NRummer 19
Saarbrücken, den 12. Mai 1934
15. gahrgang
* —X g
Mey GMRonssun—
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter für das Saarwirtschaftsgebiet
ẽrscheint edee für die Mitglieder gratis. — ar wirts chaftliche u. geistige Hebung
n en e s des Bergarbeiterstandes
UA
Rückblick auf den nationalen
Feiertag der Arbeit
Der diesjährige 1. Mai, der von der deutschen
Reichsregierung zum nationalen Feiertag der Arbeit
zrklärt worden ist, wurde in allen deutschen Gauen
würdig gefeiert. Es hat sich klar gezeigt, daß die
neuen staatspolitischen Ideen in den Herzen der deut—⸗
chen Arbeitnehmer eine feste Verankerung erfahren
haäben. Unsere Kameraden, die an den Feiern in
Berlin teilnehmen durften, zeigten sich nach der Rück⸗
kehr geradezu begeistert ob all dem, was ihnen von
den deutschen Volksgenossen geboten worden war. Sie
zaben dabei auch die Gelegenheit wahrgenommen, sich
darüber zu informieren, wie unsere Volksgenossen im
Reich über die neue Staatsführung denken. Dabei
haben sie die recht erfreuliche Feststellung machen
zdürfen, daß sich die deutsche Reichsregierung allge—
nein eines unbegrenzten Vertrauens erfreut. Mehrere
Tameraden, die uns Bericht erstatteten, zeigten sich
dabei sehr empört über die Gerüchtemacher im Saar⸗
zebiet, die man mit derben Bezeichnungen belegte.
Das gesamte Saargebiet hatte am 1. Mai seiner
Verbundenheit mit dem deutschen Vaterland herr⸗
lichen Ausdruck verliehen. Der Flaggenschmuck machte
ruf jeden echten Deutschen einen überwältigenden
fFindruck. Ueberall, wo man hinkam, Begeisterung
uind Freude. Jeder Ausländer, der sich am 1. Mai im
Saargebiet aufhielt, muß den klaren Eindruck be—
'ommen haben, daß die Saargebietsbewohner wirk—⸗
ich deutsch sind und baldmöglichst wieder mit ihrem
Vaterlande vereinigt sein wollen.
Die deutsche Gewerkschaftsfront Saar hatte an
a. 90 Orten große Kundgebungen veranstaltet, die
durchweg einen glänzenden Verlauf nahmen. Alle
Kundgeöungen klangen aus in einem Treuebekennt—
nis zum geliebten deutschen Vaterlande. das begeistert
und enthusiastisch abgelegt wurde. Ueberall wurde
der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der nächste na—
tionale Feiertag der Arbeit begangen werden darf,
vereint mit den deutschen Brüdern und Schwestern.
erweisen, welche Hauptaufgaben sich die „Deutsche
Arbeitsfront“ gestellt hat.
Jedes Mitglied der deutschen Arbeitsfront, welches in
Not gerät, soll von derselben ausreichend unterstützt
werden. Kein Mitglied der Arbeitsfront soll mehr
zas Angstgefühl beherrschen, daß es einer unverschul⸗
zeten Notlage hilflos gegenüber stehen wird.
An Unterstützungen sind vorgesehen:
Invalidenunterstützung, Erwerbslosenunterstützung, Al⸗
ersunterstützung, Begrübnisbeihilfe und Unterstützun—⸗
jen in außergewöhnlichen Notfällen.
die Rechtsberatungsstellen beraten die Mitglieder in
illen Fragen des Arbeits⸗ und Sozialrechts; ferner
iben sie für die Mitglieder die Vertretung vor den
Arbeitsgerichten und den Spruchinstanzen der Sozial⸗
ersicherung aus. Die Sinterbliebenen verstorbener
Lersicherter haben auf Antrag ebenfalls Anspruch auf
Rechtsberatung.
die Deutsche Arbeitsfront garantiert den Schutz der
dem Arbeiter sein Eigenheim, worin er sich mit seiner
Familie wohlfühlen kann.
