Full text: Der Saarbergknappe (13 [1932])

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neten. Das Jahr 19833 an sich wird auch nicht schlech— 
ter oder besser als die vorherigen Jahre, ausschlag 
sebend wird sein, wie du und ich und die anderrn 
m neuen Jahre ihre Kräfte entwickeln und sie für 
die Besserung unserer Lage einsetzen. Vor allem gilt 
es für die Jugend zu wissen, daß das Böse nicht in 
der Zeit, sondern bei den in dieser Zeit lebenden 
Menschen, also bei uns selbst liegt. 
Der Saar⸗VBergknappe“ 
Serhindern von noch größerem Uebel nicht auch ein 
Erfolg? Sein ehe ist nicht so freudig wie früher 
dei offenkundigen rerrsen Aber nichtsdesto 
weniger bleibt er doch da und leuchtet als Tat, ist ein 
Beweis für ungebrochene Kämpfer⸗ und Siegerkraft 
Günstig ist auch die Bilanz unserer Jugendbewe— 
jung. —2 Tausende junger Kameraden im letzten 
Jahre entlassen wurden, andere sich verheirateten, ist 
der zahlenmäßige sowie allgemeine Stand der Be— 
vegung nicht nur befriedigend, sondern sehr gut. Die 
Bildungsarbeiten der örtlichen Abteilungen sind mu— 
tergültig. Das Eingreifen der Jungmannschaft in 
das praktische Geschehen ist allgemein. Organischk 
wächst die Jugendbewegung in die Altmannschaft, in 
den Gewerkverein hinein und ist sie ein Aktivposten 
ür die bevorstehende große Auseinandersetzung mit 
den Arbeitgebern. In allen Kämpfen des letzten 
Jahres stand die Jugend in den ersten Reihen. Das 
zilt für den Kampf mit unsern eigentlichen Gegnern. 
auch für den Kampf gegen die Diktatur von rechts 
oder links. Besonders erfolgreich hat sich ein Teil 
der Jungen in der Agitation für die weitere Erstar— 
kung des Gewerkvereins betätigt. Dies muß im kom— 
nenden Jahre nicht nur so bleiben, nein, es muß 
ioch besser werden. Ueberhaupt wollen wir uns ge— 
oben, daß wir als Jugend im neuen Jahre es mit— 
Ziehen wir nun die Bilanz aus dem verflossenen 
Jahre in gewerkschaftlicher Beziehunge. Das Jahr 
1932 war ein ausgesprochenes Kampfjahr, frech er 
hob sich die Reaktion. Offen sagte sie den Kampf 
an gegen die sozialen und politischen Rechte der Ar— 
beiterschaft. Stark genug fühlte sie sich, um für die 
Verwirklichung ihrer Ziele in offener Feldschlacht zu 
kämpfen. Jedoch die christl. organisierte Arbeiterschaft 
hat ihre Feuerprobe in diesem Kampf erneut mit 
„sehr gut“ bestanden. An dem starken Willen und 
der sittlichen Kraft der Arbeiterschaft prallte der 
Machtwillen der Reaktion ab und lonnte zurückge 
drängt werden. Obschon Verbesserungen nicht erzielt 
die Einkommenverhäitnisse sich eher verschlechtert al⸗ 
hegen haben, war das Jahr 1932 nicht ohne Erfolg 
ch stelle die Frage: Hätte nicht noch alles schlimmer 
kommen können, als es wirklich geschehen ist? Nur 
ein Unwissender könnte das verneinen. Ist aber das 
—XIII hulhsuht 1933 
Die Verwaltung der Saarknappschaft hat den Vor⸗ 
anschlag für das erste Halbjahr 1833 fertiggestellt. 
Soweit die Arbeiter-Krankenkasse, die Arbeiter-Pen— 
sionskasse und die Invaliden- und Hinterbliebenen⸗— 
versicherungskasse in Frage kommen, geben wir die 
betreffenden Voranschläge nachstehend bekannt. Wie 
unsere Mitglieder bei genauem Studium erkennen 
können, erfordern alle drei Kassen Zuschüsse bei 
Weitergewährung der gegenwärtigen Leistungen. 
