Full text: Nach der Schicht (30)

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Haushaltungsschule F ughaltungs 
Herz-Jesu-Kloster, Trier Faushaltun gaschute 
sNonnenmerther Jranzi⸗⸗innen) 
Heft 39/10 
83 
Katholische Jüngline 
um Alter von 18 Jahren an, die Beru— 
Irdensleben haden, durch Ausübung 
drankenpilege und in ihrem Berufe 
drafste dem Herrn weihen wollen,— 
iebtpolle Aufnahme im Alerianerktlol 
Arefelb (Rbl Ob⸗t 
Hründliche und gediegene Ausbildung in allen Zweigen der Haus— 
virtschaft. Bürgerliche und feine Kucht, Backen, Bügeln, Rähen, feine 
Handarbeit usw., dadei wissenschagitliche Weiterbildung. Die alte 
Bischoisstadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten dietet reiche 
Helegenheit zur Bereicherung des Wissens und die herrliche Um— 
rzebung wird zu schönen Ausflügen benußt. Mäßiger Vensionspreis. 
Auskunft bdurch bie Oberin 
Sründliche, neuzeitliche Ausbildung in allen zweigen der Haus- 
virtschaft, bürgerliche und feie Küche, Nahen, feine Hand— 
irbeiten usw.; Handelsfacher, Musik Fremdsprachen. kFintritt 
— 
onderer Abteilung finden erholungsbedürftige Damen liebevolle 
Aufnahme. Auskunft durch Schwester Oberin 
Empfehle meine 
Metægerei 
luictocliast 
Dasstlostermarienburg zu Vallendar o7 a. Rh. 
dei Koblenz, eröffnet am J1. November einc. 
Athrgang für hinderpflegt 
§ FJ 7 7 
un jdushaltgehilfinnen bietet jungen Andchen Geélegenheit. steh 
n allen Gebieten der Hauswirtschaft 
reben seinen bestehenden Lehrgangen- Frauenschule, Haushaltungs- Jer uen eeeree m, 
chule, Kindergärtnerinnen- und lortnerinnen-Lehrgang. Die acen“ Nuncn. Zul—nn,iden. Lugeln 
ebensnahe, neuzeitliche Ausbildung, die sich ganz in den Dienst der huch uhrunegrandsicn — —7 
rtuchtipung unseres deutschen iauemn stellt, dauert 2 eæ Nunbeduriue sinen geien da— 
Die Aufnahme erfolgt vom 14. Lebensjahr an; eine besondere In, F Rn 
Schulbildung wird nicht vorausgesetet. Pepsionspreis und Schulgeld anes ahr ninuren Hevey. Vurpegians 
180 RA jahrlich. Anmeldungen sind an die Änstalt zu richten NAhere Auskunft erteilt die Oberin 
sAaiungeponslonat 
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Som merfrische 
(Hun srück) 
Herz⸗Jesu⸗Kloster 
Ruhiger Aufenthalt für Er⸗ 
holungsbedürftige. Wald⸗ 
reiche Gegend. Höhenlage 
420 Meter. 
Mäßige Vreise. Schöne Zimmer 
mit Nebenzimmer u 
Saal allen Ausflügler 
und Vereinen. lm At 
schank Beckers Bae— 
Guter bũrqerl. Mitta. 
und Abendtisch. 
Eugen Schwan 
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—orinnon von 
Ituach Luftkurort 
c. Baezirie Trior 
einen Augenblick glauben lassen, daß ich 
fähig sein würde, mich selbst aus der Er— 
niedrigung zu erheben! Diese tröstliche, 
glänzende Aussicht hatte sich wieder ge— 
chlossen vor meinen Augen; zwischen mir 
und dem leuchtenden Stern, der meine 
Zukunft erhellte, war eine dunkle Wolke 
niedergesunken. Ich sollte ewig der blödsin— 
nige Stumme bleiben, ein unglückliches 
Wesen, das bst seine Dankbarkeit für 
das Mitleid derjenigen, die es beklagten, 
nicht ausdrücken konnte. 
Beinahe einen ganzen Monat blieb ich 
unter dem zermalmenden Drucke dieser 
schrecklichen Gewißheit. Endlich, als auch 
der geringste Funke der Hoffnung in mir 
erloschen war, ergab ich mich in mein 
trauriges Los mit Gelassenheit und es kam 
mehr Friede in mein verzweifeltes Gemüt. 
Dann begann ich wieder Bilder aus 
Weidenholz zu schnitzen. 
In kurzer Zeit hatte ich eine Anzahl 
Bildchen fertig. Da waren Figuren, welche 
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Ferkel gab, obschon sie alle zusammen 
einander stark glichen; auch Häuser, Kir— 
chen, Vöogel und Menschen: aber was mir 
am meisten gefiel und worauf ich mit 
Stolz blickte, war das Bildnis des Feld— 
wächters mit seinem großen Soldatenhut 
auf dem Kopfe und seinem blanken Säbel 
in der Hand. 
Ich hatte nach langem Bitten von mei— 
ner Mutter den Schlüssel zu einem Fach 
unserer Schublade bekommen. Darin ver— 
barg und bewahrte ich meine Bildchen, bis 
Rosa wiederkommen würde. Niemand 
durfte die Erzeugnisse meiner Kunst sehen. 
Sie allein, für welche sie gemacht waren, 
sollte sie aus meinen Händen empfangen, 
»evor sie irgend jemand angerührt haͤtte. 
So verliefen die Monate, und es kam 
der Winter, der ihrer Rückkehr vorauf— 
gehen sollte. 
