Frinnerungen aus dem Leben unseres Erzbischofs
VON DOMKAPITULAR PRÄLAT C. KAMMER
schicht”
„LE 3
Gott der Herr hat uns unseren ge-
ıebten Oberhırten fast 30 Jahre ge-
assen, dann aber, nach einem schö-
ı1en Worte des heiligen Hieronymus,
‚ein Eigentum wieder zurückverlangt.
Zin Episkopat von 30 Jahren bedeutet
»ine große Gnade Gottes gegenüber
jer Diözese und eine sehr schwere
Bürde gegenüber dem Begnadigten.
In 70 Jahren hatte die Diözese Trier
ıur zwei Oberhirten. Das war für
die Verwaltung des Bistums in einer
klaren, zielbewußten Linie ein außer-
ırdentlicher Segen.
Mehrfach suchte Gott unsern hoch-
jelıgen Oberhirten durch Krankheiten
1eim, zuerst kurz nach seinem Amts-
antritt, da man uns aus Kreuznach
neldete, wir sollten uns auf alles ge-
'aßt machen. Damals opferte eine tap-
lere Ordensfrau ihr Leben auf, um
Jas des Bischofs zu erhalten. Gott
ier Herr nahm das Opfer an. In den
ijetzten drei Jahren klopfie wiederholt
zchwere Krankheit an der Türe unse-
res Oberhirten an. Seine wackere
Schwester und sein um :hn sehr be-
jorgter Arziı, Chefarzt Dr. Dresen.
aten alles, was in menschlicher Kraft
seht m des tayrm Tohen mıt Gottes
Hilfe zu erhalten, Im Alter von fast
36 Jahren ıst aber die Kraft des Men-
schen meist erschöpft. dıe Kunst der
Aerzte machtlos gegenüber dem lang-
sam, aber ständig fortschreitenden
<raftezerfall, Unser Erzbischof konnte
nıt dem greisen simeon beten: Nırn
»ntlässest du. Herr, nach deinem Wort
4nu nn Diener in Frieden!
Am Barbaratag 1821 wurde unser un-
jer unvergeßlicher Oberhirte Mirchaei
Telix Korum plötzlich aus diesem. Le-
nen abberufen. Tausende p:lgerten in
jen folgenden Tagen in die ım Ersten
Weltkrieg zerstörte Hauskapelle des
B'schofshofes. Am 10. Dezember 1921
zeleiteten wir unseren toten Bischof
aus der Jesuitenkirche, wohin er über-
'uhrt worden war, zum Hohen Dome.
wo wir ihn an der Nordwand des
Domes zur ewigen Ruhe betteten und
der Paderborner Bisenof Kaspar Kien
‚hm dd: Gedächtn srede hielt. Seitdem
‚ind 30 Janre ins Lund gegangen. Der
Aachener Weihb.sechof Franz Rudoif
Zornewasser nahm den Bischofsstab
des heiligen Eucharius mutig in seine
xraftvolle Hand und fuhrte das Werk
üjes großen Vorgängers durch. Er be-
onte mt Recht bei seiver Einführung
ind Inthronisation am 18. Mai 1922,
jaß er durch die einstmalige Wahl
ind d:e Bestätigung des Heiligen Va-
ers sein Ami im Vertrauen auf Gott
ınd dıe Mithilfe seiner Priester über
ıehme. Dre: Kandidaten wurden da-
mals in Trier genannt: Tilmann, Kuas
ınd Bares. Kardınal Schulte hatte !m
Konklave 1922 seinen Piatz neben Kar-
4.nal Rattı, dem =»päteren Papste
>,us Xi. Er erbat von ıhm das Wahi-
echt für das Trierer Domkapitel, das
sıch schließlich auf die Wahl Borne-
Vaasers am 27. Februar 1922 einıkte.