Wir müssen also gewerkschaftlich geruͤstet bleiben, da⸗ 
mit wir nicht vor weitere unangenehme Dinge in der 
Sozialversicherung gestellt werden. Es muß nochmals 
mit aller Entschiedenheit betont werden, daß durch 
die große Belastung, die insbesondere die Arbeiter⸗ 
pensionskasse durch den vorzeitigen Abbau von Tau⸗ 
senden von Bergleuten erfahren hat, die Regie⸗ 
rungskommission verpflichtet ist, durch aus⸗ 
reichende Staatszuschüsse der Knappschaft zu helfen 
und die nötigen Zuschüsse zu leisten. — Nachstehend 
die einzelnen Voranschläge, die unsere Mitglieder 
eingehend studieren wollen. 
Voranschlag der Arbeiter⸗Krankenkasse 
für das 1. Halbjahr 1933. 
Einnahme: 
1. Beiträge der Mitglieder 6 150000 
Ab Erstattungen f. a5 Zt. 130 000 
6 020 000 Frs. 
Weiterversicherung u. Ordnungsstrafen 15 000 Fr. 
2. Beitrag des Arbeitgebers b O20 000 Fr. 
3. Sonstige Einnahmen 30 000 Fr. 
Summe: 12085 000 Fr. 
Vermögensertrag 500 000 Fr 
Summe: 12585 000 Fr 
Ausgabe: 
1. Kur⸗ und Arzneikosten der Mitglieder 6980 000 Fr 
2. Krankengelder 2750 000 Fr 
J. 3 2200 o 
Wochenhilfe 520 000 
3. Sterbegelder 220 000 
z Verwaltungskosten 380 000 5. 
Sonstige Ausgaben 20 000 FIr 
Summe: 12990 900 Fr 
Summe Einnahme für 6 Monate: 12 585 000 ge 
Summe Ausgabe für 6 Monate: 12990 000 Fr. 
Mithin Zuschuß für 8 Monate⸗ 405 000 Fr. 
Voranschlag der Arbeiter⸗Pensionskasse 
für das 1. Halbiahr 1933, 
aufgestellt unter folgenden Voraussetzungen: 
44 900 vollbeitraaszahlende Nitglieder 
24 190 zur Auszahlung gelangende Invalidenpensionen 
i 17260 mit Rente. 6930 ohne Rente 
2010 tuhende Invalidenpensionen 
720 Reubewilligungen von Invalidenpensionen 
480 Abgaänge von Invalidenvensionen 
610 zur Auszahlung gelangende Witwenpensionen 
8 4410 mit Rente. 56200 ohne Rente 
1076 ruhende Witwenpensionen 
300 Neubewilligungen von Witwenpensionen 
250 Abgänge von nne 
7000 Kinder von Invaliden. 
Einnahme: 
1. Beiträge der Mitglieder 16027 000 
Anerkennungsgebühren 50 000 Fr 
1. Invalidenpenstonen 
l. Grundbetrag 1803 000 
2. Steigerungsbetrag 23 346 000 
3. Staatszuschuß 1285 000 
b. Wartegeld 1197 000 
3. Kindergeld 504 000 
3. Pensionszulage 6 329 000 
34 464 000 
— 514 000 
33 0 000 Fr 
2 
4 
Witwenpensionen 
z. Frunntgene 
?. Steigerungsbetrag 
3. Staatszuschuß 
Wartegeld 
. Pensionszulage 
651 000 
3787 9000 
736 000 
135 000 
242009 
Ab Ruhensbeträge 
tz 630 0009 Fr 
Waisengeld 10 000 Fr 
Abfindungen b6 000 ge 
Pensionsanteile für Wanderrentner 1 450 000 Fr 
Summe: 42046 000 Fr 
Sachleistungen: 
Schulbücher 300 000 
Verwaltungskosten 1500 000 
3. Kur⸗ und Arzneikosten für 
Invaliden 0)0o 
4. Familienkrankenhilfe 27 000 
—— 266 
ßß. Sonstige Ausgaben 900 
s 290 000 Fr 
Summe Ausgabe: 47 336 000 Fr 
Summe Einnahme für 68 Monate: 45 574 000 Fr. 
