32. AMHRSANGSGS-1936
OKTOBSERVOCHE«NR. 41
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ILLVSTRIERIE EEITSCHRIFITVR UNTERHALTUNG UND BELEHRUNG FIIEDAS VOLK
Winzers Leid —
Winzers Freud.
Wenn wir in raschem
Schnellzug zwischen Trier
und Koblenz das Tal der
Mosel oder zwischen Rü—
deshein und Kaub den
Rhein hinunterfahren und
die vielen gepflegten Wein—
berge auf ihren romantischen
Bergterrassen beobachten, so
ahnen die wenigsten von
ins, wieviel Mühe und
Echweiß an diese goldenen
Reben verwandt werden
imnußte. Der Winzer allein
weiß darum und sein stilles
Lächeln verrät uns, daß er
all dieser Sorgen Herr ge—
worden ist.
Da will der Boden
mehrmals im Jahre bestellt
und gelockert sein. Da muß
die Rebe mit Sorgfalt ge
schnitten und gebunden wer
den und die Düngemitte
auf mühseligen Pfaden über
hunderte von Stufen hinauf
zur Höhe getragen werden
Und dann stellen sich im
Laufe des Jahres alle die
hartnäckigen Feinde der
Rebe ein, voran die Fröste
und Eisheiligen des Früh
jahres, der Sauerwurm und
die Fäulnisse des Sommers
und Herbstes, sodaß der
Winzer tatsächlich Tag und
Nacht auf den Beinen ist
um sich der vielen Angriff—
zu wehren.
Damit ist aber unsere
Rechnung noch immer ohn
Frau Some selbst gemacht
Ja, es sind gar viele Dinge,
die den Winzer beschäftige
und ihm vielfache Muhsa
bereiten. Darum verdient es
gewiß auch Verständnis und
Foörderung von Seiten sei
ner Mitmenschen ebenso wir
von Seiten des Staates
Aber der Winzer ist auch
der erste, der wieder lach
und allen Kummer vergißi
Ihn hat das Leben zun
Optimisten erzogen. Ei
trägt hier ein Stuͤck Eigen—
schaft seines goldenen Wei—
nes und verrichtet mit Stol:;
seinen schweren Beruf. Er
weiß, daß er an einem
Bute arbeitet, das bei
frohen wie ernsten Gelegen
heiten im Menschenleben
eine besondere und festliche
Rolle spielt. Und da er
von Natur ein biederer und
frommer Mensch ist, handelt
er so und weiß darum, daß
nämlich Gottes Sohn selbst
seine Trauben und seinen
Wein einstens gesegnet und
damit seinen ganzen Stand
geadelt hat. Werner Geiger
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