Full text: Der Saarbergknappe (15 [1934])

Nummer 12 
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zardrucken, den 24. Mãrz 1934 
15. Jahrgang 
— —JI E ß s Juün— 
— Rk, 
M — 238 
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter für das Saarwirtschaftsgebiet 
—* eden Samsiag für die Mitglieder gratis — JGeschaftsstelle des Saar-Berghnappen“: Soar- 
te t die ellenabonnenten 5. — Fr. mon —2 Fur wirtschaftliche u. geistige Hebung tucken ohanner Straße 409. — FernlprechAn 
— ae des Bergarbeiterstandes pius — 77 8 * and: 
Neues Werden 
Durch das Fenster sällt der Blick — 
deichte Mückchen schwärmen. 
D, ich mag um Politik 
Mich nicht länger härmen. 
Frühling grüßt den schlichten Mann, 
Anders geht ihn wenig an. 
Saget, ob am Bergesfuß 
Schon sich Veilchen fanden? 
dat zu weichen Flötengruß 
Amsel sich verstanden? 
Rasch zu Tale hüpft der Quell, 
Spute dich, mein Fahrtgesell! 
Wisse, daß zum Stab wir bald 
Wieder müssen greifen, 
Im durch Wiese, Feld und Wald 
Singend hinzuschweifen. 
Setzt mit Macht der Frühling ein, 
Wird das Haus ja viel zu klein. 
hat der Plauderquell im Grund 
Reinen Mund gehalten, 
Wie sie alles in der Rund 
Wunderschön gestalten? 
D, das Herz wird weich und mild, 
Zeigt aufs neu sich Edens Bild. 
L. Kessing. 
* — 
Freude und Arbeit 
Kann man diese Worke überhaupt in Verbin— 
zdung miteinander bringen? Passen nicht Arbeil 
und Freude zusammen wie die Faust aufs Auge? 
Viele sind der Meinung, daß die Freude erst 
beginne, wo die Arbeit aufhöre. Die Not der Zeit 
und der Mangel an Arbeit haben dagegen man— 
chen zu anderer Ansicht gebracht. Allerdings zu 
diel und zu wenig ist bei allem vom Uebel, und ol 
wird auch der, welcher keine Arbeit hat, so wenig 
Freude empfinden, wie der, der zu viel hat. 
An und für sich schließen Freude und Arbeil 
sich gegenseitig nicht aus, sondern passen ganz gut, 
ien sogar zusammen. Das erkannte Livius, 
er gen des römischen Volkes, schon« 
dor mehr als 1900 Jahren, als er schrieb „Arbeit 
und Freude, an sich so verschieden, sind durch eine 
geheime Anordnung der Vatur verbunden“. Auch 
Bischof Keppler wußte in seinem Büchlein „Mehr 
—5 die beiden gut zusammen zu bringen. Er 
agt da, d man die beiden nicht eng genug an— 
einanderschließen könne, weil sie einstmals ganz 
anz Zusammonfielen und nur der Fluch der Suͤnde 
getrennt habe. Und doch hat dieser Fluch der 
Sünde die beiden nicht vollständig geschieden und 
in Gegensatz zueinander gebracht. Nur das Zu— 
sammenfallen, di Gleichsetzung der beiden dent 
dornherein wurde aufgehoben. Christus, der uns 
erlöst hat, hat auch die Arbeit wieder geheiligt. 
Mit ihm kam die Freude wieder in die Welt und 
w es auch heute in der Wacht des menschlichen/ 
illens gelegen, Arbeit und Freude auf einen 
Nenner zu bringen, oder doch wenigstens eng zu 
derbinden. Jede Arbeit in der rechten Weise ver⸗ 
richtet, und vom rechten Geiste getragen, vermag 
sur Quelle vieler und edler Freuden zu werden. 
Das Freudlose und Lästige, das wir vielfach bei 
der Arbeit empfinden, ist eigentlich nicht in der 
Arbeit gelegen, sondern stammt von uns, wird 
don uns in die Arbeit hineingetragen. So das 
ee Muß und der drückende Zwang, die uns die 
tbeit oft so schwer und sauer machen. Sie kom- 
nen aus unserem Innersten und können daher 
auch nur durch einen energischen Willensakt, durch 
unen heroischen EntsAuß beseitigt werden. Wenn 
vir uns sagen, unbler den gegebenen Umständen Arbeit des Glückes Seele, 
st es —A— so zu handeln, ich will daher diese Arbeit ist des Friedens Hort! 
