Full text: Der Saarbergknappe (13 [1932])

Saarbrücken, den 10. Dezember 1932 13. Jahrgang 
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Nraan des Gewena—⸗ins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet 
ẽricheint jeden Samstag für die Mitglieder grans — 7 3 Geschäftsstelle F Saar-Bergeppe— Saar· 
Preis für die Zahlstellenabonnenten 5.— Fr. monatl. ohne Für wirnsteet — — brucken 2,St Johannert Straße 49. — Fernsprech-Anschluß: 
Botenlohn, für die Postabonnenten 15.— Fr. vierkeliährl. a Amt Saarbrücken. Sammel⸗Nr. 29241. 
Einladung 
zur 21. Generulversummlung umseres Gewerlvereins 
Die 21. ordentliche Generalversammlung des 
Bewerkvereins wird am 13. Wärz 1933 und foh⸗ 
gende Tage in Königswinter in „Unser Haus“ 
Hauptstraße 56, abgehallen. 
Tagesordnung: 
J. Festsehung der Geschäflsordnung und Tagungs 
zeikt der Generalversammlung. 
2. Geschäfts- und Kassenbericht. 
3. Die uns durch die Entwicklung der lehlen Jahre 
gestelllen Aufgaben. 
Beralung der gestelllen Anträge und ünderung 
der Sahzungen. 
Neuwahl des Vorstandes und der Rechnungs 
prüfer. 
Anträge zur Generalversammlung können nach 
30 der Satzungen außer vom Hauplvorstand von 
den Bezirkskonferenzen und den Versammlungen 
der Zahlstellen gestellt werden. Die Ankräge der 
Zahlstellenversammlungen können der Generalver⸗ 
sammlung aber nur vorgelegt werden, wenn sie 
schriftlich den Bezirkskonferenzen unlerbreitet und 
von den Bezirkskonferenzen genehmigt sind. Alle 
Anträge an die Generalversammlung müssen sechs 
Wochen vor dem Eröffnungstage, also bis zum 
30. Januar 1933, beim Hauptvorstand eingereichl 
sein. Später eingereichte Anträge haben keinen 
Anspruch auf Erledigung. 
Die Bezirksleiter haben rechtzeitig die Bezirks⸗ 
konferenzen zur Wahl der Delegierten (x 31 der 
Satzungen) einzuberufen. 
Der Hauplvorstand: 
Imbusch, Vorsitzender. 
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Regierungslommüsion, wo bist du? 
Vor drei Wochen wurde die Regierungskommission 
pom Landesrat erneut aufgefordert, sich um die Be⸗ 
chaffung von Arbeit zu bemühen. Man hatte es da— 
sbei nicht bei einer allgemeinen Forderung bewenden 
jassen, sondern auch konkrete Vorschlüge gemacht, wie 
Arbeit beschafft werden kann. In der Nummer 48 
anseres Organs haben wir einige dieser Vorschläge 
unseren Mitgliedern mitgeteilt. Damals betonten 
vir schon, daß es sich um keine unnötigen, sondern 
im dringend notwendige und volklswirtschaftlich ge⸗ 
rechtfertigte Arbeiten handele. Die Dringlichkeit von 
Arbeitsbeschafsung durch die Regierungskommission 
ergibt sich aus der traurigen Tatsache, daß gegen⸗ 
würtig nur noch knapp 118 000 Arbeiter in der ganzen 
Saarwirtschaft beschäftigt sind. Rund 65 000 Arbeiter 
ind jeit 1926 aus einem Beschäftigungsverhältnis 
rusgeschieden. Wir wissen es, daß die Regierungs⸗ 
kommission keine Arbeitsprojekte beschlieen und 
durchführen kann, die eine Dauerbeschäftigung vieler 
Arbeiter im Gefolge hätten. Sie muß aber dafür 
orgen, daß durch ihre Initiative ein Teil der er—⸗ 
werbslosen Arbeiter für eine gewisse Zeit Beschäf⸗ 
tigung erhält, um dadurch diese Arbeiter selbst, so⸗ 
dann aber auch die Gemeinden, Handel und Gewerbe 
hesser über die Krisenzeit hinwegzubringen. Der 
heutige Zustand in der Weltwirtschaft kann und wird 
nicht immer anhalten. Die Menschheit muß wieder 
zur Besinnung und zur Verständigung kommen. Da 
zilt es, durch die von uns geforderte Arbeitsbeichaf⸗ 
jung die Wirkungen der Krise mildern zu helfen. 
die Zahl der Ausgesteuerten im Saargebiet betrug 
am 9. November ds. Is. schon 11004. Sie müssen in 
der Hauptsache durch die Gemeinden unterhalten wer— 
den. Neben den Ausgesteuerten waren 6775 Erwerbs⸗ 
ose gemeldet, die überhaupt keine Unterstützung er— 
jalten, also ihren Familien völlig zur Last fallen. 