Summe Ausgabe für 6 Monate: 47 336 000 * 
Mithin Zuschuß für 6 Monate: 1762000 Fr. 
R 
Voranschlag der Invaliden⸗ und Hinterbliebenen⸗ 
versicherungstasse für das 1. Halbjahr 1933. 
Einnahme: 
Beitrãge 7473 000 Fr 
Staatszuschuß 4302 000 Fr 
Sinnahmen auf Grund d. Heidelberger 
Abrede 22 504 000 ge 
Tinnahmen von den saarl. Vers.⸗Trägern 13 000 Fr 
Summe: 24 292 000 * 
Vermögensertrag 500 000 FIr 
Summe Einnahme: 34782 000 Fr 
Ausgabe: 
Rentenleistungen 
l. Invalidenrenten 27 193 000 
2. Witwenrenten 3681 000 
3. Waisenrenten 1214 000 
Erstattungen an fremde 
Rexrsicherungsträqger 775 000 
16 077 000 Ft 
—A 16 027 000 Fr 
z Beiträge zur Familienkrankenhilfe 1600 000 7 
l. Staatszuschuß 2 100 000 3* 
3. Wartegeld 600 000 FIr 
6. Ueberweisungen der Reichsknappschaft 7520000 
z Sonstige Einnahmen (Wanderp. Ant. pp.) 900 000 Xr 
Summe: 44824 000 Fr. 
Vermögensertrag 750 000 Fr 
Summ⸗ Einnobne 45574000 Fr 
2 
3. 
41 
32 863 000 Fr. 
Heilverfahren 800 000 Fr 
Herwaltungskosten 1250 900 
Berufungsveriahren pp. 50 000 Fr 
Summe Ausgabe: 34 —R Fr 
Zumme Einnahme für 6 Monate: 34792 000 Fr. 
Summe Ausgabe für 6 Monate: 349863 000 Fr. 
Mithin Quschuß für R Manatoe 171 000 Fr 
Aummer 683 
einander halten wie im alten, d. F wir wollen uns 
zegenseitig unterstützen und wetteifern in dem edlen 
Bemühen, unserm Stand zu dienen. 
Im neuen Jahre werden die Entscheidungskämpfe, 
»ie im verflossenen Jahre begonnen wurden, forige⸗ 
etzt werden. Auch im Saargebiet gilt es im neuen 
Jahre Recht und Gerechtigkeit in sozialer und natio— 
ialer Hinsicht gegen eine Uebermacht zu verteidigen. 
Stehen wir nun zusammen, kämpfen wir darum, 
zann haben wir als Jugend die Zeit genützt und an 
»er Jahreswende 1933/34 ist von der Jugend des 
ßewerkvereins nur Gutes zu berichten. 
Auf daß es gelingt, lieber Freund, dir und deinen 
Angehörigen ein kräftiges: 
Prosit Neujahr! 
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Wie Kommumisten wirlschaften 
Die „Derop“, deutschrussische Gesellschaft zum Ver⸗ 
rieb der Erzeugnisse aus den russischen Naphtha⸗ 
ebieten, ist ein rein kommunistisches Unternehmen. 
daher interessieren die dort herrschenden sozialen Zu⸗ 
tände, weil die Kommunisten immer behaupten, der 
ßZolschewismus habe mit dem Kapitalismus aufge— 
räumt und alle Verhältnisse in sozialer Beziehung 
oorbildlich gestaltet. Wie sehen nun die Dinge bei 
der „Derop“ aus? Nach einer Schilderung der „Rh. 
