Full text: Der Saarbergknappe (13 [1932])

Rummer 2 
ucken, den 13. Februar 1932 
13. Jahrgant 
J 188 d 8 — s IJ 
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter Deutschlanos für das Saargebiet 
e guie a! Sar wirtschaxttůche u. geuntige Hebums! Witu 
Botenlohn, füt die Postabonnenten 15.— Fr. vierteljährl. des Bergarbeiterstandes Amt Saarbrücken, Nr. 6660 bis 6669. 
— 0 
Gegen Unrecht und einseitige Belastung der Arbeiter. Eine besondere Note bekam die Kundgebung durch sgab es keine Zwiespältigkeit, ihm war nur Wort— 
— Für soziale Gerechtigkeit. — Für Verbilligung der das Christentum verhaßt. Er war nicht nur ein ganzet 
Lebenshaltung. — Für Sicherung der bergmännischen Deutscher und Vollchrist, er war wirklich ein großer 
Knappschasft. — Gegen Saarbund und Domanialschule und achtunggebietender Mensch. Seine reichen 
— F Pu: ze Heistesgaben hatte er immer in den Dienst seiner 
Fastnacht ist es. Die Räumlichkeiten des Versamm⸗ Kirche, seines Volksvereins, der christlichen Arbeiter⸗ 
ungshauses zeugen vom Faschingstrubel der letzten »ewegung, der mißachteten Arbeiterschaft und not⸗ 
Racht, andere werden, füt den folgenden Abend für seidenden Mitmenschen gestellt. Das werden wir 
den gleichen Zwec hergerichtet. Plötzlich strömen ihm nie vergessen, weshalib ich ihnen danke, daß sie 
hunderte ernster Männer und Jünglinge in den sich zur Ehrung unseéres verdienstvollen Lands⸗ 
sropen Saal. In Jast geschlossenem Zuge. Kommen mannes, unseres verewigten Freundes und Förderers 
sie doch alle aus ihrer Kirche, wo sie zuerst Gott die »on ihren Sitzen erhoben haben. In und aus seinem 
— d eeen —8 e eee Heiste muß unsere Zugend wirken, dann wird es nie 
es Dr Xudwi i j e ie selbst und unsere Bewegung beste 
halten Sahen fut sig der weite Saat des I0 cht un die jelbst umd unsere Vewongung bdestein 
hannishofes in Saarbrücken nebst seinen Trihünen 
Aus allen Gauen und Ortsgruppen des Saargebietes 
der Pfalz und des Hochwaldes sind sie herbeigeeilt 
die treuen und wackeren Pioniere und Bannerträger 
unseres Gewerkvereins, um am Faschingstage ernste 
Arbeit für ihren Stand und ihr Volk zu leisten. Not 
und Entbehrung steht in allen Gesichtern geschrieben, 
die von schwerer Arbeit Zeugnis ablegen, aber trotz⸗ 
dem keine Hoffnungslosigkeit ausdrücken. Fester Wille 
pricht aus den Augen, dem Schicksal zu trotzen, der 
unaustilgbare Glaube leuchtet in den Blicken, daß es 
treuem Zusammenstehen gelingen muß, die Widrig⸗ 
keiten der Zeit zu meistern. Und um diesem Willen 
und Glauben sichtbaren Ausdruck zu geben, waren 
unsere Treuen und Braven schon in früher Morgen— 
stunde aufgebrochen, dem Rufe der Revierleitung zu 
e um gemeinsam mit ihr der Oeffentlichkeit, der 
Bergwerksdirektion, der Regierungskommission und 
Frankreich kund zu geben, was sie mit Fug und Recht 
zu Fragen der Gegenwart und Zukunft zu sagen und 
zu fordern haben 
Ob schlechte oder gute Zeiten, ob Krieg, ob Frie—⸗ 
zen, ob Besatzung, unter alter und neuer Regierung. 
zei Hochkonjunktur oder Wirtschaftskrise, ganz gleich— 
zültig, der Gewerkverein christl. Bergarbeiter holte 
tets im Jahre wenigstens zweimal seine Vertrauens⸗ 
nänner aus dem ganzen Revier zusammen, um 
Rechenschaft zu geben und seinen Vertrauensmän— 
nern Gelegenheit zur Aussprache zu bieten. Krieg, 
Revolution, hunderttägiger Streik und alle die da— 
mit verbundenen Folgen mußten ertragen werden. 