Der Inhalt des Organisationsplanes beweist uns,
daß die Deutsche Arbeitsfront ernstlich bestrebt ist,
dem deutschen Arbeitnehmer zu dienen und ihm die
Stellung in der Volksgemeinschaft zu sichern, die ihm
zon dem Führer des deutschen Volkes zuerkannt wor—⸗
den ist Es kann uns alle demnach freuen, im nächsten
Jahre in der Deutschen Arbeitsfront aufgehen zu
dürfen.
das Arbeitsstrafrecht
im neuen Deutschland
Mit regem Interesse verfolgen wir den gewaltigen
AUmbruch, wie er in Deutschland vor sich geht. Die
zrößte Beachtung schenken wir dabei dem Umbau der
Pirtschaft und der Sozialpolitik. Ueber verschiedene
Neugestaltungen wurde bereits im „Saar-Bergknap⸗
pen“ berichtet. Langsam und doch verhältnismäßig
rasch wird der Neubau, der wirkliche Ständestaat,
aufgerichtet. Was früher die Vertreter der christ⸗
lichen Gewerkschaften vergeblich forderten, die Tarif⸗
zeineinschaft, ist nun durch die Einführung der Be—
friebsgemeinschaft Wirklichkeit geworden. Arbeit—⸗—
geber und Arbeitnehmer sind durch die starke Hand
des Staates zusammengebracht worden, nicht, um sich,
wie es leider so oft geschah, was von uns aber stets
bedauert wurde, gegenseitig die Zähne zu zeigen,
sondern um mit ehrlichem Verständniswillen und be⸗
wußter Verantwortlichkeit über das Wohl und Wehe
des Betriebes und vor allem der darin beschäftigten
Menschen zu beraten.
Was selobst die grauenhafte Not der letzten Jahre
nicht vermochte, hat der neue Staat rasch zuwege ge⸗
hracht, indem er die durch jahrzehntelange Kämpfe
entfremdete Betriebsinteressen, Arbeiter und Be⸗—
triebsleiter, zusammenführte. Wollen diese sich nun
nicht aufs neue gegen das Volk und die Nation ver⸗
sündigen, dann sind sie gezwungen, mit allen ihnen
zu Gebote stehenden Mitteln in Friede und Ein—
iracht, auch die schwierigen Fragen, die den Betrieb
angehen, gemeinsam zu lösen. Für den Fall aber,
daß auf einer der beiden Seiten der gute Wille feh—
len sollte, ist, wie wir aus einem früheren Artikel
ersehen konnien, auch Vorsorge getroffen. — Gröb—
liche Verletzungen der sozialen Pflichten, die durch
die Dehelebogemeiniclafit begründet werden, werden
von dem
Deutsche Zuversicht
Mag hart uns niederzwingen
Der Feinde Machtgebot,
Wir leben noch und singen
Ins neue Morgenrot:
Rein, Deutschland wird nicht sterben,
—AI
Aus Trümmern und aus Scherben
Ersteht das deutsche Reich.
Berblichen uns're Farben,
ODb Not ins Land uns zog,
die Kinder auch uns darben:
d), deutsche dewrn hoch!
Ja, fort wird Deutschland leben!
Hell strahlt's in jedem Aug':
Dem Phönirx gleich wird heben
Es sich aus Schutt und Rauch.
Am 1. Mai ist im deutschen Reichsgebiet das „Ge⸗
etz zur Ordnung der nationalen Ar—
heist“ in Kraft getreten. Dieses Gesetz ist für das
nnerpolitische-⸗, für das wirtschaftliche-, für das Ge—
neinschafts⸗ und Gesellschaftsleben von weittragend⸗
ster Bedeutung. Das Gesetz steht unter dem Motto:
„Gemeinnütz geht vor Eigennutz!“ Das
hesetz bedeutet eine völlige Umgestaltung dessen, was
dis jetzt in sozialpolitischer Hinsicht gewesen ist. Es
will vor allem die Gemeinschaftsarbeit aller schaffen—
den deutschen Menschen. Jeder Volksgenosse — gleich
velchen Berufes — soll seine ganze Kraft, seine
sanzen Fähigkeiten, seine ganzen Kenntnisse in den
dienst des Volkes stellen. Jeder — wer es auch
ei — hat seine persönlichen Wünsche dem Gemein⸗
chaftswohle unterzuordnen. Ein neues deutsches Recht
er Arbeit soll herauswachsen; Zusammenarbeit, ka—
meradschaftliches Zusammenstehen, gebunden durch
Treue uͤnd Ehrlichkeit, sollen die Grundlagen sein,
im zukünftig die Lohn- und Arbeitsbedingungen in
gerechter und sozialer Form zu gestalten. Dieses Wol⸗
sen, unter Beachtung der Ehre der Arbeit und Würde
des Arbeiters als Menschen, soll den Klassenkampf,
den Kampf aller gegen alle, zukünftig unmöglich
machen. Die Betriebsunternehmer sind durch das Ge—
setz zu Führern ihrer Betriebe erklärt worden. Es
purde denselben ein stärkeres Recht wie bisher zu—⸗
Jebilligt, dafür aber auch erheblich stärkere Verpflich⸗
ungen. — Ueber Sinn und Inhalt dieses Gesetzes
haben wir bereits früher mehrfach berichtet und
verden wir es uns angelegen sein lassen, unsere Mit—
lieder diesbezüglich auf dem Laufenden zu halten.