Ztg.“ Nummer 229 vom 28. September 18932 ist in 
der Zweigniederlassung Köln die Zahl der hoch— 
bezahlten Direktoren verdreifacht worden, während 
das übrige Personal abgebaut wurde. Fünf Direk⸗ 
toren beziehen 40 Prozent des Gehaltstontos, die 
unteren Angestellten werden von den verbleibenden 
30 Prozent mit knappen Gehältern abgespeist. Einem 
trüheren Direktor wurden beim Ausscheiden 65 000 
Dark als Abfindungssumme gezahlt. Auch in den 
Spesenrechnungen sind die Sowjetdirektoren groß⸗ 
zügig. Für eine dreitägige Berliner Reise liquidierte 
ein Direktor 210 Martk, das ergibt nach Abzug des 
Fahrgeldes 2. Klasse 40 Mark Tagesspesen. Während 
so aus dem Vollen geschöpft wird, sieht dieser kom⸗ 
munistische Geschäftshaushalt bei einer Gesamtsumme 
von 1,22 Millionen Mark keinen Pfennig vor für 
Arbeiterschutz oder Krankenbeihilfen. Dagegen wer—⸗ 
den nach den Angaben der „Rh. Itg.“ Reklamemieten 
gezahlt, wo überhaupt keine Reklame vorhanden war. 
Versuchen Angestellte diese Wirtschaft an maßgeben—⸗ 
der Stelle zu melden, so wird ihnen bedeutet, das sei 
nicht ihre Sache. Es soll auch geheimnisvolle Konten 
in der Buchhaltung geben. Die „Rh. Ztg.“ bezeichnet 
ein Konto „M.“ Trotz eines ungedeckten Saldos von 
10 000 Mark erhielt der Kunde weitere Waren. Es 
tellte sich heraus, daß noch ein zweites Konto „M.“ 
besteht, das noch weit größere Verbindlichkeiten auft 
weist. Nämlich rund 35(00 Mark. Die russischen 
Arbeiter müssen rund 1200 000 Liter Betriebsstoff 
umsonst fördern, wenn Reser Posten verloren geht. 
Der Kunde hat tatsächlich seine Zahlungen einge⸗ 
stellt. Wie die „M.“ erledigt worden ist, wird nie 
jestzustellen sein. Der russische Direktor speist den 
Buchhalter mit dem Bemerken ab: „Die Sache „M.“ 
st erledigt. Sie brauchen nicht alles zu wissen“ 
Dieser Fall steht durchaus nicht vereinzelt. Darum 
sst es kein Wunder, daß die „Derop“ in zwei Ge—⸗ 
chäftsjahren einen Verlustabschluß von über 6 Mill. 
Mark auswies. Die russischen Arbeiter, die auf den 
Zelfeldern schuften und hungern, müssen rund 200 000 
Ie Betriebsstoff fördern. um diesen Verlust zu 
decken. 
Infolge der Mißwirtschaft müssen die Arbeiter 
leberstunden ohne Bezahlung machen. Das Arbeits⸗ 
pensum ist für den einzelnen Arbeiter so reichlich 
bemessen, daß es in der normalen Schichtzeit nicht zu 
erledigen ist. Wer sich darüber beschwert, der kann 
sich schnell den Betrieb von außen besehen. So be—⸗— 
dingt es die „Arbeiterfreundlichkeit“ der Bolsche⸗ 
viken. Dies ein kurzer Auszug aus den Angaben der 
Rh. Ztg.“ über dieses Sowjetparadies. Daraus er⸗ 
gibt sich zur Genüge, was den deutschen Arbeitern 
lühte, wenn der Kommunismus ijemals zur Herr—⸗ 
haft dgelanate. 
Danksagung. Ich spreche der Belegschaft von Grube 
xrankenholz meinen innigsten Dank aus für die Samm— 
ung von 600 Franken, die an mich ausgezahlt wurden 
Hermann Kopp. RVreitenbach. Viala. 
Vekanntmachung 
Der 53. Wochenbeiltrag (vom 25. bis 31. Dezember' 
ist in dieser Woche fälliq. 
1 
Wir biltken nochmals alle Milglieder dafür zu 
orgen, daßß mit diesem Wochenbeitrag auch noch 
etwaige rückständige Wochenbeiträge enkrichtel 
verden. In keiner Zahlstelle dürfen Restanker 
übrig bleiben. 
Für die Redaktion verantwortlich: Pet er giefer 
Dd g Rerlöa Saoarbrücker Druckerei und Verlaa Ã
	        
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