Full text: Der Saarbergknappe (15 [1934])

15. Jahrgang 
— dn 48———— ο— 
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Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter für das Saarwirtschaftsgebiet 
erscheint Jeden Samstag für die Mitglieder gratis. — 
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Botenlohn, für die Postabonnenten 15.— Fr. vierteljähtl. des ergarbe ers andes 
Fin herzlicheß Glüc⸗Au zur Genertlbersumnluüns 
Unser Gewerkverein christlicher Bergarbeiter, 
Saar hält am 27. Mai und folgenden Tages seine 
Denisiche Generalversammlung in Saarbrücken 
1 9 
Wir entbieten hiermit allen un— 
eren Delegierten einen herzlichen 
Willkommengruß. 
Unsere Delegierten, alle bekannt als erprobte 
kKämpfer in der christlich nationalen Oewerk— 
chaftsbewegung, sehen sich vor außerordentlich 
ernste Aufgaben gestellt. Findet doch diese Gene— 
talversammlung 
im Zeichen des Kampfes um die Rückgliederung 
des Saargebiekes ans deutsche Vakertand 
statt. Selbstverständlich lassen sich unsere Dele— 
zierten nicht die Frage vorlegen, ob die deutschen 
Saarbergleute zurück wollen zum Reiche oder 
aicht, da ohnehin 
stels der unbeugsame Wille bestanden hat, 
bedingungslos zum Valerland zurückgegliedert 
zu werden. 
Sie werden sich jedoch mit den Fragen zu be— 
assen haben, die sich auf die 
wirlschaftlichen und sozialpolitischen Probleme 
»eziehen, die durch die Rückgliederung des Saar- 
sebietes aufgekommen sind. Es ist ja hinlänglich 
zekannt, daß politische Drahtzieher — sowohl 
ranzösische Annexionisten als auch deutschfeind- 
iche Deutsche — alles daran setzen, um das 
deutsche Saarvolk in seinem Willen zur Rückkehr 
zum Vaterland wankend zu machen. Dies wird 
war nie gelingen, doch erscheint es untunlich, 
»öllig achtlos an diesen Vorgängen vorbei zu sehen 
Deshalb wird die größte gewerkschaftliche Organi— 
ation im Saargebiet, der Gewerkverein christlicher 
Bergarbeiter Saar, durch seine Generalversamm. 
ung das 
Bekenntnis unerschültlerlicher Treue der 
deulschen Saarbergleukse zum Valerland 
der gesamten Welt kund kun. 
Dann aber auch wird die Generalversammlung 
Ztellung nehmen zu den brennenden wirtschaft- 
lichen Fragen der Gegenwart; sie wird sich befassen 
nit dem Lohn- und Arbeitsverhältnis im Saar— 
oergbau, mit der Behandlung, wie man sie heuke 
den aufrechten Bergleuten angedeihen t sie 
wird Stellung nehmen zu den Gegenwarksfragen 
im Knappschafts- und Sozialversicherungsrecht, 
Ferner wird die Generalversammlung feststellen, 
welche Haltung der Gewerkverein christlicher 
Bergarbeiter Saar zu allen Fragen des öffent— 
lichen Lebens einnimmt. Mit gutem Recht kann 
nan daher unseren Delegierten wünschen, daß 
hre Arbeiten in dieser Generalversammlung 
segensreich für Stand und Volk sein mögen. 
Ordnung der nationalen Arbeit“. Die bisherigen 
Aufgabengebiete der Arbeitgeber- und Arbeit- 
nehmerverbände sind vom Staate übernommen 
vorden. Sie werden verwaltet von sogenannten 
Treuhändern der Arbeit. Wie die neue Ordnung 
ich auswirken wird, hängt ganz von dem Geiste 
ib, der sie beseelt. — Wir im Saargebiet leben 
noch in der alten Ordnung. Dies schon deshalb, 
veil nach dem Saarstatut die Gesetze und Verord- 
nungen hier weiter in Geltung bleiben, die am 
11. November 1918 in Kraft waren. Wir finden 
ins jedoch gerne damit ab, wenn die bisherige 
Irdnung durch die neue deutsche Ordnung abgelöst 
vird, wenn uns auch so Wanches begrifflich nichl 
iahe liegt und Liebgewordenes schließlich aufge— 
un 
Der Kampfer 
Als Kämpfer hal das Leben mich verpflichtket, 
Und wenn mir schon ermattel sank die Kraft, 
Von neuem hab' ich stels mich aufgerafft 
lind meine Blicke auf das Ziel gerichtet. 