3Zereits am 12. März erfolgte die Be-
stallgung. Von den Wahlberechtigten
des Jahres 1922 :1 keiner mehr am
„eben. Dompropsi wur Karl Mäuse,
Dumdechant August Muller, Kapitu-
are: Christian Lager, Franz Tilmann,
Ieonhard Keil, Weihbischof Anıonius
Monch, Peter Anheier, Johann Bupl.st
J steldurf, Peier Chris! und Nikolaus
Bes tes dnmbberrer:. Aug. Schmi.!z,
Trer; Peter Eberhardy In Betzdorf,
A’exander Subiul in Saarlouis und
Monrich Schmitt in Konz
Fr/bischof Franz Rudolf hatte
CA O8 Sehen vor sch, Die Be-
zung der Siegermächte des Ersten
Weltkrieges lastete schwer auf dem
tanzen Bistum. Die Saar war abze-
Tennil. Die Währung ging in die Rru-
‘he, der Priesternachwuchs war spare
"ch Es gelang dem neuen Bischof,
den Klerus zu einigen, die Arbeiter
Winder unter dem Banner Christi zu
kamrmnein die Saar dem Ristum zu er-
alten das Rudolnhinum zu bauen. dıe
Jiözese neu zu umschreiben, dıe
zatholische Schule zu schützen und
vieder zu erobern. Seine beiden Ge-
1eralvikare Tilmann (1922—1936) und
". Meurers (seit 1936) und seine Geist-
‚chen Räte und andere Mitarbeiter
rbeiteiten mit ihm Hand in Hand
um Segen der Diözese. Staatsbesuche
.HNer Art fielen in seine Regierungs-
eit, Jubiläen seines Priestertums (1934
las 40jährige, 1944 das goldene und
las 25jährige Bischofsjubiläum im
ahre 19447) wurden von der ganzen
)iözese mit Liebe und Begeisterung
nitgefeiert. 1933 konnte er den Hei-
gen Rock zur Freude der ganzen
:atholischen Welt ausstellen. Bereits
327 verlieh ihm Pius XI. die Würde
ines Päpstlichen Thronassistenten und
‘ömischen Grafen, 1947 Pius XII,
‘tel und Rang eines Erzbischofs.
)jamit erlebte das 1602 aufgehobene
'rzbistum Trier eine gewisse Ehren-
neverung, Erzbischef Bornewasser
‚ar auch Ehrenbürger der Stadt Trier
vie sein Vorgänger Michael Felix, der
ı:1ese Würde aber erst beim 40jährigen
hschofsjubiläum erhielt. Das lag ın
ıen damaligen Verhältnissen Die
‘tadt Trier hat in ihrem Ehrenbürger
Jornewasser einen ganz großen Freund
nd Förderer verloren. Seine Vater-
adt Podevormwald hat 'ıhn ebenfalls
eim goldenen Priesterjubiläum zum
:hrenbürger gewählt. obschon der
)»tadtrat in seiner Mehrheit soziali-
tisch isl. Bischof Bornewasser hing
ut großer Liebe an dieser Stadt. d:e
he Gräber seiner Eltern birgt. In
ıner großen Schwierigkeit beim Strä-
enbau hatte er dieser seiner Vater-
tadl einen ganz großen Gefallen er-
esen, der schließlich auch den Stadt-
ütern einleuchtete, die weltanschau-
ch auf *inem anderen Standpunkte
'ehen. Die Vorfahren des Bischofs
amen einst aus dem Starkenburger-
ınd nach Radevormwald und begrün-
eten dart die katholische Gemeinde.
er Bschaf wußte manch lustige Ju-
end reschichte zu berichten, di> be-
öacanm daß or ein kerngesundes fr
m Te LE WESCH mist.
Wr Bischof mur außer den in der
Yeiligen Schritt genannten Eigenschaf-
en auch reiche Erfahrung besitzen
3ischof Franz Rudolf besuchte die
Tolksschule seiner Vaterstadt und nach
/orbereitung durch Ortspfarrer Bek-
;jer das Progymnasium in Wipperfürth
ınd schließlich das Reußer Gymna-
ium, wo er die Reifeprüfung bestand
ınd dann die Universitäten Marburg
ınd Bonn bezog, aber dann doch vor-
rst Lehrer wurde. In Kessenich ve
}jonn verdiente er sich die ersten Spo-
en als Erzieher. Dann aber führte eine
Vallfahrt zum Heiligen Rock im
ahre 1891 ihn unter die Kanzel seines
’orgängers Michael Felix, wo er die
errliche Predigt des Bischofs übel
len Heiligen Rock als Sinnbild de:
‘jebe Gottes hörte und sich entschloß
>riester zu werden. Muß man da nicht
An die Berufung des Elisäus bei Elias
jenken? Am 10. März 1894 erhielt er
m Hohen Dome zu Kö6öin die Priester:
veihe und wurde zunächst als Dom-
ikar und Assistent in der Erzbischöf-
chen Registratur des Generalvikaria-
ea beschäft:gt, begleitete auch Weih-
xschof Schm.!z auf den Firmungsre:-
en. Seine Augen leuchteten, wenn er
on seinen Erlebnissen, zumal mit sei-
‚em gestrengen Chef, dem Registratotr
Aühe erzählte, Dann gıngs in die Seel-
Orge. Kaplan war er mit Peter Hoe-
eler — der uns zuerst sein Leben be-
chrieb — an S!. Coulba in Köln
)jann Rektor (Pfarrvikar) in Wülfrath
ıner richtigen Arbeiterpfarrei, Direk.
