Full text: Der Bergmannsfreund (0.1870)

Drahtnetz ist bei der geringsten Bewegung der Lampe dann sehr 
groß. 
Es ist nicht die Absicht des Bergmannsfreundes, die Euch 
bekannten Sicherheitsvorschriften, deren sorgfältigste Befolgung er 
Euch in Euerem Interesse nicht warm genug anempfehlen kann, 
zu erklären und zu erläutern. Er will nur verbreitete falsche 
Ansichten bekämpfen. Gebt Euch an scheinbar gefahrlosen Punkten, 
wo noch keine schlagenden Wetter beobachtet wurden, niemals 
der leidigen Sorglosigkeit hin, die schon so Viele unglücklich ge— 
macht hat und verlaßt Euch beim Vorhandensein von schlagenden 
Wettern nicht auf die Sicherheitslampe allein. Sie soll Euch 
nur benachrichtigen und warnen, Ihr müßt Euch schützen durch 
rechtzeitige Entfernung. Das ist der beste Rath, den Euch der 
Bergmannsfreund ertheilen kann; möchte er niemals Gelegenheit 
finden, durch Mittheilung von Unglücksfällen, welche durch unvor— 
sichtige Entzündung schlagender Wetter veranlaßt wurden, festzu— 
stellen, daß sein Rath viele taube Ohren gefunden hat. 
Vorsicht beim Fahren anf der Eisenbahn. 
Von Seiten der Eisenbahnverwaltung wird in letzter Zeit 
sehr darüber geklagt, daß häufig Bergleute bei Benutzung der 
Bergmannszüge die Thüren der Eisenbahnwagen öffnen, während 
der Zug noch im vollen Gange sich befindet. Es ist selbst nicht 
selten, daß einzelne Leichtsinnige auf die Trittbretter sich setzen 
oder stellen oder auf die Puffer und Bremssitze hinauf klettern. 
Vor einigen Wochen sind sogar 2 Bergleute mitten während der 
Fahrt auf offener Eisenbahnstrecke zwischen den Stationen St. 
Wendel und Türkismühle aus dem Wagen herausgesprungen. 
Der Bergmannsfreund muß warnend seine Stimme erheben 
gegen solch leichtsinniges und gefährliches Beginnen. Es stehen 
nicht nur strenge Strafen auf solchen Ausschreitungen, sondern 
— und das ist das Schlimmste dabei — der Betreffende 
setzt muthwilliger Weise sein Leben aufs Spiel. 
Wie oft hört man, daß auf der Eisenbahn Einer aus der Wagen⸗ 
thür herausgestürzt ist und Arm oder Bein gebrochen hat! Wie 
häufig verunglücken selbst Eisenbahnbeamte durch Ausgleiten 
von den Trittbrettern, beim Hinaufklettern auf die Bremssitze 
oder beim Hinuntersteigen von denselben! Und diese Männer 
haben doch gewiß in ihrer langen Dienstzeit sich mehr Uebung 
und Gewandtheit beim Betreten der Trittbretter u. s. w. ange— 
eignet, als wir andern Menschen, die wir nur hin und wieder 
einmal vorübergehend die Eisenbahn besteigen. Und was soll 
man nun vollends zu dem waghalsigen Unternehmen sagen, mitten 
während der Fahrt aus dem Zuge herauszuspringen? Däs 
kann nur ein Tollkühner fertig bringen, dem es gleichgiltig ist, 
ob er den Hals bricht, oder nicht. Unter Hunderten gelingt es 
wohl mitunter Einem oder dem Andern dabei, daß er mit heiler 
Haut davon lommt, bei Weitem die meisten bezahlen indessen 
ihre Tollkühnheit, wenn nicht mit dem Leben, so doch mit zerbrochenen 
Armen oder Beinen, oder holen sich sonst einen Denkzettel, der 
sie ihr ganzes Leben lang an die leichtsinnige That des einen 
Augenblickes erinnert. 
Wem daher sein Leben und seine gesunden Glieder lieb sind, 
und wer sich nicht außerdem muthwillig strengen Strafen aus⸗ 
— ——— Wagenthüren zu 
und bleibe hübsch ruhig im Wagen drinn, bis es Zeit ist zum 
Aussteigen. 
Der gespenstige Stollen. 
Aus den „Dorfgeschichten? von W. O. von Horn.“) 
(Fortsetzung.. 
Als Bille so die Halde hinaufkrabbelt, springt ihr der schwarze 
Pudel entgegen, als wolle er sie zerreißen. 
