Full text: Der Saarbergknappe (15 [1934])

Se⸗vbrũcken, den 10. November 1934 
1 JB3—366 8 —43303008 
V — 4 
Organ des Gewerkvexeins christl. Bergarbeiter für das Saarwirtschaftsgebiet 
e seben Sameig far die Meuedet grats. — — TAiestele dee Saat Berghn — 
Preis fur die — Ie 7 Für wirtschaftliche u. geistige Hebung —— —88 x. 49. — 
Botenlohn, für die Postabonnenten 15. — Fr. viertelsjährt. des Bergarbeiterstandes Amt Saarbrücken. Sammel⸗Nr. 29241 
Nummer 45 
Fine wichtige Erklürung der Deutschen Gewertschaflsfront 
Gaar zur Kundgebung von herrn Ir. Ley an die 
deutschen Arbeiter 
»es Unternehmens gar keine Bedenken vorliegen. Und 
wenn auch in diesen wirtschaftlich schlechten Zeiten 
venig oder auch gar kein Gewinn erzielt würde, so 
müßte man sich mit dem in früheren Zeiten so reich—⸗ 
sich gemachten Ueberschusse begnügen und nicht den 
Bergmann und mit ihm die Bevölkerung des Saar⸗ 
gebietes allein die Folgen der Wirtschaftskrise fühlen 
lassen. Ferner müßte man, wenn guter Wille vor⸗ 
handen wäre, die seit Jahren unnütz ausgeworfenen 
Helder für die Domanialschule, den Saarbund und 
dergleichen Einrichtungen sparen, zumal diese In⸗ 
titute von der weitaus größten Mehrzahl der Beleg—⸗ 
schaft abgelehnt werden und sie immer nur Quellen 
der Zwietracht und des Unfriedens waren. 
Unverständlich ist es überhaupt, wie der französische 
Staat als Grubenbesitzer bei gutem Willen sich wei— 
gern kann, höhere Löhne zu zahlen, wenn er zu 
zleicher Zeit der Bevölkerung einen Teil der Gruben 
elbst zum Besitze anbietet! Wenn es mit diesen Vor— 
chlägen wirklich ernst gemeint war, dann dürfte man 
ich doch denselben Menschen gegenüber, denen man 
hier so großmütig entgegen kommen will, dort nicht 
o kleinlich zeigen. Mit der angeblichen Großmut und 
der Hilfsbereitschaft scheint es also noch nicht allzu—⸗ 
veit her zu sein. 
Nach dem Vertrag von Versailles ist das Saar— 
zecken dem französischen Staat nur zur Ausbeutung 
der Kohlenschätze, nicht aber zur Ausbeutung und 
Ausnutzung der Bergleute und der Bevölkerung über—⸗ 
lassen worden. Wenn es schon ein unverzeihliches und 
grobes Unrecht ist, Völker, die auf niedriger Kultur— 
ttufe stehen, dauernd in ein Abhängigkeitsverhältnis 
zu zwängen, sie wirtichaftlich auszunutzen, so ist es 
zeradezu eine Kulturschande und Barbarei, ein kul⸗ 
turell hochstehendes und gleichwertiges Volk mit Ge⸗— 
valt zu entmündigen und auszubeuten. 
Der Gewerkverein verübt dennoch kein Unrecht, 
venn er bei gegebener Möglichkeit die wirtschaftliche 
Besserstellung der Mitglieder erstrebt. Die General— 
direktion dagegen begeht ein großes Unrecht, wenn sie 
dem Gewerkverein dabei bösen Willen unterschiebt 
und die ganze Lohnbewegung auf den volitischen 
Karren lädt. 
Man kann sich überhaupt des Eindruck nicht er— 
wehren, daß die Generaldirektion hier wieder nach 
dem bekannten Motiv „Haltet den Dieb“ handelt, daß 
ie sich Recht verschaffen will, indem sie die Fehler, die 
ie hat, den andern ins Gesicht wirft. Oder muß man 
oei einer Prüfung der Sachlage nicht eher annehmen, 
daß die Generaldirektion aus politischen Gründen die 
gerechten Forderungen des Gewerkvereins zurück— 
weist, um dadurch Szenen heraufzubeschwören, die ge— 
wisse Leute schon längst eriehnen, die aber stets durch 
die disziplinierte, vernünftige Haltung der Gewerk— 
vereinsmitglieder vermieden wurden. Es ist eine all⸗ 
bekannte Tatsache, daß es Herzenswunsch einer kleinen 
Minderheit an der Saar ist und sie es mit steigender 
Sehnsucht erwartet, den Gleichschritt genagelter Schuhe 
ruf dem Pflaster des Saargebietes zu vernehmen. 