J) Heil, ihr Varben, die ich hab' erhalken, 
Hegrüßt du Vok, die mir im Anlklitz liegt! 
die weiche Zagheit hal noch nie gesiegt, 
Und Trägheif kann kein wahrhaft Glück gestalken 
So schlag denn auf, entfache Gluk und Flammen, 
Du heißer Brand, der mir im Innern loht! 
der Freiheit Glück erstrahll aus Nacht und Vot, 
Und aus der Müh' nur kann der Segen stammen 
So will enkschlossen denn ich weiler werben 
in Schweiß und Schwielen, ehrlich kreu bedacht. 
Zum Kampf, zum Kampf! Und vorwärlks durc gr 
a 
O, um das Licht will ich in Wunden flerben. 
LC. Kessing. 
utsyumin 
— 
seben werden muß. Für unsere Devise: „Unser 
deutschland, das Vaterland über alles“ sind wir 
ereit, nach wie vor jedes Opfer zu bringen. 
Vach der hier geltenden sozialpolitischen Ordnung 
ind gewerkschaftliche Kampforganisationen immer 
ioch eine unbedingte Notwendigkeit. Es ist un— 
ichtig, zu glauben, die Gewerkschaften hätten auch 
m Saaͤrgebiet keinen Wert mehr, hätten ihre 
S„chlag- und Kampfkraft eingebüßt. Das Gegen- 
eil ist richtig. Die übergroße Mehrzahl der Saar- 
ergarbeiter ist auch von der Notwendigkeit der 
sewerkschaftlichen Organisation überzeugt. Wenn 
sie überwiegende Mehrzaähl der Belegschaft der 
Zaargruben dem Gewerkverein christlicher Berg 
arbeifer Saar das Vertrauen schenkt, dann dürfte 
dies als der beste Beweis dafür gelten, daß dieser 
Hewerkverein dem Willen der Saarbergarbeiter 
en richtigen Ausdruck gegeben hat. Dieses Ver— 
rauen weiß der Gewerkverein zu ehren und zu 
chätzen. Unsere Kameraden dürfken überzeugk 
ein, daß auch in Zukunft jedwedes Handeln der 
führung nur darauf eingestellt ist, ihnen und ihren 
jamilien, sowie dem Volksganzen zu dienen 
heshalb Verkrauen für Treue! 
Unsere Generalversammlung soll aber auch allen 
inseren Mitgliedern neuen Lebensmut einflößen, 
Die nationalsozialistische Revolution im ver— 
—A 
zrganisationen der Arbeitnehmer beseitigt. Wir 
»aben unserem Schmerze über diesen Vorgang 
Ausdruck verliehen. Es erscheint jedoch zwecklos, 
Vergangenem ewig nachzutkrauern, der wahre 
Kämpfergeist findet sich mit gegebenen Tatbestän— 
den ab und sucht im Neugewordenen sein Be— 
rätigungsfeld. Im Reich ist in sozialwirkschaftlicher 
dinsicht eine vollständige Veuordnung aufge— 
zommen. Diese findet ihren Niederschlag in dem 
um 1. Mai os. Is. in Kraft getretenen „Gesetz zut 
Geschäftsstelle des Saar-Bergk napp en“: Saat⸗ 
brũcken 2,St Jobanner Straße 49. — Fernlprech-Anschluß: 
Amt Saarbrücken. Sammel⸗Nt. 292 41 
soll den Lebenswillen eines jeden einzelnen Mit—- 
zliedes neu entfachen und stärken. Dies wird auf 
Hrund des Vertrauensverhältnisses zwischen Füh— 
rung und Mitgliedschaft auch sicher gelingen. 