x
Am Feiertag der nationalen Arbeit gab auch die
Deutsche Arbeitsfront“ allen ihren Mitgliedern ihren
Organisationsplan
»ekannt. Auch darüber werden wir nächstens ain
gehend berichten. Heute wollen wir nur kurz darauf
Und daß es soll geschehen,
d, reichet euch die Hand!
Parteigeist darf nicht stehen
Hor Lieb zum Vaterland;
der Tugend wehr dem Spotte,
Der Wuchergeist muß fliehen;
ks lern vor seinem Golte
Alldeutschland wieder knien.
Ehrengericht
zgesühnt. — Dieses Ehrengericht der Bettiebsgemein—
schaften wird jedoch nicht der einzige Schutz des Ar⸗
beiters im neuen Deutschland sein. Weitere Bestim—
mungen zeigen, daß den Worten, die der Reichskanz⸗
ler als Schirmherr der deutschen Arbeit und der
Je Arbeiter gesprochen hat, auch die Taten
folgen.
So hat der preuß. Justizminister eine eigene Denk⸗
chrift herausgegeben unter dem Titel National⸗
sozialistisches Strafrecht“. In dieser Denklschrift
tührte er aus, daß der
Schutz der Arbeitskraft
im Strafgesetzbuch selber zu regeln sei und darin
sogar einen größeren Raum einzunehmen habe.
Aus dem Wortlaut geht hervor, daß die Arbeits—
traft als solche in Zukünft strafrechtlich geschützt sein
würde und so jede ungerechte und übermäßige Aus—
beutung des Arbeiters aufhöre. Damit wird endlich
eine alte, längst gestellte Forderung der Arbeiter
erfüllt. Es ist geradezu unerklärlich, daß diese For—
derung im Jahrhundert der Arbeit, auch in Deutsch—⸗
'and und auch, als der Marxismus zur Herrschaft
zekommen war, zurückgewiesen wurde. Nicht nur der
frühere sozialdemokratische Reichsjustizminister Prof.
Kadbruch, sondern auch namhafte Jper der freien
Bewerkschaften haben (nach Th. wd Ar⸗
beitsstrafrecht gegenüber eine ablehnende Haltung
ringenommen.
Umsomehr ist es zu begrüßen, daß im neuen
deutschland das vielfach rigzige Eigentum des ge⸗
vöhnlichen Arbeiters, seine Arbeitskraft, rechtlich ge⸗
chützt wird.
Nach der Denkschrift des preuß. sol⸗
len alle Arbeiterschutzbestimmungen, obwohl die der
Gewerbeordnung und der Reichsversiche rungsord⸗
Dd horcht, im Eichenhaine
debt an ein heilger Schwur!
Froh rauscht dem Vater Rheine
Es zu die alte Ruhr.
Hanz ferne unter Linden
Erklingt's in Melodien:
Alldeuischland wird sich finden
Von Memel bis nach Wien.
L. Kessing.
iationalen Ehre. Sie will besonders darüber wachen,
zaß die soziale Gerechtigkeit und soziale Ehre von nie⸗
nand — wer es auch immer sei — angetastet werden
arj.
die Deutsche Arbeitsfront schafft eine neue Organisa⸗
ion des Berufsschulwesens. Jedes Mitglied, das die
rähigkeit dazu besitzt, soll weitgehend in seinem Be⸗
ufe gesördert werden. Jeder soll an den Platz ge⸗
tellt werden, der ihm auf Grund seines Könnens zu⸗
ommt.
Hanz besonders starken Wert legt die Deutsche Ar⸗
zeitsfront auf die Organisation der Freizeit. Sie will
es jedem Arbeiter möglich machen, den ihm zustehen⸗
den mehrwöchentlichen Urlaub durch gute Erholung
ind verbilligtes Reisen auszunutzen.
die Deutsche Arbeitsfront will sich die Förde rung des
Siedlungswesens aufs Beste augelegen sein lassen. Je⸗
.