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(17. Fortsetzung)
Mndessen war es Herbst geworden.
Als Vinzenz eines Sonntagsmorgens
juf der Alm auftauchte, da merkte
Gitili, wie sehr er sich zu seinem
Vorteil geändert hatte. Oder war es
nur geschickte Verstellung? Aber es
hatte sich doch schon länger herum-
zesprochen, daß der Niederhofer
Vinzenz auf einmal wie ausgewech-
selt sei. Er tut wieder gut, sagten
die Leute. Gittli schrieb diese Ver-
änderung mit Recht ihrem Einfluß
mu und freute sich darüber, daß es
hr geglückt sei, einen Menschen auf
jen rechten Weg zu bringen.
Da Vinzenz num nach längerer Zeit
wieder vor ihr stand, konnte sie
ıicht anders als ihn gut behandeln.
Vinzenz aber glaubte nichts anderes,
als daß sie nun auch seinem Herzen
näher zerückt sel.
‚£s wird alles noch recht werden“,
irohlockte er. „Ich seh es schon kom-
men. du ziehst noch ein auf den Nie-
derhof als Bäuerin.“
Sie blieb ihm die Antwort darauf
schuldig. Ung als er drängte, sagte
sie:
„Da zerbrechen wir uns heute den
Kopf noch nel. Wie's kommt, so
sommt es.“
Auch ein Trost, wenn auch nur ein
nalber, dachte sich Vinzenz auf dem
Heimweg. Aber schließlich lag es ja
an ihm, das Schicksal ein bißchen zu
korrigieren. Vielleicht lebte sie es.
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12.
senn mun sıch nur immer in größe-
ren Zeitabstanden sah? Er wollte
sich auf jeden Fa!l seltener machen
and war eite! genug, zu glaıben. daß
ste dann selbst nach ihm Sehnsucht
bekam; denn schließlich konnte er
doch über kurz oder lang einen Hof
und em Erbe sein eigen nennen, auf
das die künftige Bauerin schon stolz
sein konnte.
Oh ja. er war recht gut gelaut. der
Vinzenz und er sah mit stoizen Hoff-
nunsen in den kommenden Winter
Bald darauf wurden die Almen
pevayımt. Auf den Hohen war der
prs:e Schnec gefallen und eınes Ta-
ge. sah Vinzenz das Gittlı drüben
auf dem Oberhof schuften
Das war fur Ihn ein neuer Antrieb.
Jeizt koennte das Cit‘li selber sehen,
wie er werkte und tatia wär in Hof
iu.d Feld. Eı verrichteric seine Arbeit
Aöndig in der angesehenen Vorstel-
tür, dus Git!li habe nichts anderes
zu tun, als Nüch ihm auszuschauen
Dem Gittl, aber stand der Sinn
Nach Kunz anderem. Droben auf der
Ay halte sie nur ınr e.zines Leid
Pe züden; Jelzt aber mul ie sie düäs
Id der beiden alien Oberhof eute
MM fezen. Sie sah in ihre Herzen,
Pr] wenn ihre Gespräche nur BanZ
sen in che Vergangenheit glitten,
vo fühlte Gitth doch schmerzhaft,
wo dus Leid in ihnen weonnte. Die
alten Leute aufzuheitem, war Gitt-
KA schonste Aufgehe. Wenn ihr das
wieder und wicder gluckte, dann
könnie €s geschehen, daß der Ober-
hofer einen Augenblick sıine schwere
Hand auf ihren Scheitel legte und
wie selbst vergessen sagte:
„Rıst ein braver Dırndh Girlie"
Rai nur soie
„Nach der Schicht“
Nummer 41
Werun die
rn r ax
atpfon- se" Täufen
Mitten in seinen Gedanken hörte
er ein Geräusch hinter sich. Es waı
eine Radfahrerin und Florian wollte
zur Seite treten, als die Radfahrerin
neben ihm abstieg. Sofort erkannte
er das Mädchen wieder, das ihn am
Morgen vor der Kirche gegruüßt
hatte. Sie grüßte wieder sehr freund:
„Grüß Gott, Gartmeier Georg.“
„Grüß Gott, Dirndl“, erwiderte er.
„Wir haben gleichen Weg zusam.
men.“
„Ja, ich weiß. Nur geht's bei mp
'angsamer.“
„Oh, es eilt mir auch nicht. Komm
ı10ch früh genug heim zum Essen
Möcht gem mit dir gehen.“
„Hab nichts dagegen.“
Das Mädchen schob das Radl ne-
zen ihm ker und er hatte ein wenig
Zeit, sie Mäher zu betrachten. Sie
zonnte einem schon gefallen. Ihr
nelblaues Kleid umschloß knapp die
Formen ihres Körpers. Ein goldenes
Xettchen trug sie am Hals und ein
ınderes, ganz feines an ihrem lim-
+en Handgelenk.