Diese Zustände schreien doch nach Abhilse. Der Regie⸗ 
rungskommission ist es doch nicht unbekannt. wie es 
um die Finanzen der Gemeinden beltellt ist. Es ist 
doch heute in den meisten Arbeitergemeinden schon neinden brechen zusammen und Handel und Gewerbe 
o, daj die Bürger, die noch steuerpflichtig sind, zum zehen auch immer mehr zurück. Aber trotz der Auf⸗ 
zroßen Teil die erhöhten Üünlagen nicht aufbringen sorderung durch den Landesrat am 17. November 
önnen. Durch die zunehmende Verringerung der ds. Is., sich unverzüglich zur Besprechung von Ar⸗ 
Beschäftigten⸗ und die Vermehrung der Ausgesteuer heitsbeschaffungsfragen mit den Vertretern der Wirt⸗ 
enzaͤhl, geraten die Gemeinden immer tiefer in schaft, der Gewerkschaften und des Landesrates zu⸗ 
inanzielle Schwierigkeiten. Die Familien der Ar- sammenzusetzen, hat die Regierungskommission bis 
jeitslosen, die nunmehr schon zwei oder drei Jahrt heute noch nichts von sich verlauten lassen. Sie hüllt 
zus einer Beschäftigung ausgeschieden sind, verelenden sich in Schweigen und läßt die Dinge ruhig weiter 
mmer mehr. Da muß doch eine Regierung von sich treiben. Uebt man an diesem unverständlichen und 
ius besorgt sein, Maßnahmen zu ergreifen, die eint unverzeihlichen Verhalten Kritik., hält man der 
Milderung dieser unhalibar gewordenen Zustände Regierungskommission den Spiegel ihrer eigentlichen 
zewährleisten. Die Regierungskommission könnte sich Pflichten vor, dann spielt sie auch noch gerne den 
sum ersten Male in ihrer Geschichte bei der Ergrei- Entrüsteten und tut so, als ob man sie unberechtigter 
ung solcher Maßnahmen auf die ganze Bevölkerung Weise angreife. Wir sind der festen Ueberzeugung, 
zes Saargebietes stützen. Die Bepölkerung warter daß sich manches in der Arbeitsbeschaffungsfrage tun 
iber bis heute vergebens auf die Initiative der ließe, wenn bei der Regierungskommission in ihrer 
Regierungskommission in der Arbeitsbeschaffungs- Gesamtheit der gute Wille dazu bestände. Dieser 
rage. Seit dem 14. Juli 1931 hat die Regierungs- Tage waren in der Tagespresse die Entschließungen 
ommission keine Gelegenheit mehr wahrgenommen, einer Bürgermeistereivertretung zu lesen, in denen 
ich mit Vertretern der Bevölkerung über Arbeits- die Abstellung unhaltbar gewordener Mißstände ver⸗ 
heschaffungsfragen zu unterhalten. Bei den damaligen langt wird. Würde die Regierungskommission sich zur 
Besprechungen lehnte sie die Vorschläge, die ihr von Beseitigung dieser Mißstände bereit finden, dann 
den Vertrelern der Bevölkerung unterbreitet wurden, kämen manche Arbeiter in Beschäftigung und die be⸗ 
shlankweg ab. Ihre Hauptsorge äußerte sich dahin treffenden Gemeinden erführen fühlbare Entlastung. 
die nötigen Mittel zusammenzuhalten, um den auf⸗ Sie aber hüllt sich einfach in Schweigen und läßt 
zeblähten Verwaltungsapparat vor Nachteilen e, treiben. Gegen diese Haltung müssen wir ent— 
vahren und den Peculesond sichern zu können. Für lichieden Protest erheben, weil es zu den Aufgaben 
Arbeitsbeschaffung wurde von den Millionen Mehr- und Pflichten der Regierungskommission gehört, sich 
teuern, die die Regierungskommission der Bevölke. um das Wohlergehen der Bevölkerung zu sorgen. So 
rung auferlegte, kein Franken verwandt. Mittler⸗ fordern wir heute nochmals von ihr, sich unverzüglich 
veile sind die Verhältnisse im Saargebiet viel schlim⸗ mit den berufenen Vertretern der Bevölkerung zu 
ner geworden. Die Armut in den Familien der Er⸗beraten, damit Milderung durch Arbeitsbeschaffung 
verbslosen hat sich erichreckend vermehrt, die Gelzur Tat wird. 
