Full text: Der Saarbergknappe (15 [1934])

Nummer 42 
Se⸗rcken, den 20. Oktober 1934 
15. Aokegang 
1t * 258 39 v 
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Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter für das Saarwirtschaftsgebiet 
Var wiertschgli ve gontige Vebung dittet dr ια 
Botenlobn. füt die Postabonnenten 15.— Fr. viertelläbrl des Bergarbeiterstandes Amt Saarbrücken. Sammel⸗Nr. 29241 
Gegen Lügen 
und Verleumdungen 
Schon monatelang liegen die Gegner im Kampf 
jsegen den Gewerkverein christlicher Bergarbeiter 
Saar und seine jetzige Führung. Kein Miittel ist 
hnen zu heilig, wenn es gilt, den Gewerkverein so— 
vie seine Führung in der Oeffentlichkeit zu verdäch— 
iigen und herunterzureißen. Die vom Gewerkverein 
hristlicher Bergarbeiter Saar eingereichte Lohnein— 
gabe nahmen die Gegner ebenfalls zum Anlaß, um 
den Kampf gegen den Gewerkverein zu eröffnen. 
Am letzten Sonntag, den 7. Oktober 1934, erteilten 
wir die Antwort auf die Entgegnung der General— 
direktion der Saargruben in Bezug auf die von uns 
gestellten Lohnforderungen für die Saarbergleute 
Des Weiteren wurde auch die richtige Antwort auf 
die Verleumdungen der Gegner gegeben. Unsere Ant— 
vort ist bereits im „Saar-Bergknappen“ erschienen 
Unsere Gegner versuchen ja alles, um unsere berech— 
igten Forderungen als unberechtiat und undurchführ— 
ar zu bezeichnen. 
Es ist dringend notwendig, unseren Gewerkverein 
weiter zu stärken. Es gibt noch eine ganze Anzahl 
Bergleute, die keiner Organisation angehören. Wenn 
ansere Mitglieder in den kommenden Tagen überall 
ihre gewerkschaftliche Pflicht erfüllen, muß es möglich 
ein, unsere Mitgliederzahl zu vermehren. Freudig! 
»ewegt können wir mitteilen, daß einige Bezirke in 
den letzten Wochen ihren Mitgliederbestand durch 
Reuaufnahmen vermehren konnten. Diesem Beispiel 
müssen auch andere Bezirke nacheifern. Wenn wir! 
nit vereinter Kraft die Agitation betreiben, dann 
vird es bestimmt weiter vorwärts gehen. Die 
Stärkung des Gewerkvereins durch Mitgliederver— 
nehrung wäre die beste Antwort auf die Verdäch— 
igungen und Verleumdungen unserer Gegner. 
Wie schon bemerkt, hat man es in dieser Zeit vor 
allem auf unseren Gewerkverein abgesehen. Gar zu 
gerne möchte man diesen schachmatt setzen. Er gilt als 
das Haupt-Bollwerk. Insbesondere sind Kommu— 
nisten und Separatisten emsig dabei, eine Bresche in 
unser Bollwerk zu schlagen. Das soll ihnen nie ge— 
iingen. Sie versuchen heute, die Bergleute zu allen 
möglichen Aktionen aufzureizen. Wohin die Berg⸗ 
leute kommen, wenn sie solchen Verführern Gefolg⸗ 
schaft leisten, zeigt der Stand der Löhne und die Höhe 
»er Arbeitszeit im französischen Bergbau, wo die 
Schlagkraft der gewerkschaftlichen Organisationen 
durch die Kommunisten unterhöhlt und geschwächt 
wurde. Sie maßen sich im Saargebiet an, sich als die 
wahren Verfechter der Arbeiterinteressen aufzuspielen, 
obschon feststeht, datz überall dort, wo die Arbeiter⸗ 
chaft ihnen Gefolgschaft leistete, nur böses Unheil 
jür die Arbeiterschaft einzog. 
Sie maßen sich heute an, zu gemeinsamen Versamm⸗ 
ungen, sogar zu Belegschaftsversammlungen, aufzu⸗ 
rufen, obschon sie aber auch keine einzige Tatsache an— 
führen können, für die Arbeiterschaft schon etwas Po— 
itives erreicht zu haben. Der Weg der kommunisti⸗ 
schen Tätigkeit führt ins nackte Elend. Daran ändert 
auch die Tatsache nichts, daß sie heute auf den Gruben 
alle möglichen Flugblätter gegen uns verteilen dür⸗ 
en, was übrigens jedem denkenden Arbeiter doch 
endlich die Augen öffnen müßte. Für unsere Mit⸗ 
zlieder kommt nur eins in Frage: 
„strikte Beachtung der Anordnungen unserer 
Fewerkvereinsleitung und entschiedene Ab⸗ 
lehnung aller kommunistischen und separa⸗ 
tistischen Verführungsversuche“. 
