Full text: Der Saarbergknappe (4 [1952])

deine OEL 
Die Lohnnolitik teitt auf der Stelle 
gs ist still geworden um die Lohn- 
jewegung. Nur da und dort noch 
ein vereinzeltes MNachhutgefecht, 
ne Entschließung, ein Aufruf, eine 
Eingabe, eine kleine Korrektur frü- 
herer Tarifvereinbarungen, die aber 
sozusagen nichts bedeutet. Sonst tut 
sich nichts. In früheren Artikeln 
naben wir uns bereits eingehend mit 
Jiesem Stillstand befaßt, haben die 
Yintergründe aufgezeigt, die Mög- 
ichkeiten einer in Fiuß zu halten- 
jen weiteren Lohnbewegung ange- 
deutet und die augenblickliche ge- 
werkschaftliche Position genau mar- 
kiert. Zwei große Bewegungen ware 
gegenläufig geworden, hatten Sich 
geschnitten. Die Lohn- und die Preis- 
jewegung. Und so kam es ganz von 
zelbst, daß die eine die andere ab- 
yremste, sie zum Stehen brachte, ihr 
las Gesetz des Handelns mehr oder 
weniger vorschrieb, Das ist durchaus 
xein Zeichen gewerkschaftilicher 
Schwäche. Denn auch wir sind nicht 
ınd niemals die Beherrscher des 
wirtschaftspolitischen Feldes gewe- 
;en. Auch wir kochen, we man zu 
;agen pflegt, mit und nur mit Was- 
ser. Auch wir müssen das höhere, 
Dolitische Gesetz für und gegen uns 
geiten lassen, wenn wir ihm auch 
ja und dort Entscheidendes abzurin- 
gen versuchen. Das, was man poll- 
lisch unter Korea versteht, und was 
seit gut zwei Jahren die Weltpolitik 
naßgeblich bestimmt und ebenso 
nachdrücklich Einfluß auf die Welt- 
wirtschaft nimmt, das machte und 
macht sich auch in unserem Wirt- 
schaftsraume geltend. Wir haben es 
sehr wohl zu spüren bekommen und 
die jahrelange Abwärtsbewegung der 
Französischen Währung und der 
Preise bestätigen es. Nunmehr setzte 
edoch seit dem Regierungsantritt 
>inays eine scharfe gegenläufige 
7reispolitik ein, die fürs erste einmal 
nergisch Halt gebot und so auch die 
‚„oOhnbewegung abfing. Wir Saar- 
‚ergleute haben es mehr als andere 
»rfahren, da wir mitten in diese 
>reispolitik mit unserer Lohnpolitik 
‘ineingeplatzt sind, An Schärfe ge- 
vann unser Kampf durch die parallel 
aufende Forderung nach Tarifver- 
ragsfreiheit, die uns bislang vorent- 
alten worden war, die wir aber Im 
nteresse der berufsständischer 
‘eichberechtigung nachdrücklichst 
orderten und fordern mußten. Sie 
eerwickelte sich in ein reichlich un- 
lurchsichtiges Gestrüpp politischer 
7erhandlungen auf höherer Ebene 
lie sie unserem unmittelbaren Ein- 
luß zunächst entzog. Es ist abeı 
ılcht so, daß wir sie dort friedlick 
‘;elassen und sie einem ewig währen- 
len Dornröschenschlaf überlasser 
vollten. Ebenso wenig haben wir 
ınsere Lohnforderungen auf Grund 
rhöhter Bergbauleistungen abge- 
chrieben. Und wir werden sie zv 
'jegebener Zeit wieder aufgreifen und 
ıuf ihre Erfüllung dringen. Gewiß ist 
‚uch der Kohlepreis wie der Stahl 
weis zwischenzeitlich zurückgegan: 
jen. Das werden wir wohl in Rech: 
‚ung stellen. Aber immer bleibt hie 
ıoch eine gewisse Differenz, auf deı 
veiterhin unsere Lohnforderunger 
iründen. Sie zu beheben, wird ir 
ı1aher Zukunft unser Kampfziel sein 
Venn wir zuletzt im Interesse einer 
rfolgreichen Preispolitik hierir 
ichweigen übten, so konnte das zeit- 
ich nur begrenzt sein, Die nächsten 
Aonate werden uns wieder auf dem 
Man finden. 