Verantwortung 
Unsere Zeit ist gekennzeichnet durch furchtbare genseitiger Verbundenheit und praktischer Hilfsbereit— 
Wirtschaftsnot, die weiteste Teile unseres Erdballes schaft auswirken. Auch das verlangt eine richtig 
ergriffen hat. Die Notverordnungen in unserm Vater verstandene Verantwortung von uns. Und dann Ver— 
and sind Künder großer Not weitester Volksschichten. antwortungsgefüht in all den vielen Zweigen mensch— 
Ist es eigentlich zu verwundern, daß angesichts dieser lichen Gemeinschaftsleben überhaupt. Vor allem auch 
Trisen es immer mehr wenig verantwortungsfreuslin dem Gruppenleben der Jugendbewegung unseres 
digen Elementen gelingt, die Führung an sich zu Gewerkvereins. Wir alle müssen für den richtigen 
»ringen? Reden gegen die Not werden gehalten, Geist sorgen, müssen mitkämpfen und mit— 
Parteiprogramme verheißen eine schöne Zukunft allensarbeiten an den Aufgaben und Zielen. 
enjenigen, die ihnen folgen: der Kommunis-Es ist ein Zeichen der Verantwortungslosigkeit, wenn 
nus ruft auf zum Klassenkampf, ja greift zum) man einem alle Last und Arbeit aufbürdet, wäh— 
Mordterror gegen Andersdenkende, wirbt unterrend die andern nichts tun. Da gibt es Menschen, 
der deutschen, der christlichen Arbeiterschaft für seine die kritisieren nur anstatt anzupacken und zu zeigen, 
Ideen, während er besser einmal zuerst in Räte-wie es wirklich besser gemacht wird. Ist ein Führer 
rußland, wo heute blutrünstige Tyran-sda, der Wege nach vorwärts weist, dann verleiden sie 
nen mit einer schrankenlosen Willkürsihm seine anstrengende und mühevolle Arbeit. Ist 
ein Schhrefensregiment führen, Ord-saber jeder bereit mitzutun und sich ganz einzu— 
nung schaffte. Das sind nur kleine Ausschnitte ssetzen, dann sollt ihr sehen, wie es, wenn möglicher— 
aus dem Leben unserer Zeit. Der christliche Berg. weise langsam, so doch immer stetig vorwärts 
mann, der Tag für Tag inmitten feindlicher Angriffe geht. Dann zieht jene Begeisterung ein, die 
ausharten muß, weiß Bescheid. Und dennoch kann im Alltag aushält, die nicht in sich wie leeres Stroh— 
für ihn die Parole nicht lauten: verantwortungs- feuer zusammensinkt. Unsere Arbeit in un— 
loses Schwätzen und Handeln, sondern nur verant erer Jugendbewegung soll von einer 
— Joe Sot unser Volk seineIiheittiolchen Verantwortung bestimmt sein! 
wieder erringen, soll den vielen, vielen illionen 45 z15 z 
Arbeitslosen wieder Brot und Arbeit gegeben —— Aae de enwele 
den, dann bedarf es dazu verantwortungsbewußter * 33 auf —— SElraße Ie rohen 
Arbeit. Unser, Programm soll lauten: Gegen Sladi udr sieht, wie ein kleiner Junge i Brot 
leere Phrghen, gegen, Demagogie, für siehlt E paat ihn, und — die Tatdeschah vu⸗— 
dise Tat! Später wird es sich zeigen, daß nur aus 5 
iner solchen Snstene die eieahe rde Not. Er geht in den Bäckerladen, bezahlt das Brot 
nnte und schickt einen Korb mit Eßwaren zu der armen 
Familie. Er selbst bleibt unbekannt, will keinen 
Verantwortung will gelernt werden. Gerade am Dank, handelt aus einem großen Verantwortungs— 
Alltag muß es sich erweisen, ob sie echt ist. Ver-bewußtsein gegenüber seinem Mitmenschen. Glaubft 
antwortung in der Familie. Was be— du, daß dieser Mann auf jedem Posten seine Pflich! 
»eutet das? Wir müssen bereit sein, Opfer zu brin- erfüllen wird? Und dann ein zweites Beispiel. 
zen müssen eigene Wünsche gegen fremde einmal zu- Kommunistische Mordhetze veranlaßt den Tod zweier 
rückstellen., müssen bedacht sein auf das Wohlergehen Polizeioffiziere in Berlin. Der eine hinterläßt ein 
der Familienmitgliedetr. Verantwortung im kleines Mädchen, dem kurze Zeit vorher die Mutter 
Berufe. Manches könnte und müßte hier eigent genommen wurde. Zwei Familien erbieten sich, das 
ich besser sein Der Bergmannsberuf legt uns schwere Kind wie ihr eigenes aufzuziehen. Wieder keine 
Pflichten auf. Sie können richtig nur im Geiste der großen Worte, sondern der einfache, schlichte Ent— 
Kerantwortung bewältigt werden. Welche Folger ichluß, auch für den Mitmenschen verantwortlich zu 
ann eine leichte Nachlässigkeit für Leben und Gesund ein. 
seit der andern Kameraden haben! Gegenüber de Männer von starkem Verantwor 
srbeitskameraden soll sich viel stärker der Geist ge ingsbewußtsein tuen unserm Voit,
	        
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