Full text: Nach der Schicht (24)

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Die wahre Frömmigkeit. 
In dem bayerischen Wallfahrtsort Altötting 
stteht ein Kapuzinerkloster, in dem 41 Jahre 
hindurch ein gar merkwürdiger Klosterbruder 
den mühsamen Dienst des Pförtners versauh. 
Bruder Konrad (geb. am 22. Dezember 1818, 
p am 21. April 1894) kann als ein leuchten⸗ 
des Vorbild in der treuen Erfüllung des großen 
Gebotes angesehen werden, das alle übrigen in 
sich schließt: „Liebe Gott über alles und Deinen 
Rächsten wie Dich selbst.“ 
Er war ein großer Freund des Gebetes. Die 
Majestät des Allerhöchsten anzubeten, zu loben, 
zu danken, Fürbitten einzulegen, der armen 
Seelen sich anzunehmen, das alles war seine 
Lieblingsbeschäftigung. Er war sozusagen ganz 
in Gott versenkt. Doch versäumte er dabei 
keineswegs die Pflichten seines Pförtneramtes, 
die bei dem großen Andrang der Wallfahrer, 
Bettler, Hilfesuchenden aller Art sehr umfang— 
reich waren. Mit nie versiegender Geduld und 
Freundlichkeit begab er sich beim Glockenzeichen 
an die Tür und bewahrte selbst dann die Ruhe, 
wenn zuweilen ein recht zudringlicher Bettler 
seine Geduld auf eine harte Probe stellte. 
Einmal warf ihm gar ein Stromer die Suppe 
dor die Füße, daß die Schüssel in Scherben 
ging. Der fromme Bruder las die Trümmer 
auf und sagte: „Die magst Du nicht, gut, ich 
hole eine andere“. Solche Sanftmut lernte er 
in der Schule des Gekreuzigten. „Das Kreuz 
ist mein Buch“, so schrieb er in einem Brief. 
Da las der stille schweigsame Mann alle Tage 
von der Liebe, Geduld und Menschenfreundlich— 
keit unseres Herrn. Und so gelangte er selbst 
zur wahren Frömmigkeit. (Siehe das schöne 
Büchlein: „Bruder Konrad“ von P. JVos. Anton 
O. Min. Cap. erschienen bei Kösel in München, 
Preis 2 Mark.) Ein billiges sehr wertvolles 
Buch. Jeder Buchhändler kann es dir ver— 
chaffen. 
Demgegenüber gibt es auch manche Leute, die 
eine falsche Frömmigkeit an den Tag legen. 
Sie bilden sich etwas ein auf ihre langen Ge— 
hbete, gehen vielleicht auch oft zur heiligen Kom— 
munion, aber wenn es sich darum handelt, im 
Dienst der Nächstenliebe Opfer zu bringen, dann 
versagen sie und wissen sich vorbeizudrücken. 
Gern drücken sie ihr großes Bedauern aus 
mit der Not des Rächsten und damit beruhigen 
sie ihr Gewissen. „Ihr gläwt net, Herr 
Pastur, wat ech en Dauer hann met dem 
Fend,“ sagte einmal ein Mann zu mir, an den 
ich das Ansinnen gestellt hatte, ein kleines 
Tind ins Haus zu nehmen. Er war der 
aächste Verwandte im Ort, die Mutter des 
armen Würmleins war kurz zuvor gestorben 
und der Vater ein Mann, der sich selber kaum 
borstehen könnte. „Ech kann et awer net en 
mei Haus hollen.“ Es fehlte nur am Opfer⸗ 
sinn. Mit der „Dauer“, dem Bedauern war 
es nicht weit her. Ein vielgeplagter Familien— 
zater, der selber zwölf Kinder hatte, nahm noch 
ein dreizehntes auf, das beide Eltern verloren 
jatte. Und es ging auch. „Wo ein Wille ist, 
findet sich auch ein Weg“, sagt das Sprichwort 
und Gottes Segen ergießt sich reichlich über die. 
welche recht guttätig sind. 
Zur rechten Frömmigkeit gehört wesentlich, 
daß der Mensch sich seinem Herrn und Schöpfer 
unterwerfe. Ich kannte eine ganz einfache Frau— 
„Nach der Schicht 
zie das ganz trefflich verstand. „Wie es Gottes 
Bille ist“, das hatte sie beständig in ihren 
zedanken. Als ihr Mann schwer erkrankte, 
etete sie nicht um seine Wiedergenesung so lieb 
ie ihn hatte, sondern „wie es Gottes Wille ist, 
o soll es geschehen“. Er wurde wieder gesund, 
je starb nach wenigen Jahren plötzlich dahin. 
lls der Mann sich betrübte, daß sie nicht ver— 
ehen worden sei, konnte ich ihn leicht trösten. 
Ber so denkt und handelt, der ist immer bereit, 
en großen Schritt ins andere Leben zu tun. 
dem ist es Ernst mit seinem Christentum. 
hne Kämpfe und Schwierigkeiten geht das 
ber nicht ab. Denn: „meine Wege sind nicht 
ure Wege“, spricht der Herr, „und meine Ge— 
anken sind nicht eure Gedanken“. Und so 
cifft manchmal eine Fügung ein, die eine 
ramilie im ersten Augenblick ganz niederschmet— 
ert, irgend ein unverhoffter Sterbefall, Ver— 
nögensverlust, Krankheit, oder gar, was fast 
— —2* 
22 
ssol' aus! 
