilhaber ab. Dazu erforderte die größere 
Tiefe, in welcher nunmehr schon der Bergbau umging, den 
Aufwand immer größerer Summen, und die meisten 
Zechen fingen an, statt der früher gegebenen reichen Aus— 
beute, jetzt beträchtliche Zubußen zu erheischen. 
Als unter diesen Verhältnissen in der zweiten Hälfte 
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10 — 
des 17. Jahrhunderts der Silberbergbau am Oberharze 
dem Erliegen nahe gekommen war, ergriff die Landesherr- 
chaft zur Erhaltung desselben energische Maßregeln. Ab— 
gesehen davon, daß die landesherrliche Kämmereikasse eine 
Anzahl Kuxen von Zubußgruben übernahm, wurden die 
Bewerkschaften der Gruben, welche Ausbeute ergaben, nicht 
uur ebenfalls zur Uebernahme von Zubußgruben gezwungen, 
ondern auch angehalten, einen Reservefonds anzusammeln, 
)en man dann zu Vorschüssen behufs Zahlung der Betriebs⸗ 
zelder fir die Zubußgruben verwandte. Namentlich aber 
var es die im Jahre 1702 errichtete Bergbaukasse, welche 
die schwunghafte Fortsetzung des Grubenbetriebes und die 
Aufnahme neuer Versuche ermöglichte. Eine auf Bier, 
Wein und Branntwein freiwillig eingeführte Accise (Zoll), 
owie der spätere bedeutende Ertrag von Kuxen einzelner 
Fruben bildeten die vorzüglichste Einnahmequelle dieser 
dasse, welche man bald als die Hauptstütze des Harzes er⸗ 
annte. Beispielsweise hat die Bergbaukasse allein für den 
Bau des tiefen Georgstollens, sowie für die das ganze 
Clausthaler und Zellerfelder Grubenrevier durchörternde 
iefste Wasserstrecke (Ernst-August-Stollen) ungefähr 
200,000 Thaler verausgabt. 
Landesherrn des Harzes waren seit Entwicklung des 
Bergbaus die Herzoge von Braunschweig-Wolfenbüttel und 
»on Braunschweig⸗Lüneburg. Als im Jahre 1634 das 
jerzogliche Haus Braunschweig-Wolfenbüttel ausstarb, fand 
ine Landestheilung unter den bestehenden 3 fürstlichen 
dinien des Hauses Braunschweig-Lüneburg statt. In die 
Theilungsmasse fiel sowohl der Ober-, als der Unterharz, 
nit Ausschluß jedoch des sogenannten „einseitigen Harzes“ 
»ei Clausthal. Der Bergbau daselbst gehörte mit den 
Bergstädten Clausthal, Altenau und St. Andreasberg be— 
reits vorher zu dem Fürstenthum Grubenhagen, welches an 
die jüngere Lüneburgische Linie, das später churfürstliche 
ind königliche Haus Hannover, überging. Während nun 
ieser Bergbau nur den einen Herrn hatte, verblieb der 
Bergbau am ganzen übrigen Ober- und Unterharz im ge— 
neinschaftlichen Besitz und Verwaltung der 3 und, seit 1642 
die Herzöge von Braunschweig-Harburg ausgestorben waren, 
er uͤbrigbleibenden 2 fürstlichen Linien, nämlich der jüngern 
Braunschweigischen (jeßzt Herzog von Braunschweig) und der 
üngern Lüneburgischen Getzt König von Hannover), von 
denen erstere »7 und letztere “7 Antheile hatte. Zufolge 
päteren Vertrags von 1788 schieden Zellerfeld, Wildemann 
ind Lautenthal aus der Gemeinschaft aus, so daß von da 
ib der ganze oberharzische Bergbau zu Hannover gehörte, 
ind nur mehr der Unterharz mit dem Rammelsberg in 
zemeinschaftlichem Besitze bis heutzutage geblieben ist. 
Georg Stepheuson, der Erfinder der heutigen 
Lokomotive. 
U. 
Im Jahre 1808 wurde Stephenson Bremser auf 
der Westmoorgrube, wo er sich durch zweckmäßige Anord⸗ 
nungen und kleine Verbesserungen an den Maschinen aus— 
zeichnete. Auf der naheliegenden Killingworther Grube 
vurde zu der Zeit eine Wasserhaltungsmaschine aufgestellt 
und damit resultatlos ein Jahr lang gearbeitet, ohne daß 
es Jemandem gelang, eine erfolgreiche Aenderung anzu— 
bringen, bis Stephenson sich dazu erbot. Sein nach 
richtigen Grundsätzen roh ausgeführter Plan hatte den 
glänzendsten Erfolg. Plötzlich sehen wir Stephenson 
als den berühmtesten Pumpenmacher der Gegend und (1812)
	        
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