Besonderer Gunst erfreut sich unser Gewerlverein 
eind seine Führung bei der „Neue Saar-Post“, 
Volksstimme“, „Freiheit“, „Arbeiter-Zeitung!“, „Ge⸗ 
ieral⸗Anzeiger“ Saarlouiser Journal“, „Ehronik“ 
und wie heute Blätter ähnlichen Schlages heißen 
mögen. Tag für Tag wird in ihnen über uns her— 
zezogen, sogat von Leuten, die durch ihr Handeln 
rur das eigene Nest beschmutzen. Jetzt sucht man uns 
ogar zu beschuldigen, unsere Führung sei verantwort⸗ 
ich zu machea, daß es beim christlichen Metallarbeiter⸗ 
verband soweit kommen konnte. Schließlich sind wir 
auch schuld daran, daß im Reiche keine Gewerkschaften 
und Parteien mehr bestehen, daß die Verhäiltnisse 
zwischen Kirche und Staat nicht so geregelt sind, wie 
es dringend wünschenswert wäre, und anderes mehr. 
Unsere Führung sucht man heute, troßdem sie viel 
nehr tut, als sie verpflichtet ist, und dabei auch für 
Leute eintritt, die ständig mit Steinen nach ihr wer— 
en, nach allen Regeln der Kunst zu verdächtigen und 
»u verleumden, um so das Vertrauen der Miitglieder 
u untergraben. Wir können nur sagen, daß die 
zjührung des Metallarbeiterverbandes allein die 
5chuld an dem Trauerspiel trägt, das sich in den 
üngsten Tagen abspielte und noch nicht abgeschlossen 
st. Unser Gewerkverein und seine Führung haben 
nit diesen Vorgängen aber auch gar nichts zu tun, 
senau so, wie unsere Führung niemals verantwortlich 
semacht werden kann für das Schicksal. das unsere 
Wir werden uns nicht verleiten lassen, solche Bahnen 
zu beschreiten. 
Auch darum wütet man gegen uns in blindem Hasse, 
weil wir an der deutschen Haltung festhalten, die 
unser Gewerkverein an dem Tage festlegte, als die 
ersten französischen Soldaten unseren urdeutschen Bo— 
den betraten. Wir können unsere nationale Haltung 
nicht vom Persönlichen her bestimmen lassen, weil wir 
es sonst nicht wert wären, in dieser verwirrenden Zeit 
eine Führung auszuüben. Wir werden unseren ge— 
raden Weg weitergehen, einerlei. ob man uns lobt 
der verdächtigt, einerlei, ob die oben genannte bunt— 
gemischte Pressefront uns mit Schmuß und Dreck zu 
zewerfen versucht. 
Wir erfüllen unsere harte Pflicht in dem hebenden 
Bewußtsein, daß unsere ganze Mitgliedschaft uns ver— 
teht und sich in ihrem festen Vertrauen zu ihrer 
Führung aber auch von niemanden, mag er heißen, 
pvie er will. wankend machen lassen wird. 
Zum Nachdenken! 
Höchst lehrreich ist es, sich in den Arbeiterzügen zu den 
an- und abfahrenden Bergleuten zu setzen oder aber auch 
ie auf ihrem Fußwege von und zur Arbeit zu begleiten. 
znteressante Gespräche kann man da führen oder erlauschen. 
der Saarbergmann, besonders der gewerkschaftlich ge— 
chulte, ist bekannt als selbständiger Tenker. Nicht alles 
timmt er als bare Münze, was ihm vorgetragen wird. 
Lielmehr überlegt er, vergleicht das Gehörte und Gelesene 
nit Anderm und zieht daraus seine Schlüsse. Interessant 
st es z. Z3t. die Schlußfolgerungen kennen zu lernen, die 
»er Bergmann aus manchen Tagesgeschehnissen zieht. Was 
vört man so als stummer Beifahrer oder Mitgänger? 
