Full text: Der Saarbergknappe (15 [1934])

Au— wor 6 
atcten, den 10. Februar 1934 
40. Jahrgang 
— 9 s V fu 
F 41 
—41 uc —ö. 
—W —94 
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter für das Saarwirtschaftsgebiet 
rAg rint jeden Samstag für die Mitglieder gratizs. — Für wirtschaftliche u. geistige Hebung Geschaftsstelle Saat-Bergknepe— Saar · 
Xα be αν 
Ehre der Arbeit 
Jede Arbeit sei geehrt, 
Die der Menschheit Segen bringt, 
Jedem sei ein Lob beschert, 
Der durch Fleiß zur Höhe dringt. 
Ehre jeder schwiel'gen Hand, 
Die am Webstuhl emsig schafft, 
Ehre jedem, der das Land 
Nutzbar macht durch seine Kraft. 
Ehre jeder Denkerstirn, 
Die Ideen in sich trägt, 
Ehre jedem klugen Hirn, 
Daß mit Tinte Schlachten schlägt. 
Jede Arbeit sei geehrt, 
Ehre, Ehre jenen Frauen, 
Die durch Fleiß am eignen Herd 
Mit am Wohl der Menschheit bauen. 
J. Kamp 
insssntsntu 
n 
Gegen Demugogie u. Verhetzung 
Die Geschehnisse eines jeden einzelnen Tages 
erinnern uns immer wieder daran, daß wir uns im 
pollen Abstimmungskampfe befinden. VNach un 
serer Ueberzeugung wäre in dem rein deulschen 
Saargebiet ein Abstimmungskampf überhaupft 
nicht notwendig gewesen. Würde der französische 
Staat sich von objektiven Berichterstaltern infot 
mieren lassen, dann wäre mit Bestimmtheit damil 
zu rechnen, daß auch die entsprechenden Konse- 
quenzen in Erscheinung treten würden. Vielleich! 
wirds noch werden. — Es ist direkt widerlich, 
wenn man täglich beobachtet, wie Elemente, die 
sich im Saargebiet aufhalten und herumtreiben, 
gar nicht abstimmungsberechltigt sind, mit der Lüge 
ünd Verleumdung gegen alle Deutschen und ihr 
politischen und gewerkschaftlichen Orqdanisationer 
arbeiten und kämpfen. 
Uns, d. h. sowohl der Deukschen Gewerkschafts 
front als auch dem Gewerkverein christlicher Berg 
arbeiter-Saar, schenkt man ganz besondere Auf 
merksamkeit. Dies kann uns naltürlich in unserer 
Haltung wenig oder gar nicht berühren. Was uns 
edoch hierbei befremdet, ist die Taktsache, daß sich 
solche Organisationen, die stets durch den Mund 
ihrer Führer betonen, auch deutsch zu sein, immer 
wieder versuchen, gegen uns anzukämpfen, uns 
anzufeinden und uns in den Augen der Arbeit—⸗ 
nehmerschaft verächtlich zu machen. Warum dies 
geschieht, ist nur dahingehend zu erklären, daß wir 
eben aus unserer geistigen Einstellung keinen Hehl 
machen und uns wirklich mit unseren deutschen 
Volksgenossen geistig und blutsverbunden fühlen 
Und weil wir als deutsche Arbeitnehmer-Organi— 
squm heute so handeln, wie es unsere Pflicht den 
Vaterlande gegenüber erfordert, deshalb speit man 
Dift und Galle gegen uns. Schön ist das zweifellos 
nicht, kann uns aber auch nicht berühren. 
Daß die „Volksstimme“, deren Haupltschriftleiter 
in allen antideutschen Dingen federführend wirkt 
uns nicht liebt und uns daher mit besonderer Oe— 
hässigkeit beehrt, ist verständlich. Wir würden uns 
ernstlich überlegen, ob wirt vielleicht bewußt oder 
unbewußzt etwas verbrochen haben. wenn uné 
dieses Hetzblatt lobte. 
Anders liegen jedoch die Dinge beim Alten Ver— 
band. Es ist direkt unerfindlich, wo der Verband 
die Beweggründe sucht, um gegen uns zu Felde zr 
erge Eine Vernachlässigung gewerkschaftlichert 
flichten kann er uns nicht vorwerfen, schon des 
halh nicht woil or hishor mift uns in Arhoifago 
meinschaft stand und sich ob solcher Vorwürfe 
gleich selbst mit belasten müßte. 
