Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

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welchem die durch einen Kolben in einer Röhre plötzlich und 
heftig komprimirte Luft ein darunter liegendes Stückchen 
Feuerschwamm entzündet. 
Döbereiner's Erfindung (1828), daß Platinschwamm brenn⸗ 
bare Gasarten entzündet, führte zu einer Aenderung der elektri— 
schen Zündmaschine, bei der man das Elektrophor nun durch 
einen Platinschwamm ersetzte. Den Stahl und Stein ver— 
drängten aber im Hause erst die Kali-Schwefelsäure-Feuer⸗ 
euge. 
Eegertholet (1778 - 1822) machte im Jahre 1806 die 
Entdeckung, daß chlorsaures Kali durch konzentrirte Schwefel⸗ 
felsäure lebhaft zersetzt wird und zugleich brennbare Körper 
entzündet. So entstanden die ersten Schwefelhölzer, die 
indessen, da das Holz mit der Hand geschnitzt werden 
mußte, so theuer waren, daß 1812 das Hundert noch 
20 Silbergroschen kostete. Erst nachdem der Univer⸗ 
sitäts⸗Modelltischler Weilhofer in Wien den Kunsthobel er—⸗ 
funden hatte, mit welchem 500 Hölzchen zu 83 Fuß Länge 
in 10 Minuten hergestellt werden konnten, wurde das Tunẽ⸗ 
feuerzeug volksthümlich und nun auch von der Kunstindu— 
strie in zahlreichen entsprechenden Formen dargestellt. Dem 
Uebelstande, daß beim Herausziehen des Holzes aus der 
Schwefelsäure die letztere abtropfte und Beschädigungen ver— 
ursachte, wurde dadurch abgeholfen, daß die Flasche mit 
Asbest gefüllt wurde, welches die Säure einsog und nur eine 
geringe Befeuchtung des Holzes gestattete. Bie Unbequem— 
lichkeit aber, daß zum Feueranmachen immer zwei verschie— 
dene Gegenstände erforderlich waren, beseitigte erst das 
Phosphorzündholz. 
Den Phosphor zum Feueranzünden zu verwenden, war 
schon seit längerer Zeit versucht worden. Zuerst hatte man 
gut verschlossene Flaschen, in denen Phosphor verbrannt 
war und in denen sich ein hineingestecktes, mit Schwefel 
überzogenes Holz entzündete. Dann erfand der Italiener 
Peyla ein Phosphorfeuerzeug, kleine Lichter, die sich beim 
Herausziehen aus der sie umschließenden gläsernen Röhre an— 
zündeten. Diese Peyla'schen Lichter, die wegen ihrer Feuer— 
gefährlichkeit wenig Verbreitung fanden, waren das erste 
Feuerzeug, welches nicht Funken, sondern Flammen gab. 
Die ersten eigentlichen Phosphorstreichhölzer wurden in 
Wien 1834 von Römer und Prestell angeferligt; der Erfinder 
ist nicht bekannt. Der Phosphor wurde der Masse zuerst nur 
statt des Schwefelantimons zugesetzt, um sie weniger gefähr— 
lich zu macheu. Das Gemisch explodirte nun noch leichter, 
und so kamen Prestel und Römer nach mehreren Versuchen 
endlich dahin, den Phosphor beizubehalten. Diese Methode 
ist seit dem Jahre 1845 von allen Fabrikanten angenommen 
worden, und seitdem haben sich die Phosphorstreichhölzchen 
allgemein verbreitet. 
Die giftigen Eigenschaften des Phosphors haben 
neuerdings einen Kampf gegen die Phosphorstreichhölzchen 
hervorgerufen, und seitdem sind schon eine ganze Reihe 
phoshporfreier Zündhölzer erfunden worden, die aber doch 
bisher die gewöhnlichen Reibhölzer noch nicht zu verdrängen 
vermocht haben. 
Das kalte Herz. 
Ein Märchen von Wilhelm Hauff. 
(Fortsetzung.) 
