LDI. Jahrgang.
Nr. 29.
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Per gman —
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute.
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Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedition in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen.
Preis für das Vierteljahr bei der Erpedition 8 Sgr., durch die Postanstalten oder durch die befondern Boten bezogen 4 Sgr.
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen.
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Bergmanns Morgengebet.
Im Osten graͤut's, die Sterne schwinden,
Befieget sinkt hinab die Nacht,
Und auf den Höhen, in den Gründen,
Ein tausendstimm'ger Chor erwacht
Und Alles kündet, Herr, ringsum,
Nur deiner Liebe Preis und Ruhm.
Da tret' auch ich hinaus in's Leben,
Das neu erwachet steigt herauf,
Und grüß' den Tag, den du gegeben.
Mit srommem, herzlichem Glückauf.
Und himmelwäris trägt mein Gebet
Die Morgenluft, die mich umweht.
Du, Vater, weißt, auf welchen Wegen,
Zu wandeln mis die Pflicht gebent,
Wo rings Gesahr mir blickt entgegen
Und vielfach mich der Tod bedräut.
Drum fleh' ich brürstiglich zu Dir,
Auch heute, Vater, sei bei mir.
Bist Du bei mir, mein Hort und Retter,
So achn ich nicht der Berge Bruch,
Und fürchte nicht die matien Wetter
Und richt der Schwaden bösen Zug.
Und nicht des Pulvers tüch'sche Wuth,
Und nicht die unterird'sche Fluth.
Gib nur, daoß ich befreit von Sorgen
Vollsühre meines Lebens Schicht,
Und einst am Auferstehungsmorgen
Nicht zage ob versäumter Pflicht,
Und bricht der große Lohntag an,
So rus' auch gnädig mich heran.
Die Krupp'sche Gußstahlfabrik zu
Essen a. d. Ruhr.
Eine der großartigsten industriellen Anlagen der Welt
und zugleich einzig in ihrer Art dastehend ist die Gußstahl—
fabrik der Firma Friedrich Krupp in Essen. Im Jahre
1810 als kleine Werkstätte eröffnet, wurde sie von dem
jetzigen Inhaber Alfred Krupp seit 1826 betrieben und im
Jahre 1848 für alleinige Rechnung übernommen. Von Jahr
zu Jahr hat sie sich allmählig, aber bedeutend entwickelt
und vergrößert. Zu Anfang 1873 bedeckt die Fabrik be—
reits einen Flächenraum von über 400 Hektaren (1570
Morgen), wovon etwa 75 Hektaren überdacht sind.
An Arbeitern sind auf der Fabrik selbst nahezu 12,000
Mann beschäftigt, ohne die noch reichlich 2000 Mann be—
tragenden Arbeiter der Bauunternehmer. Die Arbeiter der
zugehörigen Gruben- und Hüttenwerke belaufen sich auf
32000. Die Zahl der Beamten und Aufseher beträgt 739.
Im Ganzen siehen mithin rund 20,000 Beamte und Ar—
beiter aller Art im unmittelbaren Dienste des Werkes.
Im Jahre 1872 überstieg das auf der Fabrik darge—
stellte Gußstahl-Quantum 23 Millionen CEtr. Es waren
dabei vorhanden: 920 Schmelzöfen verschiedener Art, 275
Koksöfen, 221 Schmiedeessen, 807 Dampfkessel, 286 Dampf—
maschinen (von 2 bis zu 1000 Pferdekräfte stark) und 71
Dampfhämmer (von 2 bis zu 1000 CEtr. Gewicht). Der
jährliche Steinkohlenverbrauch erreichte 10 Millionen Ctr..
der Koksverbrauch 22 Millionen Ctr.
Zum Etablissement gehören verschiedene Wasserwerke,
die in 1872 im Ganzen 118 Millionen Cubikfuß Wasser
lieferten, und eine eigene Gasanstalt, welche für 16,800
Flammen über 155 Millionen Cubikfuß Leuchtgas erzeugte.
In Deutschland consumiren nur 10 Städte Jaͤhrlich mehr
Gas als die Krupp'sche Fabrik). — Die Eisenbahnanlagen
des Werks umfassen 83 Meilen breitspurige und 2 Meden
chmalspurige Schienenbahnen mit 12 Lokomotiven auf erftern
und 8 Lokomotiven sowie vielen Pferden auf letztern (10
weitere Lokomotiven sind im Bau begriffen). Das Fuhr—
vesen wird besorgt von einem großen Fuͤhrpark und vielen
Wagen und Pferden, welche von Unternehmern gestellt
verden. — 30 Telegraphenstationen verbinden die einzelnen
Theile des Werkes mit einander. — Eine eigene Feuerwehr,
destehend aus einem Personal von 70 Mann, versieht den
Wachtdienst bei Tag und Nacht.
Für die Arbeiter bestehen Consumanstalten, welche
gegen Baarzahlung Lebensbedürfnisse, Kleidungsstücke, Manuü—
fat:urwaaren, Schuhwerk ꝛc. zu den Selbstkostenpreisen
liefern; die Einnahmen der Verkaufsstellen übersteigen
monatlich 75,000 Thlr. und sind noch in stetiger, schneller
Zunahme begriffen. Dazu gehören noch: 1 Hotel, 8 Bier—
hallen, 1 Selterswasserfabrik, 1I Dampfmahlmühle und 1
Bäckerei mit 2 Dampfmaschinen, welche im Durchschnitt
monatlich 130,000 Pfund Brod liefert.
An Beamten- und Arbeiterwohnungen sind 3154 vor—
handen. Die bestehenden Menagen gewähren Logis und
Verpflegung für 2000 unverheiräthete Arbeiter, Nenagen
ür weitere 1500 sind im Bau begriffen. Augenblicklich
eben in diesen Wohnungen, an deren Vermehrung fort—