Ach, denkt sie, hätt'st du doch die Schinkenhäse mitgenom⸗ 
men, daß das Vieh dich in Ruhe ließe! „Kusch! kusch! mein 
Alterchen,“ sagte sie nun schmeichelnd, „ich thue dir ja nichts und 
die Häse entgeht dir nicht! Komm nur, wenn's Tag ist!“ 
Da wird das Vieh ruhig und sie krabbelt hinein und sagt: 
„Ach, die Kohlen wollen gar nicht anhalten. Nun hab' ich aber 
Salz, das ich darauf streue; da brauch ich euch nicht mehr zu 
plagen.“ 
„Nimm dir noch einmal“ sagt der Eine, und als sie ihr 
Lanterchen angezündet und ihren Topf voll gescharrt, und sich 
eben bedanken und gehen will, steht der andere Kerl auf, hebt 
seine rothglühende Schürstange gegen sie auf und sagt: „Kommst 
du noch einmal, so drehe ich dir den Hals um!“ — Ei, denkt 
die Bille, das ist mir ein grober Flegel von erster Sorte! Hab' 
ihnen doch erst vor drei Jahren einen kupfernen Kessel abgekauft. 
Sie war fir mit dem Mäulchen und hatte eine Zunge, so scharf 
wie ein Scheermesser. Wollte eben dies Mäulchen ein wenig spazie— 
ren gehen lassen; aber, dachte sie, am Ende hetzen sie dir den Ei⸗— 
lerbisser (Ausdruck für böse Hunde) auf den Nacken. Laß' es 
gut sein und sag' lieber ein gut Worß; „Gott helf!“ sagt sie 
und will gehen; doch da brüllt der Hund, aber nicht wie andere, 
ordentliche Hunde, sondern erschrecklich! Da springen die Kerle 
auf und es thut einen Donnerschlag, daß die Bille schier zusam— 
menfällt. Das Feuer ist aus, ihre Kohlen sind aus, sammt ih— 
cem Lauterchen. Ihre Haare stellen sich zu Berge. Sie betet: 
„Alle guten Geister“ — und lauft, so schnell sie kann, heim, 
und als sie in der Küche ihre todten Kohlen auf den Herd wirft, 
— schlägt's Eins, und sie erkennt, daß sie nicht bei den Gonders— 
häusern, sondern bei bösen Geistern war. 
In der Todesangst eilt sie in ihre Kammer und kriecht mit 
den Kleidern ins Bett und zieht die Decke über den Kopf, und 
betet in der größten Todesangst alle Stoßgebete, die sie kann aus 
ihrer Jugendzeit. 
Als nun um drei Uhr die Drescher klopfen, ist keine Bille 
da, und als endlich der alte Fried aufsteht und sie wecken will, 
da redet sie irre. Er geht hinunter und will Feuer anmachen, 
um die Suppe für die Drescher zu kochen, da Bille so krank 
ist. Als er aber an den Herd kommt, wie staunt er da! Der 
gaͤnze Herd liegt voll Gold, voll purein Golde, lauter doppelte, 
alte Schildkarline. Er weiß nicht, was er machen soll und wo— 
her das viele gelbe Gold ist; aber er denkt: Vesser ist der Hab' 
ich, als der Hätt' ich, und nimmt's, schaffl's in die Kiste, und 
thut, als hätt' er gar nichts gesehen.“ 
Morgens geht er zur Bille und sagt: „Was ist euch denn 
passirt, Bille?“ Da erzählt's die Alte haarklein und hat's her— 
nachmals meiner Mutter selig erzählt und ist nach acht Tagen 
gestorben. Von meiner Mufter hab' ich's oftmals gehört.“ 
„Dummies Geschwätze,“ sagte der Steiger. „Davon soll der 
alte Fried reich geworden sein?“ 
„Von was dann?“ fragte ärgerlich Lehnert. 
„Ei, der hat geschachert wie eine Jude und tüchtig geknäu— 
sert; hat Zinsen genommen, daß es eine Schande war. “ Dann 
hat ihm der Landschreiber Schlüssel in Simmern die Erlaubniß 
gegeben, eine Heerde Hämmel zu halten, so groß er wollte, und 
hat ihm das Geld geschossen. Endlich zog er diele Vienen im 
Bienenberg, und das Sprüchwort saat: „Wer Glück hat mit Bie— 
*Mit beionderer Erlaubnik abgedruckt
	        
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