Full text: Nach der Schicht (48)

" Für ale rohen Kinder 
’ ; / Der Mai, der schöne 
Piche Kinder Muttergottesmonat hat 
' begonnen. Ich weiß, daß 
Ihr jetzt ihr zu Ehren ein Altärchen in Euerm Zimmer 
schmückt, ihr Blumen bringt und Lieder singt. Und 
das Beten vergeßt Ihr auch nicht; da möchte ich Euch 
einen Vorschlag machen: Wir alle wollen jeden Mor- 
gen im Mai ganz andächtig bitten: 
„Maria mit dem Kinde lieb. 
uns allen Deinen Segen gib" 
Vicht wahr, das ist Leicht und sc 
schnell getan? — Habt Ihr's am 
Morgen vergessen, dann holt es tags- 
über nach! Ich tue es natürlich auch‘ 
Tienn ich gehöre ja zu Euch 
—. 
# 
T, 
He] 
BE 
al 
Kader 
Nun will ich euch erzählen 
Yie Waria das Gebet einer YMutter erhörte 
In der Eifel, nicht weit von 
Wittlich, liegt im Salmtal die 
Zisterzienserabtei Himmerod. 
Dort lädt eine Gnadenkapelle 
zum Beten ein, und die hei- 
lige Jungfrau hat schon man- 
chen frommen Pilger erhört. 
Vor mehr als hundert Jah- 
ren erflehte eine betrübte 
Mutter vor dem Gnadenbild 
Hilfe für ihr Kind. Sie ıwar 
von Badem nach Himmerod 
zu Fuß gegangen durch Feld 
und Wald, über Berg und Tal 
mit einem Tragkourb auf dem 
Rücken, Darin saß ihr kleiner Wilhelm, ein Knüäblein 
das körperlich und geistig zurückgeblieben war. Es 
konnte noch nicht gehen, obgleich es schon vier Jahre 
zählte, Ihr könnt Euch denken, liebe Kinder, daß die 
Last die Mutter auf ihrem Pilgergang sehr ermüdete 
Aber opferbereit ertrug sie alle Beschwerden und bo! 
sie dem lieben Gott an zur Heilung ihres Kindes, Durch 
ihre Hände glitt der Rosenkranz; ein Gesetz nach den; 
andern sprach sie laut mit dem Zusatz: „Maria, zu dir 
kommen wir, deine Hilf begehren wir!“ Oder sie ri?f 
voll Inbrunst: „Maria hilf! O Maria, immer hilf in 
allen Nüten und Gefahren!‘ Vier Stunden lang ıran 
derte und betete die glaubensstarke Frau, vier Stun 
den lang trug sie das arme Söhnchen auf dem Rücken 
Da endlich sah sie die Türme der Abtei und balc 
kniete sie vor dem Gnadenbilde,. Sie nahm ihr Knüb- 
lein auf beide Arme, hob es zur gütigen Mutter em- 
por und versprach ihr vertrauensvoll: „Heilige Jung: 
frau, dir weihe ich mein Kind. — Erflehe ihm von 
deinem allınächtigen Sohne Heilung des Leihbes und 
alle nötigen Gaben des Geistes!“ Und wirklich, sie 
betete nicht vergeblich: Unsere licbe Frau von Him- 
merod hat geholfen. Wunderbar getrüstet kehrte die 
lapfere Mutter mit ihrem Büblein im Tragkorb nach 
Badem zurück. Bald konnte der kleine Wilhelm lau- 
fen und unterschied sich weder körperlich noch geistig 
von den Kindern seines Alters. O, wie dankte da di: 
ganze Familie der lieben Muttergottes' 
Als Wilhelm ein prächtiger Schulbub war, da wollte 
ar durchnmus studieren und Priester werden Aber es 
fand sich niemand, der ihn für 
dien Besuch des Gymnasiums vor- 
bereitet hätte. Er war schon zu alt 
um auf der untersten Klasse zı 
reginnen. Dazu kam noch die große 
Sorge, wer das lange Studium be- 
zahlen würde. Wilhelms Elter 
waren arm, Sie mufßten dem Sohn 
ichweren Herzens zureden, den 
schönen Plan aufzugeben und da 
schusterhandıwerk zu lernen. E' 
"ügte sich in ihren Willen; aber so- 
cohl er als auch seine Mutter 
ıatten das feste Vertrauen, dal. 
