Full text: Der Saarbergknappe (15 [1934])

Neesner 2⸗ 
Svkrücken, den 7. Juli 1934 
15. Jahrgang 
9 gßp' s gßo⸗ IRNN — 
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter für das Saarwirtschaftsgebiet 
KErscheint Jeden Samstag für die Mitglieder gratis. — J 
Prels für die Zahlstellenabonnenten 35.— Fr. monall. ohne 
Botkenlohn, für die Postabonnenten 15.— Fr. vierteljährl. 
Bemerkungen 
in einer Rede in Kölhn auch über diese Sorke von! 
Menschen ausgelassen. Er wandte sich entschieden 
gegen die gewissenlose Nörgelei und die verant— 
vortungslose Kritik. 
Hier an der Saar sind die Verhältnisse ja nicht 
inders. Auf Schritt und Tritt begegnet man den 
Flüsterern und Ohrenbläsern. „Hören Sie mal, 
iber im Vertrauen: .... Dort und dort in der Lei⸗ 
ung scheint ja auch nicht alles in bester Ordnung 
u sein... Der und jener wird bald gehen — . 
daben Sie schon von der großen Unterschlagung 
In einer vor einigen Tagen staltgefundenen 
grotzen Tagung in Saarbrücken kam der Haupt. 
redner auch auf eine Sorte Menschen zu sprechen, 
die allen Bewegungen hemmend und störend an- 
hängen, nämlich auf die Vörgler, Kritikaster und 
Alles-Vesserwisser. Er prägte den Satz: 
Die Vörgler und Krilikaster waren noch flets 
die schlechlesten Mitarbeiter.“ 
Diese Wissenschaft ist wahrlich nicht neu, trotzdem 
zann diese Feststellung in dieser Zeit nur nützlich 
ein. 
Am schlimmsten sind wohl die Nörgler, die F 
ewig mit allem unzufrieden sind. Diese Sorte 
Menschen können sich selbst nicht leiden. Es ärgert n ert ren 1 e 
ie einfach alles. Sie ärgern sich, daß sie leben, 
irgern sich, daß g sterben müssen. Sie ärgern sich, Kameraden, die 30 Jahre dem Gewerkverein chrijtl. 
venn die uebe onn⸗ Went und rgern eet Bergarbeiter Saar als Mitglied angehören: 
einen nutbbringenden Regen. em lächelndenn, 34 
Mond sind sie genau so feindlich gesinnt wie der l. Iruzei, Bach, Wellesweiler-Saar, Steinwald 
gräulichsten Finsternis. Sie finden es ebenso ver 32 Wen Knoblauch, Wellesweilet-Saar, Eisen⸗ 
perflich daß die Kühe Schwänze haben wie die Fahnstraße 1 
kKröten keine. Den Vörgler erkennt man meistens 33. heorg Weiland, Wittersheim-Saarpfalz, Lochfeld 
schon schnell an der Art seines Sprechens, näselnd 34. Johann Bauer, Aschbach-Saar 
grimmig, so richtig auf die Nerven fallend. Seit: 65. Jakob Paulus, Aschbach-Saar 
zinigen Monaten bemühen sie sich besonders, im bß. peet denrernen —— r 26 
Flästerton zu sprechen. — * be er, Alajser, Barden a dern, Hauptstr. 20 
icht viel befser sind die Kritikaster. VRur s68. deh 3 Eifler, Berschweiler-Otiw., Kapellen 
haben dieselben einen anderen seelischen Einschlag * M 
wie die Vörgler. Die meisten RNur-Kritiker, die gd. denad Sunewer— Berschweiler-⸗Ottw., Kapellen 
ich kenne, sind selbst außerordentlich feinfühlig. 70. zoh Schmitt-Pontius, Bettingen-Saar, Garten 
Kritik von anderen über ihr eigenes Tun und Han— trauße 239 
deln können sie fast nie vertragen. Wenn ich an' 71. ßeter Frank, Bettingen-Saar, Marktstraßze 
Aritiker denke, fällt mir immer der schöne Spruch 72. ßFeter Leidinger, Bubach-Saar, Dompstraße 104 
bon Ludwig Fulda ein, betitelt: „Alles 73 oh. Groz-Bojt, Bubach-Saar, Mühleneck 6 
darfmankrifisieren!“ Er lautet: 70 Natth. Ruschel, Bubach-Saar, Schulstraße 
J 75 zeter Junk, Bubach-Saar, Schulstraße 
Päpste, Fürsten, Helden, Weise, 76. ßeter Groß⸗Wenersch, Buͤbach-Saar, Lebacherstr. 
