Full text: Der Saarbergknappe (15 [1934])

Nunmer 23 
Re-vrñcken, den 1. September 1934 
13. Jahrgang 
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Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter für das Saarwirtschaftsgebiet 
Far wirtsehaftliche u. eistige 6 *n Geschaftsstelle des SaBerguneppoe— Sar· 
— 
Wohre Disziplin 
Es gibt heute an der Saar Menschen, die ein ge— 
visses Interesse daran haben, Verwitrung unter die 
Arbeiterschaft bzw. unter die Saarbevoltkerung zu 
»ringen. Mit den verschiedensten Methoden wird ge— 
arbeitet. Die tollsten Gerüchte werden verbreitet. 
Insbesondere versucht man die Mitglieder des Ge— 
verkvereins christl. Bergarbeiter bzw. der Deutschen 
vewerkschaftsfront und anderseits die Katholiken zu 
—— 
suere Führer verraten euch, sie verschachern euch an 
ꝛas nationalsoziglistische Deutschland, in dem es nur 
toch Word, Totschlag und Konzentrationslager gibt. 
Sie verschachern euch an das Deutschland, in dem die 
NMenschenrechte mit Füßen getreten werden. Den 
Zatholiken sagt man, in Deutschland lodert der Kul— 
urkampf. Priester werden gemordet und in die Kon— 
entrationslager gesperrt. 
Unsere Mitglieder wissen genau, daß ihre jetzigen 
Führer sie nicht verraten, sondern nur das beste für 
ie wollen und auch in der Vergangenheit gewollt 
zaben. Wir vertreten den Standpunkt: zurück zu 
Deutschland, nicht irgend einem System zu liebe, 
ondern weil wir durch die göttliche Vorsehung in 
die deutsche Volksfamilie hineingeboren wurden und 
omit als Glied dieses deutschen Volkes unlöslich mit 
iesem verbunden sind. Diese Frage kann nicht vom 
rein persönlichen Schicksal aus beträchtet werden, son— 
»ern muß uns das Schicksal des gesamten Volkes bei 
ill unseren Handlungen maßgebend sein. Wir haben 
nicht nur eine persönliche Verantwortung, sondern 
unseren Kindern und Kindeskindern gegenüber. Diese 
sollen uns nicht einmal im Grabe verfluchen, weil 
vir in der Zeit, wo wir lebten, vergessen haben un— 
ere Pflicht als Deutsche zu erfüllen. 
Immer und immer wieder wird von den Gegnern 
iuf die schlechten Verhältnisse in Deutschland hinge— 
wiesen. Wir sind uns bewußt, daß, wenn die Ruck— 
zliederung nach Deutschland erfolgt ist, uns keine 
gebratene Tauben in den Mund geflogen kommen. 
Ddamit haben wir auch niemals gerechnet. Selbst, 
venn es dem deutschen Volke noch schlechter ginge als 
jeute und noch größere Opfer verlangt würden, —— 
es für uns keine andere Auffassung, als zu Deutsch- 
and zurückzukehren. Mit unseren Volksgenossen in 
Deutschland wollen wir die Not gemeinsaäm tragen, 
zjemeinsam mit ihnen arbeiten, um das deutsche Volk 
uner besseren Zukunft entgegenzuführen. 
Daß in Deutschland kein Kulturkampf tobt, weiß 
eder, der die Verhtltnisse genau kennt. Zwischen dem 
Latikan und der deutschen Reichsregierung wurde ein! 
bertrag (Konkordat) abgeschlossen. Wenn sich nun 
ei der Durchführung dieses Vertrages Schwierigkei— 
en ergeben, so sind die beiden Vertragspartner ver— 
Flichtet, durch gegenseitige Verhandlungen diese 
Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, Irgend— 
velche Differenzen, die sich bei der Durchführung sol—⸗ 
her Verträge ergeben, dürfen niemals zum Anlaß 
zenommen werden, das Volk gegen das eigene Vater⸗ 
and aufzuhetzen. Bedauerlich ist es, daß selbst Ausch⸗ 
Katholiken an der Saar einige Vorkommnisse in 
Deutschland, die auf dem oben gekennzeichneten Ge⸗ 
biete liegen, zum Anlaß nehmen, das Saarvolk gegen 
bolk und Vaterland aufzuhetzen. Durch ihr Vor⸗ 
jehen können sie die deuischen Saar-Katholiken in 
schwere Gewissenskonflikte bringen. Eine Frage, die! 