Laut Friedensvertrag mußte der frühere Unterneh— 
ner gehen. Ein neuer kam. Die alte Währung ver⸗ 
schwand. Der Franken rollte, Lohnbewegung über 
Lohnbewegungen mußten gemacht werden, auch zur 
zeit der Inflation des Franken. Nach einem großen 
Weltkohlenhunger kam Kohlenüberfluß, nach Leute— 
mangel, wiederum Ueberschuß an Arbeitskräften. 
Ordnung und Unordnung wechselten in der Wirt—⸗ 
chaft. Doch was wir heute erleben, ist etwas was 
noch nicht da war. Was früher kein Mensch für mög— 
liich hielt, ist jetzt Tatsache, Arbeitslosigkeit in einem 
nichtgeahnten Ausmaße. Der wirklich arbeiten wollte, 
'and keine Arbeit. In unserem kleinen Saargebiet 
tehen heute hunderte, tausende, täglich an, nicht 
»twa um, wie im Krieg, etwas Fett oder Butter zu 
bekommen, sondern um Arbeit zu erhalten. Furcht— 
bar! Seit Jahren reden wir von der Weltwirt— 
schaftskrise und wir mögen spähen wie wir wollen, 
mmer noch ist kein Silberstreifen sichtbar. Wir sind 
auf der Talsohle noch nicht angekommen. Die Aus— 
wirkungen sind furchtbar. 
Man redet in der Welt von Abrüstung. Dabei 
tarren Nationen in Waffen; indessen Deutschland 
noch nicht einmal einen Knüppel haben darf. Die 
Weltwirtschaftskrise soll behoben werden, doch an die 
pollständige Beseitigung der Reparationslasten, die 
wir fordern, geht man nicht heran. Deutschland ist 
ausgepreßt und kann beim besten guten Willen nicht 
nehr zahlen 
Flönnungsünsprüche von Kometud Kieser 
Nach der Begrüßung der anwesenden Gäste, der 
dollegen Hillenbrand (Landtagsabgeordneter) und 
darl Germann, sowie der he erschienenen Ver—⸗ 
reter der Presse, führte Kamerad Kiefer folgendes 
uus: 
Herzlichen Gruß und Dank allen, die trotz der Not— 
age in der eigenen Familie das Opfer auf sich nah— 
nen, um durch ihre Teilnahme an unserer heutigen 
Tundgebung ihre Liebe und Anhänglichkeit zu un— 
erem Gewerkverein, der einer großen und edlen 
Zache dient, zum Ausdruck zu bringen. Vor diesem 
Ipfergeiste beugen wir uns in Demut. Er bildet die 
dehe daß unsere Bewegung auch in dieser drang— 
zollen Zeit gesund und schlagkräftig bleibt. Wir 
zaben heute aber auch Anlaß zu besonderer Freude. 
Und zwar zur Freude darüber, daß neben den be— 
vährten älteren örtlichen Führern auch 
die Jugend 
o zahlreich zu dieser Kundgebung erschienen ist. Diese 
Tatsache ist ein Beweis dafür, daß unsere Berg— 
nannsjugend von unfruchtbarem Radikalismus 
richts wissen will. Zielstrebige Aufbauarbeit will sie 
in unserm Gewerkverein für die Gegenwart und die 
eigene Zukunft leisten. Das ist ein schwerwiegendes 
Moment in unserer wildbewegten Zeit, in der die 
nationale, wirtschaftliche und soziale Not so große 
zeistige Verwirrung, Haltlosigkesit und negierenden 
oder zerstörenden Radikalismus, besonders in weiten 
Schichten des Bürgertums und seiner Jugend, ge— 
zeugt hat. Voll Stolz blicken wir daher auf un— 
ere Jugend, die bereit steht und dabei ist, wirklich 
nützliche Arbeit für den Bergmannsstand, die Ar— 
zeitersache und unser ganzes deutsches Volk zu leisten. 
Ehe wir in die Tagesordnung eintreten, haben wir 
ioch eine Ehrenpflicht zu erfüllen. Heute sind es 10 
Jahre her, daß ein echter und uneigeñnnütziger Freund 
ind Förderer unserer Bewequng allzu früh seine edle 
zeele aushauchte 
unser anvergeßlicher Dr. Ludwig Nieder. 
zIm besten Mannesalter schied er von dieser Welt, 
zuf der er für sein Volk und Vaterland, für den 
VKolksverein und unsere Bewegung, für den nach 
Uchtung und Anerkennung sich sehnenden Arbeiter— 
tand seine Kräfte buchstäblich verzehrt hatte. Ein 
heiliges Feuer glühte von jungauf in dieser idealen 
LPriestergestalt, diesem wurzelechten Sohne des deut— 
chen Volkes und seines pfälzischen Heimatortes 
HMittelberbach, ein Feuer. das ihn trieb, sein Wort 
auch durch die Tat uns ständig vorzuleben. Bei ihm 
Kurz nach 10 Uhr konnte Kamerad Kiefer die 
wirklich eindrucksvolle Kundgebung eröffnen. Seine 
Eröffnungsworte geben wir unten bekannt. 