Lassen wir nun mit Verkrauen und Zuversicht 
das Werk beginnen. Diese Generalversammlung 
nuß werden ein ewig feststehender Markstein in 
der Geschichte der deutschen Saarbergarbeiter— 
schaft. Die Generalversammlung wird weiter sein 
der beachtliche Ausdruck unseres Wollens in poli— 
tischer, wirkschaftlicher, arbeilsrechtlicher und 
ozialpolitischer Hinsicht. Es ist darum nicht zuviel 
zgesagt, wenn wir behaupten, daß unsere Dele— 
zierfen sehr ernste Aufgaben zu erfüllen haben 
werden. Mögen sie diese Arbeit aufnehmen und 
zdurchführen in dem christlich-nationalen Geiste, in 
dem sie bislang gewirkt haben. Dann wird das 
Ergebnis sicher gut und segensreich sein. In diesem 
Sinne der Generalversammlung ein 
herzliches Glück⸗Auf! 
Die Fahrt 
„ 2 
der 2009 nach Verlin 
Von einem Mitfahrer. 
„Jeder Deutsche einmal in Berlin.“ Mit diesem Satz 
virbt Berlin für seinen Fremdenverkehr. Welcher Deutsche 
nöchte nicht auch einmal in Berlin gewesen sein in der 
Htillionenstadt, der Reichshauptstadt, jener Stadt, in der 
die Schmiede von Deutschlands Schicksal sich befindet? 
Begeistert wurde daher die Botschaft aufgenommen, 2000 
Saarländer fahren zum 1. Mai, dem Tag der nationalen 
Arbeit, nach Berlin. Viele hunderte, die auch den Willen 
zum Miitfahren hatten, konnten leider nicht mehr berück⸗ 
ichtigt werden. Am Tage der nationalen Arbeit werden 
wir in Berlin ein Schauspiel erleben, wie nur wenige 
Provinzler es im Leben schauen dürfen. Das war die 
hHoffnung aller Fahrtteilnehmer. 
Diese Hoffnung ist nicht enttäuscht worden. Versamm⸗ 
lungs⸗ und Gesellschaftsräume für die Saarländer (Kon⸗ 
erthaus Clou in der Mauerstr. u. Marmorsaal im Zoo), 
Räumlichkeiten, die in ihrer großen Aufmachung fast nur 
in der Hauptstadt zu finden sind, und deren Parkett selten 
der Fuß des Dörflers betritt. Die Unterbringung war 
borzüglich, besonders wenn man bedenkt, daß zu dem 
am 1. Mai schon an sich annormalen Fremdenverkehr 
noch 2000 weitere Gäste zu versorgen sind. Immerhin 
ist es bemerkenswert, daß der Saarbergmann, der ⸗fabrik⸗ 
arbeiter, der-bauer, auch einmal in einem der sagenhaften 
Hotels in Berlin wohnen durfte. Die Verpflegung war 
so, daß man sie dem Saarländer, gleich, ob arbeitslos 
oder in Arbeit, als Dauerzustand wünschen könnte. Nicht 
vergessen soll der Besuch der Ausstellung „Deutsches Volk 
und deutsche Arbeit“ bleiben, sowie der bunte Abend am 
1. Mai im Marmorsaal des Zoo. 
Befonders angenehm fiel die wunderbare Organisation 
auf, mit der alles unser Dortsein Betreffende geregelt 
war. Vom Verteilen der Essenbongs und der Quartier⸗ 
scheine bis zum Hinbringen zum Hotel und dem Wieder⸗ 
abholen am nächsten Morgen, alles wickelte sich mit einer 
rutomatischen Genauigkeit und fast Lautlosigkeit ab. Wir 
'onnten ein Mittel des Nationalsozialismus in seinem 
Aufstiegslampf bewundern, nämlich seine nie dagewesene 
Irganisationskunst. 
Auch das Verhalten der diensttuenden Leute der P.O. 
ei nicht zu vergessen. Es ist nicht so leicht, 2000 — meist 
Dörfler — über den Asphalt Berlins zu führen und große, 
von ihnen besuchte Veranstaltungen zu leiten. Immer 
aber mußte man feststellen, daß mit ganz großer Auf— 
nerksamkeit und Geduld auch auf alle Wünsche der Saar⸗ 
änder eingegangen wurde. 
Nicht nur von den diensttuenden Stellen soll dies gesagt 
ein, auch die Berliner Bevölkerung zeigte weitgehendste 
Zuvorlommenheit gegen den Bruder von der Saar. 
Jubelnd begrüßt wurden in dem Festzug die Knappen, 
die in ihrer schmucken Uniform voraus marschierten: 
„Seil die Saar, treu die Saar, immerdar!“
	        
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