Full text: Nach der Schicht (24)

est 1728 
1. Christus wirklich tot. 
2. Christus wirklich lebendig drei Tage nach 
einem Tode. 
Dann ist Christus Gott, dann ist seine Lehre, 
inser Glaube göttliche Wahrheit. 
Christus war wirklich tot! 
Am Oelberg kostete er eine Todesnot, ent⸗ 
etzlich wie keine je. Nach den Gesetzen der 
Nutch ver Srcht 
ung zum entsetzlich grausamen Kreuzestode, 
zann verhöhnt, verspottet, angespien, bis zum 
iußersten Blutverlust zergeißelt, schleppt er sel⸗ 
zer, mehrmals hinsinkend seinen Kreuzesbalken 
mpor auf die höchste Höhe des Kalvarien— 
»erges! — Nach den Gesetzen der Natur hätte 
hn wegen Erschöpfung der Herzschlag treffen 
nüssen, nach den Gesetzen einer „Liebe, die 
tärker ist, als der Tod“ sinkt er dreimal 
iin in sein eigenes Blut, das die Straße 
Seite 213 
Da kommt ein römischer Soldat. Er hat 
den Auftrag, mit einer wuchtigen Holzkeule 
die Gebeine der Gekreuzigten zu zerbrechen 
ind so barmherzig die Todesnot der Sterbenden 
ibzukürzen. „Er ist längst tot,“ brummt der 
zärtige Krieger, greift nach seiner Lanze, holt 
veit aus und stößt sie dem Herrn mitten durchs 
Zerz. Ein heller Strom von Blut und Wasser 
rgießt sich auf die Erde und besprengt mit 
einer Gnade den untenstehenden Soldaten. — 
Oster⸗ 
Glockengeläute. 
Jubel tönt durch alle Lande, 
Auferstanden ist der Herr! 
Frei und los sind alle Bande 
Unserm Gott sei Preis und Ehr! 
Jesus Christus ist erwacht 
Aus der dunklen Grabesnacht! 
Und die Engel, Gottes Boten, 
Tragen es durch alle Welt: 
Auferftanden von den Toten 
Ist der Herr und lebt als Held. 
Er bezwang den grausen Tod. 
Frei sind wir von aller Not! 
Klinget laut ihr Jubellieder, 
Mischt euch mit dem Engelsang 
Freude sei auf Erden wieder, 
Froh ertönt der Glockenklang: 
Jesus Christus ift erwacht 
Aus der dunklen Grabesnacht. 
menschlichen Natur hätte ihn entweder der helle 
Wahnsinn erfassen oder die Todesangst und 
die Seelentraurigkeit hätte ihm das Herz zer— 
reißen müssen. Nach den Gesetzen der er— 
varmenden Gottesliebe aber hat er Blut ge— 
cchwitzt. Der totgeängstigte Schmerzensmann 
am Oelberg ist es, „der für uns Blut ge— 
chwitzt hat“. 
Nach einer Nacht voll aufreibendster Seelen⸗ 
Jjualen mit einem hochnotpeinlichen Verhör vor 
jechs Gerichtshöfen, nach der eine Seele bis 
zum Zusammenbrechen erschütternden Verurtei— 
nit roten Furchen zeichnet, mehr gedrückt durch 
zie Last unserer Sünden als durch die Last 
eines Kreuzes. 
Tausende von Zuschauern, die wegen des 
sohen Osterfestes aus allen Himmelsgegenden 
usammengeströmt waren, sahen die rohe An— 
ijagelung an den Kreuzesbalken; tausende hör— 
en seine Schmerzensscheie, hörten sein Todes— 
öcheln, hörten sein letztes Wort: „Es ist voll— 
racht! sahen sein qualvolles Sterben, sahen 
ein Haupt sich neigen, sahen sein göttlich 
rhobenes Sterben 
der da droben am Kreuze mit seinem durch— 
tochenen Herzen ist tot, aber ganz gewiß tot! 
Maria, die eigene Mutter hat es gesehen, 
Magdalena hat es gesehen, Salome hat es 
jesehen, die Menge der Zuschauer hat es ge— 
ehen, der Krieger hat es gesehen, und meldet 
sen eingetretenen Tod amtlich zur Stelle dem 
Gilatus. Und noch einer, „der es gesehen hat, 
Johannes), hat es bezeugt, und sein Zeugnis 
st wahrhaftig. Und er weiß, daß er die Wahr⸗ 
jeit sagt, damit auch ihr glaubet.“ So steht 
z wieder urkundlich verbrieft in der Heiligen
	        
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