gen und Schaf', der leg' sich nieder und schlaf'!“ Als er zuletzt
Schultheiß wurde, da mußte jeder Vogel, der über sein Haus flog,
zine Feder lassen. Siehst du, Lehnert,“ schloß der Steiger, „so
ist er reich geworden; der Spitzbubenhändel nicht zu gedenten, die
er gemacht hat.“
„Ich weiß, was ich weiß!“ brummte Lehnert und wiegte
den Kopf von einer Achsel zur andern.
„Aber Schwieger,“ hob Stumpf an, „Ihr seid von der al—
len Geschichte noch nicht auf das Heut gekommen. Wie war's
mit dem Stollen?“
„Nun,“ hob Lehnert wieder an, „was damals in dem Stol—
len spukte, das ist nicht ausgewandert. Vor acht Tagen kommt
die Aunelies in unser Haus und erzählt, sie habe auf dem Heim—
vege von Simmern Abends ein rothes Licht in dem Stollen
flimmern sehen, und drei andere Weiber haben's auch gesehen.
Als ich nun auch in Simmern war, denk' ich, du mußt das
Ding doch auch sehn. Wetter noch! ich war Pfälzer Grenadier
in Mannheim vier Jahre und wär' beinah Korporal geworden,
wenn nämlich der alte gestorben wäre; da dacht' ich, hast du Ku—
rasche wie Einer, und fürchtest dich vor dem Teufel und seiner
Großniutter nicht. Geh' ich spät fort, und als ich das Wiesen⸗
thal heraufgehe, seh' ich nach dem Stollen, der freilich jetzt ganz
mit Holz zugewachsen ist — da seh' ich das Licht, höre darin
vickeln und schlagen.“
„Und bist hingegangen, wie die alte Bille?“ fragte der alte
Steiger lachend. „Du warst ja ein Pfälzer Grenadier in Mann⸗
heim, und die hatten Kurasch, wie du sagst ?“ —
„Da hätt' ich müssen ein Narr sein,“ sagte Lehnert. „Wäre
er mir auf dem Weg begegnet, so hätt' ich ihm was anders ge—
sagt; aber ihn aufsuchen, das war nicht nöthig. Das Sprüch—
wort sagt: „Mal ihn nicht an die Wand, sonfi kommt er her—
gerannt!“' Das aber laß ich mir nicht ausdisputiren. Was meine
Augen sehen, glaubt mein Herz.“
„Ich wär' hingegangen!“ sagte der Steiger.
„Da wäre mein Herz ein Narr,“ sagte Lehnert darauf.
„Ich will ehrlich gestehen, daß mir eine Todesangsi ankam, und
ich heimlief, so schnell ich konnte.,
„Ja“ sagte darauf Stumpf, „es ist wahr; er sah aus wie
der Tod von Ypern!“
„Ach, was!“ rief der Steiger, „laßt mir das Geschwätze
weg! Uns liegt anderes näüher. Denkt einmal an das verfluchte
Franzosenvolk! Die sind uns nahe. Was gibt's da mit uns.
wenn die kommen und uns ausplündern?“
„Ach,“ seufzte Lehnert, „Ihr habt recht. Wenn sie's nur
nicht machen, wie 1698, als sie die Pfalz verbrannten.“
„Viel besser nicht“, sagte der Steiger. „Ich kenne sie. Bin
selbst als junger Kerl drin gewesen. Sie haben allzeit Deutsch⸗
land verheert. Glaubt ja nicht, daß sie uns etwas bbringen!“
„Ja, du lieber Gott,“ sagte Stumpf, „sie haben nicht ein⸗
mal Schuhe. Gewehre auch nicht.“
„Ha!“ rief der Steiger, „hätt' ich nur ein paar Regimen⸗
ter guter Schützen, ich wollte sie schon wieder in ihr Land jagen,
daß ihnen die Lust vergehen sollte, in die Pfalz zu kommen.“
In diesem Augenblicke jagte ein Windstoß das Fenster auf.
Der Mond trat hinler einer Wolke hervor und deutlich sah man
einen Menschenkopf vor dem Fenster
„Da lauert Einer!“ rief Stumpf und griff rasch hinaus,
um den Lauscher am Kopfe zu fassen; denn Stumpf saß gerade
unter dem Fenster. Aber der draußen zog den Kopf zurück und
eine grölende Stimme rief: „Solche Großmäuler werden die Fran—⸗
zosen schon stopfen. Wart's nur ab, du hergelaufener Dieb!“
„Halt, das ist der Kaspar, der Halunke!“ rief der Steiger,
dessen Zorn in wildem Feuer aufloderte. Aufspringen, die ge—
ladene Flinte greifen, hinauseilen und losdrücken, das war Eins
— und war geschehen, ehe Lehnert und Stumpf ihn hätten hin⸗
dern können. —
Eiin entsetzlicher Schrei folgte dem Schusse.