ich hier anpaßt: 
„»Was wäre geworden, wenn am 5. März 1933 
der Bolichewismus in Deutschland ans Ruder 
J gekommen wäre?“ 
KHirchen und Klöster hätte man angesteckt oder in 
»ie Luit gesprengt. Ihre Diener hätie man verjagt 
der gemordet. Bei den Bolschewisten wären Konzen— 
tationslager nicht notwendig gewesen, weil man auf 
ie oben gekennzeichnete Weise sich dieser Menschen 
entledigt hätte. Es soll doch kein vernünftiger Vensch 
slauben, daß die geschworensten Feinde des Chriften— 
tums, wenn sie heute an die Macht kamen, den christ⸗ 
ichen Kirchen und ihren Dienern gegenüber anders 
Undeln würden, als dies in Rußland, Mexiko und 
S2panien der Fall war. Derartige Methoden, wie 
ie hier an der Saar angewandt. verfangen bei deni 
Konferenz mit der Lohnfrage im Saarbergbau befaßt. 
Sie vertraten die Aufafssung, daß in Anbetracht des 
gewaltigen Lohnverlustes der letzten Jahre eine Lohn⸗ 
erhöhung unbedingt erforderlich sei. Allgemein wurde 
die Auffassung vertreten, daß die Bergverwaltung 
ehne weiteres in der Lage ist, eine Lohnerhöhung zu 
hewilligen. Die Begründung zu der Lohnforderung 
es Gewerkvereins wurde ja bereits im Saar-Bergq⸗ 
tappen“ veröffentlicht. 
Als die Gegner unserer Bewegung von dieser ge— 
planten Lohneingabe, die ja bereils der General— 
direktion übermittelt wurde, hörten, unterschoben sie 
dieser Lohnsorderung politische Motive. Ja man ging 
sogar soweit, und redete von einem geplanten General⸗ 
itreil, dem ebenfalls politische Tendenzen zugrunde 
lägen. Jeder, der die Vergangenheit des Gewerk— 
vereins und seine Auffassung über evt. Streik kannte, 
mußte ob eines solchen Standpunktes lachen. Der 
Gewerkverein christlicher Vergarbeiter hat niemals 
gestreikt des Streikes wegen, sondern des Erfolges 
wegen. Bevor der Gewerkverein zu einem Streit in 
der Vergangenheit sein Ja-Wort gegeben hat, wurden 
zuerst alle Verhandlungsmöglichkeiten erschöpft. Nie— 
mals hat der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter 
eine Mitglieder in einen Streik hineingehetzt, wenn 
in Voraus schon feststand. daß dieser Streik erfolalos 
nden muß. 
Eine Lohnerhöhung kann nur dann gefordert wer— 
den, wenn der richtige Zeitpunkt da ist. Die gefor— 
zerte Lohnerhöhung hat mit Politik auch noch nicht 
das Geringste zu tun. Wir vertreten die Auffassung, 
daß die Generaldirektion ohne weiteres in der Lage 
ist, eine Lohnerhöhung zu bewilligen. Weil wir dieser 
AUuffassung sind, haben wir die Lohneinaabe ein— 
gereicht. 
Weiter gibt es Leute an der Saar, die dem Gewerk⸗ 
verein bzw. seiner jetzigen Führung den Vorwurf 
nachen, sie würden die Arbeiterinteressen vernachläs⸗— 
igen. Dieser Vorwurf ist unberechtigt und kann die 
etzige Führung des Gewertvereins christlicher Berg⸗ 
arbeiter Saar stolz sein auf die Arbeit, die sie in 
der kurzen Zeit, wo sise die Verantwortung trägt, im 
Interesse der Bergarbeiter, ja des gesamten Saar— 
dolkes, geleistet hat. Jetzt, wo der Gewerkverein eine 
Lohnforderung stellt, die im Interesse der Bergarbei— 
ter und ihrer Familien unbedingt gestellt werden 
nußte, sagt man, das ist politisch. 
Schon seit Wochen sind Kommunisten und Sozia⸗ 
isten eifrig an der Arbeit, die Arbeiterschaft für ihre 
ziele zu gewinnen. Attionskomitee's sollen auf allen 
zchachtanlagen des Saargebietes gebildet werden. 
