Der Teufel hat unserem Herrgott den Sonntag gestohlen
aa dep Rchicht“
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Am Pfingstdienstag fanden sich die Gottessöhne beim Herrgott
ein. um ihm Bericht zu erstatten über die Feiertage. Auch Satan mit
einigen seiner Kumpaner hatte sich unter sie geschlichen. Als nun
die Reihe an das Saarland kam, fragte der Herrgott: „Nun, wie
haben meine Kinder die Feiertage zugebracht*?-
Bacchus: Halto! Vorüber sınd dıe trockenen, düsteren Tage,
wo es nıchts zu trinken gab. Bıer her! Wein her! Schnaps her!
Allerdings, da hab ıch meine Taktık mal wieder schlau ändern
heussen, Früher gabs keine Kıryıes ohne blutige Kopfe. Das heutige
Geschlecht ist zu armselig zum Dreinschlagen, dem muß ich ganz
sachte beikommen, Leider sind der Sonn- und Feiertage zu wenig
und die wenigen sind viel zu kurz. um all die Freuden unterzu-
bringen, Darum muß ich schon samstag abends mit dem Kommers
und dem Ball fürs Stiftungsfest beginnen. Das ist meine Liturgie,
das ist meine Vigil zum Morgenschlaf wahrend eurer Messe
im großen und ganzen, antwortete St. Michael, sind die Tage, wie
alle Sonn- und Feiertage im Saarland, als deine Tage gefeiert woıden:
Die Kirchen waren gut gefüllt, viele heilige Kommunionen wurden emp-
fangen, obwohl die Osterzeit kaum beendet war, die Arbeit ruhte, die
Kaufläden waren geschlossen, die Handwerksstätten warer leer und in
den Fabriken wurde nur das Notwendigste geschafft — allerdings —
leider auch manches Unnötige, — teils aus Habgier, teils aus Zwang von
jeiten nichtsnutziger Meister. Die Nachmittage, freılich, die dienten nicht
gerade immer der ehrbaren Erholung.
Doch, Du, o gütiger Vater, wollest Deinen armen. vielgeplagten Kin-
dern verzeihen, wenn sie aus menschlicher Schwäche und Armseligkeit
Riwwas aus der Spur geraten sind.
Baberlabab, fällt Satan hier ein, der Sonntag ist mein Tag.
Sonn- und Feiertage gehören mir, Die hab ich mir schwer er-
kämpft. Sonn- und Feiertage sind meine Erntetage. So kümmerlich
mein Gewinn während der ganzen Woche ist, so reich ist er am
Sonntag! Da kommen die Leute zu mir gelaufen. zu euch hinken
sie nur noch.
8t. Michael; Schweig. du freches Lügenmaul, nichts kannst du dir
Phrlich erkämpfen, nur stehlen und rauben willst du. Schweig. Der
Bonntag ist der Tag des Herrn. Hat er sich doch gerade den Sonntag
eis sein heiliges Recht mit aller Strenge vorbehalten zu seiner Ehre und
zum Heile seiner Kinder. Darum hat er die Sonntagsruhe und de Sonn-
iagsheiligung den Menschen immer und immer wieder eiıngehämmert
„Gedenke, daß du den Sabbat heiligst.“ Zum abschreckenden
Beispiel für die ganze Menschheit hat er den Sabbatschänder, der sich
Aur ein paar Stückchen Holz am Sabbat zusammengeraftft hatie, auf der
Stelle mit dem Steinigungstode bestraft.
Satan: Das war einmal, aber alle Welt weiß — ich hab ihr's
längst beigebracht — daß euer Herr nicht mehr so streng mit ihr
verfährt. Er ist alt und schwach geworden. man braucht nichts
mehr nach ihm zu fragen.
St. Michael: Nein, nicht alt und schwach ist er geworden, sondern
Bütig und langmütig ist er. Hat er doch durch seinen Eingebo-
renen seine Kinder unter das Gesetz der Liebe gestellt, in dem sie statt
des Sabbats den Sonntag feiern zum Dank für ihre Befreiung aus deiner
Tyrannei. Leider betrügt und bezwingt dein Sündenlohn nur zu oft die
Armen, schwachen Menschen. Nur zu gern glauben Aktionäre und Ar-
beiter deinen Lügen und lassen sich einreden: „Not kennt kein Gebot“
und Sonntagserwerb Ist Gewinn und kein Schaden und keine Schande.