Das Hauptreferat hielt Kamerad Kuhnen, das 
wir im Wortlaut zum Abdruck bringen. Er stellte 
die berechtigten Wünsche und Forderungen der Berg⸗ 
leute klar heraus, die trotz der Wirtschaftskrise erfüllt 
werden können, wenn die maßgebenden Instanzen 
nur den guten Willen dazu aufbringen wollen. Seine 
oft sehr scharfe Kritik an Maßnahmen der Regie— 
tungskommission und Bergwerksdirektion waren nur 
zu berechtigt. Große Freude rief sein Nachweis her— 
dor, daß der Gewerkverein sich trotz starkem Beleg 
schaftsabbau und großer Notlage in den Bergmanns— 
familien im Saarrevier überaus gut gehalten hat. 
Diese Tatsache ist ein Beweis dafür, daß die gewerk— 
schaftliche Ueberzeugung in der christlichen Berg 
arbeiterschaft des Saargebietes tief verwurzelt ist. 
Die Aussprache. 
an der sich Vertreter aller Unterbezirke und der Ju— 
gend beteiligten, stand auf sehr beachtlicher Höhe. Sie 
war wirklich großzügig und erbauend. Bewunderung 
packte einen über diese Angehörigen eines schwerste 
und schlecht gelohnte Arbeit leistenden Standes, daß 
ie mit so klärem Blick und frei von jedem unfrucht- 
baren Wortradikalismus zu den heutigen Gescheh— 
nissen Stellung nehmen konnten. An ihnen können 
ich wahrhaftig Angehörige anderer Volksschichten 
ein Beispiel nehmen. Wäre unser ganzes Volk so 
eingestellt wie unsere Mitgliedschaft, wahrlich, unser 
Volk und Vaterland ständen besser da und ihre volle 
Freiheit nach innen und außen wäre bald erreicht. 
Es ist nur jammerschade, daß diejenigen, die es zu— 
nächst und zumeist angeht, die Ausführungen unserer 
Leute nicht unmittelbär mit anhören konnten. Was 
in der Presse erscheint, ist ja trotz ausgiebiger Bericht— 
erstattung nur ein Teilausschnitt aus dem, was wirk— 
lich vor sich ging. Die ernste Mahnung aber wollen 
wir hier deutlich ausdrücken, daß alle, die es angeht 
den berechtigten Forderungen unserer Leute nach 
kommen sollten, wenn sie sich von dem Vorwurfe 
einer groben Pflichtvernachlässigung freihalten 
wollen. Das Ergebnis der Aussprache bringen wir 
in der nächsten Nummer) 
Lage im Jahre 1931 
Das Sahr 1931 fing mit Lohnabbau an, dann 
amen Feierschichten. Dazu wurden immer noch mehr 
vart abgebaut. Immer mehr Feierschichten 
vurden eingelegt und die Krisis steigt weiter, wei— 
ter. Kein Ende ist abzusehen. Ein Hilferuf nach dem 
anderen haben wir als Gewerkverein christl. Berg— 
arbeiter herausgeschickt. Frankreich, so sagten wir, ist 
in der Lage, zu helfen. Wir pilgerten nach Paris, 
verhandelten mit dem Staatssekretär Poncet, forder— 
den Pilichterfüllung seitens Frankreichs gegenüber 
der Saar. Rach dem Friedensvertrag sind die Koh— 
engruben der Saar. Frankreich zugesprochen, für die 
durch den Krieg zerstörten franz. Kohlengruben. Da— 
nach hat also Frankreich seinen Bedarf in erster 
Linie von der Saar zu decken. Das ist unsere Auffas— 
sung. Frankreich hat nun den Versuch gemacht und 
die Einfuhr ausländischer Kohle zunächst um 202, 
jetzt sogar um über 3022, gedrosselt. Trotz und alle— 
dem ist für die Saar keine Erleichterung eingetreten. 
Im Gegenteil, die Feierschichten haben stark zuge⸗ 
nommen. Eine Anzahl Gruben hatten im vergänge— 
nen Jahre über 50 Feierschichten, ja, sogar bis 64 
Feierschichten Auf das ganze Jahr verteilt macht das
	        
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