III. Jahrgang.
Ar. 31.
Hoer gma i 1 5 7 “* —* In
—28*
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute.
E
Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedition in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen.
Preis für das Vierteljahr bei der Expedition 8 Sgr., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 4 Sgr.
Dder Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen.
u
Der Bergmann.
Baut nur eure Korngefilde,
Lenkt mit träger Hand den Pflug,
Webt nur künstliche Gebilde,
Schreibt von Weisheit voll ein Buch—
Der zum Schauplatz seiner Thaten
Sich die Tiefe auserkor,
Schätzet höher seine Saaten,
Die der Felsen bringt hervor.
Ungesäte Ernte bietet
Ihmn die Tiefe reichlich dar,
Wenn der Acker kaum vergütet
Ein von Sorg' erfülltes Jahr.
Zwar er kann mit zarten Händen,
Trotz dem allergrößten Fleiß
Kunstgebilde nicht vollenden
Ohne Last und ohne Schweiß.
Doch von schwarzem Gold durchwoben
Weiß sein buntes Steingefild
Sich der Bergmann wohl zu loben
Als ein herrliches Gebild.
Schreibt er auch nicht weise Bücher
Er hat dort ein andres Buch;
Dünkt, Gelehrte, euch nur klüger,
Ihn macht seine Tiefe klug.
Denn es liegt vor ihm entfaltet
Dessen Weisheit, Güt' und Macht
Der durch's weite Weltall waltet
Bis zu Abgrunds düstrer Nacht.
Ursprung und Entwicklung des Bergbaues.
XXXIV.
Von viel jüngerer Entstehung aber gegenwärtig von
weit größerem Ümfange als der Eisensteinbergbau im Re—
diere Wetzlar, ist derjenige an der mittlern Lahn, an der
Dill und auf dem Westerwalde im ehemaligen Herzogthum
Nassau. Wahrscheinlich hat hier die Eisenindustrie sich
zuerst in der Grafschaft Katzenellenbogen, seitwärts von
Dietz auf der linken Seite der Lahn, entwickelt, und dürfte
das schon 1252 als Handelsartikel in Flandern auftretende
Eisen von „Kattenelben“ aus dortiger Gegend stammen.
Auch in der Nähe von Dillenburg scheinen einzelne Eisen—
treinaruben ein ziemlich hohes Alter zu haben, weniastens
waren solche zu Biberstein bereits im Jahre 1537 in Be—
trieb. Keineswegs hat aber in frühern Zeiten der Berg—
bau und die Eisenerzeugung an der mittlern und untern
Lahn und an der Dill die hohe Bedeutung gehabt, wie in
der Gegend von Wetzlar.
Noch zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts war im
zanzen Herzogthum Nassau die Eisenerzproduction nur ge—
ring. Im Jahre 1848 erreichte sie bereits auf 500 -600
Gruben die Höhe von 1192 Millionen Ctr.; in 20 Hochöfen
wovon 7 im Dillenburgischen und die übrigen in der Lahn—
gegend zerstreut) wurden damals etwa 400,000 Ctr. Roh—⸗
eisen dargestellt, während an 600,000 Ctr. Eisenerze lahn⸗
abwärts zu Schiffe nach den rheinischen Hüttenwerken gingen.
Der mächtige Aufschwung der Industrie in den beiden leßten
Jahrzehnten, verbunden mit der Aufschließung des Landes
durch Eisenbahnen, hat den Eisenerzbergbau in Nassau
mächtig entwickelt und zu einem lebenskräftigen Baume ge—
staltet, der seinen Segen über einen großen Theil des
Landes verbreitet. Im Jahre 1871 lieferten die 354 in
Förderung stehenden nassauischen Eisensteingruben bei einer
Belegschaft von 5678 Bergleuten rund 1394 Millionen
Etr. Eisenerze (fast den vierten Theil von ganz Preußen)
im Werthe von 123 Millionen Thlr. — Nur der aller—
kleinste Theil der Erze wird im Lande selbst verhüttet. In
12 Hochöfen wurden im Jahre 1871 gegen ? Millionen
Ctr. Roheisen dargestellt und dazu eiwa 119 Millionen
Ctr. einheimische Erze verbraucht, während fast das Acht—
fache davon auf rheinisch-westphälischen und zum Theil
auf den Eisenhütten des Saargebietes verschmolzen
wurde.
Neben dem Eisensteinbergbau an der mittlern Lahn ist
im gegenwärtigen Jahrhunderte noch ein sehr umfangreicher
Bergbau auf Braunstein (Manganerze) und ganz neuerdings
auch auf Phosphorit (phosphorsaurer Kalk) entstanden. Das
Vorkommen beider werthvollen Mineralien ist ein ganz
ihnliches wie dasjenige der meisten Eisenerzlagerstaͤtten
dieser Gegenden. — Der Braunsteinbergbau begann mit
dem Jahre 1828, in welchem 500 Etr. gefördert wurden,
jat sich aber dann außerordentlich rasch entwickelt; 1848
rreichte die Förderung bereits 300,000 Ctr. auf etwa 100
Bruben. Inzwischen hat sich jedoch wegen mangelnden Ab—
atzes einer so großen Fördermenge wieder ein Rückgang
eingestellt, und werden gegenwärtig auf 45 Gruben mit 650
Arbeitern etwas über 200,000 Ctr. jährlich im Werthe von
120,000 Thlr. gewonnen. Der Brauntftein findet hauptsäch—