Aber es bleibt dabei: „Sonntagsgewinn ist bald dahin" und „werden
Sonntag wagt zu schänden. zerstört seim Glück mit
3igenen Händen‘
St. Raphael: Wer, außer dir, du elender Neidsack, wollte dem
armen, abgearbeiteten Volk seine Erholung miligönnen? Ich führe sie aus
der Enge der Stadt, aus dem Gefängnis der Fabrik in die freie Gotteswelt
der Natur hinaus, im munteren Spiel und gesunden Sport sollen sie sich
arfreuen und erholen
Satan: Sport! Sport! Unter dem schonen Tıtel habe ich mich
Bınmal wieder als neuen Herrgott auf den Thron geset:t. Herrlich,
herrlich! „Du sollst keine freinden Gotter neben mir haben!‘ Nein,
gu sollst keinen fremden Gott über mir haben’ Mır und nur allein
>pfert groß und klein, vom Minister bis zum Hosenmatz, opfert
jung und alt freudig Zeit und Geld, Gesundheit und Seelenheit
Der Sonntag ist mein großer Opfertag. Ihr mußt noch viel mehr
Eichenlaub wachsen lassen für all dıe Srtegeskranze, und mehr
Fichtenholz für Papier, um all die Triumphe iu beschreiben und
lie Begeisterung hinaus:zutragen. Die Begeisterung muß die gan ?e
Woche über andauern, sie reißt allex nut fort. In ıhrem Sturm
blase ich euch all eure Relhaion und all eure Frmnmiagkeit im des
Vınd hinaus
Asmodaws (d. i. Venus): Und ich, ich führe sıe zum Tanz, bei
dem dıe Unschuld erbleicht und auf dem spaten Heimweg wird sıe
dann begraben. Auch mir sind der Freudeutage zu wenig und dıe
wenigen sind zu kurz Darum schlage ich schon am Wochenende
an der Nied und an der Prmix und an allen sauberen Waxserchen
meinen Fleischmarkt auf, auf dem mehr Umsatz: erzielt wird als
auf der größten internationalen Handelsmexse, Es macht ums
Höllengeistern ein unbandiges Plasier, wenn dıe Alten selbst ihre
junge Brut im Gemermschaftsbad ins rechte Leben einführen und
wenn sie dew Grüßeren, die sich paaren, ihr Verguügen lassen und
von Herzen gönnen. Ha, haha, „Das Voikchen sunrt den Teufel
wicht. bix daß er sie an Kragen kriegt"
St. Raphael: Tut nur nicht so groß mit euren Löwenmäulern, ihr
Drachen, die ihr alles euer nennt, wenn ihr auch noch nichts habt, die ihr
aus jedem Schatten eine Sonnenfinsternis macht (Asmodaus hätte sich
gewählter ausgedrückt, etwa: wir machen aus jedem Muckenasch. .. einen
Misthaufen, aber solche Ausdrückke stehen nicht im himmlhıschen Knigge
'Anstaitsbuch]). Noch ist nicht aller Glüube unter den Menschen erstorben,
roch ist nicht alle Liebe erkaltet, noch ist nicht alle Tugend veraltet. Tu-
gend bluht ja nur im verborgenen, Sünde macht sich überall breit, Un-
rahlize Gotteskinder gehen nicht in eure Schlingen, sandern sDOo!ten eurer
Mammon (der Geldteufel): Halt, halt, noch lange nicht immer.
Denn je ärger der Schelm, desto größer das Glück. Schau nur hın-
unter, wie eure liebe Christenheit wımmelt von solchen Glücks-
zerstörerw! Ich habe doch auch meınen Segen und wenn ıch mıl
dem winke, dann könnt ihr euren behalten. Darum fahren sie ın
vielen Gegenden — leider hab ich sie hierzuland noch nicht so
weit, der Anfang ist aber schon gemacht, wenn sıe ım Sommer
sonntags ins Heu rennen — gerade sonntags ihren Mist ausfahren
und scheuernein, waseuer Herr ihnen hat wachsen lassen, ohne auch
nur an ihn zu denken. Aber in den Fabrıken, da hammert €
Lustig und rasen die Maschinen geschmiert nm doppelten Schicht-
lIohn
at Michael: Dafür feiern aber auch an jedem Sonn- und Feier-
tag tausend und aber tausend Priester mit aller Ehrfurcht und Wurde
dag hochheilige Suhneopfe:, und Mılliıonen und abe: Mıllıonen fiommer
Beter vermehren dabe; ıhren Glauben, besta: ken sıch in ihren Vorsatzen
zu einem guten Lebenswaundel und suchen Heil und Segen die unse
Herr fur ihre Andacht mit vollen Handen austeilt
Asmodaus: O du armes« Raphaelchen'‘ Meinst du wirklich,
mit dem Demen noch so dahertrotteln zu konnen, u.e ehemals mıt
deinem Tobian und seinem Saarchen? ANıcht amsonst habe ich
mehr als 2000 Jahre an ıhnen herumbkultıriert, um ılınen endbheh
eine frahliche und gesunde Sinnlichkeit beizubriugen Ja jetzt
ernte ıch gerade aın Sonntag meine Saat, der Sonntag is! Mein
Kulturtag, der Sonntag ıst mein Gluckstag, der Novwn'ag ist nern
Freudentag. Die Weit, dıe schone Welt, die ist meine Braut Sonn-
tag» kann ıch zsıe am bewen ayvtchmieren seanteqgs uberschutte
ich sıe kubelweise uf meinen Partua, Pat neacm Hatlenpech
Das duftet, ich sage euch, das klebt Das Klecht bis ın« Alter, klehr
bei den Werbernpoik, denn „auch alte Kune lechen nach gern Sal?“
ex kleht beı dein Mannsrolk, denn das lat! nat van seinen au
Den. so lange ex noch dicke Milch beiten ba.