Da ist aber alles andere als guter Wille vorhanden. 
Uebrigens scheinen die frommen Lauscher auf der 
Feneraldirektion nur mehr die letzten Worte der 
Weihnachtsbotschaft vernommen zu haben, sei es, daß 
sie geschlafen haben oder noch zu tief in Finsternis 
und Todesschatten sißen. Kein Wunder, wenn man 
mit Kommunisten, Gotteshassern und Gottesleugnern 
in einer Front marschiert. — Den Worten von Frie⸗ 
den. bei gutem Willen der Menschen, geht die Froh— 
votschaft von der Geburt Christi unseres Erlösers vor⸗ 
rus. Durch die Erlösung ist wieder Leben in den 
toten Organismus der Menschheit gekommen. Die 
Erlösung durch ein und denselben Christus hat alle zu 
Brüdern gemacht. Deshalb verkündet Christus auch 
als oberstes ein einziges Gebot: die Liebe. Ja, er 
macht sogar die gegenseitige Liebe und das gegen— 
seitige Helfen zum Kennzeichen für die, die sich seine 
Unhänger nennen. „Daran soll man erkennen, daß 
hr meine Jünger seid,. dak ihr einander liebet.“ 
Wenn daher die Generaldirektion ihr Ohr der 
Weihnachtsbotschaft erschließen will, dann bietet sich 
hrejetzt die schönste Gelegenheit, ihren guten Willen 
zu zeigen. Sie ist in der Lage, ihre helfende Liebe 
betätigen, den notleidenden Gliedern am Leibe Christk 
helfen zu können. Unser aller Brüder, die Berg⸗ 
Die Mitglieder der Deulschen Gewerkschafts- 
ront Saar begrüßten es, als ihnen vor einiger 
zeit durch ihre Leitung bekanntgegeben wurde, 
daß die nalionale Ehre ihrer Stammbewegung und 
deren Führer wiederhergestellt und damit auch das 
Unrecht beseitigl werde, das sie seit einem Jahre 
oelastel. Herr Dr. Ley erkennt in seiner „Kund⸗ 
gebung an die deulschen Arbeiler“, die am 25. Ok- 
lober der Presse bekannigegeben wurde, 
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der Willkür der Unternehmer zu retten. Umso- ung, die dem seit Jahresfrist toten Führert der 
nehr ist es aber zu bedauern, daͤß in der gleichen Ienger christlich ·nationalen Gewerkschaften, 
kundgebung verallgemeinernd behauptet wird, die 3 F — Ae — 4 de ———* — 
Hewerkschaften seien „unker persoͤnlicher Mithilfe 3 8 , ai do 
hret Fuhrer“ beirügerische Bericherungeent ernhard Otte sich damals in Genf loyal verhal · 
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Dazu ist zu sagen, daß die Gewerkschaflsbe- Shande angetan haben kann. Es ist da 
vegung ——— Selbslhilfebewegung der poifüieh, wie — dinen 732 a 
Arbeilerschaft war, die auf allen Gebieten sozalen 2 8 eren eer zwahr ** c 
und geistigen Lebens Großes für ihre Milgiieder m aargebiet die up der Xr 30 ey 8* 
ind die ganze deutsche Arbeilerschaft geleistet hat verkschaften in idren ampfe für Deutsch ane 
Wären die Gewerkschaften schlechthin betrüge. eisterte, — gar — ann. 
eische Versicherungsanstalten“ gewefen, dann be⸗ — AI b enf pegre 8* pr 
sähen die Verbände der Deutschen Gewerkschafls- 7 en n e het u Fuhrumg p eu 
front Saar, die doch Teile der deulfchen Gewern- hen Gewerkschaf enb aar mühtten a vr 
schaftsbewegung waren, nicht das Berirauen einer ose und Iie d schaft ee werden 
Wiigliedschaft. die zjum großen Teul shon ein denn sie nicht zur Ehrenrettung es loten Herrn 
Reuschenalter hindurch ju huen hatt Außerdem Bbernhard Otte vorstehendes festgestellt hätten. 