Die beiden Männer hätten nun auch das Freie gewonnen.
Der Nebel lag noch dicht auf der Erde.
„Um Gotteswillen, wen habt Ihr geschossen?“ rief Lehnert.
„Mein eigenes Kind!“ sprach dumpf der Steiger und tau—
melte gegen die Wand seines Hauses!
Aber in demselben Augenblicke hörte man Utilchen's Stim⸗
me. Sie schrie: „Licht her, Jacob ist todtgeschossen!“
„Hört Ihr's,“ sagte Lehnert, „Euere Util lebt, aber des
Kaspar's Sohn habt Ihr gemordet. Das ist des alten Hasses
Frucht und der Zorn thut nicht, was vor Gott recht ist! Nun
macht Euch fort, so schnell Ihr könnt!“
„Die Franzosen! die Franzosen!“ hörte man in andern
Gassen des Dorfes rufen und angstvoll stürzten die Leute aus
ihren Häusern, nicht erwägend, daß, wären es die Franzosen ge—
wesen, sie ihnen gerade entgegengelaufen wären.
Mit mehreren Laternen waren indeß Leute aus der Nach—
barschaft herbeigeeilt. Man erkannte nun deutlich, daß Jacob, der
Sohn des Schultheißen Kaspar, am Boden lag. Das Blut rann
tromweise und der Unglückliche stöhnte heftig.
Util kniete neben ihm. Als sie aber das Blut sah, sank
sie ohnmächtig in Lehnert's Arme, der sie in sein Haus trug
unter dem Beistande Stumpf's.
Jetzt zertheilte Kaspar den Haufen. „Ach, mein Kind!
mein Kind!“ schrie er außer sich. „Der Steiger hat ihn todtge—
chossen! Ihr Gerichtsmänner, faßt ihn, daß er nicht entwischt!“
Mehrere Männer eilten nach des Steiger's Hause; ein Eilbote
agte nach Simmern, um den alten Chirurgus Heidelberger zu
holen und andere Männer trugen den Verwundelen nach seiner
Wohnung.
(Fortsetzung folgt.) e
* *
Allerlei.
Ein Straßenaufseher mußte noch in der Dämmerung einen
chmalen Damm passiren und nahm deßhalb aus der nahen
Mühle den Eselstreiber als Wegweiser mit. Als sie auf den
chmalen Weg kamen, sagte der vorsichtige Führer mit warnender
Stimme: „Nun nehmen Sie sich in Ächt, Herr Aufseher, hier
ist schon mancher Esel hineingefallen.“
Aber, Hans, Du wirst doch den Schwartenmagen nicht
allein essen? — „Nä, ich bekomme noch Sauerktraut und Grund—
beeren dazu.“
GPe à See ee G G t l 1. ò,,C ———
Amtl. Durchschnitts-Marktpreise zu Saarbrücken im Monat
Juni 1870.
1 Scheffel: Weizen 83 Thlr. 2 Sgr. — Pf., Roggen 2. 13. 11, Gerste
2. 8. —, Hafer 1. 12.9, Erbsen 2. 15. —., Linsen 2. 25. 2.
Bohnen 4. 20 —, Kartoffeln 1. 9. 5.
l Centner: Weizenmehl 7 Thir. 12 Sgr., Roggenmehl 6 Thlt. 20 Sgr.,
Graupen 6 Thlr. 20 Sgr. Hafergrutze 6 Thlr. 20 Sgr.
1 Pfund: Reis 3 Sgr., Weizenbrod 1* ESgr,n8 Pf., gemischtes Brod
1Sgr. 6 Pf., Roggenbrod 1 Sgr. 5 Pf. ⸗
Ochsenfleisch 5 Sgr. — Pf., Kuhfleisch 4 Sgr. 9 Pf. Kalb⸗
leisch 4 Sgr. — Pf., Hammelfleisch ß Sar!., Schweinefleisch
3 Sgr.
Butter 11 Sgr. — Pf.
Marktpreise zu St. Johann am 2. Juli 1870
Scheffel Hafer à 50 Psund — 1 Thlr. 21 Sgr. — Pf.
Quart Kartoffeln à.2 Ctr. S 3 Thlr. 15 Sgr. — Gs.
Pfund Butter 11 Sr. — PJ.
Dutzend Eier 6 Egr. — Pf.
Drucker und Verleger: Gebrüder Ho ser in Saarbrüden rAmen der Saarbrücker ilung.