Arbeit, wo bleibt da der Zwang? Ein heiteres, Deine Pulse schlagen schneller, 
zräftiges „Ja“ macht frei.! Deine Blicke werden heller, 
Sicherlich hat auch die Geringschätzung, oft so— Und dein Herz pocht munter fork.“ 
jar Verachtung, der gewöhnlichen Arbeit in un- In normalen Zeiten hat ein fleißiger Arbeiker 
erer Zeit den Arbeiter wenig zur Freude ge- umeist auch soviel verdient, daß er nicht nur an— 
timmt. Wenngleich in Zukunft die Handarbeit fändig leben, sondern bei gutem Willen auch 
vieder mehr Anerkennung finden und nach Ge- »twas ersparen konnte. Leider war diefes Sparen 
ühr geschätzt werden soll, so ist doch immer unser zur zu oft an harte Bedingungen geknüpft,. weil 
derz noch da, das am Ende eines jeden Tages »ngsüirnige und unchristliche Menschen dem Ar— 
ein Urteil fällt und nach erfüllter Pflicht stets heiter nicht das gönnten, was fie ihm der Wirt- 
eichter und freudiger schlagen wird. chaftslage entsprechend hätten geben können und 
Selbst der Eintönigkeit, der Langweile und dem was ihm eigentlich zukam. 
Berfall in geistlose Routine können wir aus un Sind wir auch irotz unserer Arbeit arm geblie— 
erem Innern hergus widerstehen. Wir dürfen! hen, so find win doch innerüch reicher geworden. 
ins nicht von der Arbeit entseelen lassen, sondern: Unser Wille blieb starn, der Schild unserer Ehre 
nüssen umgekehrt die Arbeit durch unseren Geist Sein und unser Herz zufrieden. So war und ist 
»eseelen. Auch der eintönigsten Arbeit müssen stets mit der ehrsamen Lirbeit die Freude ver 
vir Geist und Wert verleihen, indem wir sie mit hunden. Freude ist ja nichts anderes ais der Ju— 
öheren Werten in Verbindung bringen. bel eines seiner Pflicht entledigten Herzens. Da— 
Deshalb darf die Freude bei der Arbeit auch der findet man vuch viel mehr wahrhaft frohe 
uicht allein vom Erfolge abhängen. Schnellen und Menschen unter den Arbeitern, als unter den 
Mänzenden Erfolg bei seiner Arbeit hat zumeist Badegäften an der Vordsee und an der Riviera. 
aur der Schuhputzer. Andere warten oft Jahre Werrichten wir unsere Ärbeit nur im richtigen 
arauf, und bei vielen, selbst großen Männern, Heiste, dann wird sie unserem Leben Gehalt und 
zat sich der Erfolg ihrer Arbeit oft erst nach dem Wert verleihen. Die rein mechanische Arbeit da— 
Tode gezeigt. zegen entseelt und erniedrigt den Menschen. Von 
Niemals wird jedoch eine rechte Arbelt ganz ihr gilt, was Harnack sagt Wir leben nicht so— 
hne Erfolg bleiben. Gewisse äußere oder innere viel,“ ais wir arbeiten, sondern sodiel wir uns der 
Hlücksgüter sind stets damit verbunden. Wie diebe anderer erfreuen und selbst Liebe üben“ 
önnte auch sonst H. Seidel von der Arbeit sagen: die Arbeit mit Geist und im rochten Geift der— 
„Nur die Arbeit kann erreklen, richtet, erwirbt uns nicht nur Liebe, sondern ist 
Nur die Arbeit sprengt die Kellen, echte, kätige, dienende Liebe. Durch 5. werden 
Arbeit macht die Völker frei! wir als vernünftige Wesen unserem Schöpfer und 
Mensch, was dich auch immer quäle, damit der wahren Freude immer näher kommen. 
Arbeit ist das Zauberwort, J.z 
Die soziale Erneuerung im Reich 
Die deutsche Arbeitsfront. 