zlopfen‘“ und die „kameradschatft- 
iche Mimik“ nach ihrem Wert und 
der echten Bewertung seiner Lei- 
tung und seines Standes“. Daß 
liese Bewertung einen „erhebenden‘ 
\usdruck durch den Abzug deı 
;treikschichten an der Ergebnis- 
ırämie gefunden hat, kann dock 
demand behaupten. Wie gesagt, Srı 
nancher Erfolg wird durch derle 
Taßnahmen zu einem schalen Trank 
Das Arbeitsgericht wird in diese 
‘'rage zu entscheiden haben, ob ver- 
assungsmäßig garantiertem und ir 
jergbaustaitut verankertem Recht 
ler Charakter einer Strafe verlieher 
verden kann. Obwohl die Streiktag« 
nit (wenn auch nicht direkt) dazı 
jeigetragen haben, daß die Ergzeb- 
ısprämie erhöht wurde und dami! 
‚uch für die Zukunft in Rechnung; 
jestellt werden müssen und im Hin- 
ılick auf den Verlust die Nachzah- 
ung beachtet werden muß, läßt diese 
Maßnahme die Befriedigung übe: 
las Erreichte nicht aufkommen unc 
ıinterläßt einen sehr bitteren Nach- 
jeschmack. Das konnte bei guten 
Villen vermieden werden. 
Nachtrag vom 8. Juli 1952 
zur Instruction D. P./sal. Nr. 10 
vom 180. Juni 1952 
Durch das Eintreten der Gewerk 
shaft Christlicher Saarbergleute 
‚urde erreicht, daß den Akkordlöh- 
ern der Kategorie V unter Tage dit 
irgebnisprämie der Gedingelöhne: 
\‚usgezahlt wird. Die Regie teilt un: 
n nachstehendem Schreiben diese 
Änderung mit. Wir bitten die infrage 
tcommenden Kameraden diese Ände 
‘ung zu beachten. 
Arbeiter im Akkord V 
ınter Tage erhalten die Sätze 
ler Gedingelöhner und zwar: 
für 12/12 Frs. 18 370,— und für 1/12 
r6. 1531,—; 
anst. für 12/12 Frs. 14 800,— und 
är 1/12 Frs. 1217,—. 
Die in obengenannter Tabelle vor: 
‚jesehenen Sätze sind entsprechend 
m berichtigen und die Nachzahlung 
st mit den Löhnen des Monats Jun) 
952 vorzunehmen. 
LE DIRECTEUR DU PERSONNEL 
Ingenieur en Chef 
Adjoint au Directeur du Personnel 
signe: MOMBERT 
Ergebnisprämie oder ? 
In Nr. 5 des „Saarbergknappen‘“ 
naben wir auf die Neuregelung der 
Ergebnisprämie hingewiesen und 
festgestellt, daß es möglich war, 
Jurch die vereinten Bemühungen der 
Gewerkschaftsvertreter statt der an- 
gebotenen 5,5 Prozent 6 Prozent zu 
arreichen. 
Diese 6 Prozent beziehen sich auf 
lie Leistung von 1000 kg. Bei dieser 
Veröffentlichung hatten wir betont, 
3aß der Saargrubenrat am 7. Mai zu 
jer Frage „Kollektives Feiern‘ auf 
Antrag der Gewerkschaftsvertreter 
Stellung zu nehmen hatte. Eine Eini- 
zung konnte nicht erzielt werden. 
Inzwischen ist die Ergebnisprämie 
ausgezahlt und die Streikschichten 
;ind abgezogen worden. 
