III. Jahrgang.
Xr. 30.
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Saarbrücken,
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Belehrung für
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Srscheint jeden Freitag. Bestellungen nebmen vie Expeditien in Saarbrüchen, ahe Postgnstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und
*œe den benachbarten Ortschaften die besenderrn Boten entgegen.
Preis für das Vierteljahr bei der Exrpedition 3 Sar., durch die Postanftalten oder durch die besondern Boten bezogen 4 Sgr.
Zer Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen.
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Amtiliches.
Vom 1. August ab sind die Bauwerkmeister Willems von
Grube König-Wellesweiler nach Grube von der Heydt und
Phiter von dieser Grube nach Grube König-Wellesweiler
versetzt.
Der technische Assiftent auf dem Baubüreau der Bergwerks⸗
Direction Paul Petsch scheidet vom 1. August aus dem Kal.
Dienste aus.
Ursprung und Entwicklung des Bergbaues.
J XXXIII.
Unter allem Bergbau der Lahngegenden ist unzweifel—
haft derjenige auf Eisenerze der wichtigste und umfangreichste.
Das Gebirge zu beiden Seiten der Lahn und ihrer Neben—
flüsse birgt einen ganz unschätzbaren Reichthum von Eisen—
erzen, der als edler Rotheisenstein oder manganhaltiger
Brauneisenstein in zahllosen, mächtigen Lagerflätten sich
findet und zum Theil schon durch einfachen Tagebau oder
sonst durch unterirdischen Betrieb auf leichte Art zu ge—
winnen ist. Der älteste Bergbau auf diese Eisenerze gehr
an der obern Lahn im Reviere von Wetzlar um, wogegen
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Weilburg, sowie an der Dill und auf dem eigentlichen
Westerwalde, wenige Gruben ausgenommen, von verhält—
nißmäßig noch ganz junger Entstehung ist.
In der Gegend von Wetz lar hat sowohl der Eisen—
steinbergbau als auch der Eisenhüttenbetrieb eine mehr als
1000jährige Geschichte. Die älteste urkundliche Nachricht
stammt aus dem Jahre 780, wonach dem Kloster Lorsch
der dritte Theil einer Eisensteingrube in der Gemarkung
Wannendorf im Lahngau geschenkt wird. Von diesem alten
Eisensteinbergbau stammen in der Umgebung von Wetzlar
noch zahlreiche, von Dammerde und Graswuchs bedeckte
Halden von Erzen und Eisenschlacken, sowie eine auf den
heutigen Bergwerken entdeckte große Anzahl verfallener alter
Grubenbaue, die stellenweise bis zu einer neuerdings kaum
erreichten Teufe niedergehen.
In dem Orte Weztzlar hatte sich ein zahlreiches Ge—
werbe von „Waldschmieden“ gebildet, es gab daselbst einen
schon in einer Urkunde aus dem Jahre 1262 genannten)
besondern Eisenmarkt und eine Pfanuenschmiedgasse, alles
Anzeichen, daß schon in alter Zeit hier die Eisengewerbe
und der Eisenhandel stark betrieben worden sind. Das
Eisen selbst scheint auch in großen Massen nach dem Markte
Messe) zu Frankfurt a. Main geführt worden zu sein, indem
in einer noch vorhandenen Urkunde aus dem Jahre 1277
von Schultheiß und Schöffen der letztgenannten Stadt Be—
timmung getroffen ist über den Zoll, welchen die Wetzlarer
Bürger für jeden auf den Markt daselbst geführten und in
Frankfurt verkauften oder von dort weggeführten Wagen
Eisen zu zahlen hatten.
Bereits im 12. Jahrhundert muß die Eisenfabrikation
von Wetzlar und dem benachbarten Braunfels sehr be—
deutend gewesen sein. Nach dem Zinsregister der Abtei
Fulda hatten im Jahre 1150 im Orte Möltau 22 Bauern
einen Zias mit je 50 Schirbeln Eisen zu liefern; außerdem
jaben noch 4 Hufen Land je 10 Schirbeln und 8 Hufen
e 80 Schirbeln Zins. — Aus dem 13. und 14. Jahr—
hundert werden uürkundlich eine Anzahl betriebener Eisen—
teingruben in der Nähe von Weßlar erwähnt; im 16.
Jahrhunderte wurdd unter Anderm auch einer Gesellschaft
Joachimsthaler Bergleute eine Eisensteingrube bei Wetzlar
verliehen.
Unzweifelhaft ist aber auf diese frühere Blüthezeit des
Wetzlarer Bergbaus und seiner Eisenindustrie eine lange
Periode des gänzlichen Darniederliegens gefolgt. Vermuth—
lich haben Krieg, Pest und andere unglückliche Ereignisse
den Verfall des Bergbaus und Hüttenbetriebes verursacht.
Aus der neuern Zeit gehen die Nachrichten über den
Wetzlarer Eisenerzbergbau nicht über das Jahr 1790 zurück.
Bis zum Jahre 1848 war der Betrieb nur höchst unbe—
deutend und lediglich auf den Verbrauch von 2 kleinen
Schmelzöfen für den Eisenbedarf der Umgegend beschränkt.
ZSeit dem Jahre 1849 aber hat sich derselbe ganz gewaltig
entwickelt, indem die Schiffbarmachung der Lahn und später
die inzwischen gebauten Eisenbahnen eine Ausfuhr des
Eisensteins nach andern Gegenden möglich gemacht hatten.
Während noch im Jahre 1849 bloß etwa 125,000 Cir.
16,000 Tonnen) Eisenstein im Wetzlarer Reviere gefördert
wurden, erreicht gegenwärtig die Förderung desselben jähr—
lich schon gegen 6, Millionen CEtr. (19. Millionen Thlr.
Werth) oder ungefähr den zehnten Theil der Eisenerzpro—
duction des ganzen preußischen Staates. Auf den 76 in
Förderung stehenden Gruben finden gegen 2000 Bergar—
beiter lohnende Beschäftigung. Der gewonnene Eisenst ein
wird fast ausschließlich in die Ferne versandt und verso rgt
eine zahlreiche Reihe von Eisenhochöfen am Niederrh ein
und in Westphalen, in Hessen, Elsaß und an der Saar.