är des Gregoriushauses ın Aachen und
ieelsorger an de: Herz-Jesu-Kirche
les Hauses, Stadtpfarrer in St. Suitbert
n Elberfeld, Pfarrer und Dechant ır
[asselsweiler bei Jülich, Subregens und
'astoralprofessor am Kölner Priester-
eminar, Weihbischof mit dem Sitz ın
v\achen und Generalvikaritasrat. Dort
‚jesuchten ihn nach seiner Wahl Dom-
ıropsı Mause und Domdechant Mul-
er und waren bei der Rückkehr vol!
lies Lobes über den gütıgen und weı-
en Bischof. Die Hand des Herrn halte
Zöornewasser nach Trier geführi. Seine
Tal:gkeit ist an anderer Stelle ausfüuhr-
ich beieuchtel FEınıge Zuge mogen
ıoch hinzugefügt werden"
jem einstigen Dogmatikprofessor, kon-
turrieren konnte. Gleichwohl hielt eı
ziel beachtete Vorlesungen am Kölner
Seminar, in Marina Laach und bei be-
‚onderen Gelegenheiten, wıe bei einer
jörresgeneralversammlung. Seine Hir-
enbrieie sind Muster der Praxis, der
:]aren Linie und der verständlichsten
°orm, Wenn er auf die Kanzel ging,
‚ar der Dom bis zum letzten Platz
‚jefüllt, denn der Erzbischof war ein
ınerkannter Rhetoriker im edelstien
jinne des Wortes, Wie hatte er seine
;timme gepflegt, seine Diktion ge-
chliffen, seine Zeile klar herausgo-
ırbeitet. Darum wurden seine berühm-
en Kanzelvorträge gegen die Nazis
ınd ihre Kirchenverfolgung nicht we-
jiger wie die des Löwen von Münster
‚bgeschrieben und weithin verbreitet.
In der Verwaltung der Diözese und
ıls Vorsitzender seines geistlichen Rau-
es bewies er seine großen pastoralen
Zrfahrungen und wußte schnell und
jicher ein Urteil zu finden, das der
Sachlage entsprach und der Seelsorge
yützte. Oppoartunismus und Nützlich-
jeitsgedanken lagen ihm durchaus
ern. Er hütete sıch auch davor, was
Nnanche befürchtet hatten. kölnische
/erhältnisse schlechthin auf die an-
lersgelagerte Diözese Trier zu über-
ragen. Gleichwohl hatte er zu den
3ischöfen der Kirchenprovinz und des
‚anzen Landes die allerbesten Bezie-
‚ungen. Immer wieder lud er den
Colner Metropolitanerzbischof zu
!ıroßen Feiern ein. Wenn er die Bı-
chofskonferenzen der deulschen Bi-
chöfe und der westdeutschen Konf»e-
enz nicht mehr persönlich besuchen
:onnte, schickte er immer einen Ver:
reter und ließ sich genau Bericht er
.nttam 050m h5%t0 er noch m Snät-
‚jerbst 1951 eine Konferenz in Limburg
jesucht! Leider wurde es ihm unmbg
ch.
4. Der Freund der Literatur und
Kunst.