Wie schon so oft, war auch in die- 
;jem Falle die Situation zu verzeich- 
ren, daß die Gewerkschaft den tat- 
sächlichen Erfolg herausstellt, in 
Jiesem Fall Nachzahlung und Er- 
höhung der Ergebnisprämie während 
bereits der Torpedo im Rohr stak 
‘lies Abzug der Streikschichten), der 
diesen gewerkschaftlichen Erfolg 
nicht hervortreten läßt oder ihn 
sogar durch die Verletzung des Ehr- 
gefühle unserer Kameraden in Frage 
stellt. 
Die Diskriminierung des Saar- 
Bergmannes, der ein verfa=sungs- 
näßiges Recht ausübt zur Wieder- 
erlangung des durch unsere Väter 
gegen harte Widerstände errungenen 
Tarifrechtes, indem man diese 
Rechtswahrung mit „Bummeln“ 
rzleichsetzt. ist nicht angebracht fehl 
m Platze und wird auch durch da: 
Zergbaustatut widerlegt. Die näch. 
te Sitzung des Saargrubenrates ha! 
un zu dieser Frage noch einmal 
itellung zu nehmen und zu ent- 
cheiden, ob diese Diskriminierung 
mufrechterhalten bleibt. Der Berg- 
nann glaubt ohnehin nicht mehr ar 
chöne Worte, die anläßlich beson. 
lerer Gelegenheiten gesprochen wer: 
lien; er beurteilt auch das „‚Schulter- 
Betriebsverfassu“gsgesetz 
in der Bundesrenublik noch immer umstritten! 
Das Betriebsverfassungsgesetz, die 
‚gische Fortentwicklung des Mitbe- 
timmungsgesetzes, das im Vorjahre 
ı der Westdeutschen Bundesrepublik 
ür die eisen- und kohleschaffende 
ndustrie als ersten großen Wirt- 
chaftszweigen nach langen und hef- 
igen Kämpfen zum Gesetz .erhober 
vorden war, steht immer noch im 
Zrennpunkt scharfer Auseinander- 
etzungen sowohl zwischen den bei- 
ijien Sozialpartnern als auch zwischer 
Jundesregierung und Koalitionspar- 
eien einerseits, wie zwischen dem 
)jeutschen Gewerkschaftsbund ande- 
erseits. Eine größere Streikwelle 
je vor Wochen durch den Deutschen 
jewerkschaftsbund in den größerer 
ndustriebetrieben, im Verkehrs- und 
‚eitungsgewerbe gestartet worden 
Nd besonders im Parlament und auf 
ırbeitgeberseite sehr umstritten war 
verschiedentlich wurden gericht:- 
lich Ersatzfoderungen für entstan- 
jene betriebliche und wirtschaftliche 
Vachteile geltend gemacht — sollte 
uf die in Frage kommenden Steller 
len nötigen Druck ausüben, Regie 
ungsseitig wie auch seitens des West. 
leutschen Bundestages setzte mar 
ich mit aller Entschiedenheit geger 
liesen ..politischen Machtmißbrauch" 
vie man es gegnerischerseits nannte 
ur Wehr. Es kam alsdann zu meh- 
eren Aussprachen zwischen Bundes- 
(anzler Dr. Adenauer, den Bundes: 
ninistern Storch und Kaiser, sowie 
em Ministerpräsidenten von Nord: 
hein-Westfalen, Arnold, und der Ge. 
