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Ursprung und Entwicklung des Bergbaues. gekannten und in die Baue versetzten Zinkerze liefern
gegenwärtig reichen Ertrag.
Die Rhein-Gegenden sind unstreitig einer der ältesten
Sitze des Bergbaus auf deutschem Boden gewesen. Nach
den vorgefundenen Spuren ist als gewiß anzunehmen, daß
daselbst von den einheimischen Völkerstämmen schon vor der
Römerzeit edle Metalle durch bergmännischen Betrieb ge—
wonnen wurden. Als die Römer gegen Anfang unserer
jetzigen Zeitrechnung in die Rheingaue eindrangen und die—
selben eroberten, seten sie den vorhandenen Bergbau mit
Hülfe der Soldaten ihrer Legionen oder mit Sklaven for!
und dehnten ihn weiter aus. Zahlreiche Reste und Zeichen
von solchem Bergbau der Römer auf Blei-, Silber⸗ und
Kupfererze finden sich namentlich im Schwarzwalde, am
Main, bei Markirch im Elsaß, bei Wallerfangen unweit
Saarlouis, am Commerner Bleiberg in der Eifel, bei Ems
an der Lahn, bei Rheinbreitbach unweit Linz am Rhein,
an der untern Sieg und in der Gegend von Siegen.
Mit dem Verfalle der römischen Weltherrschaft und
der später beginnenden großen Völkerwanderung wurde der
Bergbau am Rhein auf viele Jahrhunderte unterbrochen.
Zu Beginn des Mittelalters finden wir ihn dagegen bereits
wieder an verschiedenen Punkten in lebhaftem Betriebe
Seine höchste Blüthe scheint er meist im 14. 15. und 16.
Jahrhunderte erlangt zu haben. In der Neuzeit ist ein
Theil der alten Gruben als nicht mehr bauwürdig außer
Betrieb gekommen, während andererseits viele Reviere einen
nie geahnten Aufschwung genommen haben und gegenwärtig
zu den bedeutendsten Erzrevieren Deutschlands gehören.
Am Oberrhein waren auf der linken Rheinseite,
im Elsaß, die alten Gruben in der Gegend von Furtel-
bach und Markirch seit dem Jahre 963 wieder aufge—
nommen worden, und ging daselbst ein sehr ergiebiger und
umfangreicher Bergbau auf Silber- und silberhaltige Blei—
erze um, welcher in seiner Blüthezeit gegen Mitte des 16.
Jahrhunderts mehr als 80 Gruben umfaßte. Auf einzelnen
dieser Gruben fuhren 150 -200 Knappen an, jährlich
wurden gegen 50 CEtr. Silber und 30,000 Ctr. Bleierz
gewonnen. Gegenwärtig sind die Gruben völlig erschöpft
und bereits seit 1832 eingestellt.
Im benachbarten Lothringen scheint der Bergbau
auf den ausgedehnten Kupferzgruben bei St. Avold bis
in die ältesten Zeiten hinaufzureichen. Die daselbst und
auf der nicht weit entfernten Grube bei Wallerfangen
(St. Barbe) unweit Saarlouis gewonnenen Erze wurden
unter dem Namen Azur (Kupferlasur) als Malerfarbe be—
nutzt und erfreuten sich als solche im 16. Jahrhunderte
eines großen Rufes, wie sie denn auch in großartigem
Maßstabe sogar bis nach Italien abgesetzt wurden. Der
Wallerfanger Bergbau, welcher sich auch mit Blei—
erzen befaßte, ist bereits seit längerer Zeit, der bei St.
Avold erst seit dem Jahre 18606 außer Betrieb gekommen.
Auf der rechten Seite des Oberrheins wurde an vielen
Stellen im Schwarzwalde Bergbau geführt, der zum Theil
beträchtlichen Umfang hatte, indessen meist nicht mehr die
neuere Zeit erreichte. Nur eine alte Grube, das ehemalige
Silberbergwerk bei Wie sloch unweit Heidelberg, ist auch
segenpariig noch von Bedeutung. In demselben hatten
ereits die Römer gebaut, der Betrieb wurde später wieder
aufgenommen, und im Jahre 1094 wird es erwähnt als
eines „Berges, worinnen Silber gegraben wird.“ Nach
Erschöpfung der Blei- und Silbererze war die Grube ver—
lassen, bis sie seit einigen Jahrzehnten als Galmei⸗(Zinkerz⸗)
Grube neue Bedeutung erhielt. Die von den Alten nicht
Zur Geschichte der Feuerzeuge.
