III. Jahrgang.
Ar. 27.
4 1 7 —8
Hor gm —— p 2
—8*
—⸗⸗
—
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Vergleute.
Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedition in Saarbrücken, alle Poftanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen.
Preis für das Vierteljahr bei der Expedition 3 Sgr., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 4 Sgr.
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen.
Mit dem 1. Juli beginnt ein neues Quartals⸗Abonne⸗
ment des Bergmannsfreund. Es wird gebeten, die Be⸗
stellungen auf dasselbe möglichst rechtzeitig zu machen.
Amtliches.
Die Ernennung des Büreau-⸗Assistenten Wittwer von der
Berginspektion Erfurt zum Inspektions-Sekretär bei der Bergin⸗
speltion Sulzbach⸗Altenwald ist wegen Verzichtleistung des ꝛc.
Wittwer zuruͤckgenommen worden.
Der Aufseher Karl Busch ist zum Grubensteiger auf Grube
Heinitz, der Bergmann und Militärinvalide Wilhelm Becker zum
Wegewärter auf Grube Gerhard-Prinz Wilhelm ernannt.
Auch ein brennender Berg in Sachsen.
Der „brennende Berg“ bei Dudweiler im Saarbrücker
Kohlenrevier, schon vor einem Jahrhundert als eine Natur—
merkwürdigkeit vielfach besucht und beschrieben, hat heutzu—
tage Viel von seinem ehemaligen Reize verloren und mag
wohl höchstens nur noch auf die bescheidenere Bezeichnung
„dampfend“ Anspruch machen können. Auch das früher
viel besprochene Wunderbare seiner Entstehung ist heute
kein Wunder mehr; es kann nur noch Lächeln erregen, wenn
man liest oder hört, wie wohl im vorigen Jahrhunderte ge—
lehrte Männer in allem Ernste den brennenden Berg in
Zusammenhang mit irgend einem thätigen Vulkan oder
feuerspeienden Berg bringen wollten. Jeder heutige Stein—
kohlenbergmann kennt die Entstehung solcher brennenden
Berge, er sieht sie in den Grubenbränden alter Kohlen—
Abbaufelder oder in den Bergehalden sich entwickeln.
Keineswegs also irgend eine wunderbare feuerspeiende
Thätigkeit des Erdinnern, sondern einfach eine Selbstent—
zündung der Steinkohle, hervorgerufen durch nach und nach
eintretende Zersetzung einzelner ihrer Bestandtheile, ist es,
welche den Brand verursacht. In den Gruben hilft man
sich gegen solche Brände durch möglichst vollkommenen luft—
dichten Abschluß des ganzen Brandfeldes vermittelst Dämme,
um dem entstehenden Feuer seine Nahrung, die Luft, zu
entziehen und es allmählig zu ersticken. Nicht immer gelingt
aber der luftdichte Abschluß, namentlich nicht bei obern
Bauen, in der Nähe der Tagesoberfläche, wo vielfache, wenn
auch noch so kleine Risse und Spalten im Gebirge die Ver⸗
bindung der Feuerstellen mit der äußern Luft unterhalten
und letztere stets den erstern zuführen. Die Hitze des, wenn
auch nur langsam, glimmenden Feuers erweitert noch die
Spalten und schafft sich zahlreiche neue dazu. Heiße Gase
treten aus denselben, das einsickernde Regenwasser entweicht
wieder als Dampf oder mitunter auch als warme Quellen.
— So entstehen sogenannte brennende Berge im Stein⸗
kohlengebirge und können sich wohl auch Jahrhunderte lang,
wr oder minder lebhaft brennend, qualmend, dampfend
erhalten.
Auch bei Planitz in der Nähe von Zwickau (König⸗
reich Sachsen) brennt seit 8—400 Jahren ein kostbares
mächtiges Kohlenflötz heute noch. Trotz aller Löschversuche,
ja selbst ungeachtet mehrmaligen Verschüttens des Schachtes
und aufgedämmter unterirdischer Teiche wüthen doch die
Flammen fort, jetzt in einer Tiefe von über 200 Fuß unter
der Oberfläche; ihr Dasein verräth die Hitze des Bodens
und stellenweise entsteigender Qualm und Dampf. Der
Wärme wegen bleibt im Winter der Schnee nicht liegen.
In geringer Tiefe schon steigt die Hitze bedeutend, und in
einem Gefäße, das wenige Fuß tief eingegraben ist, wird
das Wasser soweit erhitzt, daß Eier darin hart gesotten
werden können.
Wohl ist allmählig ein Schatz von Kohlen von vielen
Tausenden Thalern an Werth hier ausgebrannt, aber die
Wärme ist nicht ganz unbenutzt verloren gegangen. Ein
verstorbener Chemiker kam auf die Idee, diese Erdbrände
zur Anlegung künstlicher Treibgärten zu benutzen, und er⸗
reichte den Zweck auch auf die befriedigendste Art. Noch
äglich werden neue Verbesserungen eingeführt. Die unge—
regelte Hitze weiß man örtlich so zu fassen und dergestalt
in Röhren auf- und seitwärts zu leiten, daß sie zweckmäßig
verwendet wird. Eine große Zahl prächtiger Glashäuser
und viele gemauerte Kästen mit entsprechender Glasbedeckung
bergen die schönsten Erzeugnisse eines tropischen Klimas.
Farren, Drachenbäume, ·Palmen, Bananen, die in den
chönsten Treibhäusern sonst nur ein kümmerlich hinwelkendes
Leben führen, treiben hier üppig und kräftig. In über—
hauten Wasserbassins blühen tropische Wasserpflanzen,
während an den Ufern hohe Palmen ihre Wedel in höchster
Pracht entfalten. Kaum dürften viele berühmte botanische
Härten Pflanzenformen der heißen Län der in ihren Glas—
häusern schöner aufzuweisen haben, als sie hier im Freien
zezogen werden. In besonderen Beeten werden auch
namentlich Ananas gebaut, mit welchen der Besitzer der
Anlagen einen einträglichen Handel betreibt.