NMummer 16
—A 21. April 1934
15. Jahrgans
Organ des Gewerlkvereins christl. Bergarbeiter für das Saarwirtschaftsgebiet
————
Botenlohn, flir die Postabonnenten 15.— Fr. viertelsähtl. des Bergarbeiterstandes e—
Kichtlinien
q) für die Nue Gewerlschaftsfront⸗
aur
l. In der Deutschen Gewerkschaftsfront-Saar (kurz
D.G.F.) sind alle Arbeiter⸗ und Angestellten⸗
perbände zusammengeschlossen, die auf nationalem
Boden stehen und somit für eine bedingungslose
Rückgliederung des Saargebietes eintreten.
Die D. G. F. vertritt die nationalen und sozialen
Interessen der deutschen Arbeitnehmer an der
Saar.
Parteipolitische und konfessionelle Bestrebungen
zehören nicht in den Arbeitsbereich der D. G. F.
z. Die Führung obliegt einem Ausschuß, in dem
alle angeschlossenen Verbände vertreten sind.
l. Der Ausschuß wählt den Vorsitzenden. Der Vor⸗
ätzende bestimmt die übrigen geschäftsführenden
Vorstandsmitglieder nach dem Vorschlage des
Ausschusses.
Ddie Tätigkeit des Vorstandes wird ehrenamtlich
ausgeübi.
Die D. G. F. gibt allgemeine Richtlinien für die
allen Verbänden gemeinsamen nationalen und
— —
z. Die einzelnen Verbände behalten ihre Selb—
ständigkeit hinsichtlich ihrer Verwaliung und
zewerkschaftlichen Aufgaben.
Die D. G. F. hat daher keine Disfziplinargewalt
über die einzelnen Verbände.
Die angeschlossenen Verbände verpflichten sich,
die gemeinsamen Richtlinien zu beachten, um
die Geschlossenheit der D. G. F. in jeder Hinsicht
zu fördern.
Zur Bestreitung der Unkosten der D. G. F. tragen
die Verbände nach ihrer Mitgliederstärlke bei.
die Umlage wird nach Bedarf von Zeit zu Zeit!
estgefetzt.
h) für die Ortsausschüsse der Deutschen.
Gewerlschaftsfront⸗Gaur
J. In den einzelnen Orten oder für mehrere Ort⸗
schaften zusammen bilden die Verbände, die der
D. G. F. angehören, Ortsausschüsse.
Von jedem Verband soll ein Vertreter dem Orts⸗
ausschußz angehören.
Der Ortsausschuß wählt aus den Vertretern der
angeschlossenen Verbände einen geschäftsführen⸗
den Vorstand, der mindestens aus dem Leiter,
seinem Stellvertreter und dem Schriftführer be⸗
tehen soll.
Für weitere Aufgaben können noch weitere Vor—
tandsmitglieder bestellt werden.
Bei der Verteilung der Vorstandsämter soll die
Mitgliederstärke der einzelnen Verbände ie
allein ausschlaggebend sein. Es ist darauf zu
achten, daß die Berufsgruppen, die für den be⸗
treffenden Ort wesentlich sind, im Vorstand ver⸗
treten sind.
Die Ortsausschüsse der D. G. F. haben ihre Au
gabe lediglich im Einvernehmen mit der Landes⸗
leitung der D. G. J. auszuführen.
die Arbeit besteht vornehmlich in der Propa⸗
zanda und Werbung.
Bei der Veranstaltung von Kundgebungen der
D. G. F. ist ein Vorschlag über die Kosten auf⸗
zustellen und mit dem Programm der Landes⸗
leitung vorzulegen. Es ist darauf zu achten, daß
Kundgebungen nur im Rahmen von geschlossenen
Versammlungen anberaumi werden. Als Redner
dürfen nur Mitglieder der D. G. F. verpflichtet
werden. Redner, die keinem angeschlossenen Ver—
band angehören, können in Kundgebungen der
D. G. F. nicht auftreten.
Die Ortsausschüsse erheben keine Sonderbeiträge
von den angeschlossenen Verbänden. Notwendige
Ausgaben werden von der Landesleitung der;
J.