Josef ßamp. 
s trieb mich einst des Wissens starker drang 
tur 5chmiede, wo die feueressen glühten; 
im Amboß stand der wackre 5hhmied und schwang 
jen hammer, daß die roten funken sprühten. 
zr hämmerte mit stillem fleiß und gab 
dach Meisterart und kunstgerechten stormen 
Jem rohen, glühendweißen kisenstab 
jestalt und rechte, wohldurchdachte formen. 
uind Wahrheit ist es, was ich da ersann: 
Aie Welt ist eine große feuerkammet, 
jer 5chmied bin ich, bift du, ist jedermann, 
lind unser Wille ist der kisenhammer. 
dir alle sind mit zühem fleiff bemüht, 
as Leben in die rechte form ju bringen; 
jur nicht gesäumt, solung das kisen glüht, 
onnst du es zwingen. 
— — — — — 
— — — — 
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as Aergste ist, der gute Name wird einem 
urch Verleumdung geraubt. 
In solchen und ähnlichen Fällen gibt es 
einen andern Ausweg, als den, der uns im 
zuch Job so meisterhaft geschildert ist. Job 
zar in die äußerste Bedrängnis geraten. Doch 
r hielt treu an Gott fest: „Der Herr hat es 
egeben, der Herr hat es genommen. Wie es 
em Herrn gefallen hat, so ist es geschehen. 
der Name des Herrn sei gebenedeit.“ „Ich 
veiß daß mein Erlöser lebt.“ — Wunderbar 
»nar es zur Zeit des Weltkrieges zu sehen, 
zie Tausende und Abertausende als wahrhaft 
hristliche Helden in den Tod gingen, oder als 
zerwundete litten, das Los der Gefangenschaft 
rugen, den Tod teuerer Angehörigen hin— 
ahmen. Damals zeiate sich viel echtes 
christentum. 
Und jetzt? Man möchte manchmal recht 
raurig werden beim Anblick der gegenwärtigen 
zustände. „Verführen und Verführt werden 
t die Welt heutzutage“. So schrieb der Römer 
zeneka zur Zeit Neros. Das qilt auch heute 
Heft 38 1928 
vieder. Doch „Die Wahrheit des Herrn bleibt 
n Ewigkeit“. Glückselig wer sich an sie hält 
ind nach echter Frömmigkeit strebt: „Du sollst 
Hott über alles und den Nächsten wie dich 
elbst lieben“. 
J — A 
serlossen 
Roman von Ga. Mocner. 
— 
— ————— 
38) Nachdruck verboten. Fortseßung 
Fr las den Brief, den er in größter Er— 
regung geschrieben, nicht wieder durch 
M— er wolite nicht wissen, was er 
A geschrieben —, sondern siegelte ihn und 
adressierte ihn an Lindsays Klub. Er 
vußte, daß er so früher oder später in seine 
dände kommen mußte. 
In London erregte die Krankheit Lord 
Temples allgemeine Teilnahme: nur Mrs. 
dernot nahm die Nachricht kühl auf. Sie 
vußte, daß ihre Erzählung die Ursache der 
drankheit war, und tat es ihr auch nicht leid, 
aß sie einen so tiefen Eindruck gemacht hatte, 
o war sie darüber doch auch nicht erfreut; 
Denn das hatte sie nicht beabsichtigt. Es war 
nicht unmöglich, daß Alice, obwohl sie im Aus⸗ 
and sich aufhielt, von dem Zustand ihres 
Hatten hörte und auf jede Gefahr hin zu ihm 
urückkehrte. 
„Ich werde mich sicherer vor ihr fühlen, wenn 
ch Lady Harding bin,“ sagte sie in ihren Be— 
rachtungen; „es liegt eine große Sicherheit 
n einer hohen Stellung.“ 
Baronet Harding hatte nach seiner Erhebung 
n den Adelsstand nichts Eiligeres zu tun, 
ils sich ein stattliches Haus in dem vornehmsten 
Ztadtteil zu mieten und es entsprechend aus— 
tatten zu lassen; nur fehlte, es ihm an Geld, 
im sich auch noch mit einem betreßten Diener 
uimgeben und eine eigene Equipage halten zu 
zönnen. Er spekulierte daher auf eine reiche 
deirat, zu der ihm sein Titel verhelfen sollte. 
Mrs. Kernot war er müde. Er konnte jetzt 
eine ganz andere Partie machen. Freilich wuͤßte 
er, daß Mrs. Kernot sich nicht so leicht ab— 
veisen ließ, aber es mußte geschehen, wenn es 
iuch nicht ohne heftige Szenen abging. 
Mes. Kernot begab sich sogleich nach ihrer 
Unkunft in London zu ihm. Es war noch 
rüh und sie fand ihn gerade beim ersten 
Frühstück. 
Die Türe seines Zimmers war angelehnt, so 
rat sie ungehört ein und näherte sich ihm leise; 
ann blieb sie hinter ihm stehen und beobachtete 
hn längere Zeit, bis er sie endlich bei einer 
ufälligen Wendung des Kopfes gewahrte. 
„Ah. Laura!“ rief er in freudiger Ueber— 
aschung. „Ich dachte. du wärest in 
incolnshire!“ 
„„Ich war dort, bin es aber jetzt nicht mehr, 
vie du siehst, mein lieber Reginald,“ antwortete 
Mrs. Kernot mit ihrem süßesten Lächeln. 
„Was führte dich hierher?“ 
„Die Sorge um dich. Ich wußte, daß du 
n deiner neuen Stellung nicht länger bohne mich
	        
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