In der Nummer des Verbandsorgans vom 27 
Januar ds. Is. erschienen gleich 4 Aufsätze, di 
tendenziös gegen uns gerichtet waren. Eine Er— 
klärung für diese Halkung könnten wir nur darin 
sinden daß man die Polisik der ehinme zu 
ecken versucht. Daß die Führer des Verbandes 
damit keinen Erfolg haben werden, steht nicht nu 
außer Zweifel, sondern ist gewiß. 
Auch die kommunistische „Arbeiter-Zeitung“ in 
trautem Bunde mit den Vorgenannten ist einet 
— 
desern gut ausgedrochenes Stroh vor mit der bom 
»astischen Verkünoͤung: „Saarbergknappe be 
chwindelt die Bergarbeiter!“ Zu dieser Veröffent 
ichung De eins zu sagen. Wie bei allen anderen 
Verlautbarungen, die in der kommunistischen 
Presse erscheinen, muß man gerade das Gegenteil 
von dem annehmen, was da verkündet wurde 
Dann hat man das Richtige getroffen. Daß wir 
unseren Mitgliedern eet berichteten 
daß die Leistungen in der deutschen Sozial-Ver 
sicherung krotz der gesetzlichen Abbaumaßnahmer 
heute noch bedeutend höher sind wie an der Saar 
hat die kommunistischen Drahtzieher schmerzlich 
berührt. Die Wahrheit paßt eben nicht in ihren 
Kram, und deshalb muß dagegen angegangen wer— 
den. Die vernünftligen Arbeitnehmer aber im 
Saargebiet wissen schon lange, was sie von den 
kommunistischen Drahtziehern zu halten haben 
Interessant wird sein, was diese Leute zu meckerr 
haben werden, wenn sich auf dem Gebiete der 
Sozial-Versicherung in nächster Zeit bereits ge 
werkschaftliche Erfolge bemerkbar machen werden 
Bei dieser Gelegenheit müssen wir unsere Ka 
meraden noch auf einen besonderen Vorgang auf 
merkfam machen. Die Linkspresse und die Auto 
nomisten-Zeitung bringen fast täglich Hinweise, 
daß auch die deutschen Arbeitgeber im Saargebie“ 
sich für die Deutsche Gewerkschaftsfront inkeres 
ieren und wollen damit die christlich organisierker 
Urbeiter mißtrauisch und kopfscheu machen. Gan— 
besonders wird immer wieder betont, daß Kom- 
merzienrat Röchling mit uns sympathisiere. Dazu 
folgendes: 
Es ist nicht beß uns, sondern auch anderen 
Kreisen im Saargebiet aufgefallen, daß die Links— 
presse, sowohl „Volksstimme“ wie „Arbeiter-Zei— 
tung“, schon seit vielen Jahren immer nur aegen 
den deutschen Unternehmer Röchling angeht. Das 
erschien uns früher schon eigentümlich und ver— 
dächtig, da man Beiriebe, die mit französischem 
oder internationalem Kapital unterhalten und ge— 
speist werden, nie oder nur äußerst selten und 
dann noch sehr schonend behelligte. Immer nur 
ging's gegen Röchling. Es ist jederzeit nachzu— 
weisen, daß die Röchling'schen Werke seit Kriegs— 
ende nicht nur die hoͤchsten Durchschnittslöhne 
zahlten, sondern auch die private Pninae der 
Röchling' schen Eisen-und Stahlwerke durchschnitt—. 
lich die höchsten Leistungen gewährte. Wir haben 
uns nicht veranlaßt gesehen, früher auf diese Dinge 
hinzuweisen, schon deshalb nicht, weil Kommerzien— 
rat Röchling selbst stark genug ist, unberechtigte 
Angriffe zurückzuweisen, dann aber auch, weil wir 
als Bergarbeiter-Organisation uns nicht in Dinge 
einlassen wollten, die uns direkt nichts angehen. 
Heute erschien es uns jedoch notwendig, einmal 
klar zum Ausdruck zu bringen, was ist. Wir 
brauchen uns wirklich nicht zu schämen, wenn 
Kommerzienrat Röchling für unser Zielstreben In- 
teresse zeigt, denn sein nationales Wollen ist ja 
auch das unsere und umgekehrt. 