Peter kratzte sich hinter den Ohren und sprach nach 
einigem Zögern: „Nun so wünsche ich mir die schönfte und 
reichste Glashütte im ganzen Schwarzwald mit allein Zu— 
gehör und Geld, sie zu leiten.“ 
„Sonst Nichts?“ fragte der Kleine mit besorglicher 
Miene. „Peter, sonst Nichts ?“ 
„Nun — Ihr könnet noch ein Pferd dazuthun, und 
ein Wägelchen —“ 
„O, Du dummer Kohlenmunfpeter!“ rief der Kleine, 
und warf seine gläserne Pfeife im Unmuth an eine dicke 
Tanne, daß sie in hundert Stücke sprang. „Pferde? Wägel⸗ 
chen? Verstand, sag' ich Dir, Verstand, gesunden Menschen— 
verstand und Einsicht hättest Du Dir wuͤnschen sollen, aber 
nicht Pferdchen und Wägelchen. Nun, werde nur nicht so 
raurig, wir wollen sehen, daß es auch so nicht zu Deinem 
Schaden ist; denn der zweite Wunsch war im Ganzen nicht 
höricht. Eine gute Glashütte nährt auch ihren Mann und 
Meister, nur hättest Du Einsicht und Verstand dazu mit— 
nehmen können, Wagen und Pferde wären dann wohl von 
jelbst gekommen.“ 
„Aber, Herr Schatzhauser,“ erwiderte Peter, „ich 
habe ja noch einen Wunsch übrig. Da könnte ich ja Ver— 
stand wünschen, wenn er mir so überaus nöthig ist, wie Ihr 
meinet.“ 
„Nichts da. Du wirst noch in manche Verlegenheit 
kommen, wo Du froh sein wirst, wenn Du noch einen Wunsch 
rei hast. Und nun mache Dich auf den Weg nach Hause. 
hdier sind,“ sprach der kleine Tannengeist, indem er ein klei— 
ies Beutelein aus der Tasche zog, „hier sind zweitausend 
Bulden, und damit genug, und komm mir nicht wieder, um 
Beld zu fordern, denn da müßte ich Dich an die höchste 
Tanne aufhängen. So hab ich's gehalten, seit ich in dem 
Wald wohne. Vor drei Tagen aber ist der alte Winkfritz 
zestorben, der die große Glashütte gehabt hat im Unterwald. 
Dorthin gehe morgen frühe und mach ein Gebot auf das Ge— 
werbe, wie es recht ist. Halt Dich wohl, sei fleißig, und 
ich will Dich zuweilen besuchen, und Dir mit Rach und 
That an die Hand gehen, weil Du Dir doch keinen Ver— 
tand erbeten. Aber, und das sag ich Dir ernstlich, Dein 
erster Wunsch war böse. Nimm Dich in Acht vor dem 
Wirthshauslaufen, Peter, es hat noch Keinem lange gut ge— 
han.“ Das Männlein hatte, während er dies sprach, eine 
ieue Pfeife vom schönsten Beinglas hervorgezogen, sie mit 
gJedörrten Tannenzapfen gestopft und in den kleinen, zahn— 
losen Mund gesteckt. Dann zog er ein ungeheures Brenn— 
glas hervor, frat in die Sonne und zündete seine Pfeife 
in. Als er damit fertig war, bot er dem Peter freundlich 
die Hand, gab ihm noch ein paar gute Lehren auf den Weg, 
rauchte und blies immer schneller und verschwand endlich 
in einer Rauchwolke, die nach ächtem holländischem Tabak 
roch und langsam sich kräuselnd in den Tannenwipfel ver⸗ 
ichwebte. 
Als Peter nach Hause kam, fand er seine Mutter sehr 
in Sorgen um ihn, denn die gute Frau glaubte nicht an— 
ders, als ihr Sohn sei zum Soldaten ausgehoben worden. 
Er aber war fröhlich und guter Dinge und erzählte ihr, 
wie er im Walde einen guten Freund getroffen, der ihm 
Geld vorgeschossen habe, um ein anderes Geschäft als Koh— 
lenbrennen anzufangen. Obgleich seine Mutter schon seit 
dreißig Jahren in der Köhlerhütte wohnte und an den An—⸗ 
blick berußter Leute so gewöhnt war, wie jede Müllerin an 
das Mehlgesicht ihres Mannes, so war sie doch eitel genug, 
sobald ihr Peter ein glänzenderes Loos zeigte, ihren fruͤheren 
Stand zu verachten und sprach: „Ja, als Mutter eines 
Mannes, der eine Glashütte besitzt, bin ich doch was An— 
deres, als Nachbarin Grete und Bete, und setze mich in 
Zukunft vornehin in der Kirche, wo rechte Leute sitzen.“ 
Ihr Sohn aber wurde mit den Erben der Glashütte bald 
Handels einig. Er behielt die Arbeiter, die er vorfand, bei
	        
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