St Michael: O, wie viele, wie viele deren ih. Sevis yrunder schon
Kocher ZU sein Zlaublet, entsch'uplen ench nach weiß dien StefD. oe't und
riumnmnDdhieren dal eWeß aDer Cuch ae
Satan: Bah, wie faul und madıg ist diese Fromnugbeit'‘ Meine
Knechte gehen mit jeden Kırchenbesucher, alopfen jedem vor und
wahrend und nach der Messe Kopf und Herz so voll Weltgedanken,
daß kein Gebet mehr Platz darın hat Vor der Kırchtur stehlen sıe
ihn noch schnell den Verstand, so dal er furchtet, arın zu werden
und Hunger lekien zu mussen, weRrn #r funf Franken onfert. So
»hren sie mich und ayotter eurer,
Natan: Ja, wenn Due sie uns acht voomer wegschnapnie.,..
(Der Teufel wogt es me die Mutter Gottes auch nur mıt Numen
Iu Rennen, geschweige dern ihr einen Schunpfaamen zu gchen)
Hier erhebt sıch der Herr von se nem Thron und apııcht feierlich‘
Du veifluchter, ewig verworfener Hol’ endrache, here und lie Weil: soll
a \ernehmen: „Zum Himmel emp. erhebe ıch meine Hand und schwoure,
wie ıch schon meinem Diener Moses aeschworen habe, und achwore: so
wahr ıch lebe ın Ewigkeit, wenn ıch schätfe men blitzendes Schwert,
venn meine Hund zum Gerichte sıch reckt, dann nehme ıch Rache an
meinen Drangern‘ (Deut 3240), Die mır meınen Vag wegneh-
men, gehoren zu meinen schlimmsten Feinden, »ı18@€
irangen mıcham heftigsten zum Zorn Bi zum Tage der
Vergeitung lasse ich dır Fürst der Weil, gewisse Freiheit die Menschhuet
zu Steben, meine Getreuen zu prulen zu ‚hrer Vervolikomminung, die Un-
Jjetreuen und Feigen dır zu holen, dach darfst du keinem Gewalt: antun.
Mein:stder Sonntag Zeıtlıcrhes Gluck und ewiger Seiigkent habe
ch untirennba:ı damıt verdunden Mein ist die Rache an dır und deinem
Anhang, mein wi die Verzetung fur die Standhaften. „Veniöo et merers
Nnea mecam est‘ Ich komme und bringe meinen Lahn mit" ‚Denn nıcht
sie ein Mensch bın ich, daß ich Iore, nicht wie ein Menachenkind, daß es
nıch gereute. Ich sollte versgunden und es nicht tun. ıch sosite verheiBen
nd es nıcht erflen?’ (Num 23.191
St Gabriel: Du unverschamtes Lastermaul unsere Gehilfen. dıe
Mfrigen Priester, verkünden jeden Sonntag auf allen Kanzein dus Lob
des Allerhochsten, eiıfern fur den Tag des He:rn, «cha: fen die Gewissen
und decken eure Schliche und Tucken auf
Satan: Ihre Schwerter sınd stumpf, ıhre Posaunenstoße zınd
matt, dıe furchte ich nıcht mehr. Dre meisten sınd wahrend der
ganzen Woche so betriebsam, daß sıe am Samstagabend nur noch
mühsam enge gedruckte Brecken zusammen)j:nden, die weder
appetitlich roch mahrhaft nock verdaulıch sınd Ja, ya, so an Maul
wie das des alten Trufjelfressers in Ars, das kann unser einen
rasend machen. Aber jetzt denkt ja keiner mehr daran, so fur
seinen Erfolg zu beten, wıe der getan. Dre Herrchen sınd froh, ehe
Soprüchlein gesagt und unreder fur acht Tage Ruhe zu hohes
3t. Gabriel: Die Kırche ist die Schule der Weisheit und de: Tu-
gend, der Sonntag ist der Tag des Gluückes und des Fıredens, ein Vorbild
des vollstandıgen, ewigen Sabbuts, der dem Gottesvolke verheißen ısl
Daher deine Wut auf ihn und dein Wahn, ıhn den Menschen ıauben zu
konnen, du Räuber, und sie damıt um ihr audisches, und ihr ewiges
Qluck zu bringen, du Moider
Da flohen ale Teufel entstt davon Die Engel ler filen vor dem
Throne auf ihr Antlız Ddeieten et an uad sprachen Lob und Her:ccch
keit, Weisheit Dank, Ehe Mocht und Stacae üulsecem Golt in alle Evi
ai — AMFEN' nn HA