Frzbischof MBornewasser las gerne
die bedeutendsten Erscheinungen des
Buchermarktes und ersah aus ihnen
die Natan Anr Zajı Salne Pradiaft a | „qq
Z/orträge waren gewürzt durch die
Aussprüche der Heiligen Schrift, dıc
hm ganz besonders am Herzen la
owie mit Zitaten bedeutender Männer
les Schrifttums. Bei besonderen Ge-
egenheiten wurden ihm Festschriften
jewidmet, besonders vom Lehrkörvper
einer Fakultät, deren Erzkänzler er
var Wissenschaftliche Arbeit erfuhr
mmer seine besondere Füarderungs
I. Der Kinderfreur -
Yon Anfung seiner Trierer Tätigkeit
a zeigte Bıschuf Franz Rudolf eıne
esundere Vorliebe für die Kinder. Ob
an Namenspaätron Rudolf von Bern,
in frischer ‚Junge, ihn dazu brorgei-
terte. Jedenfulls bleibt den Müttern
nd Kındern die Erinnerung unvergeß-
ich, wie er die Kinder nach seinen
bont:ifikalämter segnete und ihnen die
Tand auflezte. wie er ihre Blumen
ntsegennahm und ihnen freundi:en
ulaächelte. Er sagie einmuil, er konne
jene Predigt halten, ohne der Kındei
nd des Vierten Gebotes zu uoedenkun,
Nenn er von seinem Familienleben,
'on seinen hochverehrten Eltern und
einen Geschwistern sprach, dann ver-
uärten sich seine Zuge. In der weıten
Diozese gıbt es keine Pfarrei, deren
“\nder er nıcht gesegnei hätte
5. Treue zu Rom.
Der sel:ge Professor Johann Bapt.st
Diste.dor? paujegte am Schrusse seinır
Apologetikvoriesungen seinen Horern
ne glänzende Abschlußvorlesung zu
jalten mıt dem Thema und der De-
‚ise. Frope Romam semper (Allzeit
zeu zu Rom!). Diesem Grundsatz wat
irzbischof Franz Rudolf seın gan/es
„eben hindurch treu. Er erzähite gern
’on seinen Besuchen be: den Päpsten
Pıus XI. und Xil. Als er Pius XI e:ın-
nal seine Schwierigkeiten darlext“
;agie ınm dieser: „Lieber Mitoruder,
venn Sıe keine Schwierigkeiten hütl-
en, mußten Sie Gott auf den Kni:-n
ım solche bitten. Ich bin froh und
janke Gott jeden Tag, daß er mich ın
hiese schwierige Zeit hineingeboren
sat.” Wie gut:g war Pius XII. geg°n
hn beim letzten Besuch in Castel-
‚andolto! Kam ein Trierer nach Rom.
lann gab der Papst immer CGruße m.!
Grüßen Sie mir Ihren guten Bischof
Zurnewasser!" Immer wieder begrüßte
»r den ihm von Trier aus der Nuntftis-
zeit bekannten Oberhirten. Es war im
jeptember 1927. da besuchte Nunfius
>avcelli die Stadt Trier und ihre Hei!:g-
umer, besonders das Apostelgrab ın
4. Matthias, Seitdem war ihm Trier
4nvergeßlich. Er verfügte ja auch die
Srhaliung der Benediktinerahtef St
Matthiag bei der Wiedergründung But
2. Der Priesterfreund
Das Seminar ‚st des Bischofs lieb-1e
‘atte gewesen, Gern wohnte er den
Tausfeiern bei. Als er 1950 die Trierer
akultat wieder eroffnen konnte, war
ım das e‘ne besondere Herzensfreude.
eden Priesteramiskandidaten wollte
r personlich sprechen, bileb mit den
*restern in stetem Schriftwechsel, las
ır jede verstorbene Priestermutter die
eilıge Messe und schrieb bei beson-
‚oren Anlas:-en den Priestern und
hren Angehörigen herzl.ch gehaltene
3riefe des Trostes und der Ermunte-
ung. Dreimal stand er an der Bahre
ünes seiner Weihb schofe, 1935 des
Veihbischofs Anton:us Monch, der
am pleizlich nach 20,ähriger Tatlgkeil
nirissen wurde, 1944 des Weihbischofs
‚Jbert Fuchs, den er geweiht hatte,
351 des Weihbischeofs Heinrich Metz:
dth. dem er ebenfalls die Hände auf-
‚elegt haıte, Seit 1941 ha:te er zwei
Veıhbischofe, weil er dıe anstrengen-
len Firmungs- und Visitationsreisen
ıicht mehr persönlich halten konnte
"weimal hat er alle Dekuanate visitiert.
äine Anzahl zum dritten Male und
ich so eine umfassende Kenninis von
and und Leuten erworben. Die Taül-
;ache, daß seıt seiner Regierung v.cele
<naben bei der Taufe die Namen
“ranz Rudolf erhielten, ist ein Beweis,
vie sehr er ın die Herzen seiner D:ö-
esanen eingegangen ist. Wenn er nach
ler Weihe seines Nachfolgers Matthias
NWehr launig meinte, dıe Trierer seicr
‚Nach 70juhr.ger Fremdherrschaft‘
roh, einen Bischof aus der Diozes€
eibst zu erhalten, so war ihm dovk
jewußt, daß er in der Dinzese Triet
‚ein Fremdling war. sondern sich die
sebe und Verehrung aller Divzesanın
ı'rworben hatte. Mit seinem Tode ist
3:schof Matthias ohne weiteres ser
Jachfolger. So hat die Diözese keine
bischofsiose“ Zeit. Auch das verdun-
ten wir der väteriichen Fürsorge des
deiligen Vaters, der auf Wunsch des
ıochseligen Erzbischofs :hm einen
Veihbischof als Koadjutor mit dem
lecht der Nachfolge gab.
3. Der große Praktiker.
Bischof Franz Rudolf war sich be-
wußt, daß er wissenschaftlich nicht
nıt seinem Vorganger Michael Felix