— — 77 edenn Siein. Buweiler. Landkr. Trier. Haupt 
rtyrer un ubelgreise, raße 
Hott den Valer und den Sohn. zohann Treib, Dautweiler-Saar, Hauptstraße 
die Minister, die regieren, ßeorg Gräser, Dirmingen-Saar, Urexweilerstraße 
Monarchie und Republik, daniel Spier, Dirmingen-Saar, Wustweilerstraße 
alles darf man kritisieren, zeinrich Hell, Dirmingen-Saar, Wustweilerstraße 
ausgenommendieKritiße Wilhelm Brüch Dirmingen⸗Saar, H⸗Nt. 11 
Ei de Kuaͤlik die] bestes Woll itl. Engel. Eidenborn-Saat, Landsweilerstr. 33 
Line gesun eKritik, die ja auch stets bestes ollen Franz Schäfer, Falscheid-Saar, Brunnenstraße 
im Rücken hat, kann in einer Bewegung nützlich Viartus Ewen, Falscheid-Saar, Lebacherstraße 
und fördernd wirken. Eine solche Kritik ist aus peter Groß, Fahsche ibeSaar, Horbergerstraße 
Vernunftgründen absolut anzuerkennen. Wenn VPlatth. Warken-Weber, Hasborn-Saar 
Schwächen und Fehler durch eine gesunde Kritik Matth. Scheidt, HasbornSaartr 
beseitigt werden können, darf man sich dieser nie Joh, Schmidt. Lebach⸗Saat, Triererstratze 883 
entgegenstellen. Verwerflich jedoch ist die Kritik, inß Thome-Hassel, Primstal. Landtr. Trier 
die nur der Kritik wegen erfolgt, alles negiert, alles n vHana 
berwirft mit dem einzigen Ziel des Jerstörens 
kine solche Kritik verdient schärfsten Kampf. 
Die Alles-Besserwisser sind gewöhn— 
ich unausstehliche Menschen. Sie bringen es mil 
Leichtigkeit fertig, die schönste Gesellschaft in kür- 
zester Frist auseinander zu treiben durch die herrisch 
eingebildete Art ihres Benehmens und besonders 
ihrer Ausdrucksform. Sie sind gescheiter wie alle 
Professoren, Künstler, Philoiogen und Philosophen, 
Politiker und Wirtschaftler. Jeder, der gegen ihr 
vesonders betontes Wissen aufbegehrt, wird ver⸗ 
ichtlich von oben herunter abgetan. Nur darf man 
diese Leute nie konkret fragen. Sie werden dann 
tets sehr beleidigt kun und fragen, ob man sie etwa 
chulmeistern wolle. Sie kennen eben doch alles 
»esser und daran zu zweifeln, wird als Ungebühr— 
ichkeit bezeichnet. 
Die Vötgler, Kritikaster und Alles-Besserwisser 
zlauben anscheinend, zurzeit eine gute Konjunktur 
zu haben. Wie sich aus der Tagespresse ersehen 
äßt, hat sich der Reichsminister KRudolf Heß 
sehört. . . Der J. hat Verkehr mit MWarristen. ... 
der 3. hat an einem Tische gesessen, wo auch ein 
kmigrant saß. . .. Wie lange meinen Sie, daß 
ditler noch hat. .. In einem Jahr haben wir einer 
iahrhaften Krieg ... Gelt, die Deutsche Gewerk. 
chaftsfront ist ja doch gleichgeschaltet, mir könner 
Zie es ja ruhig sagen.... Plant die Deutsche Ge— 
verkschaftsfront wirklich einen Streik. . .“ Und so 
tönnte man ins Endlose fortsetzen. 
Geradezu unglaublich ist, welcher Unsinn und 
velche Oreuelmärchen auf den verschiedenen Ar— 
eitspläthen kolportiert werden. Im Kriege bezeich— 
iete man die unsinnigen Redensartken gerne mit 
Latrinenbefehlen“. Diese Bezeichnung dürfte auch 
)eute noch ihre Geltung behalten. 
