Drahtnetz ist bei der geringsten Bewegung der Lampe dann sehr
groß.
Es ist nicht die Absicht des Bergmannsfreundes, die Euch
bekannten Sicherheitsvorschriften, deren sorgfältigste Befolgung er
Euch in Euerem Interesse nicht warm genug anempfehlen kann,
zu erklären und zu erläutern. Er will nur verbreitete falsche
Ansichten bekämpfen. Gebt Euch an scheinbar gefahrlosen Punkten,
wo noch keine schlagenden Wetter beobachtet wurden, niemals
der leidigen Sorglosigkeit hin, die schon so Viele unglücklich ge—
macht hat und verlaßt Euch beim Vorhandensein von schlagenden
Wettern nicht auf die Sicherheitslampe allein. Sie soll Euch
nur benachrichtigen und warnen, Ihr müßt Euch schützen durch
rechtzeitige Entfernung. Das ist der beste Rath, den Euch der
Bergmannsfreund ertheilen kann; möchte er niemals Gelegenheit
finden, durch Mittheilung von Unglücksfällen, welche durch unvor—
sichtige Entzündung schlagender Wetter veranlaßt wurden, festzu—
stellen, daß sein Rath viele taube Ohren gefunden hat.
Vorsicht beim Fahren anf der Eisenbahn.
Von Seiten der Eisenbahnverwaltung wird in letzter Zeit
sehr darüber geklagt, daß häufig Bergleute bei Benutzung der
Bergmannszüge die Thüren der Eisenbahnwagen öffnen, während
der Zug noch im vollen Gange sich befindet. Es ist selbst nicht
selten, daß einzelne Leichtsinnige auf die Trittbretter sich setzen
oder stellen oder auf die Puffer und Bremssitze hinauf klettern.
Vor einigen Wochen sind sogar 2 Bergleute mitten während der
Fahrt auf offener Eisenbahnstrecke zwischen den Stationen St.
Wendel und Türkismühle aus dem Wagen herausgesprungen.
Der Bergmannsfreund muß warnend seine Stimme erheben
gegen solch leichtsinniges und gefährliches Beginnen. Es stehen
nicht nur strenge Strafen auf solchen Ausschreitungen, sondern
— und das ist das Schlimmste dabei — der Betreffende
setzt muthwilliger Weise sein Leben aufs Spiel.
Wie oft hört man, daß auf der Eisenbahn Einer aus der Wagen⸗
thür herausgestürzt ist und Arm oder Bein gebrochen hat! Wie
häufig verunglücken selbst Eisenbahnbeamte durch Ausgleiten
von den Trittbrettern, beim Hinaufklettern auf die Bremssitze
oder beim Hinuntersteigen von denselben! Und diese Männer
haben doch gewiß in ihrer langen Dienstzeit sich mehr Uebung
und Gewandtheit beim Betreten der Trittbretter u. s. w. ange—
eignet, als wir andern Menschen, die wir nur hin und wieder
einmal vorübergehend die Eisenbahn besteigen. Und was soll
man nun vollends zu dem waghalsigen Unternehmen sagen, mitten
während der Fahrt aus dem Zuge herauszuspringen? Däs
kann nur ein Tollkühner fertig bringen, dem es gleichgiltig ist,
ob er den Hals bricht, oder nicht. Unter Hunderten gelingt es
wohl mitunter Einem oder dem Andern dabei, daß er mit heiler
Haut davon lommt, bei Weitem die meisten bezahlen indessen
ihre Tollkühnheit, wenn nicht mit dem Leben, so doch mit zerbrochenen
Armen oder Beinen, oder holen sich sonst einen Denkzettel, der
sie ihr ganzes Leben lang an die leichtsinnige That des einen
Augenblickes erinnert.
Wem daher sein Leben und seine gesunden Glieder lieb sind,
und wer sich nicht außerdem muthwillig strengen Strafen aus⸗
— ——— Wagenthüren zu
und bleibe hübsch ruhig im Wagen drinn, bis es Zeit ist zum
Aussteigen.
Der gespenstige Stollen.
Aus den „Dorfgeschichten? von W. O. von Horn.“)
(Fortsetzung..
Als Bille so die Halde hinaufkrabbelt, springt ihr der schwarze
Pudel entgegen, als wolle er sie zerreißen.