Von Ueberschichten sprechen die Bergleute. Ueberschich— 
en? Gibt es denn überhaupt so etwas? Es ist doch allge4- 
nein bekannt, daß nur 18 bis 20 Schichten verfahren wev⸗ 
»en auf den Gruben und trotzdem ganz erhebliche Halden⸗ 
»estände im Saargebiet vorhanden sind. Und dennoch soll 
»⸗s Ueberschichten geben. So wenigstens behaupten es die 
Bergleute. Nach dem statistischen Zahlenmaterial sind im 
Durchschnitt im vergangenen Halbjahr 35 Feierschichten 
ingelegt gewesen, während es im ersten Halbjahr 1933 noch 
3 waren. — 8 Feierschichten weniger oder anders ausge— 
Rrückt, 8 Schichten konnte im Durchschnitt gesehen der 
Bergmann im Laufe des 1. Halbjahres 1934 mehr ver— 
ahren als im 1. Halbjahr 1933. Tas ist an sich doch ganz 
»rheblich und dennoch behaupten die Bergleute, daß sie nicht 
nehr Schichten verjahren wie auch im vergangenen Jahre. 
Wie kann aber so etwas möglich sein? ist dann die Frage 
die man den Betrefienden stellt. Ueberschichten werden ver— 
fahren, so heißt es dann, in recht großer Zahl. Nicht über— 
— .. all soll es so sein, man hört von Gruben, auf denen die Ar⸗ 
ctammbewegung erlitten hat. Sie fann auch für veit gleichmäßig und gerecht auf alle Bergleute verteilt 
onstige —A im Saargebie niemals vere vird. Jedoch auf einer ganzen Reihe von Saargruben soll 
intwörtlich gemacht werden. von denen dieser und 5 nicht selten sein, daß 25, 26, 27, ja sogar 30 Schichten 
ener schmerzhaft getroffen wurde. jon einzelnen Leuten verfahren werden, während die Ge⸗ 
Unsere Fühtung hat in den vergangenen Monaten nitdelegschaft i8 oder 19 Schichten hat 
ibermenschlich gearbeitet um eine rechte Ordnung zu Ganz leise hat ein Bergmann erzählt, daß auf einer 
erreichen und Ungerechtigteiten au⸗s der Welt zu Grube im Fischbachtal die Sonntags- und Ueberschichtler 
chaffen. Sie ist doch auch nicht allmächtig, genau wie zie mehr verfahrenen Schichten auf einem ganz beiouderen 
indere früher auch nicht allmächtig waren. Obschon sie Zuro angestrichen bekämen. 
jenau weiß, von wem ein Teil der gehässigen, der Abgesehen von dem Gerechtigkeitsbegriff, wonach die 
Kachsucht fröhnenden und von Verleumdungen nurt horhandene Arbeit gleichmäßig verteilt werden müßte, wicd 
o trotzenden Artikel stammt, hat sie es peinlichst mmer wieder in Bergmannstreisen die Frage gestellt: wer 
»ermieden, zu ihrer Rechtiertigung Dinge an die nacht diese Ueberschichten? Gewerkvereinsmitglieder sollen 
Deffentlichkeit zu zerren, die nur unsere Bewegung es nicht sein, wie man allgemein hört. Vielmehr soll es 
etwas angehen, Wir haben diese Haltung auch ein- dich um Menschen handeln, welche die richtige körperliche 
nehmen können, weil wir wissen, daß unsere Plitglie ind seelische Eignung dazu mitbringen. 
der sich nicht von Zeitungen und Menschen kopischeu Ein Bergmann aus dem Sulsbachtal gab bei einem an— 
nachen lassen, die scheinbar nur mehr Haß und Rach- hern Gespräch der Meinung Ausdruck daß die Papierpreise 
ucht kennen. Wir beneiden gewisse Leute nicht, die erheblich gesunten sein müßten. Er schloß dieses daraus, 
ich in solche Gesellschait begeben haben. Und es ge- veil z. Zt. auf den Gruben außerordentlich viel Papier an 
eicht gewissen Leuten bestimmt nicht zut Ehre, daß die Bergleute verteilt wird. Tie Frage soll nicht untersucht 
je heute in janatischer Weise von der kommunisti- verden, wotzer die Rommunisten, welche nach der Verant⸗ 
chen, sozialdemokratischen und sonstigen separatistie vortlichzeichnung als Verteiler des Paviers auftreten, das 
chen Presse gelobt und verteidigt werden, von Zeie Geld hernehmen um es zu bezahlen. Nach ihrer Aussage 
ungen, die immer Todieinde unserer christlich- handelt es sich doch von dem Geführten bis zu den Führern 
atsonalen Bewegung gewesen sind. Wenn man tiefjer erster Instanz um recht arne Proleten. Wer legt also das 
uschaut, dann erlennt man deutlich persönliche weld für diese massenhaiten Papierantäufe aus? 
Motive, die einen Teil unserer Gegnet zu ihrem ge-, Tiese Frage soll uns jedoch nicht quälen, vielmehr fra⸗ 
whässigen und perleumderischen Kampfe bestimmen 'gen sich die Bergleute in ihren Unterhaltungen, wie es 
Jια ιιριιß9
	        
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