D. G. F. bestritten. Das setzt voraus, daß nurs von, daß diese Internationale auch heute noch gern
im Einverständnis mit der Landesleitung Aus-⸗alle ihr mögliche Hilfe bietet, um die Wiedervereini—
zaben gemacht werden dürfen. Aeußerste Spar gung des deutschen Saargebietes mit dem Vaterlande
amkeit ist selbstverstündlicher Grundsatz für alle ju verhindern, obschon die Arbeiter in Deutschland
sliederungen der D. G. F. un im Fugageble —— win for⸗
ern. abe mich jedesmal am 1. Mai der ver—⸗
Snin epegtestenSaan gangenen Jahre geschämt für meine irregeleiteten Ka—
e J meraden, wenn sie begeistert sangen: ‚„Die Inter⸗
gez.: Peter Kiefer, Vorsitzender. nationale erkämpft das Menschenrecht“. Richt selten
'ann man hören, daß gerade der Deutsche utopistische
Ideale braucht, um ihnen träumerisch nachhängen zu
können. Damit ist aber der deutschen Nation nicht ge—
dient. Wir geben hier gerne einige Beispiele bekannt,
die beweisen, wie Angehörige anderer Länder in na—
tionaler Hinsicht denken und handeln.
Der große Finanzskandal, genannt Affaire Sta—⸗
visty, der in Frankreich ein Betrugsdelikt stärksten
Ausmaßes darstellt, heute noch ganz Frankreich durch—
zittert, weil tausende kleiner Leute um ihr Erspartes
zebracht worden sind, hatte auch im Gefolge, daß viele
Tausende, einerseits sich geschädigt Fühlende, anderer—
seits gegen das schuldseinsollende System Aufbegeh—
rende in Paris eine gewaltig imponierende Demon—
stration veranstalteten. Die Auseinandersetzungen
mit den staatlichen Ordnungsorganen und -truppen
erforderten erhebliche blutige Opfer. Aber wer glaubt,
daß die Demonstranten den Schlachtruf „Heil Mos—
kau“ ausgestoßen hätten, irrt sehr. Immer wieder rie⸗
fen die Demonstranten, denen von der Polizei schwer
zugesetzt wurde „Vive la France“. Sie ließen also
ihr Vaterland hochleben, bekundeten dadurch den
Willen zu einer gesunden geistigen Erneuerung im
Vaterland, wollten aber ihr Bestreben bestimmt nicht
unterstützt wissen durch vaterlandsfremde Kräfte.
Es war im September 1914. Unser Armeekorps,
das vor Epinal gestanden hatte, war mit der Eisen—
bahn nach Nordfrankreich „verfrachtet“ worden. In
einer größeren Stadt Belgiens im Kohlenbeckeengebiet
satten wir stundenlangen Aufenthalt. Eine große
Anzahl belgischer Bergleute beschaute sich unseren
Transport. Ich sprach einen der Bergleute an, kauder⸗
velschte mit ihm und gab ihm bekannt, daß auch ich
„Mineur“ sei. Er war darauf sehr freundlich, sagte,
daß nach seiner Meinung der Krieg ein großes Mal—
heur sei u. a. m. Auf einmal kam ein anderer Berg⸗
mann und machte dem mit mir Sprechenden Vor⸗
würfe, weil er sich mit mir unterhielt. Dieser hielt
entgegen, ich sei ja auch Bergmann, also Kamerad.
Da sagte der andere: „Nein, das ist jetzt kein Ka—
merad, das ist ein Preuße, unser Feind' Beide gin—⸗
gen sofort davon.
Vor dem Kriege waren zehntausende Polen im
deutschen Bergbau beschäftigt. Obgieich diese Polen
an Bescheidenheit in Bezug auf zivilisatorische For—
derungen konkurrenzlos waren, obgleich der sozialisti—
sche Verband seine internationale Gesinnung bestens
empfahl, gründeten die Polen sich eine eigene Gewerk—
schaft. Sie hatten keinen Glauben an eine Inter⸗
nationale.