Die Gewinnung des Feuers war der erste Schritt zur
Gesittung der Menschheit, und die Geschichte kennt kein Volk,
welches mit dem Gebrauch des Feuers nicht vertraut gewesen
wäre. Nichtsdestoweniger sind Jahrtausende vergangen, ehe
die wichtige Frage, wie Feuer auf die schnellste und ein—
fachste Weise erzeugt werden kann, gelöst worden ist.
Die Erzeugung des Feuers durch Reibung von weichem
und hartem Holz ist die älteste Art, da die Anwen—
dung von Stahl und Stein schon die Kenntniß der Metalle
boraussetzt. Die Römer rieben namentlich Epheu- und Lor—
beerholz an einander, und zu Titus' Zeiten bestand das
Feuerzeug aus einem Schweselstengelchen, dessen Spitze in
vermodertes Holz gesteckt und durch Reibung an einer Stein⸗
platte in Brand gesteckt wurde.
Stahl und Stein, als Mittel Feuer zu gewinnen, wa⸗
ren schon im 14. Jahrhundert bekannt. Das damalige
Feuerzeug war ein Holzkasten von einem Schuh Länge und
8 Zoll Höhe und Breite, der in einer Abtheilung Stahl und
Stein, in der anderen Hobelspäne enthielt, aus denen sich
leicht helles Feuer blasen ließ. Der plumpe Stahl wurde
an Hacken mit der ganzen Hand erfaßt und war mit Ket⸗
ten an dem Kasten befestigt. Später wurden letztere
aus Metall, und zierlicher verfertigt. Das zu Ende des 17.
Jdahrhunderts aufkommende thüringische Feuerzeug war ein
b Zoll langer, 4 Zoll breiter Blechkasten, der in verschie—
denen Abtheilungen Zunder, Stahl, Stein und Schweselfä—
den enthielt und auf dem Deckel einen Leucht er trug. Das
chlesische Feuerzeug bestand aus zwei runden, circa 8 Zoll
im Durchmesser haltenden kupfernen Tellern mit aufgeboge—
nem Rande und einer Handhabe; in dem untern lag der
Leinwandzunder, im obern Stahl, Stein und Schwefelfaden.
Im Erzgebirge wurden Metallbüchsen üblich, die mit Holz⸗
moder gefüllt waren. Luxus und Mode brachten dann im
18. Jahrhundert noch neue Formen auf: das Feuerzeug in
Form eines französischen Flintenschlosses, kleine Büchsen mit
verschiebbarem Deckel, der den Zunder immer gleich hoch
hervortreten ließ, Täschchen aus Leder oder Tuch, mit Stickerei
versehen u. s. w. In den zwanziger Jahren dieses Jahr—⸗
hunderts wurden die in einer verschließbaren Messingröhre sich
hewegenden Lunten mit daran hängendem Stahl und Stein
Achat) Mode, in England drehbare Stahlscheiben, an deren
Rand Stein und Schwamm gehalten wurden.
Brenngläser wurden in Deutschland schon seit dem 13.
Jahrhundert zum Feueranzünden benutzt, kamen aber durch
billigere und größere Production erst Ende des vorigen Jahr—
hunderts in allgemeineren Gebrauch. Die Mode konnte ihre
Anwendung nicht entwickeln, da sie bald von den chemischen
Feuerzeugen verdrängt wurden.
Die ersten elektrischen Feuerzeuge kamen Ende des vori—
gen Jahrhunderts in Anwendung. Das eine war eine
förmliche Elektrisirmaschine, deren Funke ein mit Kolopho—
nium bestreutes Stückchen Baumwolle in Brand setzte Voll—
fkommener war das 1770 von Fürstenberg in Basel erfundene,
von F. C. Ehrmann aus Straßburg (1741 -1800) be⸗
kannt gemachte Schnellfeuer, welches sich bis in die dreißiger
Jahre erhalten hat. Ein aus einem besondern Stoff erzeugter
Funke entzündete Wasserstoffgas, welches den Docht eines
fleinen Wachsstocks in Brand setzte. Dumontier und Mollet
konstruirten in den siebenziger Jahren des vorigen und An—
fangs dieses Jahrhunderts ein Kompressionsfeuerzeug, in