Um Neujahr sollte meine Mutter nach 
der Stadt gehen, um das fällige Pachtgeld 
zu bezahlen. Durch Bitten und Flehen 
ermochte ich sie dazu, meine Feldwächter— 
igur mitzunehmen und mir zu verspre— 
chen, daß sie dieselbe dem kleinen Fräulein 
geben wollte. 
Während der Abwesenheit meiner Mut— 
ter war ich außerordentlich unruhig: ich 
lief um das Haus und in die Felder, wie 
gejagt durch eine große Besorgnis. Was 
würde Rosa von meiner Arbeit sagen? 
Würde sie lächeln und froh sein über mein 
Geschenk? 
Am Nachmittage stand ich wohl eine 
halbe Stunde weit von unserem Hause 
an der Chaussee, um auszuschauen, ob 
neine Mutter noch nicht zurückkäme. So— 
»ald ich sie wahrnehmen konnte, lief ich ihr 
entgegen und fragte sie mit aufgehobenen 
Armen und funkelnden Blicken, wie man 
mein Feldwächterchen aufgenommen hätte. 
Herr Pavelyn hatte mein Figürchen neu— 
zierig beguckt und herzlich daruber gelacht; 
Rosa hatte sich erfreut gezeigt und mir für 
nein Geschenk danken lassen; sie hatte 
rußerdem gesagt, daß sie in dem bevor— 
tehenden Frühjahre mit ihren Eltern aufs 
Schloß kommen und dann wohl gern viele 
olcher Figürchen haben wolle. um damit 
pielen zu können. 
Meine Freude war unsäglich; von mei— 
ier Aufregung überwältigt, begann ich zu 
chreien und zu springen, so wie ich fruͤher 
zu tun gewohnt. 
Einige Worte meiner Mutter brachten 
nich plötzlich zur Besinnung und vernich— 
eten mit einem Male meine Freude. Rosa 
satte gefragt, ob der arme Leo noch nicht 
prechen könnte. Diese Frage ließ mich 
nein Unglück wieder voll empfinden. 
Ach! Die gute Rose hatte mir gesagt: 
du mußt sprechen lernen,“ und ich, elender 
Berstoßener auf Erden, ich war noch eenso 
tumm, als bei ihrem Besuche in unserer 
Wohnung. Ich hätte die Hälfte meines 
Lebens geopfert, um ihrem liebevollen Be— 
ehle gehorchen zu können; aber es war 
nir nicht vergönnt, ihr diesen Beweis 
neiner Dankbarkeit zu geben. 
Ich beugte das Haupt und schritt schwei— 
gend an der Hand meiner Murter hin, 
iber obwohl sie mir noch mehr von dem 
soldseligen Fräulein erzählte, um meinen 
Mut aufzurichten, gelang es ihr doch nicht, 
mich zu trösten.“ 
In meiner Ungeduld ging ich jeden Mo 
gen die Gebüsche und Wege entlang, u 
zu sehen, ob die Pflanzen noch kein Zeich 
ihres Erwachens gäben. Ich spähte m 
den Blütenkätzchen der Haselnußsträud 
und der Erlen, die unter den ersten Stro 
len der Frühkingssonne sich entwicke 
mußten; ich folgte den Vogeln mit d 
Blick, um in ihrem Schnabel den Stre 
halm zu entdecken, der von ihrem V 
trauen auf das schöne Wetter Zeuga— 
ablegen könne ... 
Nach vielen langen und kalten Näd 
vurde die Luft warm und ich konnte 
neiner großen Freude mehr und me 
Zeichen von dem Erwachen der Nat 
vahrnehmen. — Bald dufteten Veilcd 
an den südlichen Rändern der Gräbe 
gelbe Schlüsselblumen vergoldeten 
Wiesen, während Maßliebchen ihre 
send silbernen Sternchen zwischen 
jungen Grase schimmern ließen. Der 
nach zeigten dann der Schwarzdorn, 
Erdbeere und die Kuckucksblume ihre B 
ten; die Sträucher und Blumen entfalte 
allgemach ihre Blätter und die Syrir 
zeigte die Knospen der Büschel, we 
die kühle Mailuft mit dem süßen Gewn 
nelkenduft erfüllen sollten. 
Der lange erwartete Augenblick war 
nicht mehr fern! Jeden Tag konnte R 
die Stadt verlassen und auf dem Schh— 
ankommen: denn es war ein mildes, 
niges Wetter, das unwiderstehlich 
Lustwandeln aufs Land lockte. 
Armer Tor, der ich war! Anstatt 
meine Freude zunehmen sollte, fühlte 
im Gegenteil, wie all mein Mut mir ent 
und eine geheime Angst sich mir ins H 
senkte, je naher die ersehnte Stunde here 
rückte. 
Sie würde mich fragen: „kannst du no 
nicht sprechen?“ Und ich würde mit scha 
roten Wangen und fast erliegend 
Aerger und Schmerz ihr durch Zeich 
zu verstehen geben müssen, daß ich stum 
war, wie vorher! 
Dieser Gedanke vermehrte meine An 
bis zu einem fieberhaften Grade. Man— 
mal erbleichte ich plotzlich, wenn ich 
Geiste die kleine Nosa vor mir stehen 
und die verhängnisvolle Frage, „kan 
du noch nicht sprechen?“ von ihren Lipe 
gleiten hörte. 
IV 
Der Winterfrost hatte aufgehört und 
das Tauwetter hatte den Schnee von den 
Feldern verschwinden lassen. Der Lenz 
ollte kommen und mit ihm das engel— 
gleiche Wesen, das seit sieben Monaten 
in meinen Gedanken lebte.
	        
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