Von den englischen Matrosen ist bekannt, daß sie es
aus Nationalstolz ablehnen, die Sprache einer frem—
den Nation verstehen zu lernen. Ein Engländer hat
nach seiner Auffassung das Recht, zu fordern, daß man
mit ihm in seiner Muttersprache spricht.
In den letzten Kampfhandlungen Japans gegen
China schrieb ein japanischer Soldat von der Front
an seine Braut in Japan, daß sie alle seine Sinne ge—
fangen nehme und er Tag und Nacht an sie denken
müsse. Nach Empfang und Kenntnisnahme des Brie⸗
jes schied das japanische Mädchen freiwillig aus dem
Leben. Im Abschiedsbrief an ihren Bräutigam im
Felde begründete sie diesen Schritt mit dem Hinweis,
)aß sie dies nur getan habe, damit er wieder voll⸗
tändig frei seine Pflicht dem Vaterland gegenüber
un könne.
Wo findet sich in diesen Beispielen der Glaube an
eine „Internationale“? Es ist tatsächlich so, daß die
Arbeiter aller Industriestaaten der Welt ihre na—⸗
tionale Zugehörigkeit zuvorderst betonen. mit einer
— hoffentlich gewesenen Ausnahme, in Deutsch⸗
and.
Es ist gewiß nicht zu verkennen, daß eine inter⸗
unationale Vereinigung zum Segen der Gesamtmensch⸗
Echte Vaterlandsliebe
Die Liebe zu Volk und Vaterland ist zumeist ange
orene Herzenssache, begründet in der Bluts- und
Wesensverwandtschaft. Viele Menschen werden ihres
iatürlichen Herzensempfindens erst bewußt, wenn sie
iußerhalb des Bereichs ihres Heimatlandes zu leben
zezwungen sind. Denken wir nur an die Kundgebun—
jen der Vereinigungen der sog. Auslandsdeutschen
die von heißer Liebe zum Vaterland durchwirkt sind
Auch wir deutsche Saarländer, die wir durch das Ver—
ailler Diktat der Verwaltungshoheit unseres Vater—
andes entzogen worden sind, haben niemals Freude
in unserm Eigenleben empfinden können und sehnen
ins mit allen Fasern unseres Herzens zu dem Lande
zurück, zu dem wir gehören und unverbrüchlich mit
erbunden sind. Alle vernünftig denkenden, d. huauch
national empfindende Franzosen, respektieren das oft—⸗
nals bekundete Wollen der deutschen Saarbevölke—
uung und erkennen den Wiedervereinigungswillen
derselben ohne Vorbehalte an. Es gibt aber auch
Chauvinisten, Annexionspolitiker, die dem Vorbrin—
zen nicht abstimmungsberechtigter, entwurzelter deut—⸗
chen Menschen Glauben schenken, die in dem Be—
treben, iht eigenes Ich zu halten und zu schützen,
mmer wieder die oft widerlegte Behauptung auf—
tellen, die Saarbevölkerung wolle nicht zurück zum
sondern den gegenwärtigen Zustand verewigt
wissen.
. In unverständlicher, ja in verwerflicher Weise wird
dieses wahrheitswidrige Vorbringen gestützt durch
rine Anzahl sozialistischer und kommunistischer Ge—
verkschaftsführer, die im Verharren in absurder Ideo
ogie, der niemals Wirklichkeitswert zugemessen wer
den wird, dem nationalen Einigungswillen entgegen
virken. Es ist dies der Glaube an die Kraft der In—
ernationale. Wohl ist es richtig, daß die sozialistische
Bewerkschaftsinternationale in der Vergangenheit
mmer noch dann gut gewirkt hat, wenn es gegen die
Interessen des deutschen Volkes und damit auch des
deutschen Arbeiters ging. Wir sind auch überzeugt da⸗