Sie schwiegen eine Weile. Einmal
ıtieg bei ihrem Nahen eine Schar
Vögel aus dem Maisfeld auf und
schwang sich in die glasblaue Luft
„Du mußt nicht Sie zu mir sagen“
meinte das Mädchen und sah ihn
Ireundlich an. „Es ist nicht Brauch
unter uns Siediern. Wir sind doch
eine Gemeinschaft, hier im deı
Fremde. Und du gehörst doch auct
zchon zu uns.“
„Bei dir kann einem das Du ne‘
ichwer fallen. Aber sag einmal, wie
xommt es, ich hab dich noch gar ne‘
oft gesehen in der Siedlung.“
Das Mädehen lachte.
„Glaub es schon. War bis vor kur-
zum noch in Santiago. Aber wel
meine Mutter in letzter Zeit etwas
kränklich ist, hat mich der Vater
heimgeholt. Ich hab dich aber gleich
am ersten Tag gesehen. Geackeri
hast auf dem Gartmeier seiner
Grund.“
„Und da hast du gleich so obach'
geben?“
„Bei uns fällt einem doch gleic
jeder Fremde auf Und an deine!
Größe kann man auch nicht gut vor:
beisehen. Die andern Mlıdel habe
dich auch net übersehen.“
Nun mußte Florian lachen.
„Das hab ia ich noch gar net #-
merkt.“
„Wirst es schon noch merken, wen!
du mehr unter die Leute gehst.“ Da:
Mädchen machte eine kurze Pause
Dann fing sie ein anderes Gespräd
an. „Wie gefalilt es dır denn her
Garimejer?"
„Recht gut! Besser hätt kch es 5}
net erwischen kunnen. Da merk
8 kaum, daß ich {remd bin.“
Ja. <ıe mugen dıch auch 7‘
.$
CO P +)
AG MUNCHEN.
'G Hı
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Es war ein Sonntag. Die Glocken
on San Anna läuteten hell in das
ommerliche Land hinaus. Die Kirche
var zu Ende und ein buntes Spra-
hengewirr von deutsch und Sspa-
sch erfüllte den schmucken Platz
‚or der Kirche. Man kannte sie auch
‚ußerlich sogleich auseinander, die
7hilenen und die Deutschen.
Einer schritt unter der Menge hin,
ochgewachsen, das Gesicht von deı
jonne braun gebrannt. Er kümmerte
ich um niemanden und achtete es
raum. als ein junges hübsches Ding
hn grüßte, auffälliger als es die
iortige Landessitte zuließ.
Er hatte das Mädchen in der Sied-
ung schon öfters gesehen, wußte
‚uch das Haus, in dem sie daheim
var, hatte aber weiter noch keine
Jotiz von ihr genommen. Auch jetzt
sab er nur den Gruß zerstreut zu-
ück und steuerte auf ein Gasthaus
u.
Bei einem Viertel Wein — das Bieı
Jortzulande war kaum zu genießern
— vertrieb sich Florian Feichtner die
Zeit. Am Fenster sitzend. sah er die
Menschen draußen vorüberziehen
Aanırde ein wenig eingelullt von dem
"ärm ir der Gaststätte und vergß
Jabei, was ihn seit Wochen schwer
yedrückte.
Er hatte sich bei seinem Herrn
jem Gartmeier, schnell eingewöhnt
är gefielt ihm leidlich. Nach einigen
Wochen dachte er, es wäre an del
Zeit. den Lieben daheim ein Lebens-
‚eichen zu geben. Ausgerechnet an
jiesem Tage aber hatte der Gart-
neier Post von drüben bekommen
ınter anderem auch einen Pack Zei-
ungen. Seine Verwandten schickten
hm von Zeit zu Zeit diese, und wenr
«uch das jeweilige Geschehen kanps:
iberholt war. für die Kolonister
varen es doch immer Neuigkeiten
Ind wie der Gartmeier so las. schob
‚7 dem Florian eine Zeitung zu und
agte:
„Das mußt lesen, Georg. Das ist
nteressant. Es gibt halt doch noch
Uweil verwegene Burschen, die ’s
Xıldern net lassen können “
„Ich sag ja nix vom Wildern, ob-
gleich das ja auch net sein müßt. We
käm denn der Sfaat da hin, wens
ein jeder mausging ine Revier und
sich sein Wildpret selber schießt?
Aber einen Menschen totsehießen ..
so einer gehört doch...“
„Man müßte die näheren Umstände
v,ennen“, wich Florian aus und ging
ınaus. An seine Eltern hat er nicht
nehr geschrieben. Aber die Zeitung
ıatte den betreffenden Artikel aus:
zeschnitten und nun irägt er ihr
seitdem bei sich in der Brieftasche
5 war schon ein eigentümlicher
zefühl, so eine Art Beglaubigungs:
ıhreiben bei sich zu tragen, daf
nan tot sei. Gut, so wollte er tol
jein für die Heimat und alle Folgen
maf sich nehmen. Er würde also nie
vieder einen Gruß in die Heimai
‚Ohicken. Er würde gestorben bleiber
hir die da drüben...