ınsere ltebe Frau von Himmerod 
bestimmt helfen werde, falls Gott 
1us dem armen Schusterlehrling 
»inen Priester machen ıvollte. 
Neben Seinem Handwerkszeug 
ıatte Wilhelm das Lateinbuch lie- 
zen, In jeder freien Minute lernte 
er daraus die Wörter und Regeln 
soweit er sie ohne Lehrer begreifer 
x<onnte. Sein Eifer und das beharr- 
liche Gebet zur getreuen Himmels- 
mutter blieben nicht unbelohnt. Wie 
Abtei Himmerod 
Ausschnitt ausdem Muitergottes-Altarinder Gnadenkapell« 
noch einen anderen ihrer Söhne al; 
Priester am Altar zu sehen. Im 
Jahre 1864 half die himmlische 
Mutter ihrem hohen Schutzbefohle- 
nen zum letztenmal hier auf Erden 
als er die Reise antrat in die ewigt 
Herrlichkeit. — Wenn Ihr einmai 
in den Dom zu Trier kommt, liebt 
Kinder, dann geht zum Sakraments: 
altar! Ihr erkennt ihn an der 
ewigen Lampe: denn dort wohn! 
der göttliche Heiland. Links vor 
diesem Altar steht eine Steinplatt« 
in der Wand mit einer lateinischer 
Inschrift, die Ihr wohl kaum ent 
ziffern könnt, Aber ein Wort ver 
möogt Ihr alle zu lesen, n&nlich de 
Namen Arnoldi. Das ist der Fa 
milienname des Bischofs Wilhelm 
der an dieser Stelle begraben lea! 
Auch seine Eltern und Geschwister sind scho: 
lange bei Gott, Aber ihre Nachkommen wohnen noct 
in Badem, Ich kenne sie und auch das Haus, in der 
Bıschaf Wilhelm Arnoldi geboren wurde. 
Heute habe ich in der Gnadenkapelle zu Hımnpie 
rod, wohin die fromme Mutter einst mit ihrem Sohn 
chen pdlgerte, ganz innig für alle meine licher 
‚Schicht-Kıinder" gebetet Moge unsere hehre Horn 
meisJürstin Euch weise beschirmen und geleiten, * 
wie es dem Willen Gottes entspricht. 
Ich bın froh, dau ich schon bei meiner Taufe unte 
ihre Obhut gestellt wurde, weil ich da ihren heil ge) 
Namen erhweeit, denn, are Ihr ja uißGt, hecdt Eur 
AMarchentant« 
Klaster Himmerod und Kirchenruine 
zubelte sein Herz, als cınes Tages 
in Priester sich erbot, ihn zu urter- 
richten und auch alle geldlichen 
Schwierigkeden aus dem Wege 
rannte‘ 
Wdhebn erreichte sein hohes Ziel, 
ja, ein noch viel hoheres, an das er 
un seiner Demut und Bescheiderheift 
nie gedacht hatte: er wurde Bischof 
vun Trier und wirkte riele Jahre 
segensreich in unserer Diozese, Die 
Farm l.e erlehre snaur die FEreicde 
Maria Deters 
‚Mutter, zu dir rufe und sculze ich 
Matter. du gutizste, s»iche mir hei 
Mutter. du machtizste, Schutz mi 
verleih, 
O Mutter, so komm, hilf beten mir 
O Mutter, zu komm. hilf streiten mir 
O Mutter. so komm. hilf leiden mir 
O Mutter. so komm und bleibt bei 
mie 
ES 
ASS 
X
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.