Unseres Erachtens ist es jetzt wirklich an der 
Zeit, daß alle aufrichtig und ehrlich gesinnken Ar⸗ 
beiter sich der Deutschen Gewerkschaftsfront zu⸗ 
wenden. Klare Fronten müssen geschaffen werden. 
Wir bieten jedem die Hand, dessen nakionales 
Empfinden ihn abwenden läßt von Halkungen und 
Einstellungen, die dem Geist vaterländischer Ge— 
sinnung enkgegenstehen. 
Unsere Mitglieder aber biktken wir, den Dema- 
gogen und Hetern die Antwort zu geben, die ihnen 
gebührt 
Wann wird oͤen Bergarbeitern in der Kurz⸗ 
arbeiterfürsorge Gerechtigkeit? 
Die Not in den Bergarbeiterfamilien an der Saar Bergarbeiter, die etwa 30 Prozent der Gesamtbeleg— 
ist aufs Höchste gestiegen. Schon beinahe drei Jahre schast auf den Saargruben ausmachen, noch auf die 
müssen die Saarbergleute jeden Monat infolge der Auszahlung ihrer Unterstützung. Es hat den An— 
schlechten Absatzverhältnisse eine größere Anzahl schein, als ob die Regierungskommission unsere For— 
Schichten feiern. Einen Monatslohn von 24-25 und derung, den ledigen Bergleuten auch eine einmalige 
26 Arbeitstagen kennt der Bergmann nicht mehr Anterstützung zu geben, nicht anerkennen will. Tut 
Einzelne Gruben haben im Durchschnitt im ee dies, dann würde an den ledigen Bergarbeitern 
1933 über ein Drittel der normalen Arbeitstage ge-ein großes Unrecht begangen werden. Viele ledigen 
feiert. Die Folge ist, daß der monatliche Durchschnitts Bergarbeiter sind einziger oder überwiegender Er— 
lohn der Bergarbeiter zwischen 450600 Franker nährer der Familie. Viele müssen, da sie elternlos 
liegt. Was das bedeutet, kann nur der ermessen sind, einen eigenen Haushalt führen. Die jugend— 
welcher mit einem solch monatlichen Gesamteinfkammer lichen Bergleute im Alter von 14216 Jahren, die 
leben muß. zwischen 8214 Franken pro Sö“hchicht verdienen, also 
Unsere Bergarbeiter müssen nun schon drei Jahre im Monat — wenn es hoch kommt — 200.— Franken, 
mit solch geringen Löhnen auskommen. Es ist des⸗ müssen zum Teil neben der Hälfte des Knappschafts— 
halb nicht verwunderlich, daß Krankheiten jeglicher beitrages, welcher 48. — Franken beträgt, auch noch 
Art, besonders aber Tuberkulose, in den Bergmanns einen ebenso hohen Betrag für Fahrgeld aufbringen 
familien wüten. Im Haushalt des einzelnen —2— Wir hoffen, daß die Regierungskommission recht 
mannes ist infolge der vielen Feierschichten nicht bald allen Ledigen, auch denen, die in Lothringen 
daran zu denken, die notwendigen Kleidungs- arbeiten und im Saargebiet wohnen eine einmalige 
Wäsche- und Möbelstücke zu beschaffen bezw. zu — gewährt. 
gänzen. Die Lage der Bergarbeiter an der Saor mit! Selbst dann, wenn alle ledigen Bergleute diest 
ihren Familien ist trostlos. Unterstützung bekommen haben, ist die Not bei den 
Wir wollen gerne anerkennen, daß die Regierungs. Bergarbeitern und ihren Familien nicht beseitigt 
kommission des Saargebietes an Weihnachten durch, Die Bergarbeiter müssen endlich in den Genuß 
Auszahlung einer einmaligen Unterstützung an die einer ausreichenden Kurzarbeiterunterstützung 
nerheitateten Bergleute als Abgeltung für die vielen kommen. 
Feierschichten im Jahre 1933 den Versuch machte, die Trotz vielfachem Drängen unseres Gewerlvereins und 
Rot zu lindern. Jedoch es war nur ein Tropfen au anderer Körperschaften hat die Regierungskommissior 
einon heiken Gtein Ria heuntfo marten die lodiger os his heute noch nicht füür notmendiq ein ·
	        
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