hätten sie dann beflimmi den opferreichen Kampf Odurch das Lob, das in det — der 8 
im Saargebiei für die deulsche Sache nicht erfolge verkschaftlern im Saargebiet gespendel wird, wir 
reich führen können. F Snhmer AInni e d deunennd 
Wenn Herr Dr. Ley auch den einfachen Mit- urch die unnotige Schmaͤhun 
zliedern der Gewerkschaften Gerechligheit zuteil v den Herzen nee —; Kämpfer für 
werden läßt, so bedauern es die Wilgeder der Deulschland verursacht hat. — 
Deutschen Gewerkschaftsfronk außerordentlich, dafz Es ist selbstverständlich, daß die ganze Deulsche 
ein Unterschied zwischen Mitlgliedern und Füh- Bewerkschafisfront Saar nach wie vor ihre volle 
rern zu machen versucht wird. Herr Dr. Ley sagt deulsche Pflicht im Saargebiel erfüllen wird. 
Deutsche Gewerlschaftsfront Saur. Saarbrücken 2, 6t. Johannerftr. 49 
Die guten Willens sind!“ 
geschulten Mitglieder in den oft stürmischen Zeiten 
der letzten 15 Jahre. Daß auch die Forderungen des 
ßHewerkvereins maßvoll und nicht übertrieben waren, 
zjeht deutlich aus den Bilanzen hervor und aus den 
leberschüssen, die die Saargruber dem französischen 
Zztaate brachten. 
Wenn nun der Gewerkverein in den letzten Wochen 
vieder eine Lohneingabe machte, so ist das sicher 
richt aus bösem Willen oder aus politischen Gründen 
jeschehen. Die Forderungen des Gewertvereins sind 
zecht und billig und als solche zut Genüge bewiesen 
vorden. 
Eine Lohnforderung wäre ungerecht, wenn 
1. zu hohe Löhne beansprucht würden oder 
2. durch die geforderten Löhne die Tragfähigkeit 
des Unternehmens in Frage gestellt würde. 
Daß die Löhne der Bergleute an der Saar zu hoch 
eien, wird keiner, selbst die Generaldirektion nicht, 
zu behaupten wagen. Alle Welt weiß, wie groß die 
Not und das Elend in den Bergarbeitersfamilien ist. 
Zie haben nicht das zum Leben Notwendige, ge—⸗ 
chweige denn zuviel. Seit Jahren müssen sie die 
zitteren Folgen der Wirtschaftskrise tragen und wissen 
nit ihren Schulden nicht mehr aus und ein. Und die 
dot wird noch immer größer, da viele bis jetzt an den 
zeständen aus früheren Zeiten zehrten. 
Der französische Staat als Gruübenbesitzer steckt dabei 
mmmer noch Gewinne ein, sodaß fjür die Tragfähigkeit 
Die Verteidigungsschrift, mit der die General— 
direktion sich gegen die Forderungen der Bergarbeiter 
an die Oeffentlichkeit wandte, schließt mit dem Auf— 
kuf an alle, die guten Willens sind. Den Mitgliedern 
und vor allem der Leitung des Gewerkvereins wird 
damit indirekt der gute Wille abgesprochen. 
Es trennen uns wohl noch einige Wochen von 
Weihnachten, aber dennoch hören wir diese Weih— 
nachtsbotschaft, den Appell an alle, die guten Willens 
sind, gerne, ja sogar doppelt gerne aus dem Munde 
derer, von denen wir so etwas zu hören nicht gewohnt 
sind. Religion soll ja nicht nur in der Kirche geübt 
werden und Liebe, Friede und guter Wille nicht 
aur an Weihnachten gezeigt und betätigt werden, 
ondern das ganze Jahr hindurch und überall im 
oraktischen desan 
Die Leitung und die Mitglieder des Gewerkvereins 
jaben stets den besten Willen gezeigt und wenn nun 
auch die Generaldirektion sich dazu aufschwingen 
önnte, so wäre das sehr zu begrüßen. Gewerkverein 
ind Generaldirektion kämen dann zum Schlusse doch 
noch auf eine Linie und könnten so nach dem 13. Ja— 
auar friedlich auseinander gehen. 
Der Gewerkverein war stets vom besten Willen 
zeseelt. Als Beweis dafür gilt vor allem die Ruhe 
und das disziplinäre Verhalten der gewerkschaftlich:
	        
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