Aber vieleicht war es besser sa
Nenn er gar nichts mehr wußte vor
lrüben, von seinen Eltern, vom
Zittli, vom schönen, lieben Oberhof
jann war das Leben hier vielleicht
ioch leichter zu ertragen. Es ließ sich
;chon leben hier und wenn er auch
he abgelaufene Regenzeit als jäm-
nerlichen Winter empfand, jetzt
waren wieder helle, hohe Sonnen-
age, der Wein funkelte vor ihm im
3lase und — ein Mädchen hatte ihr
‚egrüßt.
Ein sauberes Ding, diese Tochteıh
les Siediers Berger. Schlank und
chmal war sie und ihre Zopfe hat-
en die Farbe reifender Kornfelder
Vie nett und freundlich sie ihn ge-
zrüßt hatte! Es war doch etwas
Schönes für einen Toten, wenn ihr
las junge, blühende Leben grußte
Florian lachelte bitter in sich hin:
\Ün und schüttelte den Kopf
Es gab nur eine Liebe für mich
lachte er Jene hehe Liebe, die ar
Jährlingszaun begann und zu Ende
zng an jenem Sonntagnachmittag,
ale der verhuangnisvolle Schuß den
Sirıch unter sein Leben zo. Gittlis
Name lebte is ihm. v6d wenn €
nanchmal vorm Einschlafen ihren
Namen vor sich hınsprach, danp
«lang es im Zimmer wie dunnes
Slas, das zu tonen anfangt, wenn
nun es mit den Fingern fein be-
suhrt.
Was wird sie wohl tun jetzt, das
Sıttliı? Ob vielleicht schon ein aun-
derer an seine Stelle getreten sein
nur? Der Vinzenz viclleicht?
Fiorians Brauen schoben sich fin-
ster zusammen, Dieser Gedunke
schmerzie ihn innerlich. Seine Faust
amıkluinmerte das Weinglas, als
Aulltie er es zerdrücken. Er zahite
und King.
Der Weg wär einsam nach Pena-
Aur. Die Kirchganger hatten sich
schen verloren. Vom Meer her kum
in warneer Wind und es flusierte ir
den hohen Maisfeldern, In unsehou-
rer Große ruzten die Kerdilleren ir
Jen seidenblauen Himmel. Da wal
a selbst der Keffel noch ein Zwerg gern“, verriet sie ihm, „Die G»?T
jezen die Riesen des Kordılleren. meierin hat es kürzlich bei uns '
zebirges. sagt.“
Schuchtern klangen die Giocker, „So? Kommt sie öfters zu cuch
‚ce San Anna hinter ihm her. Hei, „Ja. darum weiß ich ja auch ®
wie müßien jetzt die Glocken von nen Namen.”
Roggenhausen läuten, die schwere „Und wie heißt denn nachher d'
Stifisplocke, und die andern in schö- „Angekı!*
ı1em Chore! Wie müßten sie das Er sprach den Namen ?lanss
zanze blühende Tal hier erfüllen mit nach und lächelte in ihre Augen X
Ahrem Aalınvenden Hallehiuing! an.
/om Wilderer erschossen!
Verzangenen Sonntag Nachmittag
vurde der Buron von Eygenheim ir
enem Jaydrevier erschossen aufse-
unden. Als der Tat verduchtizt
varde der Bauernsohn Florian
veichtner am Morgen darauf verhaüf-
et Auf dem Traunspert zum Gelung-
is gelung ex diesem aber zu fuch-
en Die Polizei verfolgte ıhn und
nachte, da der fAuchtise WildinuD
lem mehrfachen Anruf nicht nuch-
am, von der Schußwatle Gebrauch
Peichtner versuchte noch über eine
Clamm zu kommen, stürzte über da-
| ab und Wurde vom Wildwisser
prigerIssen. Seine Leiche könnte bis
etzt noch nıcht geborgen werden. —
3Zaron von Fzzenheim war Hi! Vor-
‚eiratet. Die Einwohner von ReuJc€n-
yausen sind tief empourt uber das
uchlose Verbrechen.
Beinahe würe Flerian das Blätt
{ntfallen. Ihm war es, als nahme
km jemand ganz leise das Herz fort.
Man hielt ihn also für tot! Ung er
war gerade im Berriffe, seinen El-
ern mitzuteilen, daß es ihm gut
tehe! In den Sturm seiner Gedanken
ad Empfindungen hinein frazte
£t2zt der Gaurtmeier:
Wac ecupct zu der Geschichte?“