Ach, denkt sie, hätt'st du doch die Schinkenhäse mitgenom⸗
men, daß das Vieh dich in Ruhe ließe! „Kusch! kusch! mein
Alterchen,“ sagte sie nun schmeichelnd, „ich thue dir ja nichts und
die Häse entgeht dir nicht! Komm nur, wenn's Tag ist!“
Da wird das Vieh ruhig und sie krabbelt hinein und sagt:
„Ach, die Kohlen wollen gar nicht anhalten. Nun hab' ich aber
Salz, das ich darauf streue; da brauch ich euch nicht mehr zu
plagen.“
„Nimm dir noch einmal“ sagt der Eine, und als sie ihr
Lanterchen angezündet und ihren Topf voll gescharrt, und sich
eben bedanken und gehen will, steht der andere Kerl auf, hebt
seine rothglühende Schürstange gegen sie auf und sagt: „Kommst
du noch einmal, so drehe ich dir den Hals um!“ — Ei, denkt
die Bille, das ist mir ein grober Flegel von erster Sorte! Hab'
ihnen doch erst vor drei Jahren einen kupfernen Kessel abgekauft.
Sie war fir mit dem Mäulchen und hatte eine Zunge, so scharf
wie ein Scheermesser. Wollte eben dies Mäulchen ein wenig spazie—
ren gehen lassen; aber, dachte sie, am Ende hetzen sie dir den Ei⸗—
lerbisser (Ausdruck für böse Hunde) auf den Nacken. Laß' es
gut sein und sag' lieber ein gut Worß; „Gott helf!“ sagt sie
und will gehen; doch da brüllt der Hund, aber nicht wie andere,
ordentliche Hunde, sondern erschrecklich! Da springen die Kerle
auf und es thut einen Donnerschlag, daß die Bille schier zusam—
menfällt. Das Feuer ist aus, ihre Kohlen sind aus, sammt ih—
cem Lauterchen. Ihre Haare stellen sich zu Berge. Sie betet:
„Alle guten Geister“ — und lauft, so schnell sie kann, heim,
und als sie in der Küche ihre todten Kohlen auf den Herd wirft,
— schlägt's Eins, und sie erkennt, daß sie nicht bei den Gonders—
häusern, sondern bei bösen Geistern war.
In der Todesangst eilt sie in ihre Kammer und kriecht mit
den Kleidern ins Bett und zieht die Decke über den Kopf, und
betet in der größten Todesangst alle Stoßgebete, die sie kann aus
ihrer Jugendzeit.
Als nun um drei Uhr die Drescher klopfen, ist keine Bille
da, und als endlich der alte Fried aufsteht und sie wecken will,
da redet sie irre. Er geht hinunter und will Feuer anmachen,
um die Suppe für die Drescher zu kochen, da Bille so krank
ist. Als er aber an den Herd kommt, wie staunt er da! Der
gaͤnze Herd liegt voll Gold, voll purein Golde, lauter doppelte,
alte Schildkarline. Er weiß nicht, was er machen soll und wo—
her das viele gelbe Gold ist; aber er denkt: Vesser ist der Hab'
ich, als der Hätt' ich, und nimmt's, schaffl's in die Kiste, und
thut, als hätt' er gar nichts gesehen.“
Morgens geht er zur Bille und sagt: „Was ist euch denn
passirt, Bille?“ Da erzählt's die Alte haarklein und hat's her—
nachmals meiner Mutter selig erzählt und ist nach acht Tagen
gestorben. Von meiner Mufter hab' ich's oftmals gehört.“
„Dummies Geschwätze,“ sagte der Steiger. „Davon soll der
alte Fried reich geworden sein?“
„Von was dann?“ fragte ärgerlich Lehnert.
„Ei, der hat geschachert wie eine Jude und tüchtig geknäu—
sert; hat Zinsen genommen, daß es eine Schande war. “ Dann
hat ihm der Landschreiber Schlüssel in Simmern die Erlaubniß
gegeben, eine Heerde Hämmel zu halten, so groß er wollte, und
hat ihm das Geld geschossen. Endlich zog er diele Vienen im
Bienenberg, und das Sprüchwort saat: „Wer Glück hat mit Bie—
*Mit beionderer Erlaubnik abgedruckt