wverkschaftsleitung, an ihrer Spitze 
°hristian Fette als Bundesvorsitzen- 
ler. Diese sich über Wochen hinzie- 
ıjenden Besprechungen führten zu 
einem Ergebnis und wiederum 
‚jeichnete sich am gewerkschaftlicher 
Jorizant das Gespenst neuer Deman 
;trationen und diesmal verschärifter 
Kampfmaßnahmen ab. Aber nach 
ler Entwicklung der letzten Tage 
scheint sich vor allem auf Seiten deı 
westdeutschen Gewerkschaftsführung 
die Erkenntnis durchzusetzen, da‘ 
nit dem Mittel des „totalen Streiks‘ 
zeine dauerhafte und wirkliche Lö- 
‚jung des ganzen Problems zu finder- 
st. Denn die von manchen Links- 
zreisen im DGB geforderte Form des 
3Zetriebsverfassungsgesetzes wird ZU 
ıichts anderem als zu einer umfas- 
‚enden Sozialisierung führen, die in 
Ȋiner zentralen Planwirtschaft frag- 
wvürdigster Prägung enden dürfte 
Vie wenig diese allerdings mit der 
wirtschaftlichen Erfordernissen de! 
1eukgen Zeit einig gehen dürfte, das 
ırhellen manche der sozialistischer 
NVachkriegsexperimente in den euro- 
»äischen Ländern. Wirtschaft is! 
ıicht Politik und Politik ist nich! 
Wirtschaft, das gilt auch in diesem 
"alle, wiewohl beide sehr enge Ver- 
lechtungen besitzen. 
Aus allem aber spricht die Erfah- 
ungstatsache, daß ein so grundsätz- 
icher und umfassender Neuerungs. 
/ersuch wie die praktische Verwirk- 
ichung des Mitbestimmungsrechte: 
n der Wirtschaft nicht mit dem Ein- 
;atz solcher Mittel erreicht werder. 
zann, Das Mitbestimmungsrecht muß 
»rganisch wachsen, d. h.. es muß sich 
jen vorhandenen Gegebenheiten an- 
)jassen, es darf sie nicht glattweg 
ibergehen. Es darf keinen schroffer 
3ruch geben in dieser Entwicklung 
Die wirtschaftliche Ergiebigkeit deı 
3Zetriebe und der Gesamtwirtschaft 
jarf nicht leiden. Und nicht zuletzt 
ind das soziale” Gleichgewicht unc 
änwandfrei bestehendes Recht zu be- 
ücksichtigen. Soll es doch auch de 
sanzen Gemeinschaft dienen. 
Vergütung von Lohnausfall 
Ergänzung 
zu 
Rundschreiben DM-res, Nr. 65 
vom 1. Oktober 1951 
Zu Rundschreiben DM-res. Nr. 6! 
ist ergänzend zu bemerken: . 
1. Der Text des Absatzes 3 aul 
Seite 3: 
„Weiterhin ist zu bemerken, dauß 
lie Regie die Fehlschichten anläßlier 
jer Teilnahme an Ausschuß- unc 
Kommissions-Sitzungen des Ge- 
neinderates nicht vergütet.“ 
kommt in Wegfall und wird wit 
’olgt ersetzt: 
„Die Ausschuß- und Kommissions- 
Sitzungen des Gemeinderates sowie 
auch die Kreistags- und Amts- 
Sitzungen sind den Gemeinderats: 
Sitzungen gleichgestellt.“ . 
($ 81 des Gesetzes vom 10. Juk 
1951 AB! 37/51.) 
2. Bezüglich Handhabung des um - 
zschichtigen Feierns, d. h 
des Umfahrens, wurde festge- 
stellt, daß der Begriff „zumut- 
Dar“ nicht überall einheitlich auf- 
zefaßt wird. Zumutbar ist das Um- 
’ahren nur dann, wenn dem Arbeiter 
ıls Freizeit in seiner Wohnung zurr 
%esen und Schlafen zwischen zwe 
Schichten mindestens sech: 
Stunden verbleiben, das heißt 
also, nach Abzug der Wegezeit vom 
Wohnort zur Arbeitsstelle und um- 
zekehrt. (Das Verfahren von zwe 
Schichten hintereinander — aufs 
SZründen des Umfahrens — komm‘: 
aicht in Frage. 
LE DIRECTEUR DU PERSONNEI 
L’Ingenieur en Chef 
Adjoint au Directeur du Personne’ 
sine‘ MOMBERT
	        
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