Ein aufrechter, gerader Charakter wird sich be— 
timmt nicht von Vörglern und Besserwissern 
eeinflussen lassen. Er wird es heute sodgar als 
Ppflicht empfinden, jeden zurecht zu weisen, der 
vurch gewissenloses Nörgeln oder gar durch Greuel⸗- 
närchenerzählungen der vaterländischen Sache 
chaden will. 
n n * 
Der vom Gewerkverein christlicher Bergarbeiter 
Zaar eingereichte Antrag an die Regierungskom- 
nission auf 
Hewährung von Kurzarbeiterfürsorgeunlerstühzung 
in alle Saarbergleute, die weniger als 21 Schichten 
nonatlich verfahren, wird anscheinend eine befrie— 
zigende Bescheidung erfahren. Wie wir hören, hat 
die Regierungskommission sich bereits in mehreren 
—AVVVDD 
Heneigtheit bestehen, demselben bis zu einem ge— 
wissen Grade Rechnung zu tragen. Auch die 
Beneraldirektion der Saargruben will auf Antrag 
des Gewerkvereins hin etwas Besonderes tun. 
Hoffen wir, daß wir bereits in allernächster Zeit in 
zie angenehme Lage versetzt sind, unseren Mit- 
zliedern ein positives Ergebnis in dieser bereits 
ahrelang schwebenden Frage zur Kenntnis bringen 
zu können. 
hGieg des Rechtes 
Am 13. Januar 1935 wird im Saargebiet abge— 
timmt. Die Ankündigung dieses Termins gibt uns 
zu einem geschichtlichen Rückblick Veranlassung. 
Als das Saargebiet durch das Diktat von Versailles 
vem Deutschen Reiche für funfzehn Jahre entrissen 
vurde, gab es auch bei uns Kleingläubige genug, die 
inter der Wucht des Geschehenen zusammengebrochen 
ind die in der uns umgebenden Macht den alleinigen 
raktor zur Gestaltung politischer Geschichte erblickten. 
Hewiß: die Menschheit kann grausam sein und die 
politische Geschichte lehrt uns, daß die Gewalt im 
Weltgeschehen zu allen Zeiten in stärkstem Maße zur 
Unwendung kam. Ebenso wahr ist aber auch, daß aus 
den ewigen Gesetzen heraus Rechte und Kräfte flie— 
zen, die, wenn mit Beharrlichkeit und Klugheit an— 
gewandt, Faktoren darstellen, mit denen man auf die 
Dauer gesehen, auch Tyrannenmächte üherwinden 
ann. 
Die Lage war für das deutsche Volk nach dem ver—⸗ 
orenen Kriege einfach furchtbar. Unsere militärischen 
Ttäfte waren infolge Materialmangels langsam ver— 
iecht. Es ist barer Unsinn, wenn es heute Leute gibt, 
die behaupten, daß wir im Jahre 1918 das Schicksal 
gei noch größerer Kraftanstrengung hätten abwenden 
önnen. Die so reden, lügen sich selbst etwas vor. Das 
in zige, was dem deutschen Volke verblieben, war seine 
Ehre, die zu verteidigen der größten Opfer wert war. 
Diese Ehre bildete nach dem großen Geschehen gerade— 
zu den Ausgangspunkt für die Bekundung des Willen⸗ 
als deutsches Volk weiterzuleben. 
Diese Gedanken bildeten den Ausgangspunkt für 
unsere Arbeit, nachdem die fünfzehnjährige Abtren— 
nung vom Reiche feststand. Zu dieser Einstellung 
kamen wir nicht rein zufällig. Eine langjährige 
-„chulung in der christlich nationalen Arbeiterbe— 
vegung hatte in uns Volkstumskräfte geweckt., deren 
Richtigkeit sich nun erproben konnte. Es mußte sich 
eigen, ob die Wesensmale unserer Bewegung christ— 
ich und deutsch in der Stunde vaterländischer Not 
Hemeingut der Bewegung geworden. In der prak— 
ischen Arbeit zogen wir Vergleiche mit dem. was in 
Ddeutschland für den Arbeiter bereits erreicht und dem, 
vas uns die neuen Herrscher aus den westlichen De— 
mokratien auf politischem, wirtschaftlichem und so— 
jialem Gebiet zu bringen gedachten. Dabei stellten 
vir bald fest, daß die Vertreter der Fremdheirschaft 
uns „Vorteile“ anpriesen, die gar keine waren und 
iber die der deutsche Arbeiter läängst hinausgewachsen 
war. Solche Feststellungen stärkten unseren Mut, sie 
nachten uns stolz und versetzten uns in den Glauben, 
daß wir dieses System durch Auswertung der uns ver— 
»liebenen Rechte, noch mehr aber. durch das Mittel 
des Geiites übermindoen würber
	        
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