Die Verwirklichung des Nationalsozialismus insgesinnten Arbeiterschaft und einer kleinen 
Deutschland bedeutet nicht nur im Politischen, sondern Gruppe sozial einsichtiger Unternehmer, sich in ehr⸗ 
uf allen Lebensgebieten einen Umbruch der Nation, licher Gemeinschaft zusammenzufinden, scheiterte an 
vie er seit mehr als hundert Jahren nicht mehr in der überwiegenden Mehrheit der marxistisch verführ— 
der deutschen Geschichte zu verzeichnen ist. Es gibt ten Arbeiterschaft und der sozialreaktsonären Unter⸗ 
vohl kaum eine Einrichtung in Staat, Wirtschaft und nehmerschaft. Wohl brach in entscheidenden Augen— 
vesellschaft, die davon nicht berührt worden wäre, blicken schwerster nationaler Bedrängnis das natür— 
insbesondere gilt das für die Institutionen wirt- iche Gemeinschaftsbewußtsein durch — so beim 
haftlicher und gesellschaftlicher Art. Kriegsausbruch im Jahre 1914, in der Zeit des Ruhr— 
Das ist nicht von ungefähr. Die völlige Erneuerung ampfes und der Abstimmungskämpfe ber abgetreie— 
ind Umwandlung, die der Nationalsozialismus auch gen Gebiete — immer wieder aber wurden diese ge— 
m Wirtschafts- und Gesellschaftsleben bringt, dedingt unden Regungen der sozialen Besinnung erstickt 
eine völlig neue Struktur auch der soziaiwirtschaft, durch erneute Interessen“kämpfe und eine wirkliche 
ichen Organisationssormen. Das gilt nicht nur oziale Einigung nicht erreicht. 
ür die Organisattonen der Arbeiter⸗-Der Nationalsozialismus führt die beiden Gruppen 
ch aft, sondern in gleicher Weise auch für die Arbeiterschaft und Unternehmerschaft, die Narzismus 
berbände der Unternehmerschaft. Die und Liberalismus einander entfremdet hatten, zuein— 
Begründung dafür liegt in der grundsätlichen Hal- ander. Er zerschlug den Marxismus und sagte dem 
ung des Nationalsozialismus. Liberalismus den Vernichtungskampf an; mit dem 
Aus der Ablehnung des Marxismus auf der einen Lationalen Sozialismus setzte er an ihre Stelle die 
ind des Liberalismus auf der anderen Seite mußte Verpflichtüng Allerzur Voltsgemein— 
»er Nationalsozialismus notwendigerweise die Kon-schaft, sonale Unterschiede und Gegensfätze über⸗ 
equenz der völligen Erneuerung der sozialwirtschaft windend. Damit stellte der Nationalsozlalismus das 
lichen Organisationsformen ziehen. Gewerkschaften wahre soziale Prinzip in den Mittelpunkt 
und Unternehmerverbände sind geboren aus einem des — E Den Dienst am Volks— 
naterialistischen Interessenkampf zwischen Arbeiter ganzen. 
und Unternehmertum. Die Gewerkschaften zum Schutz Diese soziale Pflicht steht über allem wirtschaft⸗ 
und zur Verteidigung der Arbeiterschaft gegen die lichen und sozialen Handeln, sie überbrückt alle Ge⸗ 
naterialistische Ausbeutung und Unterdrückung — gensätze und führt Ärbeiterschaft und Unternehmer⸗ 
die Unternehmerverbände zur „Wahrnehmung der jum zu gemeinsamer Arbeit in Betrieb und Wirk 
Arbeitgeberinteressen“ insbesondere gegen die Ar schaft zusammen. 
zeiterschaft. Die einen notgedrungen, die anderen be— 
timmt durch das materialistische Interessenprinzip 
varen sie beide Kampfinstrumente zweier Gruppen 
zie fsich wirtschaftlich als Gegner gegenüberstanden 
die Bereitschaft eines Teiles Der natilonag! 
Das Organ der Gemeinschaft, 
die so geschaffen wird, ist die Deutsche Ar⸗ 
beitsfront. Sie umfaßt alle werktätig schaffen⸗ 
den Menschen ohne Unterschied des Standes und Be—
	        
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