Flugblätter werden verteilt, in denen öffentlich auf⸗ 
zefordert wird, die Schächte streikfertig zu machen, ja 
— — — — — — » vird sogar öffentlich zum Such aufgerufen. Men—⸗ 
—I 040668 — —— 50659 5000 schen, die mit dem Grubenbetrieb überhaupt nichts 
2 se —5x8 — XK 5 haben, dürfen I— — 5 
zaß die Sozialisten ihr Programm aufgegeben und passieren und Flugblätter in Verlesehallen zur Ver⸗ 
8 8 8 z en eennd eilung bringen. Gibt es nicht zu denlen. daß sogat, 
estellt' haben. Die von dieser Seile gemeinam er- vie dies am vergangenen Sonntag in Wellesweiler 
Peden Igrdeer sen uren ieiheoheeheaung przangaen 
1. ihe iee Löhne und des Mindestlohnes un ain cen —* * —* * 8* 
— Si MAwꝛ munisten jedem Kapitalisten den Kopf abmachen, 
— — ind auf der anderen Seite sieht man. wie sie Gruben— 
Sehen duet nd den Anschluß des Saar— mlagen für ihre Kundgebungen in Anspruch nehmen 
gebiets an Hitler-Deutschland. In Wirklichteit wunderbare Arbeitervertreter.) 
Es ist der Saarbevölkerung und insbesondere dem Was jsagt die Generaldirektion der Saargruben 
zaarbergmann schon längst bekannt, daßß man mit zu derartigen Zuständen? 
ziesen Forderungen nur auf Dummenfang ausgeht. Was würde geschehen, wenn sich ein Mitglied des 
In Wirklichkeit denken diese Leute ja garnicht daran, Hewerkvereins christlicher Bergarbeiter bzw. der 
diese Forderung durchzudrücken. Man ist vielmehr Deutschen Gewerkschaftsfiront erlauben würde, Flug— 
der Auffassung, daß man mit diesen Forderungen das plätter des Gewerkvereins bzw. der Deutschen Front 
vahre Ziel verhergen will. Eine weitere Tatsache auf den Grubenanlagen zu verteilen? 
st doch die, daß doch gerade die Leute, die heute vor- Die Entlassung wäre ihm sicher. Man kann sich 
geben, gegen Entlassung und Ueberarbeit ankämpfen des Eindrucks nicht erwehren, daß man, wenn es 
zu wollen, in den letzten Monaten von den Entlassun- gegen die Deutsche Gewerkschaftsfront und gegen unser 
gjen kaum betrofisen wurden. Es sind doch gerade die deutsches Vaterland geht. mitunter, statt einem, zwei 
Leute, die auch in der Vergangenheit in erister Linie AUugen zudrückt. 
leberarbeit geleistet und leisten dursten. — Es wäre Es hat den Anschein. als ob es in den Reihen 
weckmäßiger. wenn man, bevor man solche Forde- unserer Gegner nicht allzu glänzend aussehen würde. 
rungen erhebt, selbst die Ueberarbeit auigeben würde In der jüngsten Zeit verfällt man. um an die Mit— 
Die Sicherheitsmänner des Gewertvereins christ- glieder der Deutschen Gewerkschaftsfront heranzukom— 
sicher Bergarbeiter Saar haben sich in ihrer letzten men, auf folgenden Trick 
hristlichen Gewerkschaftlern und auch bei den deut— 
chen Saar-Katholiten nicht. Sie wissen, daß das 
Vorgehen dieser Menschen aus eigener Sorge, nicht 
ius der Sorge um das Wohl des Saarpolies ent— 
pringt. 
Im Saargebiet hat man vor einigen Wochen die 
antifaschistische Freiheitssront gebildet. Was man 
riemals für möglich gehalten, ist Tatsache geworden. 
RNoch vor kurzer Zeit in schätfstem Kampf gegenein— 
inder gestanden, haben sich Sozialisten und Kommu— 
nisten in „brüderlicher“ Eintracht zusammengefunden. 
Wielange es dauern wird?) 
Das Interessanteste, was man bei der Bildung der 
intifaschistischen Freiheitsfront feststellen konnte, ist.
	        
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